Der Eintritt in den Ehebund: Die Hochzeitsnacht

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Der Hochzeitstag ist für die Frau einer der glücklichsten und aufregendsten Tage ihres Lebens. Die Vorbereitungen, die Gäste und die Festlichkeiten – das alles gehört zur Vorfreude dieses besonderen Ereignisses. Gleichzeitig haben viele Frauen das Gefühl von großer Besorgnis und Beklemmungsangst, besonders, wenn die Hochzeitsnacht näher rückt. Viele sind besorgt und machen sich Gedanken, wie es für sie sein wird, was passieren wird, wie sie wohl von ihrem neuen Ehemann behandelt werden. Es ist eine unbekannte Erfahrung,  die viele Gefühle und viel Besorgnis in ihnen aufwirbelt.

 

Der Islâm ist eine Religion, die eine spezielle Art der Eheschließung und der Hochzeitsnacht erhalten hat, wobei sie genaue Vorschriften für solche Ereignisse bereitstellt. Intime Beziehungen zwischen einem Mann und einer Frau sind nur innerhalb des Ehebundes erlaubt. Dies stellt die Einzigartigkeit des Tages der Eheschließung und dieser Beziehung sicher. Es ist wichtig, sich zu erinnern, dass der Bund zwischen Mann und Frau eine natürliche Begebenheit ist und er deswegen natürlicherweise zustande kommen wird. Allâh sagt: Und Wir haben euch als Paare (als verschiedene Arten bzw. Rassen) erschaffen. (Sûra 78:8) Der Islâm hat diese Beziehung auf der Grundlage von Weisheit und auch durch die menschliche Veranlagung geregelt. Die Ehe eingeschlossen, wurde der natürliche Instinkt mit angemessenen und ihm entsprechenden Grenzen versehen. Das beugt Verwirrung und Unausgeglichenheit vor, die wir in Gesellschaften feststellen können,  in denen diese Grenzen nicht errichtet sind. Diese islamischen Vorschriften sind hinsichtlich der sexuellen und ehelichen Verhältnisse die vorteilhaftesten für die einzelnen Menschen, genauso wie für die Gesellschaft. Der einzelne Mensch ist fähig, seine Begierden in einer gesunden und die Gesundheit fördernden Art und Weise zu verwirklichen, indem er gleichzeitig die Gesellschaft vor Frevel beschützt.
 
Da sich also Paare natürlicherweise zusammenschließen, sollten sie über die Tatsache nachdenken, dass sie eine wichtige Aufgabe im Islâm erfüllen und demgemäß belohnt werden. Es gibt ebenso, zusammen mit anderen Grundzügen, einen spirituellen Bestandteil dieses Bundes. Das bedeutet, dass sie vor Allâh in allem, was sie bezüglich dieses Bundes tun, zur Rechenschaft gezogen werden. Sie schlagen eine neue Richtung im Leben ein, die sie vor neue Herausforderungen und neue Freuden stellt. Sie werden voneinander lernen und müssen gegenseitig mit ihren Bedürfnissen, ihrer Persönlichkeit, ihrem Temperament und der Einzigartigkeit des anderen umgehen. Man wird Geduld brauchen, da man nicht in allem perfekt übereinstimmt und es häufig gewisse Meinungsunterschiede geben wird. Dass dies genauso auf intime Angelegenheiten zutrifft, sollte nicht vergessen werden, wenn das Paar am ersten Tag ihrer Ehe zusammen zu seiner Reise  aufbricht. Das Paar sollte sich Zeit nehmen, um sich gegenseitig kennenzulernen und zu verstehen und die Einzigartigkeit und Wünsche des neuen Lebenspartners zu entdecken. Das sollte auf eine sanfte und verständnisvolle Weise geschehen. Jeder einzelne sollte sich mehr mit den Belangen und Bedürfnissen seines Partners befassen, sogar mehr als mit sich selbst. Das ist ein sehr heikles Thema, besonders für Frauen, die im Allgemeinen feinfühliger und gefühlsbetonter sind.
 
Mütter, Schwestern und Freunde, die erfahren sind, sollten der Braut helfen, sich für die Hochzeitsnacht vorzubereiten. Sie sollten sie unterstützen und mit den nötigen Informationen versorgen. Das wird ihre Ängste mindern und sie sich beruhigt fühlen lassen, da sie dann erfährt, dass andere Frauen ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Dies alles sollte man natürlich tun, ohne genaue Einzelheiten eigener Erfahrungen darzulegen, weil es sich um eine sehr persönliche Angelegenheit handelt. Das Gespräch sollte generell sein und auf  Qurân und Sunna basieren.
 
Im Folgenden geht es um die guten Umgangsformen, die man berücksichtigen sollte, um sich für diese spezielle Nacht vorzubereiten. Diese Einzelheiten werden außerdem während der ganzen Ehezeit wertvoll und  nützlich sein.
 
