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Die Weisheit, warum der Islâm als letzte göttliche Botschaft gekommen ist

Frage

Ich habe einen nichtmuslimischen Freund, der mir häufig die folgende Frage stellt: Warum hat Allâh der Erhabene nicht gleich zu Beginn der Menschheit den Propheten Muhammad (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) geschickt und den Qurân herabgesandt? Warum sind die Gebote des Islâms nicht zu Anfang gebracht worden, sodass die Menschen danach keine Meinungsverschiedenheiten entwickelt hätten? Möge Allâh Sie mit dem Besten belohnen für ihre Dienste am Islâm und den Muslimen und möge er Ihre Stufe im Paradies erhöhen!

Antwort

Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!

Hinter dieser Frage steht die Vorstellung, dass es keine Meinungsverschiedenheiten unter den Menschen gäbe, wenn der Prophet Muhammad (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) am Beginn der Menschheit entsandt worden wäre. Doch diese Vorstellung ist nicht korrekt. Allâh der Erhabene hat die Menschen mit der Anlage zum Eingottbekenntnis erschaffen. Zu Beginn der Menschheit auf der Erde gab es einen Propheten, der von Allâh angesprochen wurde: Âdam ( Frieden sei auf ihm ). Trotzdem begannen sich die Menschen in grundlegenden Fragen und in Details zu unterscheiden. Allâh sagt: „Die Menschen waren eine einzige Gemeinschaft. Dann schickte Allâh die Propheten als Verkünder froher Botschaft und als Überbringer von Warnungen und sandte mit ihnen die Bücher mit der Wahrheit herab, um zwischen den Menschen über das zu richten, worüber sie uneinig waren. Doch nur diejenigen waren – aus Missgunst untereinander – darüber uneinig, denen sie gegeben wurden, nachdem die klaren Beweise zu ihnen gekommen waren. Und so hat Allâh mit Seiner Erlaubnis diejenigen, die glauben, zu der Wahrheit geleitet, über die sie uneinig waren. Und Allâh leitet, wen Er will, auf einen geraden Weg“ (Sûra 2:213).

As-Sa’dî schreibt hierzu: „Nachdem Allâh erwähnt, was für eine gewaltige Wohltat die Herabsendung des Buches auf die Schriftbesitzer war und dass dies eigentlich Übereinstimmung und Gemeinsamkeit hätte bewirken sollen, berichtet Er, wie die einen mutwillig gegen die anderen die Grenzen überschritten (Baghy) und dass dies zu Streit, Feindschaft und abweichenden Meinungen führte. Sie entwickelten unterschiedliche Auffassungen über das Buch, das eigentlich am besten geeignet gewesen wäre, die Menschen zusammenzuführen. All dies geschah, nachdem sie dieses Buch erkannt und Gewissheit über seine klaren Zeichen und die eindeutigen Belege in ihm erlangt hatten. Daraufhin gingen sie in weiter Abirrung verloren.“

Ein Beleg hierfür sind auch folgende Worte des Erhabenen: „Gewiss, die Religion ist bei Allâh der Islâm. Doch diejenigen, denen die Schrift gegeben wurde, wurden erst uneinig, nachdem das Wissen zu ihnen gekommen war – aus Missgunst untereinander (…)“ (Sûra 3:19). „Er hat euch von der Religion festgelegt, was Er Nûh anbefahl und was Wir dir (als Offenbarung) eingegeben haben und was Wir Ibrâhîm, Mûsâ und Îsâ anbefahlen: Haltet die (Vorschriften der) Religion ein und spaltet euch nicht darin (in Gruppen). Den Götzendienern setzt das schwer zu, wozu du sie aufrufst. Allâh erwählt dazu, wen Er will, und leitet dazu, wer sich (Ihm) reuig zuwendet. Und sie spalteten sich erst, nachdem das Wissen zu ihnen gekommen war – aus Missgunst untereinander. Und wenn es nicht ein früher ergangenes Wort von deinem Herrn auf eine festgesetzte Frist gäbe, so wäre wahrlich zwischen ihnen entschieden worden. Gewiss, diejenigen, denen die Schrift nach ihnen zum Erbe gegeben wurde, sind darüber in starkem Zweifel“ (Sûra 13-14).

Der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) berichtet von einem Wort, das er von seinem Herrn dem Erhabenen erhalten hatte: „Gewiss habe Ich die Menschen (Ibâd) allesamt als Rechtgläubige (Hunafâ) erschaffen. Doch die Satane kamen zu ihnen und brachten sie von ihrer Religion ab. Sie verboten ihnen, was Ich ihnen erlaubt hatte. Und sie befahlen ihnen, dass sie Mir etwas an die Seite stellen, wozu Ich keine Erlaubnis herabgesandt hatte“ (Muslim).

Meinungsunterschiede und Abweichungen unter den Menschen sind zweifellos eine Realität. Allâh der Erhabene sagt: „Und wenn dein Herr wollte, hätte Er die Menschen wahrlich zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht. Aber sie bleiben doch uneinig, außer denen, derer Sich dein Herr erbarmt hat. Dazu hat Er sie erschaffen“ (Sûra 11:118-19).

