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16/05/2023| IslamWeb

Seit der Offenbarung des Islâms hat er sich in alle Richtungen ausgebreitet und die Grenzen der umliegenden Länder überschritten. Der Islâm hat viele Länder von Polytheismus, Atheismus und der Berufung auf andere Götter als Allâh gereinigt und geläutert. Dennoch gab es immer wieder Feindseligkeiten gegen den Islâm und die Muslime.

Feinde haben sich an den Einfallspforten des Islâms zu einem Bündnis zusammengeschlossen, das mit aufeinander folgenden Invasionen wie den Kreuzzügen in die Geschichte einging. Diese Kriege tobten seit Jahrhunderten und wurden mit Waffen, Armeen und Stützpunkten geführt.

Danach endete der Krieg der Waffen und Armeen – die Muslime legten ihre Waffen nieder. Um genauer zu sein, hatte die islâmische Welt zu dieser Zeit keine Waffe, die sie ablegen oder erheben konnte. Selbst wenn es eine Waffe gab, war sie im Vergleich zu den modernen Waffen der Invasoren nutzlos. Seitdem haben sich die Kreuzzüge vom Schlachtfeld auf ein anderes Feld verlagert: das Leben selbst.

Der Plan der neuen Kreuzzüge bestand darin, die gesamte islâmische Welt zu zerstören: die Zerstörung des Aufbaus islâmischer Länder, des Wissens, der Literatur, der Moral, der Geschichte, der Sprache und der Vergangenheit. Es galt ein neues Schema für diese islâmische Welt mit anderem Wissen, anderer Literatur, Moral, Geschichte, Sprache und Vergangenheit aufzubauen. Der Tag kam, an dem die Niederlage eintrat, wie sie einst auf den Schlachtfeldern eingetreten war. Die Umma ist wie einst auf dem Schlachtfeld sehr schwach geworden. Alles, was sie hat, sind Reste von Waffen, die nutzlos sind.

Die neuen Kreuzzüge kamen in rascher Folge und verbreiteten ihre ersten Vorreiter überall, ausgestattet mit Verständnis und Wissen über die Beschaffenheit dieses neuen Kriegsschauplatzes. Es gibt Nationen, deren Verständnis, Wahrnehmung und Wissen über die Funktionsweise dieses neuen Feldes sehr gering war. Dennoch wussten sie von Natur aus, dass diese Vorreiter ihr Feind waren. Einige von ihnen bekämpften sie aus einer inneren Kraft heraus, die sie dazu brachte, den Feind zu hassen und ihm zu misstrauen, ganz gleich, wie er vorgab, ein friedlicher Berater zu sein. Einige andere fielen in sich zusammen, weil sie von der falschen Friedfertigkeit und den Ratschlägen des Feindes getäuscht wurden. Diese Kriege toben seit über hundertfünfzig Jahren zwischen uns, in Ruhe und Stille, Hartnäckigkeit und Vorsicht, Stärke und Achtsamkeit, Wissen und Einsicht, bis der Feind ein Ziel erreicht hat, von dem man vorher nicht erwartet hatte, dass es erreicht wird; das ganze Gefüge der islâmischen Welt wurde plötzlich zerstört und liegt seither in Trümmern, ohne jeden Widerstand.

Alles, was ein Grundstein für das menschliche Leben sein könnte, wie Wissen, Literatur, Ethik, Sprache und Geschichte, ist verschwunden. Die Eindringlinge haben sie durch anderes Wissen, Literatur, Ethik, Sprache und Geschichte ersetzt. Die Lehren, die sich aus dem Qurân, dem Leben der muslimischen Gemeinschaft und der Sunna ergaben, sind verschwunden und wurden durch andere aus dem alten Heidentum und dem modernen Christentum ersetzt. Das Erbe, das früher als Vermächtnis weitergegeben wurde, ist verschwunden. Zu diesen Lehren kommt ein Strom, der alles zerstört. Unsere Perspektive, unsere Gedanken, unsere Erkenntnis, unser Wissen, unsere Gefühle und unsere Sprache haben sich verändert. Unser Blickwinkel auf Qurân, Sunna und den Pfad der Vorfahren hat sich verändert: Einige von uns leugneten, was in ihnen zu finden war, andere schoben diese Lehren hinter ihren Rücken und kümmerten sich nicht darum. Manche bekamen Angst und wussten nicht, was sie tun sollten. Wieder andere leugneten nicht und hatten keine Angst und fragten nach einem Ausweg. Sie kamen zu dem Schluss, das frühere Erbe zu reformieren, um es der neuen Welt anzupassen. Daher verwarfen sie das alte Erbe. Seitdem ist die arabische und muslimische Welt in zwei Lager gespalten: Eine Gruppe, die sich um nichts in der Vergangenheit schert, und eine Gruppe, die versucht, sie auf einer neuen Grundlage wiederzubeleben. Diese Gründe leiten sich im Wesentlichen aus dem Leben ab, das der moderne Kreuzfahrer unter uns geschaffen hat.

