So soll er sich nicht obszön benehmen!

18/06/2015| IslamWeb

Wenn wir den Qurân lesen, stoßen wir auf viele Verse, die man sich näher betrachten und über die man tiefgründig nachdenken sollte. Ein Beispiel dafür sind die Worte Allâhs des Erhabenen:

 

„Wir haben den Menschen ja in schönster Gestaltung erschaffen.“ (Sûra 95:4).

 

Und möglicherweise ist eines der hervorragendsten Dinge, durch die Allâh den Menschen vor den anderen Geschöpfen auszeichnet und ihm Schönheit verleiht, dessen Fähigkeit zu sprechen.

 

Die Zunge spielt in unserem Leben eine höchst wichtige Rolle. Mit ihr sprechen und erklären wir und durch sie teilt der Mensch mit, was sich in seinem Inneren auftut, was sich in seiner Brust verbirgt und was sein Herz erfüllt. Daher erinnert Allâh uns an die Wohltat, die Er uns damit erweist, indem Er in Seinem ehrwürdigen Offenbarungsbuch sagt:

 

„Er hat ihn die klare Darlegung gelehrt.

 

Zwar ist es nun dies, was die Zunge ausmacht, jedoch handelt es sich bei ihr um ein zweischneidiges Schwert. Denn einerseits ist sie das Mittel für das Gedenken Allâhs – segensreich und erhaben ist Er – und das Rezitieren des Qurân, aber durch sie erfolgen andererseits auch die üble Nachrede, Tratsch und Klatsch, falschen Vorwürfe und Verleumdungen. Und es ist bereits ausreichend, wenn wir an dieser Stelle den von Abû Huraira  möge Allah mit ihm zufrieden sein überlieferten Hadîth erwähnen, in dem der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagt:

 

„Wahrhaftig! Der anbetend Dienende spricht [manchmal] ein Wort, das zu den Dingen gehört, an denen Allâh Wohlgefallen hat, ohne dass er sich Gedanken darüber macht, wodurch Allâh ihn um Stufen erhört. Und der anbetend Dienende spricht wahrhaftig [manchmal] ein Wort, das zu den Dingen gehört, mit denen Allâh nicht zufrieden ist, ohne dass er sich Gedanken darüber macht, wodurch er in die Hölle stürzt.“ (Überliefert von Al-Buchârî).

 

Sie ist also ein Mittel zum Betreten des Paradieses. Durch sie gedenkt man Allâhs, lobpreist man Ihn, bekundet man Seine Einzigkeit, bittet man Ihn um Vergebung, liest man den Qurân, gebietet man das Gute und verbietet man das Verwerfliche und verrichtet man andere Formen des Gehorsams. Einst kam ein Beduine zum Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und sagte:

 

»O Allâhs Gesandter, zeige mir eine Tat, die mich das Paradies betreten lässt!« Da sagte der Gesandte Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): »Speise den Hungrigen, gebe dem Durstigen zu trinken, gebiete das Rechte und verbiete das Verwerfliche! Solltest du aber nicht können, so halte deine Zunge zurück außer für Gutes

 

(Überliefert von Ibn Hibbân, und Al-Albânî erklärte den Hadîth für authentisch.)

 

Die Belohnung derjenigen, die auf ihre Zunge achtgeben und sich davor hüten, in ihre Fallen zu tappen, ist laut nachstehendem Hadîth Folgendes:

 

„Wahrhaftig! Im Paradies gibt es Gemächer, deren Außenseite von ihrem Inneren sichtbar ist und deren Innenseite von ihrer Außenseite einsehbar ist. Allâh hat sie für denjenigen vorbereitet, der gute Worte sprach, Speise zu essen gab und in der Nacht betete, während die Menschen schliefen.“

 

(Überliefert von Ibn Hibbân, und Al-Albânî erklärte ihn für authentisch.)

