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Die Aufgabe der Moschee zurückrufen - Teil 1

Die Aufgabe der Moschee zurückrufen - Teil 1

Im Islâm sind Gläubige, das anbetende Dienen als Lebensweise und die Vorstellung, dass die Moschee ein Gemeindezentrum ist, untrennbar miteinander verbunden. Sie begründen einander und bedürfen einander, um richtig zu wirken und weiterzubestehen. Die Moschee ist so alt wie der Mensch auf Erden, da die Wahrheit (der Islâm) ebenso alt ist. Der erste Mensch, und gleichzeitig der erste Prophet, erbaute die ersten Moscheen auf Erden. Die ersten errichteten Moscheen waren die Haram-Moschee in Makka und die Aqsa-Moschee in Jerusalem. 40 Jahre trennten das Erbauen der beiden historischen Moscheen voneinander. 

 

Das Leben eines Gläubigen ohne Moschee kann man sich nicht vorstellen. Als Gemeindezentrum sollte sie immer, so weit es geht, die beste strategische Lage in Ortschaften, Stadtvierteln, Kleinstädten und Großstädten einnehmen. Die Moschee sollte immer über so viele sinnvolle und nützliche Komponenten und Einrichtungen wie möglich verfügen, um als dynamisches und erfolgreiches Gemeindezentrum zu wirken. Gute Moscheen sind zugänglich, angenehm und gesellig. Sie sind rentabel, umweltfreundlich und zukunftsfähig. Sie bieten ihren Besuchern ein breites Spektrum an Aktivitäten, Unterstützungsleistungen und Diensten. Auf diese Weise werden sie einfallsreich, relevant, dynamisch und faszinierend, und zwar für Männer und für Frauen, für Junge und für Alte, für Reiche und für Arme, für Beschäftigte und für Untätige sowie für vorbildliche und für durchschnittliche Muslime.

 

Moscheen müssen eine Bereicherung für die Menschen sein und keine Belastung. Ein Gläubiger ist nicht nur körperlich mit der Moschee verbunden, sondern auch seelisch und geistig, mit seinen Gedanken und seinem Verlangen. Das Herz eines wahren Gläubigen sehnt sich gewiss immerzu nach der Moschee. Er verspürt in der Moschee absolute Ruhe und Zufriedenheit. Wenn er sie verlässt, dann ist sein Herz mit ihr verbunden, bis er zu ihr zurückkehrt. Moscheen sind die Häuser Allâhs. Sie erschienen mit dem Islâm. Deshalb müssen sie einzig als islâmisch wahrgenommen, gestaltet und benutzt werden.

 

Daran und an andere vergleichbare Wahrheiten muss während der Planungs-, Entwurfs- und Bauphase von Moscheen gedacht und penibel darauf geachtet werden. Moscheen müssen eine lebende Realität sein! Sie müssen der gelebte Islâm sein! Sie können es sich nicht leisten, zu einem elitären Konzept zu verkommen! Sie können es sich nicht leisten, lediglich Wahrzeichen, Touristenattraktionen, falsche Symbole einer falschen Macht und gewissermaßen tote Baudenkmäler zu sein! Die Architektur von Moscheen sollte in erster Linie mit der mehrdimensionalen Welt der Funktionalität verbunden bleiben. Sie sollte nicht von ihrem eigentlichen Charakter abweichen und in der Welt der übertriebenen Erfindung und Abstraktion umherirren. Die Architektur von Moscheen darf nicht zu einem Spielball in den Händen einiger fehlgeleiteter Spender, Architekten oder Künstler werden. Um ehrlich zu sein, endet quasi jede echte Moschee-Kunst und -Architektur, wenn die Muslime ihre spirituelle und seelische Verbindung zu ihren Moscheen verlieren. Die Moschee ist ein Mikrokosmos des Islâm und des Wesens eines jeden wahren Gläubigen.

 

Als der Prophet Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) von Makka nach Madina ausgewandert war, bestand die erste Aufgabe, die er im Zusammenhang mit dem Aufbau und der Entwicklung der Gemeinde in Angriff nehmen wollte, im Bauen der Hauptmoschee der Stadt, die auch Prophetenmoschee genannt wird. Jedes weitere Vorhaben einschließlich des Bauens von Häusern für die Migranten, von denen ein Großteil arm und praktisch obdachlos war, musste aufgeschoben werden, bis die Prophetenmoschee fertiggestellt war. Nach der Fertigstellung war die Gestaltung der Prophetenmoschee äußerst schlicht. Trotz ihrer schlichten Gestaltung diente die Moschee vom ersten Tag an als echtes Gemeindezentrum und entwickelte sich schnell zu einem mehrfunktionalen Komplex. Sie war nicht nur dem Verrichten von rituellen Gebeten zu bestimmten Zeiten zugedacht, sondern auch vielen weiteren religiösen, sozialen, politischen und verwaltungsmäßigen Funktionen.

