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Saifuddîn Qutuz

Saifuddîn Qutuz

Die Gefahr der Tataren vergrößerte sich und Ägypten drohte deren Angriff, nachdem sich Hülegü, der Befehlshaber der Tataren, mit seinen Armeen in Bagdad im Jahre 656 n. H. niedergelassen hatte. Er tötete Hunderttausende von Menschen unter den Einwohnern von Bagdad und seine Soldaten plünderten die Schatzkammer, vernichteten das abbasidische Kalifat und tötete dann den Kalifen Al-Mu‘tasim Billâh und dessen Familienmitglieder sowie die führenden Männer dessen Staates.

Der Vormarsch der Tataren dehnte sich über Arabien aus. Sie besetzten Harrân, Edessa (Ar-Ruha) und Diyarbakir. Sie ließen sich dann in Aleppo im Jahre 658 n. H. nieder und nahmen es ein. Als sie Damaskus erreichten, floh dessen Herrscher An-Nâsir Yûsuf ibn Aiyûb. Dann betraten sie die Stadt, nachdem sich deren Einwohner ergeben hatten. Die Tataren setzten ihren Vormarsch fort, bis sie Nablus, Kerak und dann Jerusalem erreichten. Dann bewegten sie sich in Richtung Gaza, ohne dass ihnen jemand entgegentrat. Es blieben nur Jemen, Hedschas und Ägypten, dessen Thron zu dieser Zeit Al-Mansûr Alî ibn Izzuddîn Aybak, der jung war und dessen Alter 15 Jahre nicht überschritt, bestiegen hatte. Er konnte nicht die Lasten der Herrschaft in dieser schwierigen Situation tragen. Daher verlangten die Gelehrten des Islâm von Qutuz den Thron an Stelle von Al-Mansûr zu besteigen, um Ägypten und die islâmischen Staaten vor der Gefahr der Tataren zu retten.
Qutuz empfing eine Botschaft vom Führer der Tataren Hülegü. Die Botschaft war von Einschüchterung und Drohung erfüllt. Es stand in ihr unter Anderem: „Ihr sollt aus sämtlichen Ländern eine Lehre ziehen und unsere Worte als Warnung betrachten. Lasst euch also durch Andere ermahnen und stellt uns eure Angelegenheit anheim, bevor die Angelegenheit klar zu Tage tritt und ihr folglich bereut und der Fehler auf euch zurückfällt! Denn wir erbarmen uns nicht desjenigen, der weint, und haben kein Mitleid mit demjenigen, der sich beschwert. Ihr habt gehört, dass wir die Länder eingenommen, die Erde vom Unmoralischen gereinigt und die meisten Menschen getötet haben. Ihr sollt also fliehen und wir sollen euch anweisen. Welche Erde also wird euch aufnehmen, welcher Weg wird euch retten und welche Länder werden euch schützen?“
Qutuz versammelte die Fürsten, nachdem er die Botschaft gehört hatte, und einigte sich mit ihnen auf das Töten der Boten von Hülegü. So nahm er diese fest, verhaftete sie und gab die Anweisung sie hinzurichten. Dann hängte er ihre Häupter an das Tor Bâb Zuwaila. Dieses Verhalten seitens Qutuz bedeutete das Verkünden des Krieges gegen die Tataren. Daraufhin versammelte Qutuz Richter, Rechtsgelehrte und führende Personen, um sie zu Rate zu ziehen und deren Meinung über den Kampf zu übernehmen. In den Herrschaftspalast in der Zitadelle auf dem Berg kamen der Hochgelehrte und Scheich Izzuddîn ibn Abdussalâm und Al-Qâdî Badruddîn As-Sindschârî, der damalige Großmufti Ägyptens. Alle einigten sich auf den Widerstand gegen die Tataren und den Tod um Allâhs willen.
Qutuz zog am Montag, dem 15. Scha‘bân des Jahres 658 n. H. mit allen Soldaten Ägyptens und den ihnen angeschlossenen syrischen, arabischen und türkischen Soldaten sowie anderen Leuten aus der Zitadelle des Berges aus. Er rief die Leute in Kairo und allen Provinzen Ägyptens zum Kampf um Allahs willen und zum Widerstand gegen die Feinde des Islâm auf. Er sammelte die Fürsten und verlangte von ihnen, ihm beim Bekämpfen der Tataren zu helfen. Sie weigerten sich jedoch, mit ihm aufzubrechen. Da sagte er zu ihnen: „O Fürsten der Muslime! Seit Langem esst ihr vom Vermögen des muslimischen Fiskus, während ihr nun das Bekämpfen der Feinde hasst. Ich ziehe jetzt aus. Wer sich für den Kampf entscheidet, der soll mich begleiten. Jemand, der sich dagegen entscheidet, der soll in sein Haus zurückkehren, und Allâh sieht ihn. Die Sünde der Verletzlichkeit der Muslime soll dann bei den Zurückbleibenden liegen.“