Dies ist ein Miniaturbild des Lebens in der heutigen muslimischen Welt. Dieses erkennt man erst, wenn man weiß, dass die muslimische Welt einer größeren Gefahr ausgesetzt ist als die erste Eroberung durch die Kreuzfahrer. Und in dieser Schlacht könnten die Muslime eine Niederlage erleiden, gefolgt von der vollständigen Abkehr vom Islâm, so dass nur der eigentliche christliche Schatten der heutigen christlichen Welt bleibt.

Die Befürworter des Wandels haben überall im Namen der Verteidigung des Islâms, der Wiederbelebung und der Reform zu dieser Wandlung aufgerufen und sind bestrebt, ihre „neue“ Religion – wie sie genannt werden sollte – mit allen Mitteln zu verbreiten. Im Laufe der Zeit werden sie das gegenwärtige Leben der muslimischen Welt tiefgreifend prägen. Sie werden Anhänger haben, die ihren Spuren folgen, weg vom ursprünglichen Konzept, auf dem der Islâm errichtet wurde.

In Wirklichkeit waren sie die Erben einer Generation vor ihnen, geblendet von dem Leben, das ihre Augen faszinierte und ihr Glaubensbekenntnis erschütterte. Sie verlangten, wie sie es heute tun, den Islâm zu verteidigen, wiederzubeleben und zu erneuern, und zwar auf einer Grundlage, die nicht von der wahren Quelle ihrer Religion abgeleitet war, sondern vom fernen Ursprung des Lebens der Welt der Kreuzritter, die in diesem Land gesiegt und ihren Ruhm erlangt hatten. Diese Pandemie, die in den islâmischen Geist und das islâmische Leben eindringt, hat sich überall in der Welt ausgebreitet, und ihr Fieber hat viele islâmische Prediger schwer angesteckt.

Diese Vertreter machen sich eilig auf den Weg, um eine neue geistige Struktur für diesen „veralteten“ Islâm zu schaffen, dessen bisherige Struktur zerstört worden ist. Jeder will unaufhaltsam viele Reden halten, ohne Vorsicht walten zu lassen, und glaubt, seine Reden enthalten die entscheidende Botschaft, mit der diese zerstörte Welt aufgebaut werden kann.

Leider sind einige Prediger aufgetaucht, die in der Tat das frühere Leben des Islâms leugnen, doch ziehen sie aus diesem Leben das heraus, wovon sie überzeugt sind: Es gibt Dinge in der Vergangenheit des Islâms, die dem gegenwärtigen Leben ähnlich sein können oder die einige der Fehler des gegenwärtigen Lebens korrigieren können. Allerdings kommen sie zu dieser Schlussfolgerung nur durch ihre eigenen Ansichten – auf eine Art und Weise, die sie befriedigt, und sie kümmern sich nicht darum, ob ihre Gedankengänge falsch sind oder ob sie die Dinge vielleicht anders interpretiert haben als sie sein sollten.

Die Werke dieser Prediger sind in der Tat nichts anderes als ein Ausschlag dieser vom Fieber befallenen Pandemie, die keinen anderen Ursprung hat als eine Reaktion auf dieses Fieber. Wenn die Muslime so weitermachen, wird alles vorbei sein. Falls diese muslimische Welt dazu bestimmt ist, eine Gruppe zu bilden, die diesen Unsinn anprangert und sich auf die wahren Ursprünge ihrer Religion besinnt, die gegen den Polytheismus und den Unglauben vorgeht und eine feste Grundlage aufbaut, die 13 Jahrhunderte lang das Unwissen bekämpft hat, dann würde die erste Phase eines langen und harten Einsatzes beginnen. Dieser könnte den Unglauben der Tyrannen durch den wahren Glauben herausfordern, fernab von den Launen der Neuerer. Es ist der Gehorsam gegenüber Allâh und Seinem Gesandten, der von Nutzen sein wird. Allâh sagt: „An dem Tag, da weder Besitz noch Söhne (jemandem) nützen, außer, wer zu Allâh mit heilem Herzen kommt“ (Sûra 26:89).

Wer meint, dies sei zu pessimistisch und entmutigend, dem sei gesagt: Es hilft der Wahrheit nicht, dem Blinden zu sagen: Du siehst mit vollkommenem Augenlicht. Es hilft der Wahrheit nicht, den Sünder davon zu überzeugen, dass er unsterblich ist und der Tod keine Macht über ihn haben wird.

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