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Den sicheren Rückzug antreten

Den sicheren Rückzug antreten

Auswirkungen einer Scheidung auf die Kinder:

Der Ort: das Kinderzimmer.
Die Zeit: nach dem Nachtgebet.
Die Personen: Kinder, die von Angst und Sorge erfüllt hinter der Tür ihres Zimmers stehen.


Was ist los? Und was sind das für laute Stimmen?
Es sind die Stimmen des Vaters und der Mutter, ein heftiger Streit. Die Kinder fragen sich: Wie wird dieser Streit enden und wann?
Sie reiben ihre Hände und schauen sich in die traurigen, unruhigen und tränengefüllten Augen. Wir wollen schlafen, aber wie?
Wie werden wir morgen nach dieser schwarzen Nacht zur Schule gehen?
Wird es eine Scheidung geben?

Ahmad, wirst du heiraten?
Nein, wenn ich erwachsen bin, werde ich nicht heiraten.
Und du, Huda, was wirst du tun, wenn du erwachsen bist?
Ich werde studieren und arbeiten, aber nicht heiraten, denn die Heirat ist eine bittere Erfahrung.

Dies ist ein Gespräch der Kinder aus einer solch angespannten Atmosphäre, genau wie der Dichter sagte:

Dem Fehler folgen die Szene,
dann eine Antwort und der Streit,
dann die Trennung und die Scheidung.

Die Ehe ist eine Art Partnerschaft zwischen zwei Personen, wobei die Kinder das Hauptprojekt dieser Partnerschaft darstellen. Die Ehe ist ein heiliger Bund und ein festes Abkommen, daher sollen die beiden Eheleute ihre gemeinsamen Interessen hüten und keinen heftigen Streit oder starke Hassgefühle vor den Kindern zeigen, denn dies führt zu Unruhe und psychischen Störungen wegen des schlechten Vorbilds und der Zerrüttung sowie der Instabilität der Familie.

Ein von Streit und Auseinandersetzungen erfülltes Haus wird kein Zuhause für rechtschaffene und ausgeglichene Kinder sein können, denn die meisten Kriminellen wachsen in solchen unseligen Häusern auf. Die an den Nerven zerrenden Streitigkeiten vernichten jegliche Chance auf Genialität und jegliche Talente, die etwas Gutes und Segensreiches hervorbringen könnten.

Wir bemerken, dass die Reaktionen der Kinder aus solchen Atmosphären höchst gewaltsam sind. Anstelle der verschwundenen Dankbarkeit gegenüber den Eltern für deren Hingabe und Aufopferung für deren Kinder, erscheint eine Art Tadel und Beschwerde bei den Kindern, die sich oft fragen:

Warum habt ihr euch denn geheiratet? Wir wünschten uns, ihr hättet nicht geheiratet und uns gar nicht zur Welt gebracht!

Wenn die beiden Eheleute in diesem Fall fest entschlossen sind und die Scheidung beschlossen haben, dann sollen sie die Schäden ihres Rückzugs aus dem gemeinsamen Leben so gut es geht vermindern. Jede Entscheidung hat logischerweise ihre Vor- und Nachteile, denn manchmal erfolgt die Scheidung und beide Partner haben ihre Ruhe, aber die Kinder müssen dafür bezahlen.

Es ist nicht zu bestreiten, dass die Auswirkungen auf die Kinder sehr tiefgehend sind, denn wer wird für sie aufkommen? Wer wird sie schützen? Wie werden sie bei gesellschaftlichen Anlässen oder in Lebenssituationen, die den Vater erfordern, ohne ihn auskommen? Wo werden sie leben? Mit der Mutter, dem Vater oder mit der Großmutter?

Woher werden sie die seelische Geborgenheit bekommen, die normalerweise bei der Erziehung im normalen Familienleben, also im Beisein beider Elternteile, vorhanden ist?

Ein Brief eines Ehemanns:

Ein Mann schrieb Folgendes an seine Frau, die sich von ihm scheiden lassen wollte:

„Die Scheidung, meine Liebe, ist kein Spiel für die Erwachsenen, wovon sie Gebrauch machen, wenn sie sich vor der Konfrontation drücken wollen. Die Scheidung ist ein schwerwiegendes Wort, das die Heimatlosigkeit der Kinder bedeutet. Es bedeutet, dass jeder von uns mit dem anderen nichts mehr zu tun hat.“

So ist es, lieber Leser!

Die Scheidung bedeutet, dass die Kinder verloren gehen. Das Kind, dieses schöne, zarte Geschöpf, ist das Geschenk Allâhs, das du zuvor nicht hattest. Er schenkte es dir. Wie kann es dann sein, dass du dieses Geschenk verlierst? Dass du es ohne Zuhause, ohne Kleidung, ohne Geld und so sein lässt, dass es sich nicht ruhig und geborgen fühlt?

Zieht euch zurück, aber mit so wenigen Verlusten wie möglich!

