Ramadân und Haddsch in den Werken der großen muslimischen Reisenden -Teil 1

03/09/2015| IslamWeb

Ibn Dschubair beschreibt die Reisen zum Haddsch:

 

Der im Jahre 539 nach der Hidschra, 1145 n. Chr., geborene andalusische muslimische Reisende Ibn Dschubair gehört zu den bekanntesten muslimischen Reisenden, die in ihren Reisebeschreibungen mit großem Interesse über den Ramadân geschrieben haben. Schon in seiner Kindheit erhielt er eine religiöse Ausbildung; er studierte den Qurân und dessen Wissenschaften, und als er vierzig Jahre alt wurde, beschloss er die Reise zu den gesegneten Stätten. Er unternahm die Seereise von Andalusien nach Nordafrika, dann weiter nach Alexandrien, dann reiste er nach Kairo und von dort nahm er das Schiff auf dem Nil bis zur Stadt Qus in Oberägypten; er setzte die Reise auf dem Landweg fort bis zum Izab-Hafen am Roten Meer, um von dort aus mit dem Schiff zum Hafen von Dschidda zu fahren. In seinem Buch kritisiert er die Einwohner von Dschidda, weil sie die Haddschis ausbeuteten und ihnen einen Tribut auferlegten. Dann beschrieb er die Registrierung der Haddschis beim Verwalter von Dschidda, bevor sie in der Nacht zum Dreizehnten des Monats Rabi Al-Âchir im Jahre 578 nach der Hidschra nach Makka aufbrachen.

 

Beim Betreten der sakrosankten Stadt Makka pflegten die Menschen "ihre Stimmen mit Bittgebeten zu erheben und Allâh lobpreisend anzuflehen. Mal sprachen sie die Talbiya (beim Haddsch oft zu wiederholende Worte) laut aus und mal flehten sie Allâh mit ihren Bittgebeten an." Und danach vollzog die Karawane von Ibn Dschubair den Ankunfts-Tawâf (Umschreiten der Ka‘ba), verrichtete das rituelle Gebet, berührte die Vorhänge der Ka‘ba und führte den rituellen Sa‘î (Lauf) zwischen den Hügeln As-Safâ und Al-Marwa durch.

 

In der Haram-Moschee:

 

Ibn Dschubair hat die Haram-Moschee und die gesegneten und sakrosankten Stätten in Makka beschrieben. Er beschloss, in Madina zu bleiben, bis er den Haddsch vollzieht, und währenddessen vollzog er im Monat Radschab eine Umra (Pilgerfahrt mit geringeren Riten als Haddsch) und beschrieb das Gedränge der Besucher als den Anblick des Auferstehungstags wegen der vielen Menschenmassen dort.

 

In der Nacht zum fünfzehnten Scha‘bân kam er in die sakrosankte Stadt Makka und beschrieb die Qurân-Rezitationen und das rituelle Gebet in der Haram-Moschee. Ibn Dschubair dokumentierte auf seiner Reise den Beginn des Monats Ramadân an den gesegneten Stätten, er erwähnte, dass es ein Sonntag war, und er versäumte nicht zu bemerken, dass die Einwohner von Makka fasteten, ohne die Neumondsichel gesehen haben zu können; aber der Emir von Makka gab den Befehl, auf die Dabâdib zu schlagen, also sehr laute Musikinstrumente, um den Beginn des Fastens zu verkünden, weil er der Meinung war, dass das Fasten am Tag des Zweifels (dem dreißigsten Tag von Scha‘bân, der auch der erste Tag vom Ramadân sein könnte) eine Pflicht sei. Ibn Dschubair bemerkte, dass man, sobald der Ramadân begann, die Matten in der Haram-Moschee durch neue Matten ersetzte und viele Leuchter und Kerzen anzündete, sodass die  Haram-Moschee vor Licht glänzte. Er beschrieb auch das Tarâwîh-Gebet (freiwilliges Gebet nach dem Nachtgebet im Ramadân) in der Haram-Moschee in Makka und erwähnte, wie die vielen Betenden sich in Reihen hinter den Vorbetern aus den vier Rechtsschulen aufstellten, und da er zur malikitischen Rechtsschule gehörte, erzählte er feierlich von den Vorbetern und Qurân-Rezitatoren der malikitischen Rechtsschule und von den großen Kerzen vor der Gebetsnische, die die Händler malikitischer Rechtsschule spendeten.

 

Die Leuchter der Moschee, ein Zeichen für Sahûr (Mahlzeit vor der Morgendämmerung im Ramadân):

 

