Merkmale des Glaubens - Teil 3

30/05/2012| IslamWeb

6. Der Glaube und die Prüfung:

 

Die Prüfung bildet eines der ehernen Gesetze Allâhs für Seine Schöpfung. Allâh der Makellose prüft die Leute durch Gutes und Böses, damit Er die wahrhaften Gläubigen von den lügenhaften Heuchlern sondert. Der Erhabene sagt: „Alif Lâm Mîm. Rechnen denn die Menschen damit, dass sie gelassen werden, dass sie sagen: "Wir glauben.", und sie werden nicht auf die Probe gestellt?! Und wir haben ja bereits diejenigen vor ihnen auf die Probe gestellt. So weiß Allâh ganz gewiss um diejenigen, die wahrhaft sind, und ER weiß ganz gewiss um die Lügner.“ (Sûra 29: 1-3).

 

Mus’ab ibn Sa’d berichtete von seinem Vater: „Ich fragte: »O Gesandter Allâhs! Welche Menschen haben die schwerste Prüfung?« Er erwiderte: »Die Propheten, dann die ihnen am Ähnlichsten, sodann die diesen am Ähnlichsten. Ein Mensch wird entsprechend seiner Religiosität geprüft. Ist seine Religiosität gefestigt, wird auch seine Prüfung härter. Ist seine Religiosität schwach, wird er entsprechend seiner Religiosität geprüft. Die Prüfung wird einen anbetend Dienenden so lange nicht verlassen, bis er ohne eine einzige Sünde auf Erden wandelt.«“ (Authentischer von At-Tirmidhî und ibn Mâdscha überlieferter Hadîth).

 

Chubaib ibn Adiy  möge Allah mit ihm zufrieden sein wurde von den Polytheisten gefangen genommen und sie nahmen ihn mit, um ihn zu kreuzigen. Er sagte ihnen: „Lasst mich zwei Rak’a verrichten!“ Sie ließen ihn, bis er zwei kurze Rak’a verrichtet hatte. Alsdann wandte er sich ihnen zu und sagte: „Bei Allâh! Wenn ihr keine Bedenken hättet, dass ich mich vor dem Tod fürchte, hätte ich mehr gebetet.“ Sie hoben ihn auf einen Holzbalken und banden ihn daran. Dann fragten ihn die Polytheisten: „O Chubaib! Liebst du es, dass Muhammad an deiner Stelle ist, während du unversehrt in deinem Hause bist?“ Er erwiderte: „Nein! Bei Allâh! Ich liebe es nicht einmal, dass er sich für mich dadurch aufopfert, indem sein Fuß von einem Dorn gestochen wird.“ Dann trug er folgende Verse eines Gedichts vor:

 

Es macht mir nichts aus, wenn ich als Muslim getötet werde,
in welcher Situation ich für Allâh um mein Leben auch ringe.
Ich zeige dem Feind weder Furcht noch Angst,
denn ich werde wahrhaftig zu Allâh zurückkehren.
Dies mache ich um Allâhs willen, und wenn Er will,
segnet er zerissene Gliedermaßen eines Körpers.

 

Sumaiya, ihr Ehemann und ihr Sohn wurden von den Polytheisten gepeingt. Der Gesandte kam an ihnen vorbei und sagte: „Habt Geduld, o Familie von Yâsir! Ihr werdet wahrhaftig ins Paradies als Belohnung dafür kommen!“ (Ibn Hischâm). Ein Glaubender hält also der Prüfung Allâhs des Hochmajestätischen stand und vertraut auf Ihn. Dies ist es, was Allâh von den Gläubigen verlangt, wenn Er der Erhabene sagt: „O ihr, die den Glauben verinnerlichen! Seid geduldig und haltet standhaft aus und sei kampfbereit! Und seid demütig in Ehrfurcht gegenüber Allâh, damit ihr vielleicht Erfolg habet!“ (Sûra 3:200).

 

Er sagte ferner: „Wie bewundernswert ist die Angelegenheit des Gläubigen! All seine Angelegenheiten sind gut für ihn. Das steht niemandem außer dem Gläubigen zu. Wenn ihn etwas Erfreuliches trifft und er Allâh dankt, dann ist das gut für ihn. Und wenn ihn etwas Unangenehmes trifft und er geduldig ist, dann ist das auch gut für ihn.“ (Muslim).

 

Der Glaube nimmt durch das unablässige Tun rechtschaffener Handlung zu und nimmt durch Sünde und Nachlässigkeit Allâh gegenüber ab. Der Erhabene sagt: „Die den Glauben Verinnerlichenden sind nun aber diejenigen, deren Herzen Furcht hegen, wenn Allâhs gedacht wird, und wenn ihnen Seine Verse rezitiert werden, sie sie an Glauben mehren; und auf ihren Herrn vertrauen sie.“ (Sûra 8:2).

 

Und Er sagt: „Diejenigen, zu denen die Menschen sprachen: „Wahrhaftig! Die Menschen haben sich bereits wider euch versammelt; fürchtet sie also!“ – sie wurden also stärker im Glauben, und sie sprachen: „Unsere Genüge ist Allâh und was für ein vorzüglicher beschützender Sachwalter!“ (Sûra 3:173).

