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Üble Nachrede

Üble Nachrede

Definition der üblen Nachrede:

Von Abû Huraira  möge Allah mit ihm zufrieden sein wurde berichtet, dass der Gesandte Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wisst ihr, was üble Nachrede ist?“ Sie [die Gefährten] sagten: „Allâh und Sein Gesandter wissen es am besten.“ Er sagte: „Dass du über deinen Bruder etwas sagst, was er nicht mag.“ Jemand fragte: „Und wenn mein Bruder so ist, wie ich sage?“ Er antwortete: „Wenn er so ist, wie du sagst, dann ist es üble Nachrede, und wenn er nicht so ist, wie du sagst, dann ist es Verleumdung.“ (Überliefert von Abû Dâwûd).

Allâh der Erhabene sagt: ... Und sucht nicht (andere) auszukundschaften und führt nicht üble Nachrede übereinander. Möchte denn einer von euch gern das Fleisch seines Bruders, wenn er tot sei, essen? Es wäre euch doch zuwider. Fürchtet Allâh. Gewiss, Allâh ist Reue-Annehmend und Barmherzig. (Sûra 49:12). Das bedeutet: Niemand soll etwas von den anderen in deren Abwesenheit sagen, was sie kränkt. Dann gibt Allâh der Erhabene für die üble Nachrede ein Beispiel: „Möchte denn einer von euch gern das Fleisch seines Bruders, wenn er tot sei, essen?“ Das bedeutet, dass die üble Nachrede über deinen abwesenden Bruder dem Verzehr seines Fleisches gleicht, wenn er tot ist und nichts davon spürt. „Es wäre euch doch zuwider.“ Das bedeutet, wie diese Sache euch zuwider ist, so meidet es, etwas Schlechtes über eure Geschwister zu sagen! Der Vers enthält einen Hinweis darauf, dass die Ehre des Menschen genauso wie sein Körper ist und dass die üble Nachrede zu den großen Sünden gehört.

Von Âischa  möge Allah mit ihr zufrieden sein wurde berichtet, dass sie sagte: „Ich sagte zum Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): »Es reicht dir an Safiyya, dass sie so und so ist« - einige Überlieferer sagten: Sie meint damit, dass diese klein ist. Er sagte: »Du hast ein Wort gesagt, das, wenn man es mit dem Meereswasser mischte, es dieses trüben würde.« Und ich habe bei ihm einen Menschen nachgeahmt, und da sagte er: »Ich würde keinen Menschen nachahmen, auch wenn ich dafür soundsoviel bekomme!«“ (Überliefert von At-Tirmidhî). Dieser Hadîth gehört zu den deutlichsten Warnungen vor der üblen Nachrede.

Von Abû Huraira  möge Allah mit ihm zufrieden sein wurde berichtet, dass der Gesandte Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Jeder Muslim ist dem anderen Muslim unantastbar: sein Blut, seine Ehre und sein Vermögen.“ (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim). Von Abû Bakr  möge Allah mit ihm zufrieden sein wurde berichtet, dass der Gesandte Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) bei seiner Rede am Opfertag beim Abschieds-Haddsch sagte: „Euer Blut und eure Ehre sind unverletzlich wie dieser euer Tag in diesem eurem Monat in dieser euren Stadt. Habe ich nun die Botschaft verkündet?“ (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim).

Ali ibn Al-Husain sagte: „Hütet euch vor der üblen Rede, denn sie ist die Kost der Menschenhunde!“

Die üble Nachrede bedeutet also, dass du etwas über einen abwesenden Bruder sagst, was ihn kränkt, falls er davon erfährt, egal ob es sich dabei um einen Mangel an seinem Körpers, seiner Familie, seinem Benehmen oder seiner Kleidung handelt.

Zu den abscheulichsten Arten der üblen Nachrede gehört die Nachrede der Heuchler und Pseudoasketen, die zum Beispiel sagen, wenn man bei ihnen eine Person erwähnt: „Allâh sei Dank, dass Er uns davor schonte, in der Nähe der Herrscher zu sein und uns um den weltlichen Plunder zu erniedrigen.“ Oder sie sagen: „Wir nehmen Zuflucht bei Allâh vor der Schamlosigkeit.“ Oder: „Möge Allah uns davor bewahren!“, denn durch diese Äußerungen kritisieren sie die erwähnte Person und loben sich gleichzeitig selbst. Vielleicht sagen manche sogar, wenn man eine Person erwähnt: „Dieser Arme wurde von einer großen Sünde heimgesucht, möge Allâh ihm und uns vergeben!“ Dadurch zeigt er, dass er für diese Person ein Bittgebet spricht, und verbirgt seine wahre Absicht.