Vor dem Abmarsch versammelte Qutuz seine Kommandeure und erklärte ihnen die Gefährlichkeit der Situation. Er erinnerte sie an die von den Tataren erfolgte Zerstörung, Vernichtung und an das Blutvergießen. Er bat sie, während er in Tränen ausbrach, ihre Seelen für die Rettung des Islâm und der Muslime zu opfern. Die Kommandeure konnten sich nicht beherrschen und begannen ob seines Weinens zu weinen. Sie versprachen ihm, alles für den Sieg des Islâm zu opfern.
Qutuz zog aus, den Tataren außerhalb Ägyptens entgegenzutreten. Er setzte nicht auf eine Verteidigungsstrategie, denn er glaubte, dass der Angriff die beste Verteidigung ist, damit er den Geist seiner Männer erhöhe und den Feinden beweise, dass er sie nicht fürchtet. Qutuz verließ Ägypten im Monat Ramadân des Jahres 658 n. H. und erreichte die Stadt Gaza, in der sich einige Tataren unter der Führung von Piedra befanden, der vom Angriff einer der Truppen der Mamluken unter der Führung von Baibars, eines der tapfersten Kommandeure von Qutuz, überrascht wurde. Dann kam es tatsächlich zur frohen Botschaft des Sieges und Qutuz eroberte Gaza von den Tataren zurück. Er hielt sich dort einen einzigen Tag auf. Dann begab er sich nach Norden, und zwar nach der Bekaa-Ebene im Libanon, wo sich die Tataren unter der Leitung von Kitbuqa befanden, der an der Rettung der Tataren, die von den Muslimen in Gaza besiegt wurden, gescheitert war.
Qutuz war ein erstklassiger militärisch denkender Mann, der für alles Vorbereitungen trifft. Er schickte also einen Erkundungstrupp unter der Führung des Fürsten Ruknuddîn Baibars, der ein Kommandant mit großer Erfahrung bei Kriegen war, damit man meistmögliche Informationen über die Tataren, deren Macht, Anzahl und Waffen sammle. Nachdem Baibars die Nachrichten erhalten hatte, focht er gegen die Tataren an einem Ort namens Ain Dschalût. Der Kampf dauerte an, bis Qutuz mit seinen Streitkräften das Kampffeld der entscheidenden Schlacht erreichte.
Am Freitag, dem 25. Ramadân des Jahres 658 n. H. brach eine entscheidende Schlacht zwischen den beiden Parteien aus. Qutuz drang in die Reihen der Kämpfer ein, ging seinen Soldaten voran und rief: „O mein Islâm, o mein Islâm!“ Er schlug die Häupter der Feinde mit seinem Schwert ab, ermutigte seine Gefährten und spornte sie zum Märtyrertod um Allâhs willen an. Als sich die Schlacht verschärfte, begann Qutuz vor dessen Armee zu rufen: „O mein Islâm, o mein Islâm! O Allâh, verhilf Deinem anbetend Dienenden Qutuz zum Sieg über die Tataren!“ Das Pferd von Qutuz wurde getötet, und Qutuz wäre dem Tod geweiht gewesen, wenn ihm einer seiner Soldaten nicht geholfen und von seinem Pferd abgestiegen und ihm dieses gegeben hätte. Qutuz führte seine Männer zügig voran und drang ohne Angst in die Reihen der Feinde vor, die in Unordnung gerieten. Der große Befehlshaber Qutuz griff auf eine List zurück, die darin lag, dass er einige seiner Streitkräfte der Mamluken zwischen den Hügeln verbarg. Als sich die Schlacht nun verschärfte, erschienen die Mamluken aus ihren Verstecken und griffen die Tataren mit Macht und Gewalt an.
Es gab ein Landgut in der Nähe des Schlachtfeldes. Eine Gruppe der Soldaten der Tataren hatte sich auf ihm verschanzt. Da befahl Qutuz seinen Soldaten, Feuer auf diesem Landgut zu entzünden. Die sich auf dem Landgut befindlichen Tataren verbrannten deswegen. Die Muslime begannen dann die Tataren zu verfolgen, bis Qutuz in Damaskus am Ende des gesegneten Monats Ramadân einzog und die Einwohner ihn erfreut empfingen. Nach wenigen Wochen war das damalige Groß-Syrien von den Tataren gesäubert. Qutuz verließ Damaskus und kehrte nach Ägypten zurück. Auf dem Weg seiner Rückkehr stürzten sich einige Fürsten auf ihn und töteten ihn aus Missgunst und Groll ob des Sieges, den ihm Allâh verliehen hatte. Dies fand am Samstag, dem 16. Dhû Al-Qa‘da 658 n. H. statt. Er wurde am Ort begraben, an dem er getötet wurde. Die Leute waren dessentwegen sehr traurig.

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