 

Und in einem von Adî  möge Allah mit ihm zufrieden sein überlieferten Hadîth heißt es, er habe gesagt:

 

„Ich hörte den Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagen: »Hütet euch vor dem Feuer, selbst wenn es [nur] mit einer Hälfte einer Dattel wäre; und wer nun keine Dattelhälfte findet, [soll sich] mit einem schönen Wort [vor dem Feuer] hüten (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.)

 

Doch so wie die Zunge ein Mittel für das Betreten des Paradieses  darstellt,  gehört sie auch zu den größten Ursachen für das Betreten des Höllenfeuers. Man fragte den Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), was die Menschen am häufigsten ins Paradies führe, da sagte er: „Die demütige Ehrfurcht gegenüber Allâh und der schöne Charakter.“ Dann frage man ihn, was die Menschen am häufigsten ins Höllenfeuer führe. Da sagte er: „Der Mund und das Geschlechtsteil.“ (Überliefert von At-Tirmidhî und Ibn Mâdscha, und Al-Albânî erklärte ihn für akzeptabel.)

 

Nachdrücklich betonte dies der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) zudem in einem langen Hadîth von Mu'âdh  möge Allah mit ihm zufrieden sein:

 

„O Allâhs Gesandter: Werden wir für das, was wir sprechen, wirklich zur Rechenschaft gezogen?!“ Da sagte er: „Möge deine Mutter dich verlieren, o Mu'âdh! Lässt wohl etwas anderes die Menschen auf ihrer Nase ins Feuer stürzen als der Ernteertrag ihrer Zungen?!“

 

(Überliefert von At-Tirmidhî und Ahmad; Al-Albânî erklärte den Hadîth für authentisch.)

 

Und angesichts der glaubensorientierten Atmosphäre und der göttlichen spirituellen Gaben, die wir in diesem ehrwürdigen Monat erleben, ist es noch wichtiger, sich davor zu hüten, die Gefahren der Zunge unbeachtet zu lassen, die den Menschen, wenn er die diesbezüglichen Anweisungen Allâhs vergisst und seine Zunge nicht hütet, plötzlich überwältigen können. Denn Allâhs Gesandter (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte:

 

„Wenn jemand es nicht lässt, die Unwahrheit zu sprechen und ihr entsprechend zu handeln, so hat Allâh es nicht nötig, dass er sein Essen und sein Trinken lässt.“ (Überliefert von Al-Buchârî.)

 

Daher muss man auf sein Fasten achtgeben, indem man sich von sinnlosen Dingen, obszönem Benehmen und dem Sprechen über Dinge, die ihn nichts angehen, und von allem anderen, was die Belohnung  dafür [für das Fasten] verringert, wozu auch die üble Nachrede, Klatsch und Tratsch sowie die Verletzung der Würde und Ehre der Menschen gehören, fernhält. Denn all dies gehört in die Kategorie des obszönen Benehmens, dass Allâh der Erhabene bei Seinen anbetend Dienenden nicht sehen möchte. Entsprechend heißt es in einem Hadîth:

 

„Allâh sagte: »Jede Tat eines Nachkommens Adams ist für ihn, außer das Fasten, denn dies ist wahrhaftig für Mich. Und Ich werde dafür belohnen.« Zudem ist das Fasten ein Schutzschild, und wenn es der Fastentag von jemandem von euch ist, so soll er sich nicht obszön benehmen und nicht brüllen. Und sollte ihn dann jemand beleidigen oder ihn bekämpfen [wollen], so soll er sagen: »Wahrhaftig! Ich faste!(Überliefert von Al-Buchârî und Muslim).

 

Wir bitten Allâh – segensreich und erhaben ist Er –, uns zu rechtschaffenen Taten und Worten zu verhelfen, sie von uns anzunehmen und uns davor zu schützen, Ihm gegenüber ungehorsam zu sein. Er ist wahrhaftig zu allem fähig. Und wir bitten Ihn um eine aufrichtige und reine Absicht in Wort und Tat.

 

Der Lobpreis gebührt Allâh dem Herrn der gesamten Schöpfung. Möge Allâh unseren Propheten, seine Familie und seine Gefährten in Ehren halten, segnen und ihnen Wohlergehen schenken!

 

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