Geduld: Die erstbeste Art der Verteidigung

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Geduld ist wahrlich eine Tugend, mit der nur wenige gesegnet worden sind. Das arabische Word für Geduld ist ‚Sabr’, was vorbeugen, einschränken oder sich zurückhalten bedeutet. Genauer genommen bedeutet es, die Seele vor Panik, Wut oder Habsucht zurückzuhalten, die Beschwerden der Zunge einzuschränken und den Körper vor schlechten Taten zu bewahren.

 
Es ist allerdings schwierig, unvorhersehbaren Ereignissen gleichgültig gegenüber zu stehen, ob es sich um den Verlust eines Lebewesens, des Wohlstands oder Wohlergehens handelt. Dennoch sollten wir uns daran erinnern, dass keiner von uns unversehrt durch das Leben schreiten wird. Allâh sagt (in der ungefähren Bedeutung):„Wir haben den Menschen ja (zu einem Leben) in Mühsal erschaffen.“ (Sûra 90:4)
 
Wenn man mit diesem Wissen bewaffnet ist, wird es einfacher für die wahren Diener Allâhs, sich in schwierigen Situationen in Geduld zu üben. Die Geduld wird beim Einhalten der von Allâh festgelegten Gebote und Verbote verlangt.
 
Die Belohnungen von Allâh sind für jene, die sich diese seltene Eigenschaft aneignen. Allâh verspricht, indem Er sagt: „… Gewiss, den Standhaften wird ihr Lohn ohne Berechnung in vollem Maß zukommen.“ (Sûra 39:10)
 
Allerdings ist das Erlangen und Praktizieren der Geduld keine einfache Aufgabe. Da der Mensch dazu neigt das zu tun, wonach es ihm gelüstet, braucht man Geduld, um Allâh zu gehorchen und sich seinen Begierden zu widersetzen.
 
Wir sind durch unsere bloße Veranlagung zu Bequemlichkeit und Ungezwungenheit geneigt. Wir mögen keine Unterwerfung, Disziplin und harte Arbeit. Deshalb erfordert es Geduld, um die diversen Aufgaben und Pflichten einwandfrei auszuüben, die Allâh von uns wünscht.
 
Niemand möchte sein Leben in Gefahr bringen. Demzufolge erfordert es sehr viel Geduld, um für Allâhs Willen auf einem Schlachtfeld zu kämpfen. Wenn die Nächte kalt sind, würden wir uns lieber in unsere warmen bequemen Betten hineinkuscheln als aufzustehen, um das Gebet zu verrichten. Geduld braucht man somit täglich, um das Gebet in unserem Leben zu festigen.
 
Schlaf, Nahrungsmittel und Wohlstand gehören zu unseren anderen streng bewachten Schätzen. Aus diesem Grund machte Allâh die Zahlung der Zakâ (Almosen) zur Pflicht. Uns selbst überlassen würden die meisten von uns sich nicht einmal von einem Cent ihres Vermögens trennen oder einen Bissen Essen weggeben.
 
Ebenso braucht man Geduld, um gegen unser Ego zu kämpfen und zu der Stufe zu gelangen, für die uns Allâh erschaffen hat. In diesem Kampf gegen unser niedriges Selbst ist die beste Waffe, die der Diener Allâhs besitzen kann, die Geduld. Wir lieben es, Besitz zu horten und hassen es abzugeben, aber Allâh sagt:
 
„ … Aber vielleicht ist euch etwas zuwider, während es gut für euch ist, und vielleicht ist euch etwas lieb, während es schlecht für euch ist. Allâh weiß, ihr aber wisst nicht.“ (Sûra 2:216)
 
Geduld braucht man auch, um sich von verbotenen Dingen fernzuhalten. Diejenigen von uns, die im Westen leben, wissen, dass die Gesellschaft voller verbotener Dinge ist, die nur ein Anruf, eine Autofahrt, oder sogar nur ein Mausklick von uns entfernt sind.
 
