Den wahren Nutzen des Haddsch erlangen – Teil 2
16/10/2011| IslamWeb
Allâh der Allmächtige sagt: „Damit sie Zeuge von Vorteilen für sich werden …“ (Sûra 22:28).
Diese Aussage beinhaltet unter Anderem folgende religiösen Anweisungen:
Erstens: Als Allâh der Allmächtige, wie die Aussage „Damit sie Zeuge von Vorteilen für sich werden …“ zeigt, den Haddsch zur Pflicht machte, entstanden Meinungsverschiedenheiten über deren Bedeutung. Von einigen wurde sie so ausgelegt, als beziehe sie sich auf den diesseitigen Nutzen, das heißt an den Tagen des Haddsch. Und von Anderen wurde sie so ausgelegt, als beziehe sie sich auf den jenseitigen Nutzen, sprich auf Verzeihung und Vergebung. Und von einer dritten Gruppe wurde sie so ausgelegt, als beziehe sie sich auf beides. Und dies ist die angemessene Auslegung.
Zweitens: Das Wort „Vorteile“, auf das hier zurückgegriffen wird, ist unbestimmt, weil das Gemeinte - und Allâh weiß es am Besten – ein Nutzen ist, der einzig für diese Anbetungshandlung besteht. Ein religiöser oder weltlicher Nutzen, den es in anderen Anbetungshandlungen nicht gibt.
Ibn Al-Dschauzî sagt in seinem Werk Zâdu-l-Masîr „Die vernünftigere Meinung ist, dass es sich auf den Nutzen beider Aufenthaltsorte (des Diesseits und des Jenseits) bezieht. Da nicht der Handel, sondern der Haddsch namentlich gemeint ist. Und der Handel ist ihm untergeordnet.“
Abdu-l-Karîm Al-Chatîb sagt in seiner Quran-Exegese: „Die Vorteile, die die Besucher des sakrosankten Hauses Allâhs erfahren, sind zahlreich und verschiedenartig und der Anteil, den die Menschen daran haben, ist unterschiedlich. Es gibt spirituellen Nutzen, der von der Herrlichkeit des Ortes herrührt, Wunder und Segen. Die Seele ist gewiss erfüllt von dieser überwältigenden Zusammenkunft, in der die Menschen sich mit gleichem Aussehen – weil sie die gleiche Kleidung des Weihezustands tragen – versammeln, und zwar allen Vergnügungen des Lebens und dem, was sie darin an Würde und Kompetenz hineingelegt haben, entzogen.“
An-Nasafi hat es in seiner Erläuterung dieser Pflichthandlung gut getroffen, weil er sie mit dem jenseitigen Leben verglich, indem er sagte „Wenn der Pilger die Wüste betritt, verlässt er sich auf nichts außer auf seinen Besitz, und isst nichts außer von seinem Proviant. Das Gleiche gilt für den Menschen, wenn er das Ufer des Lebens verlässt und auf dem Ozean des Todes segelt. Nichts nutzt seiner Einsamkeit für seinen Ort der Rückkehr außer seine Anstrengung zu Lebzeiten. Und nichts beseitigt seine Einsamkeit außer sein andächtiges Qurân-Rezitieren, das er zu bestimmten, von ihm festgesetzten Zeiten als zusätzliche, freiwillige Anbetungshandlung durchführt.“
Haddsch (das Opfertier): Ein Problem und dessen Lösung
Haddsch ist das Tier, das der Pilger mit sich führt, ohne einen bindenden Grund, als Gabe für die Bewohner der sakrosankten Stätte. Es ist auch das Opfertier, das der Pilger opfern muss, wenn er eine Pflichthandlung unterlässt, eine verbotene Handlung verrichtet oder davon abgehalten wird den Haddsch zu vollenden oder den At-Tamattu- (oder Al-Qirân) Haddsch vollzieht. Dies ist die Bedeutung der Aussage Allahs: „Und die Opferkamele – Wir haben sie euch zu Riten Allahs gemacht. Ihr habt an ihnen Gutes …“ (Sûra 22:36). Al-Qurtubî sagte „Es wird Haddsch (Opfer) genannt, weil ein Teil von ihm für das Haus Allâhs und dessen arme und bedürftige Anwohner geopfert wird.“
Einen Haddsch zu kaufen und damit Allâh dem Allmächtigen näher zu kommen, gehört zu den deutlichsten Beweisen für das Opfern von Eigentum und ist wahrhaftig ein Beispiel für die Vereinigung geistiger Werte der Anbetung und materieller, wirtschaftlicher Werte in den Haddsch-Riten.
Die Anhäufung des Haddsch-Fleisches in Mina an den drei Opfertagen war in der Vergangenheit ein Problem, für das eine Lösung benötigt wurde, weil es verwesungs- und fäulnisgefährdet war und deshalb wilden Tieren vorgeworfen oder entsorgt wurde, ohne davon zu profitieren. Dies nutzte den Muslimen nicht, sondern schadete ihnen und ihren Armen und Bedürftigen und denjenigen, die dazu berechtigt sind, davon zu bekommen.
Aus diesem Grund wurden einige Lösungen vorgeschlagen, um sich dieses Problems zu entledigen und dabei zu helfen, vom Haddsch-Fleisch zu profitieren. Es wurden viele Empfehlungen abgegeben und Vorschläge unterbreitet, um das Problem zu lösen:
Eine wirtschaftliche islâmische Einrichtung gründen, die sich um das Fleisch kümmert, es verarbeitet, in Dosen konserviert und den Muslimen in den Ländern der islâmischen Welt schickt, die berechtigt dazu sind, es zu erhalten. Voraussetzung ist, die Islâmische Entwicklungsbank ist dabei, große Kühlschränke herzustellen, um das Fleisch aufzubewahren, nachdem es gereinigt wurde, um es dann den Armen, den Bedürftigen und denjenigen, die berechtigt dazu sind, zukommen zu lassen.
Die Pilger die Regelungen des Haddsch lehren, einschließlich etwa dessen, dass für denjenigen, der den Haddsch Al-Ifrâd verrichtet, der Haddsch nicht verpflichtend ist und dass der Haddsch nur für diejenigen verpflichtend ist, die den Haddsch Al-Qirân und den Haddsch At-Tamattu verrichten.
Eine islâmische Wohltätigkeitsgesellschaft gründen, um den Ablauf des Sammelns, Verteilens und Exportierens des Haddsch-Fleisches für die Armen, Mittellosen und Bedürftigen zu überwachen.
Wirtschaftliche Auswirkungen des Haddsch
Der Haddsch hat große wirtschaftliche Auswirkungen und ist eine Gelegenheit, gemäß der in der Scharîa beschriebenen Verfahrensweise das Einkommen des Diesseits und des Jenseits zu erhöhen. Es ist in der Tat eine finanzielle und körperliche Anbetungshandlung, deren Belohnung allen Menschen wohlbekannt ist.
Der Haddsch ist eine Zeit, in der sich Gelehrte und Leute, die mit geeigneter islâmischer Erfahrung ausgestattet sind, treffen. Einschließlich Produzenten, Händler und Handwerker verschiedener Spezialisierungen. Demnach sollte die Gelegenheit, die sich durch den Haddsch ergibt, wahrgenommen werden, da es für islâmische Einrichtungen und Muslime eine gute Gelegenheit ist, das Wachstum wirtschaftlicher Beziehungen zwischen Muslimen zu fördern, die Probleme der Nahrungsmittelsicherheit und wirtschaftliche Probleme im Allgemeinen zu besprechen, was das Potential dazu hat, großflächigen Nutzen für Individuen und Gruppen zu schaffen.