Viele von uns kennen das Bild: Eine Frau hält eine leere Kaffeetasse in der Hand, während andere gespannt auf ihre Zukunftsdeutung warten. So sehr dieses Bild auch als naiv abgetan werden mag, es spiegelt doch die universelle Sehnsucht des Menschen wider, einen Blick in die Zukunft zu werfen.
Die Sehnsucht, das Verborgene zu enthüllen und Geheimnisse zu lüften, ist so alt wie die Menschheit selbst. Schon in der Antike versuchten Menschen, durch die Beobachtung von Naturphänomenen wie Vogelzug oder Planetenbewegungen einen Blick in die Zukunft zu werfen. Auch in den Linien der Hand oder den Mustern der Erde sahen sie Hinweise auf Schicksal und Glück. Diese Suche nach verborgenen Zusammenhängen führte oft zu Deutungsweisen, die eher dem Bereich des Aberglaubens zuzuordnen sind als dem der wissenschaftlichen Erkenntnis.
Die weitverbreitete Neigung des Menschen, sich dem Aberglauben hinzugeben, hat den Islâm zu einer eindeutigen Stellungnahme veranlasst. Er betont, dass einzig Allâh das Wissen um das Verborgene besitzt und dass es dem Menschen verwehrt ist, dieses Wissen zu erlangen. Er sagt: „Sag: Über das Verborgene weiß nicht Bescheid wer in den Himmeln und auf der Erde ist, außer Allâh“ (Sûra 27:65). Selbst den Engeln und Propheten, Seinen ergebensten Dienern, hat Er das Wissen um das Verborgene abgesprochen. Als diese fragten: „‚Willst Du auf ihr etwa jemanden einsetzen, der auf ihr Unheil stiftet und Blut vergießt, wo wir Dich doch lobpreisen und Deiner Heiligkeit lobsingen?‘“, antwortete Er: „Ich weiß, was ihr nicht wisst“ (Sûra 2:30). Die Propheten wiesen die Behauptung, das Verborgene zu kennen, von sich.
Nûh (Frieden sei mit ihm) sagte zu seinem Volk: „Und ich sage nicht zu euch, ich besäße die Schatzkammern Allâhs, und ich weiß auch nicht das Verborgene“ (Sûra 11:31). Und unser Prophet Muhammad (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) wurde von seinem Herrn angewiesen zu sagen: „Sag: Ich sage nicht zu euch, ich besäße die Schatzkammern Allahs, und ich weiß auch nicht das Verborgene“ (Sûra 6:50). Selbst den Dschinn, denen viele Menschen das Wissen über das Verborgene zuschreiben, hat Allâh deutlich gemacht, dass sie nicht diese Fähigkeit besitzen. Er erzählt von Sulaimân (Frieden sei mit ihm) und wie die Dschinn ihm selbst nach seinem Ableben dienten. Diese Wesen erfuhren von seinem Tod erst, als er stürzte, weil Termiten seinen Thron zerfressen hatten. Allâh sagt: „Und als Wir für ihn den Tod bestimmt hatten, wies sie auf sein Ableben nur das Tier der Erde hin, das seinen Stab fraß. Als er dann niederstürzte, wurde den Dschinn klar, dass sie, wenn sie das Verborgene gewusst, nicht (weiter) in der schmachvollen Strafe verweilt hätten“ (Sûra 34:14).
Das Wissen über das Verborgene ist allein Allâh vorbehalten. Es gibt keine Möglichkeit, dieses Wissen zu erlangen, außer durch Ihn. Er sagt: „(Er,) der Kenner des Verborgenen – Er enthüllt niemandem das, was bei Ihm verborgen ist, außer dem Gesandten, den Er bewilligt“ (Sûra 72:26-27).
Um dieses Konzept im Bewusstsein der Menschen zu verankern, hat der Islâm jegliche Versuche, das Verborgene zu kennen, für ungültig erklärt. Dazu zählt auch das gute oder schlechte Omen aufgrund von Vogelweissagung, bei der man versucht, die Zukunft vorherzusagen, indem man das Verhalten von Vögeln deutet. Dabei werden Vögel aufgescheucht. Wenn die Vögel nach rechts fliegen, deutet man dies als gutes Zeichen und setzt die Reise fort. Fliegen sie nach links, so hält man die Reise für aussichtslos und kehrt um. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Das Omen ist Schirk, das Omen ist Schirk“ (Ahmad).
Der Islâm hat die Wahrsagerei als ungültig erklärt, das heißt, die Behauptung, das Verborgene durch Teufel zu kennen. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wer zu einem Kâhin (jemand, der versucht Wissen über das Verborgene durch Dschinn zu erhalten) oder einem Arrâf (jemand, der versucht Wissen über das Verborgene durch Deutungen und Zeichen wie z. B. Handlesen zu erhalten) geht und ihm glaubt, was er sagt, der hat das geleugnet, was auf Muhammad herabgesandt wurde“ (Ahmad).
Der Islâm hat die Astrologie für ungültig erklärt. Das bedeutet, er lehnt die Annahme ab, dass man aus der Stellung der Planeten Rückschlüsse auf irdische Ereignisse wie Dürren, Ernten, Regenfälle, Leben und Tod ziehen kann. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wer Wissen von den Sternen erlangt, erlangt einen Zweig der Zauberei, je mehr (Wissen er über die Sterne erlangt), desto mehr (Wissen erlangt er über die Zauberei)“ (Abû Dâwûd und Ibn Mâdscha).
Zur falschen Astrologie zählt unter anderem das Horoskop und die daraus abgeleiteten Vorhersagen über die Zukunft eines Menschen, einschließlich Glück, Unglück, Erfolg oder Misserfolg. Viele Menschen sind von dieser Art der Astrologie fasziniert und tolerieren sie, um ihre Neugier auf die Zukunft zu befriedigen.
Der „Tarq“ wurde vom Islâm für ungültig erklärt. Darunter versteht man den Versuch, das Verborgene zu erfahren, indem man Linien in den Boden zeichnet. Der Islâm stuft diese Praxis als Zauberei und Wahrsagerei ein. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Iyâfa (Ableitung von Omen aus dem Verhalten von Vögeln), Tiyâra (Ableitung von Vorzeichen oder Pech durch verschiedene Ereignisse) und Tarq (Zeichnen und deuten von Linien auf der Erde) gehören zum Dschibt (zur Wahrsagerei oder alternativ: sind vom Teufel)“ (Abû Dâwûd).
Gelehrte haben Praktiken wie das Lesen von Handflächen und Kaffeesatz, um das Verborgene zu erfahren und die Zukunft vorherzusagen, als unzulässig erklärt. Sie argumentieren, dass solche Handlungen vom Teufel inspiriert sind, um die Menschheit in die Irre zu führen, und zu Aberglauben gehören, den man ablegen sollte. Er sollte wissen, dass das Verborgene wie eine verschlossene Tür ist, die nur mit Allâhs Erlaubnis geöffnet werden kann. Dies geschieht durch Offenbarung, einen wahrhaftigen Traum oder ein Wunder, das Allâh einem Seiner Diener gewährt, um ihm einen Blick hinter die Schleier des Verborgenen zu gewähren. All dies kommt allein von Allâh dem Erhabenen. Der Mensch hat keinen Einfluss darauf. Alles andere, was Menschen sich ausdenken, ist falsch und führt in die Irre.
Daran wird deutlich, wie der Islâm den Verstand geschützt und von Aberglauben befreit hat. Dieser Aberglaube hatte den Verstand lange Zeit gefangen gehalten und nach dem Verborgenen streben lassen, das nur Allâh kennt.


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