Es gibt nämlich Ehemänner, die ihre Kinder ruinieren und verderben, wenn sie sich von ihren Frauen scheiden lassen:

- indem sie sie vernachlässigen und sich wenig um ihren Unterhalt kümmern,
- indem sie es ablehnen, dass die Kinder mit ihnen leben,
- oder indem sie die Kinder ihrer Mutter gewaltsam wegnehmen.

Es ist nämlich rechtens, dass das Kind bei seiner Mutter bleibt, wenn es noch jung ist. Nach einer Überlieferung von Amr ibn Schu’aib sagte eine Frau: „O Gesandter Allâhs, für diesen meinen Sohn war mein Bauch ein Behälter und meine Lenden ein Heilmittel und er trank aus meiner Brust, aber sein Vater behauptet, dass er ihn mir wegnehmen werde!“ Er sagte: „Du hast mehr Recht auf ihn, solange du nicht wieder heiratest.“ Dieser Hadîth wurde von Ahmad, Abû Dâwûd und Al-Hakîm überliefert und von Al-Albanî als authentisch eingestuft.

Wenn das Kind aber alt genug ist, um zwischen seinen Interessen und den Nachteilen für sich zu unterscheiden, dann wird ihm vom Richter die Wahl zwischen seinem Vater und seiner Mutter gegeben. Abû Huraira  möge Allah mit ihm zufrieden sein berichtete, dass der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken einen Jungen zwischen seinem Vater und seiner Mutter wählen ließ. Von Ahmad, Abû Dâwûd und At-Tirmidhî wurde dieser Hadîth überliefert und von Al-Albânî im Buch Al-Irwâ als authentisch eingestuft.

Wenn das Kind entscheidungsfähig ist und sein Vater befürchtet, dass seine Mutter es vernachlässigen wird, falls es bei ihr bleibt, darf es der Vater zu dessen Wohl aufnehmen, sofern er seinen Verpflichtungen ihm gegenüber nachkommen kann.

Wenn beide Elternteile dabei [bei der Sorge um das Kind] gleich sind, dann hat die Mutter mehr Anrecht auf das Kind [aus: Muchtasaru Al-Fatâwa Al-Misrîya von Ibn Taimiya].

Im Allgemeinen sollen beide Eheleute ihre Kinder nicht zum Opfer ihrer Hartnäckigkeit, ihres Eigensinns und Gezänks machen. Die Kinder sollen gegen diese Probleme abgeschirmt werden, und bezüglich der Frage, ob die Kinder beim Vater oder bei der Mutter bleiben, sollen die Eltern dem Wohl der Kinder den Vorrang geben.

Deswegen sind einige Gelehrte hinsichtlich der Sorgerechtsthematik der Meinung, dass man dabei dem Wohl des Kindes Rechnung tragen soll, egal ob es noch jung oder alt und entscheidungsfähig ist. Als Beweis dafür führten sie die Tatsache an, dass die Hadîthe und die Antworten des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken bezüglich dieses Themas sehr unterschiedlich und vielfältig sind.

Unsere besten abschließenden Worte handeln sich um den Vers „... Und versäumt es nicht, gut zueinander zu sein ...“ (Sûra 2:237):

Der Qurân versucht immer wieder, diese Herzen zu reinigen, mild zu machen und sie von jeglichem Makel zu befreien, indem er in ihnen das Gefühl der Gottesfurcht hervorruft, das Gefühl der Großmut und der Güte, das Gefühl, dass Allâh sie sieht. Damit Güte und Gefälligkeit die Atmosphäre in dieser ehelichen Beziehung beherrschen, abgesehen davon ob sie erfolgreich oder gescheitert ist, und damit die Herzen auf alle Fälle lauter, aufrichtig und mit Allâh verbunden bleiben.

Allâh der Gepriesene und Erhabene macht die Gefälligkeit und Güte [zwischen den Eheleuten] - sogar im Falle der Trennung - zu einer Anbetungshandlung, genau wie das rituelle Gebet und die übrigen Anbetungshandlungen. Das ist einer der äußerst feinen Hinweise des Qurân, der mit der islâmischen Vorstellung vom Zweck der menschlichen Existenz im Einklang steht, wie sie in folgenden Worten Allâhs dargestellt wird: „Und Ich habe die Dschinn und die Menschen nur (dazu) erschaffen, damit sie Mir dienen.“ (Sûra 51:56). Gemäß dieser Vorstellung beschränkt sich die Anbetung nicht nur auf die rituellen Handlungen, sondern umfasst jegliche Aktivität, die man um Allâhs Willen und im Rahmen der Unterwerfung Ihm gegenüber vornimmt, selbst wenn die Ehe scheitert.

Zum Schluss sei gesagt, dass edle und treue Menschen die Güte und Gefälligkeit nicht vergessen - egal wie weit sie zurückliegen – und dass sie die gemeinsamen Kinder niemals vernachlässigen.

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