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Abū Mūsa Al-Asch“arī

Als er als Statthalter nach Basra kam, rief er die Einwohner zu einer Versammlung zusammen und sprach zu ihnen: „´Umar, der Fürst der Gläubigen, hat mich zu euch geschickt, um euch das Buch eures Herrn und die Sunna Seines Propheten zu lehren und eure Straßen für euch zu säubern.“ Die Leute waren erstaunt, als sie diese Worte hörten. Sie konnten leicht verstehen, dass eine der Aufgaben eines muslimischen Führers darin besteht, die Menschen in ihrer Religion zu unterweisen. Dass es jedoch eine seiner Pflichten sein soll die Straßen zu säubern, war etwas Neues und Überraschendes für sie. Wer war dieser Statthalter, über den Al-Hasan ibn ´Alî möge Allah mit beiden zufrieden sein, der Enkel des Propheten, sagte: „Es gab keinen Reiter, der nach Basra kam und besser für deren Menschen war als er.“

Sein eigentlicher Name war ´Abdullah ibn Qais, doch er war und ist immer noch als Abû Mûsa Al-Asch´arî bekannt. Er verließ sein Heimatland, den Jemen, und reiste umgehend nach Makka, als er hörte, dass dort ein Prophet erschienen ist, der ein Mann mit außerordentlicher Einsicht war, der die Menschen zur Anbetung eines Gottes aufrief und auf den höchsten Normen der Moral bestand.
In Makka blieb er in Begleitung des Propheten und erlangte Wissen und Rechtleitung. Er kehrte in sein Land zurück, um das Wort Allâhs und die Sendung des edlen Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken zu verbreiten. Für mehr als zehn Jahre haben wir keine weiteren Informationen über ihn. Dann, kurz nach dem Feldzug von Chaibar, kam er zum Propheten nach Madîna. Seine Ankunft deckte sich mit der Ankunft von Dscha´far ibn Abû Tâlib und anderen Muslimen aus Abessinien und der Prophet empfing sie alle mit Freude und Glück. Dieses Mal kam Abû Mûsa nicht alleine. Er kam mit mehr als 50 Menschen aus dem Jemen, von denen alle den Islâm angenommen hatten. Unter ihnen waren seine beiden Brüder Abû Ruhm und Abû Burda. Der Prophet bezeichnete die ganze Gruppe als die "Asch´arîs". Er bezeichnete sogar manchmal alle Jemeniten als Asch´arîs, nach Abû Mûsa Al-Asch´arî. Er lobte die Gruppe oft, auf Grund deren sanften und weichherzigen Art und stellte sie dem Rest seiner Gefährten als gutes Beispiel für gutes Benehmen hin. Er sagte einmal über sie: „Wenn die Asch´arîs in einen Feldzug ziehen oder wenn sie nur wenig Essen bei sich haben, sammeln sie alles, was sie haben, in einem Stofftuch und verteilen dies gerecht unter sich.“ Abû Mûsa wurde in der Gemeinschaft der Muslime schon bald hoch angesehen.
Er besaß viele herausragende Eigenschaften. Er war ein islamischer Rechtsgelehrter, ausgestattet mit Intelligenz und gesundem Urteilsvermögen, und galt in der frühen Gemeinschaft der Muslime als einer der führenden Richter. Die Menschen sagten: „Es gibt vier Richter in dieser Umma: ´Umar, ´Alî, Abû Mûsa und Zaid ibn Thâbit.“ Abû Mûsa hatte ein natürliches, unkompliziertes Gemüt. Er war von Natur aus eine vertrauensvolle Person und erwartete von den Leuten, dass sie mit ihm auf Basis von Vertrauen und Aufrichtigkeit handeln.