Wir sehen unsere nichtmuslimischen Nachbarn und Arbeitskollegen freigebig an Dingen teilnehmen, die Allâh verboten hat und nur die Geduld hilft uns, unsere Begierde zu zügeln. Hierüber sagte der Gesandte Allâhs : „Die diesseitige Welt ist das Gefängnis des Gläubigen und das Paradies des Ungläubigen.“ (Muslim)
 
Deshalb sollten wir uns mit anderen Muslimen umgeben, weil uns das in der Tat viel Kraft gibt. Wenn wir versuchen, alleine unter den Ungläubigen zu leben, die öffentlich am Haram teilnehmen, wird unsere Geduld auf härteste Weise geprüft werden und es wird umso schwieriger, den Satan fernzuhalten. Allâh schreibt uns vor: „Halte dich geduldig zurück, zusammen mit denen, die ihren Herrn morgens und abends anrufen, im Begehren nach Seinem Angesicht. …“ (Sûra 18:28)
 
Wir werden auch dazu aufgerufen, schwierigen Situationen mit Geduld und Selbstkontrolle entgegenzutreten. Wenn jemand zu uns mit der Nachricht käme, dass wir etwas oder jemanden verloren hätten, sollten wir dies geduldig ertragen und nicht mit Wutausbrüchen, Panik oder großer Verzweiflung.
 
Wie wichtig es ist, von vornherein nach einem Unglück Geduld zu zeigen, ist im Ausspruch des Anas Ibn Mâlik erklärt, in welchem er sagt: „Der Prophet ging einst an einer Frau vorbei, die an einem Grab weinte. Er sagte ihr, sie solle Allâh fürchten und geduldig sein. Sie erwiderte ihm: „Geh weg! Du wurdest nicht von einem Unglück wie meinem heimgesucht. Sie hatte ihn nicht erkannt. Später teilte man ihr mit, dass es der Prophet Allâhs gewesen war. Deshalb ging sie zu seinem Haus. Es gab keine Wächter vor dem Haus. Sie ging hinein, nachdem ihr es gestattet worden war, das Haus zu betreten, wandte sich an ihn und sagte: „Ich habe dich nicht erkannt. Er sagte: Wahrlich, die Geduld beginnt mit dem Eintreffen eines Unglücks.“ (Al-Buchârî)
 
Das Unglück ist lediglich eine Prüfung Allâhs. Nur durch Prüfungen und Versuchungen kann das wahre Glück gefunden werden und dadurch auch die Süße des Imâns (Glaube/Überzeugung). Schwierigkeiten standzuhalten kann auch eine Quelle großer Belohnung sein und ein Mittel, sich von Sünden rein zu waschen.
 
Allâh teilt uns mit: „Und Wir werden euch ganz gewiss mit ein wenig Furcht und Hunger und Mangel an Besitz, Seelen und Früchten prüfen. Doch verkünde frohe Botschaft den Standhaften, die, wenn sie ein Unglück trifft, sagen: „Wir gehören Allâh, und zu Ihm kehren wir zurück." Sie sind es, denen Segnungen von ihrem Herrn und Erbarmen zuteil werden, und sie sind die Rechtgeleiteten.“ (Sûra 2:155-157)
 
Der Gesandte Allâhs sagte: „Für jedes Unglück, dass den Muslim befällt, tilgt Allâh eine Sünde, auch wenn es sich um den Stich eines Dornes handelt oder etwas Geringeres.“(Al-Buchârî)
 
Als Muslime sollten wir versuchen, uns daran zu erinnern, dass in diesem Leben alles vergänglich ist.
 
Egal welche Schwierigkeiten wir haben, sie werden geschehen, weil Allâh verspricht:„Also gewiss, mit der Erschwernis ist Erleichterung, gewiss, mit der Erschwernis ist Erleichterung.“ (Sûra 94:5-6)

Also lasst uns danach streben, so wie jene geduldigen Diener Allâhs zu sein; Diener, die dem Prophet Ayûb (Hiob) gleichen, der weinend sagte: „Mir ist gewiss Unheil widerfahren, doch Du bist der Barmherzigste der Barmherzigen." (Sûra 21:83)
 
Als Gegenleistung verspricht Allâh: „ … für sie gibt es Vergebung und großen Lohn.“ (Sûra 11:11)

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