 

Die Hauptaufgaben und Hauptfunktionen der Moschee waren das Zentrum für gemeinschaftliche Anbetungshandlungen, der Regierungssitz des Propheten, ein Wohltätigkeits- und Almosenzentrum, ein Aufenthalts- und Rehabilitationszentrum, ein Ort zur medizinischen Behandlung und Krankenpflege und ein Ort für einige Freizeitaktivitäten. Die Prophetenmoschee war der Lebensnerv für das breite Spektrum an Aktivitäten und Bestrebungen der schnell wachsenden muslimischen Umma. Der Einfluss des Moschee-Komplexes auf die Entwicklung Madinas war derart stark, dass der Stadtkern fast ringförmig um den Komplex herum wuchs. So wurde der Maßstab für jede zukünftige muslimische Stadt hinsichtlich der Funktion ihrer Hauptmoschee wie auch deren Lage in ein Verhältnis zu den restlichen räumlichen Komponenten der Stadt gesetzt.

 

Nach dem Tod des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) wuchs die Moschee schnell weiter, entsprechend der schnellen Expansion des islâmischen Staates und dessen geografischen, demografischen, wirtschaftlichen und kulturellen Herausforderungen. Dadurch wurden die ursprünglichen Aufgaben und Funktionen der Moschee zu eigenständigen Einrichtungen, die die Moschee zu einem multiinstitutionellen Komplex machten. Hierauf ergab sich eine institutionelle Dezentralisierung, bei der sich einige Institutionen, die unter der Schirmherrschaft der Moschee entstanden, wuchsen und reiften, von ihr trennen mussten. Die Hauptgründe für diese institutionelle Dezentralisierung waren schnelle Urbanisierung und Entwicklung in islâmischen Städten, die Entstehung des Medrese-Phänomens wie auch Sufismus und politische und religiöse Spaltung. Mit Ausnahme einiger untypischer und seltener Fälle und Umstände unterstützten sich die Institution Moschee und die anderen unabhängigen Einrichtungen gegenseitig und arbeiteten zusammen auf gemeinsame Ziele zu. Sie waren Verbündete zum gemeinsamen Wohl statt Gegner, die sich gegeneinander verschwören oder versuchen, sich im Prozess der Erreichung ihrer jeweiligen und spezifizierten Ziele gegenseitig auszustechen. Es existierte ein Höchstmaß an institutioneller und ideologischer Harmonie anstatt Zwiespalt zwischen der Institution Moschee und den restlichen sozialen Institutionen und Einrichtungen. 

 

In dieser neuen Phase des Bestehens der Moschee, die von einer teilweisen institutionellen Dezentralisation gekennzeichnet war, traten im Großen und Ganzen drei Muster in den Beziehungen der Moschee zu den neu geformten sozialen, politischen, erzieherischen und religiösen Institutionen auf. 

 

Erstens: Die Hauptmoschee stand allein oder hatte wenige angeschlossene oder nahegelegene Einrichtungen, während andere Einrichtungen abgesondert wurden und sich individuell in der Stadt verteilten. 

 

Zweitens: Die Hauptmoschee stand allein oder hatte wenige angeschlossene oder nahegelegene Einrichtungen, während andere Einrichtungen sich entfernt von der Moschee umeinander scharten und so neue abgetrennte Gemeindezentren oder Schubkräfte bildeten. 

 

Drittens: Die Hauptmoscheen in den Stadtzentren waren von einem Großteil an sozialen und erzieherischen Institutionen umgeben und bildeten so riesige und geschäftige Stadtzentren, die über den größten Teil der städtischen Einrichtungen verfügten, die von Hauptmoscheen dominiert wurden. Obwohl es etlichen Institutionen im dritten Muster der Moscheebeziehungen zu den anderen Institutionen gelang, sich von den Hauptmoscheen abzuspalten, geschah dies eher auf Grund der Zweckmäßigkeit und nicht auf Grund von Leitbildern.

 

Ferner haben sicherlich der Graben zwischen den Gelehrten und den Herrschern sowie das Aufkommen von Bestattungsinstituten, die auf Grund der spirituellen Nachlässigkeit der Menschen sowie auf Grund der politischen Konflikte und Spaltungen sowohl gehegt als auch aufrechterhalten wurden, wohl den nicht rückgängigmachbarsten und pessimistischsten Schandfleck auf der Entwicklung der Institution Moschee als Gemeindezentrum hinterlassen.

 

Heute ist das Wiederbeleben der Auffassung, dass die Moschee ein Gemeindezentrum ist, als Teil eines ganzheitlichen Islâmisierungsprogramms wichtig. Das Konzept, dass der Moschee-Komplex sowohl in physischer als auch in spiritueller Hinsicht als Mittelpunkt des Lebens der Muslime dient, sollte sich vor allem in erzieherischen Inhalten der Muslime auf allen Ebenen deutlich zeigen. Um nicht nur ein Zielobjekt zu sein, muss die Moschee jedoch zudem eine aktive und führende Rolle beim Aktivieren einer derartigen erzieherischen Sichtweise spielen. Sie muss selbst zu einem dynamischen und zielweisenden Bildungszentrum werden.

 

Die Aufgabe der Moschee zurückrufen - Teil 2

 

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