Im Bereich des bewaffneten Kampfes war er ein Kämpfer mit großem Mut, Durchhaltevermögen und Geschick. Der Prophet sagte über ihn: „Der Meister der Reiter ist Abû Mûsa.“ Abû Mûsas Einsicht und die Zuverlässigkeit seines Urteilsvermögens ließen nicht zu, dass er von einem Feind in der Schlacht getäuscht wurde. Im Gefecht erkannte er Situationen völlig klar und führte seine Handlungen mit bestimmter Entschlossenheit aus. Abû Mûsa führte das Kommando über die Armee der Muslime und durchquerte die Länder des sassanidischen Reiches.
In Isfahan kamen die Menschen zu ihm und boten ihm an, die Steuer für militärischen Schutz zu zahlen, um Frieden zu schließen und den Kampf zu vermeiden. Allerdings waren sie mit ihrem Angebot nicht aufrichtig und wollten lediglich eine Gelegenheit, um einen heimtückischen Angriff gegen die Muslime vorzubereiten. Abû Mûsa durchschaute jedoch ihre wahren Absichten und blieb wachsam. Dadurch wurde der Führer der Muslime nicht überrascht, als die Isfahanis ihren Angriff starteten. Er trat gegen sie in den Kampf und am Vormittag des darauf folgenden Tages verbuchte er einen eindeutigen Sieg. In den bedeutenden Hauptschlachten gegen das mächtige sassanidische Reich spielte Abû Mûsa eine herausragende Rolle.
In der großen Schlacht von Tustar wurde er zum militärischen Befehlshaber ernannt. Hormuzan, der persische Befehlshaber, hatte seine zahlreichen Streitkräfte in die stark befestigte Stadt Tustar zurückgezogen. Der Kalif ´Umar unterschätzte die Stärke des Feindes nicht und mobilisierte eine starke und große Streitkraft, um Hormuzan zu konfrontieren. Unter den muslimischen Streitkräften waren engagierte Veteranen wie ´Ammâr ibn Yâsir, Al-Barâ ibn Mâlik und seine Brüder Anas, Madschra´a Al-Bakrî und Salama ibn Radschâ. ´Umar ernannte Abû Mûsa zum Befehlshaber der Armee.
Die Stadt Tustar war so gut befestigt, dass es unmöglich war sie zu erstürmen. Es wurden mehrere Versuche unternommen, die Mauern zu durchbrechen, doch sie blieben erfolglos. Es folgte eine lange und schwierige Belagerung, die für die Muslime sogar noch schwieriger und qualvoller wurde, als die Perser, wie wir in der Geschichte von Al-Barâ ibn Mâlik sehen, damit begannen, von den Mauern der Festung, Eisenketten herunterzuwerfen, an deren Enden rotglühende Eisenhaken befestigt waren. Die Muslime wurden von diesen Haken getroffen und entweder tot oder in Todesqual heraufgezogen. Abû Mûsa erkannte, dass die zunehmend unerträgliche, ausweglose Situation nur durch das Anwenden einer Kriegslist beendet werden konnte. Glücklicherweise lief zu dieser Zeit ein Perser zur muslimischen Seite über und Abû Mûsa veranlasste, dass er hinter die Mauern der befestigten Stadt zurückkehrt und alle möglichen Mittel benutzt, um die Tore der Stadt von innen zu öffnen. Mit dem Perser schickte er eine Spezialeinheit sorgfältig ausgewählter Männer. Sie bewältigten ihren Auftrag erfolgreich, öffneten die Tore und machten den Weg für Abû Mûsas Armee frei. Innerhalb von Stunden waren die Perser unterworfen.
Trotz der Tatsache, dass Abû Mûsa ein starker und kräftiger Krieger war, verließ er das Schlachtfeld oft gewandelt, als eine reumütige und weinende Person. In derartigen Momenten rezitierte er den Qurân mit einer Stimme, die die Seelen all jener zutiefst rührte, die ihm zuhörten. Über seine bewegenden und melodischen Qurân-Rezitation sagte der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken : „Abû Mûsa wurde wahrhaftig eine der Flöten des Volkes von David gegeben.“ Auch ´Umar  möge Allah mit ihm zufrieden sein bestellte Abû Mûsa oft ein und bat ihn aus dem Offenbarungsbuch Allâhs zu rezitieren, indem er sagte: „O Abû Mûsa! Schaffe in uns eine Sehnsucht nach unserem Herrn!“ Als Zeichen seiner Hingabe zum Qurân war Abû Mûsa einer der wenigen Gefährten, die eine geschriebene Sammlung der Offenbarungen erstellt hatten.