Du sollst wissen, dass der Zuhörer einen Anteil an der üblen Nachrede hat. Er kann sich von dieser Sünde nur dann befreien, wenn er sie durch Worte ablehnt, und wenn er dies fürchtet, dann durch sein Herz; und wenn er die Versammlung verlassen oder die üble Nachrede beenden und von etwas anderem reden kann, dann ist es seine Pflicht, dies zu tun.

Beweggründe für die üble Nachrede:

1- Wut ablassen: Wenn eine Person etwas tut, was eine andere Person ärgert und wütend macht, dann versucht diese Person sich durch die üble Nachrede an der anderen Person zu rächen.

2- Zu den Motiven für die Nachrede gehören die Nachahmung von Freunden und der Wunsch, höflich zu ihnen zu sein und sie zu unterstützen. Denn wenn sie sich über die Ehre der Menschen lustig machen, würde man meinen, dass sie ihn für schwerfällig halten und sich von ihm abwenden, falls er dies missbilligt oder sie dabei unterbricht; und so unterstützt er sie dabei und glaubt, dass dies zur guten Freundschaft gehöre.

3- Dass man sich selbst aufwerten will, indem man die anderen herabsetzt und zum Beispiel „Soundso ist unwissend und hat einen schwachen Verstand“ oder Ähnliches sagt. Dabei will er seine eigenen Stärken zeigen und beweisen, dass er wissender ist. Zu diesen Gründen gehört auch der Neid auf die Person, die die Menschen loben, lieben und schätzen; dann versucht man dies durch seine Kritik zu ändern.

4- Spaß und Scherz: Man ahmt eine andere Person derart nach, dass die Menschen über sie lachen. Einige Menschen machen dies sogar zu ihrem Beruf!

Behandlung der üblen Nachrede:

Wer üble Nachrede führt, soll wissen, dass er sich dadurch Allâhs Zorn und Hass aussetzt und dass seine guten Taten für denjenigen, über den er die üble Nachrede führte, gerechnet werden, und wenn er keine guten Taten hat, dann wird er von dessen schlechten Taten tragen müssen. Wer sich dies vergegenwärtigt, wird sich vor der üblen Nachrede hüten.

Wenn man dabei ist, üble Nachrede über andere zu führen, dann soll man an die eigenen Fehler denken und sich selbst zu verbessern versuchen und sich schämen, von den Fehlern der anderen Menschen zu reden, wobei man selbst nicht fehlerfrei ist. So wurde gesagt:

Du wirfst den Menschen deine eigenen Fehler vor. Du sitzt im Glashaus und die Menschen bewirfst du mit Steinen. Wenn du aber die Leute zu Unrecht beschuldigst. Das ist wahrhaftig bei Allah und den Menschen ungeheuerlich!

Man soll den Beweggrund für die üble Nachrede suchen und ihn beseitigen, denn man heilt eine Krankheit nur dadurch, dass man ihre Symptome beseitigt.

Buße für üble Nachrede:

Du sollst wissen, dass derjenige, der üble Nachrede führt, gleichzeitig zwei Verbrechen begangen hat:

Zum einen gegenüber Allah dem Erhabenen, da er etwas tat, was Er ihm verboten hat; und die Buße dafür ist Reue und reumütige Rückkehr.

Und zum anderen gegenüber der Ehre des Menschen: Falls dieser davon erfuhr, dann soll der Übeltäter ihn um Verzeihung bitten und ihm seine Reue zeigen. Und falls dieser nicht davon erfuhr, dann soll er für ihn anstatt dessen um Vergebung bitten und ihn vor den Menschen, vor denen er über ihn üble Nachrede geführt hat, loben und seine guten Seiten zeigen, damit sie nichts gegen ihn haben.

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