Ibn Dschubair ließ es sich nicht nehmen, über die Sahûr-Mahlzeit in den Ramadânnächten in der sakrosankten Stadt Makka zu sprechen. Er erwähnte, dass ein Muezzin beim Zelt in der östlichen Ecke der Haram-Moschee die Sahûr-Mahlzeit vorzubereiten pflegte, weil es in der Nähe vom Haus des Emirs von Makka lag. Der Muezzin pflegte ferner zu dieser Zeit Bittgebete auszusprechen, die Leute an die Sahûr-Mahlzeit zu erinnern und sie dazu anzuhalten. Oben auf dem Zelt befestigte er ein langes Stück Holz mit einem armähnlichen Stock an der Spitze und an beiden Enden dieses Stocks gab es zwei kleine Rollen, die zwei große Leuchter aus Glas trugen, die während der ganzen Sahûr-Zeit leuchteten. Wenn die Sahûr-Zeit zu Ende war, nahm der Muezzin die beiden Leuchter vom Holzstück herunter und rief zum Gebet. Ibn Dschubair erwähnte, dass die sakrosankte Stadt Makka sehr groß, die Häuser in Makka sehr hoch und viele von ihnen von dem Ort, an dem sich die beiden Sahûr-Leuchter befanden, sehr weit entfernt waren, sodass die Einwohner, die den Ruf zum Sahûr nicht hörten, die beiden leuchtenden Leuchter auf dem Minarett sehen konnten. Wenn sie die Leuchter nicht sahen, wussten sie, dass die Zeit für den Sahûr zu Ende war.

 

Ibn Dschubair dokumentierte auf seiner Reise den Besuch des Prinzen Saifulislâm ibn Aiyûb, des Bruders von  Saladin dem Aiyubiden in Makka am zweiten Ramadân des Jahres 578 nach der Hidschra. Er kam aus Ägypten, dann durch Madîna, um das Grab des Gesandten möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken zu besuchen; danach besuchte er Makka für einige Zeit, begleitet von einer Gruppe ägyptischer Haddschis, die in seiner Begleitung Sicherheit suchten. Dann machte er sich weiter auf den Weg in den Jemen, um dort einen Aufruhr zu beenden. Ibn Dschubair dokumentierte auch die Bittgebete der Einwohner für den Prinzen Saifuddîn und dessen Bruder Saladin dem Aiyubiden, weil er sich um die sakrosankte Stadt kümmerte. Dann vollzogen Saifuddîn und seine Begleiter den Tawâf um das sakrosankte Haus Allâhs, wobei sie Tränen voller Ergebenheit und Demut vergossen, und nach ihm den Sa‘î zwischen Safâ und Marwâ. Man öffnete die ehrenvolle Ka‘ba eigens für ihn.

 

Das Durchlesen des Qurân… eine Eigenschaft der Anwohner:

 

Ibn Dschubair erwähnte voller Interesse den Eifer der Anwohner der Haram-Moschee beim Tarâwîh-Gebet und bei der Rezitation des ganzen Qurân. Dabei erwähnte er, dass man den ganzen Qurân in den letzten zehn Nächten des Monats Ramadân einmal jede Nacht las. Er erwähnte auch, dass ein junger Makkaner in der Nacht zum einundzwanzigsten Ramadân den ganzen Qurân vor dem Stadtrichter und einigen Scheichen durchlas und dass der Vater des Jungen dieses Ereignis feierte, indem er sie zu einem Festmahl in seinem Haus einlud.

 

Ein anderer fünfzehn Jahre alter Makkaner las den ganzen Qurân in der Nacht zum Dreiundzwanzigsten; auch sein Vater feierte dies, und da er wohlhabend war, bemerkte Ibn Dschubair, dass es einen Kandelaber aus Wachs, verschiedene Sorten von frischen und getrockneten Früchten und mehrere Leuchter und Fackeln gab.

 

In der Nacht zum Fünfundzwanzigsten las der Sohn des hanafitischen Imâms der Haram-Moschee den ganzen Qurân, was seinen Vater dazu veranlasste, dies ebenfalls zu feiern.

 

Dann sprach Ibn Dschubair von der Beendigung der Qurân-Rezitation in der Haram-Moschee in der Nacht zum Siebenundzwanzigsten, da diese eine gesegnete und außergewöhnliche Nacht ist. Er sagte: "Nichts würde der Anwesenheit bei dem Rezitieren des übrigen Teils des Qurâns in der Nacht zum Siebenundzwanzigsten des Ramadân hinter dem edlen Standort in der Haram-Moschee und in Richtung der edlen Ka‘ba gleichkommen. Dies ist eine Gabe, vor der die anderen Gaben gering werden, wie alle anderen Gebiete vor der sakrosankten Stätte." Ibn Dschubair beendete seinen Bericht von Ramadânnächten in Makka mit dem Bittgebet, dass Allâh sein Fasten bei der Ka‘ba und der Haram-Moschee segnen möge. Er beschrieb die Nacht zum Ramadânfest in der sakrosankten Stadt Makka als eine festliche Nacht, an der man alle Leuchter und Fackeln in allen vier Richtungen der Haram-Moschee anzündete; auch das Dach der Moschee oben auf dem Berg Ibn Qubais wurde beleuchtet. Der Muezzin verbrachte diese Nacht auf dem Dach der Zamzam-Nische mit dem Aussprechen von Tahlîl (die Worte "Lâ Ilâha illa-Llâh", das heißt, "Es gibt keine Gottheit außer Allâh"), Takbîr (die Worte "Allâhu Akbar", das heißt "Allâh ist größer"), Tasbîh (die Worte "Subhânallâh", das heißt "Allâh ist ob der Erhabenheit über jeden Mangel der Gepriesene") und Tahmîd (die Worte "Al-hamdu lillâh", das heißt "Aller Lobpreis gebührt Allâh"), während die anderen Anwesenden die Nacht im Gebet, Tawâf, Tahlîl und Takbîr verbrachten.

 

 

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