Abû Mûsa nahm nur an Kämpfen gegen die Armeen der Polytheisten teil, gegen Armeen, die versuchten, sich der Religion Allâhs zu widersetzen und das Licht des Glaubens auszulöschen. Als Kämpfe unter den Muslimen ausbrachen, mied er derartige Auseinandersetzungen und beteiligte sich niemals daran.
Dementsprechend war sein Standpunkt beim Streit, der zwischen ´Alî und Mu´âwiya entstanden war. Auf Grund dieses Streits und besonders auf Grund seiner Funktion als Schiedsrichter ist der Name Abû Mûsa Al-Asch´arî sehr bekannt. Kurz gesagt, schien Abû Mûsas Haltung sehr neutral zu sein. Er sah Muslime, die sich gegenseitig töteten, und verspürte, dass die Zukunft der Gemeinschaft der Muslime bedroht wäre, wenn es so weiterginge.
Um ohne Bindungen zu beginnen, sollte der Kalif ´Alî auf seine Position verzichten und Mu´âwiya seinen Anspruch Kalif zu sein aufgeben und den Muslimen sollte die freie Wahl gegeben werden, wen auch immer sie als Kalifen haben möchten. Es war natürlich wahr, dass ´Alî die Position des Kalifen rechtmäßig besaß und dass jegliche unrechtmäßige Revolte nur die Herausforderung und das Übertreten des Gesetzes als Ziel haben konnte. Jedoch war die Entwicklung so weit fortgeschritten, der Streit so blutig geworden und kein Ende außer weiteres Blutvergießen in Sicht, dass ein neuer Lösungsversuch die einzige Hoffnung zu sein schien, um weiteres Blutvergießen und fortwährenden Bürgerkrieg zu vermeiden.
Als ´Alî den Schlichterspruch akzeptierte, wollte er, dass ´Abdullâh ibn Abbâs ihn vertritt. Doch ein einflussreicher Teil seiner Anhänger bestand auf Abû Mûsa. Der Grund dafür, dass sie dies taten, war, dass Abû Mûsa von Anfang an nicht am Streit beteiligt war. Stattdessen blieb er distanziert von beiden Parteien, in der Hoffnung eine Einigung und eine Lösung zu erzielen und dem Kampf ein Ende zu setzen. Deshalb fanden sie, dass er die geeignetste Person war, der Schlichter zu sein. ´Alî hatte keinen Grund, die Hingabe Abû Mûsas zum Islâm und seine Vertrauenswürdigkeit und Aufrichtigkeit anzuzweifeln. Doch er kannte die Durchtriebenheit der Chawâridsch und Anhänger des ´Abdullah ibn Saba' und ihr voraussichtliches Zurückgreifen auf List und Verrat. Er wusste auch, dass Abû Mûsa Betrug und Verschwörungen verachtete und mit den Menschen immer auf der Basis von Vertrauen und Ehrlichkeit umgehen wollte und nicht mit List. Deshalb fürchtete ´Alî, dass Abû Mûsa von Anderen getäuscht werden könnte und dass die Schlichtung mit dem Sieg der Tücke über die Ehrlichkeit enden würde und die Lage gefahrvoller werden würde als sie es bereits war. Die Schlichtung begann trotzdem mit Abû Mûsa, der die Position ´Alîs vertrat, und ´Amr ibn Al-´Âs, der die Seite von Mu´âwiya vertrat. Eine mögliche Version ihrer historischen Unterhaltung wurde im Buch „Al-Achbâr At-Tiwâl“ von Abû Hanîfa Ad-Dainawawî dokumentiert.

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