1. Besondere Bittgebete und Gebete
 
Da der Bund für eine Frau und einen Mann einen inhärenten spirituellen Bestandteil hat, sollte das Paar in dieser Zeit Allâhs gedenken. Der Ehemann soll seine Hand auf den Kopf seiner Ehefrau legen und ein Bittgebet für sie machen. Der Prophet sagte: „Wenn einer von euch eine Frau heiratet, sollte er seine Hand an ihre Stirn legen, Allâhs Namen erwähnen und um Segen bitten, indem er sagt: ‚O Allâh, Ich bitte dich um ihr Bestes und das Gute, wozu sie veranlagt ist, und ich suche Zuflucht bei Dir vor dem Schlechten in ihr und dem Schlechten zu dem sie veranlagt ist.‘“ (Al-Buchârî)
 
Danach verrichtet das Paar zusammen zwei Rak’as (Gebetseinheiten).
 
Bevor sie intim werden, sollte der Mann folgendes sagen: „Bismillâh, Allâhumma dschannibna as-schaytân, wa dschannib as-schaytân mâ razaqtanâ“, was bedeutet: „Im Namen Allâhs. O Allâh, wende den Satan von uns ab und wende den Satan ab von dem, was du uns bewilligst.“ Der Prophet sagte: „Wenn dann Allâh verordnet, dass sie ein Kind bekommen, so wird Satan ihm (dem Kind) niemals Schaden zufügen.“ (Al-Buchârî)  Dies sollte man vor jeder Intimität sagen, um ein bei dem Verkehr entstandenes Kind zu beschützen.
 
2. Reinlichkeit
 
Miswâk (eine besondere Art von Zahnbürste in Form eines Zweiges des Arak-Baumes) – Es ist für jeden Partner empfohlen, seine Zähne und Mund mit einem Miswâk oder einer Zahnbürste zu putzen. Das wird es ihnen erleichtern, sich gegenseitig näher zu kommen und das Verhältnis zu vertiefen. Schurayh Ibn Hâni  sagte: „Ich fragte ’Âischa, was der Prophet als erstes tat, wenn er ins Haus eintrat, und sie sagte: „Er putzte sich seine Zähne.““ (Muslim)
 
Gebetswaschung und Ghusl (rituelle Ganzkörperwaschung) –  Zwischen zwei Geschlechtsakten ist es empfohlen die rituelle Waschung zu verrichten. Das ist die Sunnah des Propheten wie es der nächste Ausspruch belegt. Der Gesandte Allâhs sagte: „Wenn einer von euch  bei seiner Frau war und er seinen Verkehr wiederholen möchte, sollte er (zuerst) die rituelle Waschung verrichten.“ (Muslim) Nach Vollendung der Intimitäten ist es für das Ehepaar Pflicht, Ghusl (die rituelle Ganzkörperwaschung) zu verrichten, bevor sie das Gebet und andere religiöse Handlungen wieder aufnehmen.
 
3. Das richtige Verhalten
 
Der Ehemann kann sich seiner Frau auf jede Art und Weise, die er wünscht, nähern, mit der Bedingung, dass er in die Vagina eindringt. Allâh sagt: „Eure Frauen sind euch ein Saatfeld. So kommt zu eurem Saatfeld, wann und wie (d.h. enthaltet euch des Geschlechtsverkehrs während der Monatsblutung)ihr wollt. …(Sûra 2:223)
 
Jeglicher Analverkehr und der Verkehr, während die Frau menstruiert, sind strikt verboten. Der Prophet sagte: „Wer Intimverkehr mit einer menstruierenden Frau oder durch den After hat, hat Unglaube damit begangen, womit Muhammad gesandt wurde.“ (Ahmad und Abû Dâwûd) Diese Handlungen sollen vermieden werden, weil sie unnatürlich sind und zu diversen physischen, psychologischen und zwischenmenschlichen Problemen führen können.
 
Der Bund zwischen einem Mann und einer Frau ist ein besonderes Geschenk, von Allâh. Er ist eine der Gaben dieses Lebens und sollte als solche entsprechend behandelt werden. Er ist ein Verhältnis, das auf Liebe, Barmherzigkeit und gegenseitigem Interesse füreinander basiert. Diese Handlungen sind Almosen, für die Allâh beide Partner belohnt. Der Prophet sagte: „Wenn ihr (mit euren Ehefrauen) Intimverkehr habt, ist es ein Almosen (für das ihr belohnt werdet).“ Die Gefährten fragten: „O Gesandter Allâhs, einer von uns befriedigt seine Begierden und wird dafür belohnt werden?“ Er sagte: „Seht ihr denn nicht, dass wenn er es auf dem verbotenem Weg tut, er dafür belastet werden wird (als Sünde), und wenn er es aber auf dem erlaubten Weg tut, er eine Belohnung haben wird?““ (Muslim)
 
Da das Paar zusammen sein Leben als Ehemann und Ehefrau beginnt, sollte es diese wichtigen Prinzipien bewahren, und wenn Allâh will, wird Allâh es mit einem langen und glücklichen gemeinsamen Leben belohnen.
 

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