Die Religion aller Propheten und Gesandte war der Islâm, auch wenn einzelne Gebote ihrer jeweiligen Scharîa voneinander abwichen. Mit Islâm ist hier die Hinwendung zu Allâh dem Erhabenen durch das Bekenntnis Seiner Einheit und dem Gehorsam Ihm gegenüber gemeint. Die himmlischen Botschaften stimmen alle in ihren grundlegenden Prinzipien, Regeln und Zielen überein, auch wenn Einzelheiten der Gebotenlehre unterschiedlich sind. Sie alle waren völlig einheitlich in der wichtigsten Frage: dem Bekenntnis zur Einzigkeit Allâhs (Tauhîd) und der Hingabe des Menschen an Allâh den Allmächtigen.

Umar Al-Aschqar schreibt: „Die himmlischen Bücher bestätigen die allgemeinen Grundsätze, die alle Menschen über die verschiedenen Zeitalter hinweg verinnerlichen sollten. So zum Beispiel den Grundsatz von Belohnung und Strafe, also dass der Mensch für seine Taten zur Rechenschaft gezogen und für seine Sünden und Lasten bestraft wird und den Grundsatz, dass er nicht für einen anderen zur Verantwortung gezogen wird. Belohnt wird er für seine eigene Anstrengung und außer seinen eigenen Bemühungen nützt ihm nichts. Worin die Botschaften weiterhin übereinstimmen, ist, dass sie das Üble und Nichtige darstellen und dazu aufrufen, dieses zu bekämpfen und zu beseitigen: egal ob dies die Anbetung von Götzen beinhaltet oder den frevlerischen Hochmut in der Welt oder das Abweichen von der natürlichen Anlage, so wie das Volk Lûts es praktizierte. Genauso verurteilten sie feindseliges Verhalten gegenüber dem Menschen, wie Wegelagerei und betrügerisches Verändern von Maß und Gewicht. Obwohl die Religion, die von den Gesandten gebracht wurde, eine einzige ist – nämlich der Islâm –, so waren doch die Gebote der Propheten unterschiedlich. Damit ist nicht gemeint, dass sich diese Normen völlig unterschieden. Bei näherer Betrachtung erkennt man, dass sie in den Grundlagen ähnlich ausgerichtet waren. Wir haben bereits Texte zitiert, die über die göttlichen Gebote der früheren Völker sprechen: über Gebet, Zakâ, Pilgerfahrt und den Konsum erlaubter Speisen u. a. Sie unterscheiden sich nur in Details, wie der Anzahl der Gebete, den Bedingungen für die Durchführung, die Pflichtteile oder die Höhe der Zakâ-Abgabe und die Orte der Riten. Diese unterscheiden sich von einer Scharîa zu anderen. Es mag sein, dass Allâh aufgrund einer Weisheit in einer Scharîa eine bestimmte Angelegenheit erlaubt, doch diese in einer anderen Scharîa verbietet – ebenfalls aus einer bestimmten Weisheit heraus.“

Nun zur Frage, warum die Entsendung des letzten Propheten so lange verschoben wurde und mit ihr alle Botschaften abgeschlossen wurden. Dies ist ein Erfordernis aus der Allgemeingültigkeit des Islâms und folgt aus der Besonderheit der früheren Botschaften. So sagte der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Mir wurden fünf Dinge gegeben, die keinem vor mir gegeben wurden.“ Darunter erwähnte er auch: „Ein Prophet wurde (vor mir) eigens zu seinem Volk entsandt, doch ich wurde zu den Menschen insgesamt geschickt.“ (Al-Buchârî, Muslim).

Zweifellos ist diese Botschaft für alle Menschen. Sie gilt sogar für die beiden Wesensklassen der Menschen und der Dschinn. Wäre mit dieser Botschaft begonnen worden, so hätten die Botschaften danach keinen Sinn gemacht. Damit wäre etwas Abrogierendes vor dem Abrogierten gekommen. Wie wir bereits zuvor ausgeführt haben, hat die Menschheit verschiedene Stadien durchlaufen und die göttlichen Gesetze waren auf ihren jeweiligen Zustand abgestimmt. Letztendlich besiegelte Allâh alle göttlichen Gebote durch die Scharîa Muhammads (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken). Diese Gebote passten zu ihm aus vielerlei Hinsicht. Bei Abdulkarîm Zaidân heißt es in „Usûl Ad-Da’wa“: „Die göttliche Botschaft wurde durch die ewige Botschaft des Islâms abgeschlossen, da sie am vollständigen ist und bis zum Tag der Auferstehung die beste Antwort auf die menschlichen Bedürfnisse liefert.“

Al-Marâghî sagt in seinem Tafsîr zu dem Vers „Und was Wir dir vom Buch eingegeben haben, ist die Wahrheit, das zu bestätigen, was vor ihm war. Allâh hat wahrlich Kenntnis von Seinen Dienern und sieht sie wohl“ (Sûra 35:31): „Das heißt: Allâh hat Kunde über die Zustände seiner Anbeter. Er sieht, was für sie passend ist. Daher gibt Er ihnen Gebote, die zu den Zuständen der Menschen passen – jederzeit und überall. Er entsendet Gesandte, die würdig sind, diese Botschaft den Menschen zu überbringen. ‚Allâh weiß sehr wohl, wo Er Seine Botschaft anbringt‘ (Sûra 6:124).“

Und Allâh weiß es am besten!

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