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Es gibt kein Tier auf der Erde und keinen Vogel, die nicht Gemeinschaften wären gleich euch

Es gibt kein Tier auf der Erde und keinen Vogel, die nicht Gemeinschaften wären gleich euch

Allâh der Reine und Erhabene sagt in Seinem edlen Buch, dass Er auf der Erde Geschöpfe erschaffen hat, die viele Eigenschaften mit dem Menschen teilen. So sagt der Allmächtige: „Es gibt kein Tier auf der Erde und keinen Vogel, der mit seinen Flügeln fliegt, die nicht Gemeinschaften wären gleich euch. Wir haben im Buch nichts vernachlässigt. Hierauf werden sie zu ihrem Herrn versammelt” (Sûra 6:38).
Was steckt hinter diesem Vergleich des Menschen mit anderen Arten von Geschöpfen, die Allâh auf der Erde ausgebreitet hat?

Sprachliche Bedeutung von Umma
Das im Vers erwähnte Wort Umma wird lexikalisch als „Gemeinschaft“ verstanden. Ibn Mandhûr erklärt es in Lisân Al-Arab als „Generation oder Art von Lebewesen“.
Hier einige Aussagen der Qurânkommentatoren und Gelehrten zur Bedeutung des Versteiles „Gemeinschaften gleich euch“:
Von Mudschâhid wird überliefert, dass er diese Aussage folgendermaßen erklärte: „Es sind Gattungen, die mit Namen benannt werden, so wie auch ihr Namen tragt.“ At-Tabarî und Ibn Abû Hâtim überliefern von As-Suddî: „Sie sind Geschöpfe wie ihr“.
Imâm At-Tabarî schreibt in seinem Kommentar zu diesem Vers: „Er hat diese Geschöpfe zu unterschiedlichen Arten gemacht, die erkannt werden, so wie ihr erkannt werdet. Sie verhalten sich auf die Art und Weise, wie es ihnen ermöglicht wurde, so wie ihr euch verhaltet. Sie werden beschützt und ihre Handlungen sind in der Urschrift verzeichnet.“
Imâm Al-Qurtubî schreibt in Al-Dschâmi li-Ahkâm Al-Qurân: „Sie bilden Gemeinschaften wie ihr. Allâh hat sie erschaffen und versorgt sie mit dem Lebensnotwendigen. Er ist gerecht zu ihnen, so darf man ihnen kein Unrecht zufügen. Überschreitet nicht die Grenzen in dem, was euch in Bezug auf sie vorgeschrieben ist.“
Az-Zaddschâdsch sagte in seinem Kommentar: „Sie ähneln euch in ihrer Geschöpflichkeit, im Lebensunterhalt, im Tod, in der Auferstehung und in der Wiedervergeltung.“
As-Suyûtî schreibt in seinem Qurânkommentar Al-Dschalalain: „Sie ähneln euch in Hinblick auf ihre Schöpfungsart, im Lebensunterhalt und in ihren Zuständen.“
Ibn Al-Qayyim überliefert in Schifâ Al-Alîl von Al-Chitâbî die Aussage: „Sufyân ibn Uyaina hat diesen Vers aufs Schönste erläutert und Weisheiten daraus abgeleitet. Denn wenn man eine Aussage nicht nach ihrem äußerlichen Sinn verstehen kann, muss man sie übertragen verstehen. Allâh hat über die Ähnlichkeit zwischen dem Menschen auf der einen Seite und Vögeln und Tieren auf der anderen Seite gesprochen. Dies kann sich nicht auf die äußere Erscheinungsform beziehen. Und da diese nicht sprechen können und keine Erkenntnisfähigkeit aufweisen, so muss diese Ähnlichkeit auf ihre Anlagen und ihr Verhalten bezogen werden.“
Ibn Al-Qayyim kommentiert die Aussage von Al-Chitâbî, indem er fortfährt: „Allâh hat manche Tierarten geschickt bei der Aneignung ihrer Versorgung erschaffen. Andere sind weniger gerissen, dafür vertrauen sie mehr. Manche Insekten sammeln Nahrung für ein ganzes Jahr an, andere sind weniger vorsorgend und zeigen großes Vertrauen und Gelassenheit, da sie jeden Tag genügend Versorgung vorfinden. Bei anderen Tierarten kennt der Vater nicht einmal seine Nachkommen. Einige Weibchen sorgen sich ausschließlich um ihre eigenen Jungtiere, andere vernachlässigen diese, kümmern sich aber um fremden Nachwuchs. Andere kennen ihre Jungen nicht mehr, sobald diese unabhängig von ihnen geworden sind. Einige sparen Vorräte auf, andere erarbeiten sich nichts. Manche Männchen sorgen für ihr Junges, und manche hören nicht auf, Zuneigung zu ihm zu zeigen. Allâh hat einige Tiere so erschaffen, dass sie von ihren Müttern ausgesetzt werden, andere von ihren Vätern. Einige kümmern sich nicht um ihren Nachwuchs, andere sind in ständiger Sorge um diesen. Manche handeln gütig und erweisen sich dankbar, andere haben keine dieser Eigenschaften. Manche bevorzugen andere vor sich, andere wiederum lassen keinen in ihre Nähe, auch wenn sie genug für eine ganze Gemeinschaft ihrer Artgenossen haben sollten. Manche Tierarten gewöhnen sich an den Menschen und werden zutraulich, andere meiden ihn und sind äußerst scheu. Manche essen nur Reines, andere ernähren sich von Abstoßendem, andere wiederum von beidem. Einige schaden nur, wenn man ihnen eigens Schaden zufügt, andere greifen jeden gleichermaßen an. Einige tragen starken Groll in sich und vergessen nicht, wenn man ihnen Schlechtes zufügt, andere haben kein Erinnerungsvermögen. Manche werden aggressiv, andere müssen beruhigt werden. Einige haben Wissen und Kenntnis über schwierigste Angelegenheiten, die nicht einmal von Menschen beherrscht werden, andere weisen nichts davon auf. Manche verabscheuen das Hässliche und fliehen vor ihm, für andere wiederum sind Hässliches und Schönes gleich. Manche lernen sehr schnell, andere langsamer, bei anderen ist dies unmöglich.“ Soweit das Zitat von Ibn Al-Qayyim.


