Der Einsatz für Unterdrückte und Schwache gehörte zum Wesen und Verhalten unseres Propheten Muhammad (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken). Seine Frau Chadîdscha (möge Allâh mit ihr zufrieden sein) sagte zu ihm, als er zu Beginn der Offenbarung Angst um sich selbst hatte: „Aber nein! Bei Allâh, Allâh wird dich niemals im Stich lassen. Du pflegst die Verwandtschaftsbande, hilfst den Schwachen (Al-Kalla) und Mittellosen, bedienst deine Gäste großzügig und hilfst denen, die vom Unglück geplagt sind“ (Al-Buchârî).
Al-Kirmânî sagte: „‚Du pflegst die Verwandtschaftsbande‘ bedeutet, den Verwandten Gutes zu tun. Dabei sollte man die Umstände beachten, in denen diese und auch man selbst sich befinden. Manchmal geschieht dies durch Geld, manchmal durch einen Dienst, manchmal durch Besuche, Grüße und so weiter. ‚Al-Kalla‘ bedeutet ‚Last‘, und stammt von ‚Kalâl‘, was „Erschöpfung“ bedeutet. Er nimmt die Last ab, d. h. er hilft dem Schwachen, der erschöpft ist.“
Die Sîra des Propheten mit all ihren Ereignissen zeigt deutlich, wie sehr sich unser Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) für die Unterdrückten und Schwachen einsetzte und bemühte. Es gibt zahlreiche Überlieferungen über diese Umstände:
1. Der Hilf Al-Fudûl (Bund der Tugendhaften):
Der „Hilf Al-Fudûl“ war ein Vertrag, der in Mekka vor der Berufung des Propheten Muhammad zum Gesandten Allâhs zwischen einigen Stämmen der Quraisch geschlossen wurde. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) war Zeuge dieses Vertrages, der Gutes, Gerechtigkeit und Hilfe für die Unterdrückten beinhaltete. Es war eine Versammlung und ein Bündnis, das aus dem gemeinsamen Empfinden menschlicher Solidarität entstand, um die Unterdrückten zu unterstützen und die Wahrheit zu verteidigen. Diese Vereinigung wird als einer der herausragenden Momente in der Geschichte der Araber vor dem Islâm angesehen.
Der Hilf Al-Fudûl fand im Monat Dhû Al-Qa’da statt, als der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) fünfzehn Jahre alt war. Auslöser dafür war, dass ein Händler aus Zabîd (einer Stadt im Jemen) nach Mekka kam und seine Waren an Al-Âs ibn Wâ‘il verkaufte. Dieser jedoch weigerte sich, ihm den rechtmäßigen Lohn zu zahlen. Der Händler aus Zabîd bat die Anführer der Quraisch um Hilfe, doch sie lehnten ab, da Al-Âs einen hohen Stand unter ihnen innehatte. So trat der Händler vor die Kaaba und rief die Ehrenwerten zur Unterstützung auf. Az-Zubair ibn Abdulmuttalib erhob sich und erklärte: „Dieser Mann darf nicht im Stich gelassen werden.“ Daraufhin versammelten sich die Banû Hâschim, die Banû Zuhra und die Banû Taim ibn Murra im Haus von Abdullâh ibn Dschud‘ân. Dieser bewirtete sie und sie schlossen im Monat Dhû Al-Qa‘da einen Pakt. Sie einigten sich und schworen bei Allâh, dass sie sich gegen die Unterdrücker solidarisieren würden, bis den Unterdrückten ihr Recht zugesprochen wurde.
In der Überlieferung von Ibn Hischâm in „As-Sîra An-Nabawiyya“ heißt es: „Sie vereinbarten und verpflichteten sich, sich in Mekka mit allen Unterdrückten zu verbünden, sowohl mit den Einheimischen als auch mit denen, die aus anderen Völkern dorthin kamen, und gegen die Unterdrücker vorzugehen, bis ihnen Gerechtigkeit widerfahre. Die Quraisch nannten diesen Pakt ‚Hilf Al-Fudûl.“ In dieser Versammlung sagte Az-Zubair ibn Abdulmuttalib: „Die Fudûl (die Tugendhaften) haben vereinbart und sich verpflichtet, dass kein Unterdrücker innerhalb Mekkas bleiben darf. Sie sind übereingekommen und haben sich verpflichtet, den Nachbarn und Besuchern Schutz zu gewähren.“
Der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) war bei diesem Treffen anwesend und nahm daran teil. Denn er (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) nahm schon vor seiner Berufung zum Gesandten Allâhs an den Angelegenheiten seiner Mitmenschen teil, wenn er darin Recht und Gerechtigkeit und Hilfe für die Unterdrückten sah. Auf der anderen Seite lehnte er stets alle ihre falschen Vorstellungen, ihre götzendienerischen Überzeugungen und ihre schlechten Bräuche ab. Im Hadîth von Abdurrahmân ibn Auf (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) bringt der Prophet seine Zufriedenheit und Freude über dieses Bündnis zum Ausdruck: „Ich war mit meinen Onkeln bei einer Vereinbarung im Haus von Abdullâh ibn Dschud‘ân dabei. Diese Vereinbarung würde ich nicht einmal für rote Kamele (welche damals als sehr wertvoll galten) brechen. Und wenn ich im Islâm dazu aufgefordert würde (zu meinem damals gegebenen Wort zu stehen), würde ich sogleich antworten“ (Musnad). In einer anderen Überlieferung heißt es: „Als junger Mann war ich mit meinen Onkeln beim Schwur der Wohlriechenden (Mutayyabûn) anwesend. Ich würde nicht einmal rote Kamele dafür eintauschen, dass ich ihn breche.“ Mit den „Wohlriechenden“ ist der Hilf Al-Fudûl gemeint, der im Haus von Abdullâh ibn Dschud‘ân stattfand und an dem der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) im Alter von fünfzehn Jahren teilnahm.