Die gottesdienstlichen Handlungen des Propheten während der Haddsch: Teil 1

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Der Haddsch ist eine der wichtigsten Ibâdât (gottesdienstl. Handlungen) im Islâm. Sie zu verrichtet heißt, dem Beispiel des Propheten wahrhaft zu folgen. Bedauerlicherweise wurden in letzter Zeit Fatwas über häufig von Pilgern begangene Fehler während der Haddsch, sowie Handlungen, die dieses große Ritual ungültig machen, zu sehr in den Vordergrund gestellt. Die Tatsache, dass diese Fatwas und Regeln wichtig sind, sogar notwendig (denn die Gültigkeit des Haddsch hängt hauptsächlich von diesen Regeln ab), hat die Menschen dazu veranlasst, andere genauso wichtige Aspekte der prophetischen Sunna während dem Haddsch zu vernachlässigen. Als Folge hiervon vollziehen die Pilger heutzutage viele Handlungen, die nicht dem Weg des Propheten entsprechen.

 
Hauptziel dieses Artikels ist es daher, die gottesdienstlichen Handlungen des Propheten während dem Haddsch sehr genau darzustellen. Wir hoffen, dass diese Darstellung jenen hilft, die genau dem Beispiel des Propheten folgen wollen.
 
Die Erziehung und die Führung der Pilger, und auch die Sorge für seine Frauen und für seinen Haushalt hielten den Propheten nicht davon ab, Allâh zu verehren oder Ihm ergeben zu sein. Diese Haltung nahm verschiedene Formen an. Hier sind nun einige der herausragendesten Beispiele:
 
1. Verwirklichung und Betonung des Tauhid (Islâmischer Monotheismus)
 
Der Tauhîd ist eines der grundlegendsten Prinzipien des Islâm, das der Prophet nachdrücklich umsetzte und bekräftigte. Dies wird an seinem Verhalten während der Haddsch deutlich, da sie sich im Aufsagen der Talbiya (d. h. Labbaik Allâhumma labbaik), die zur Devise der Haddsch geworden ist, wiederspiegelt. Die Talbiya bedeutet, dass der Haddsch Allâh, dem Einen, dargeboten wird, der keine Partner hat. Der Prophet  sprach die Talbiya zu Beginn des Rituals bis zum Steinwurf beim Dschamrat Al-’Aqaba (der Aqaba-Stein) am Opferfesttag. Seine Talbiya war wie folgt: „Labbaika Allâhumma labbaik. Labbaika lâ Scharika laka labbaik. Inna Al-Hamda wa An-Ni’mata laka wa Al-Mulk, lâ Scharika lak.“
 
Überdies widmete der Prophet all seinen Handlungen strenge Hingabe. Er bat Allâh stets, ihm dabei zu helfen, Heuchelei und Prahlerei zu vermeiden. Anas überliefert, dass er den Propheten sagen hörte: „O Allâh! Halte meinen Haddsch (Pilgerfahrt) frei von Heuchelei und Prahlerei!“ (Muslim)
 
Als er auf den Hügeln von Safâ und Marwa stand, betete der Prophet zu Allâh, so wie dies von Dschâbir berichtet wird: „Der Prophet begann damit, As-Safâ zu besteigen, bis die Ka´ba zu sehen war; dann richtete er sich in Richtung Qibla und sagte: ‚Lâ ilâha illâ Allâh, Allâhu akbar’ (Es gibt nichts Verehrungswürdiges außer Allâh, Allâh ist größer), und er wiederholte ‚Lâ ilâha illâ Allâh’. Er - der Erhabene - hat keine Partner; Er ist der Besitzer des Universums; An Ihn richtet sich unser Dank; Er ist der Allmächtige, es gibt keinen anbetungswürdigen Gott außer Allâh, dem Einzigen…Er wiederholte dies drei Mal, bis er Al-Marwa erreichte, wo er dasselbe tat wie auf As-Safa.“ (Muslim)
 
Der Prophet betete am Tage von ’Arafa zu Allâh, indem er gemäß einer authentischen Überlieferung Folgendes sagte: „Die beste Anrufung ist die am Tage von ’Arafa und das beste Gebet, das jemals von mir oder von den früheren Gesandten gesprochen wurde, ist Lâ ilâha illâ Allâh. Er hat keine Partner; Er ist der Besitzer des Universums; An Ihn richtet sich unser Dank; Er ist der Allmächtige, es gibt nichts Verehrungswürdiges außer Allâh, dem Einzigen.“ (Muslim)
 
2. Die Zurückweisung der Götzendiener und wie der Prophet sich von ihnen unterschied
 
In vielen Haddsch-Riten bestand der Prophet darauf, anders als die Götzendiener zu handeln und auf den Fußstapfen unseres Vaters Ibrahim zu schreiten. Diese Haltung erreichte ihren Höhepunkt bei seiner Ablehnung der Handlungen der Ungläubigen während seiner Predigt am Tage von ’Arafa: „Alle vorIslâmischen (Dschâhiliya) Bräuche sind unter meinem Fuß“, verkündete der Prophet . (Muslim) Einige der wichtigsten Riten, auf deren Änderung der Prophet bestand, waren die folgenden:
 
Talbiya: Die Götzendiener gesellten Allâh Götter bei, als sie Folgendes sagten: „Ausgenommen von einem einzigen Partner gehört er dir. Du besitzt ihn und auch all das, was er besitzt.“ (Al-Buchârî) Der Prophet machte den Tauhîd (Monotheismus) rein und verwarf den Götzendienst, indem er derartige Praktiken zurückwies.
 
Ein anderes Beispiel für sein Beharren auf sich von den Götzendienern abgrenzenden Handlungen ist, dass er sich gemeinsam mit den Pilgern in ’Arafa aufhielt. Im Unterschied dazu rasteten die Quraisch in Muzdalifa und sagten: „Wir vollziehen die Al-Ifâda (Abreise) nur im heiligen Bereich Makkas.“ (Al-Buchârî)
 
3. Seine überwältigenden Bittgebete, seine Anrufung und seine Demut vor Allâh
 
Das Bittgebet hat im Islâm eine Sonderstellung, da es darauf abzielt, vollkommene Unterwerfung, Hingabe und Bescheidenheit gegenüber Allâh zu erreichen. Der Prophet sagte: „Das Bittgebet ist die Ibâda (Verehrung Allâhs).“ (Abu Dâwûd) Er sprach während der Haddsch mehr Bittgebete als zu anderen Zeiten. Er bat Allâh - den Allmächtigen - im Tawaf (Umrundung der Ka´ba) und beim Stehen auf den Hügeln von Safâ und Marwa. Er sprach auch lange Bittgebete am Tage von ’Arafa, während er auf seinem Kamel ritt, indem er seine Hände nahe an seine Brust erhob, als wäre er ein armer Mann, der um ein Almosen bittet. Er verblieb in diesem Zustand von jenem Augenblick an, zu dem er sich eine Stelle ausgesucht hatte, an der er nach dem Gebet und bis zum Sonnenuntergang rasten würde. Er tat dasselbe auch in Al-Masch’ar Al-Harâm in Muzdalifa, direkt nachdem er das Morgengebet verrichtet hatte und zwar fast bis zum Sonnenaufgang (Al-Buchârî). An den Taschrîq-Tagen und nachdem er die ersten zwei Dschamarât (Steinsäulen) beworfen hatte, wandte er sich zur Qibla, hob seine Hände und begann ein langes Bittgebet. (Al-Buchârî und Muslim)
 
  

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