Zusammenfassung der Interpretation der Gelehrten
Vögel und Tiere ähneln dem Menschen in dem Sinne, dass Allâh sie versorgt, belebt und sterben lässt und sie sind auch vergleichbar in manchen Anlagen, im Verhalten und Charakter. Bei manchen Vögeln gehört das Rauben zu ihrer Anlage, manche erscheinen hinterlistig, andere treu, friedlich, wild oder ausbeuterisch. Einige sind zu ihrem Weibchen treu, andere untreu, manche aktiv, andere träge. Einige sind schläfrig, andere schlafen kaum usw.


Schmarotzerverhalten im Tierreich
Die Biologen sprechen bei manchen Arten von Schmarotzertum, ein auffälliges Beispiel in der Tierwelt, das dem Menschen wie betrügerisches Verhalten erscheint. Schmarotzertum gilt in der Verhaltensforschung als Eigenheit mancher Vogelarten. Sie platzieren ihre Eier in die Nester anderer Vögel, damit ein anderes Weibchen die Eier ausbrütet und die Jungtiere füttert, bis diese flügge sind. Das beste Beispiel ist der Kuckuck. Ähnlich verfährt auch die schwarzköpfige Schwalbe, welche ihre Eier in die Nester von Möwen oder Enten legt. Auch bei Fischen und Insekten kommt ein solches Verhalten vor.

Wie Schmarotzer Eier in andere Nester legen
Schmarotzervögel verhalten sich auf die gleiche Weise, wie sie selbst aufgezogen wurden. Sie entwickeln verschiedene Techniken, um äußerst unauffällig die Eier zu verstecken. Davor beobachten sie eingehend die verschiedenen Nester, um das passende auszumachen. Als Tarnung singt das Männchen in der Nähe des ausgespähten Nestes, um die Eigentümer abzulenken, so dass das Weibchen das Ei dort platzieren kann. Andere Vögel zerbrechen ein dort vorgefundenes Ei, bevor sie ihr eigenes dazulegen, damit dem Wirtsvogel die höhere Anzahl an Eiern nicht auffällt. Der Vorgang des Einschmuggelns vollzieht sich manchmal in erstaunlich kurzer Zeit, bei manchen Arten dauert er nur 3 Sekunden, während das Ganze normalerweise einige Minuten in Anspruch nimmt. Das Heranwachsen des fremden Kükens geschieht schneller als beim Küken des Wirtsvogels. Dies hat Auswirkungen auf die Ernährung: Dieses Küken erhält den Hauptanteil an Nahrung, da es größer und stärker ist als die anderen.
Als Beispiel für Raub in der Tierwelt kann der Fregattvogel genannt werden, der den Jungvögeln des Blaufußtölpels das Futter entwendet.

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