 

Einst begegnete Hanzala ibn Ar-Rabî Abû Bakr  möge Allah mit ihm zufrieden sein und sagte: „Hanzala heuchelt!“ Abû Bakr sagte: «Makellos ist Allâh! Was sagst du?“ Hanzala entgegnete: „Wenn wir uns beim Gesandten Allâhs befinden, erinnert er uns an das Paradies und das Höllenfeuer, als ob wir diese mit eigenen Augen sähen. Wenn wir aber vom Gesandten Allâhs weggehen, schlafen wir den Ehefrauen bei, spielen mit den Kindern und interessieren uns für die Angelegenheit unseres diesseitigen Lebens.“ Da sagte Abû Bakr  möge Allah mit ihm zufrieden sein: „Bei Allâh! Unsere Zustände ähneln wahrhaftig deinem Zustand!“ Daraufhin begaben sich Hanzala und Abû Bakr möge Allâh mit ihnen zufrieden sein zum Gesandten Allâhs. Dann sagte Hanzala zum Gesandten Allâhs: „Hanzala heuchelt, o Gesandter Allâhs!“ Der Gesandte fragte ihn nach dem Grund für seine Worte. Hanzala sagte dem Gesandten Allâhs die gleichen Worte, die er Abû Bakr gesagt hatte. Da lächelte der Gesandte und sagte: „Bei dem, in dessen Hand meine Seele ist! Wenn ihr in dem Zustand bleiben würdet, in dem ihr euch bei mir befindet, würden die Engel euch auf euren Betten und euren Wegen grüßen! Doch o Hanzala, Stunde um Stunde!“ Der Gesandte Allâhs wiederholte dies drei Mal. (Muslim).

 

Abû Ad-Dardâ  möge Allah mit ihm zufrieden sein pflegte zu sagen: „Zum guten Begreifen eines anbetend Dienenden gehört, dass er seinen Glauben erneuert und nachholt, was davon fehlt. Zum guten Begreifen eines anbetend Dienenden gehört auch, dass er weiß, ob sein Glaube zu- oder abnimmt.“

 

Für die Stärke im Glauben gibt es Gründe, wie das Wissen, das Praktizieren, das Nachdenken und andere. Die Mehrung des Wissens gilt also als ein Grund für die Stärke im Glauben. Ibn Umar pflegte zu sagen: „Wir haben den Glauben gelernt. Und als wir dann den Qurân gelernt haben, wurden wir stärker im Glauben.“ Das Wissen um die Namen Allâhs des Hochmajestätischen und die Inhalte jedes Namens lassen zweifellos den Glauben eines Muslims zunehmen. Ebenso lässt das Wissen über die Biografie des Gesandten, dessen edle Charaktereigenschaften, sein Verhalten, seine Bemühung um die Religion und seine Anbetungshandlung den Glauben zunehmen und stärkt diesen. Allâh der Hochmajestätische lobt die Gelehrten an vielen Stellen im Qurân, indem er sagt: „... Sprich: Sind diejenigen, die wissen und diejenigen, die nicht wissen, gleich?“ (Sûra 39:9).

 

Gilt das Wissen als ein Grund für die Glaubenszunahme, gehört die Umsetzung in die Praxis auch zu den Gründen für die Glaubenszu- und abnahme. Wie also die rechtschaffene Handlung und der Gehorsam den Glauben stärken, schwächt das Verfallen in Sünden und Begierden den Glauben. Die Prophetengefährten strebten nach Stärke in ihrem Glauben. Umar etwa sagte zu den Leuten: „Kommt, wir stärken uns im Glauben!“ So gedachten sie Allâhs des Hochmajestätischen. Abdullâh ibn Rawâha pflegte die Hand eines seiner Gefährten zu ergreifen und zu sagen: „Komm, glauben wir ein Stündchen, indem wir uns einer Sitzung anschließen, in der Allâhs gedacht wird!“

In einem von Allâh dem Propheten eingegebenen Hadîth ist überliefert: „Ich erfülle die guten Erwartungen, die Mein anbetend Dienender in sich von Mir hat und Ich bin mit ihm, wenn er Meiner gedenkt: Wenn er in seinem Herzen Meiner gedenkt, dann gedenke Ich auch seiner bei Mir Selbst. Und wenn er Meiner in einer Versammlung gedenkt, so gedenke Ich auch seiner in einer Versammlung, die besser ist als jene.“ (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim).

Zu den Gründen der Glaubenszunahme gehört das ständige Nachdenken über die Geschöpfe Allâhs des Hochmajestätischen. Ist es nicht so, dass dein Gefühl, wenn dir jemand von der Geschicklichkeit einer Person in einer bestimmten Berufstätigkeit erzählt, für diese Geschicklichkeit zunimmt, wenn du ein Beispiel seiner Berufstätigkeit mit eigenen Augen gesehen hast? Hast du mehrere Bespiele davon gesehen, wird dieses Gefühl noch stärker. Hast du diese hergestellten Sachen geprüft und genau beobachtet, steigt deine Überzeugung von dessen Geschicklichkeit und dem Wahrheitsgehalt dessen Worte.

 

Ferner ist die Macht Allâhs für alle in diesem geräumigen Universum klar und deutlich. So gibt es einen Himmel ohne sichtbare Stützen, Sterne und Planeten. Und in diese Erde legt man Samen, aus denen süße und saure Früchte wachsen. Dies lässt einen gläubigen Menschen, der ein gottesfürchtiges Herz hat, nur die Erhabenheit Allâhs und Seine einzigartige Leistung ausrufen, indem er sagt: „Er ist wahrhaftig Allâh der Allmächtige!"

 

Darüber hinaus gehören das Nachsinnen und das oftmalige Nachdenken über die Geschöpfe Allâhs des Hochmajestätischen zu den Eigenschaften der Gläubigen. Der Erhabene sagt: „... und nachsinnen über die Schöpfung der Himmel und der Erde...“ (Sûra 3:191).

 

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