Die gottesdienstlichen Handlungen des Propheten während der Haddsch: Teil 2

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4. Die Beachtung der Grenzen Allâhs

 
Die Einhaltung der Grenzen Allâhs ist die höchste Stufe der Frömmigkeit. Sie ist ein Hinweis auf einen wahren Glauben und Zeichen einer vollkommenen Unterwerfung gegenüber Allâh. Der Prophet war mehr als irgendein anderer ein strenger Bewahrer der Grenzen Allâhs. Er war der Eifrigste darin und er verherrlichte Allâhs Heiligtum mehr als andere, so wie man dies zu unterschiedlichen Ereignissen während der Haddsch sehen kann. Weil er beispielsweise sein Schlachtopfer aus Medina mitgebracht hatte, beendete er aus Rücksichtnahme seinen Gefährten gegenüber nicht den Ihrâm-Zustand (ritueller Zustand während der Pilgerfahrt), wobei er jenen, die das Schlachtopfer nicht mit sich führten, befahl, ihren Ihrâm-Zustand zu beenden und die 'Umra gemeinsam mit der Haddsch zu vollziehen. Jedoch deuteten sie seinen Befehl vielmehr als nichtverpflichtende Erlaubnis; so verblieben sie im Ihrâm. Während sie ihrem Wunsch, im Ihrâm zu verweilen, Ausdruck gaben, sagten einige von ihnen: „Gehen wir nach Arafa, nachdem wir mit unseren Frauen verkehrten?“ Als der Prophet dies hörte, sagte er: „Ihr wisst mit Sicherheit, dass ich der Eifrigste, der Wahrhaftigste und der Rechtschaffenste unter euch bin. Hätte ich kein Schlachtopfer dargebracht, würde ich meinen Ihrâm-Zustand beenden. Ihr solltet daher euren Ihrâm-Zustand beenden.“ (Al-Buchârî)
 
5. Seine Ruhe und seine Hingabe an Allâh
 
Die Präsenz des Herzens und Hingabe an Allâh - den Allmächtigen - kann nur durch Ruhe und strikte Disziplin der Sinne erlangt werden. Die äußere Erscheinung ist in dieser Hinsicht ein Hinweis auf die innere Wirklichkeit. Während seiner Haddsch verband der Prophet beide Elemente: erstens war sein Herz bei der Haddsch, genauso wie bei allen anderen Taten, vollkommen anwesend. Nichts konnte seine Aufmerksamkeit von seinen Riten oder von seiner Hingabe und Demut Allâh gegenüber ablenken. Stehend, mit den erhobenen Händen nahe an seiner Brust, bat er Ihn insgeheim um verlängerte dabei die Zeiträume des Bittens. Zweitens waren alle Sinne des Propheten voller Unterwerfung und Hingabe zu Allâh, den Allmächtigen. Während seiner Riten lief er ruhig und voller Ehrerbietung und Gelassenheit. Dschâbir überliefert: „Der Prophet leistete Al-Ifâdha in Gelassenheit.“ Ibn ’Abbâs überlieferte, dass sie, als er und der Prophet sich gemeinsam am Tage von ’Arafa fortbewegten, hörte, wie die Kamele laut trampelten und schnauften. Der Prophet zeigte mit seiner Peitsche auf die Leute und sagte: „Seid ruhig; die Hast ist kein Zeichen der Rechtschaffenheit!“ (At-Tirmidhî)
 
6. Die Vollbringung vieler gute Taten
 
Der Prophet gebot auch während der Haddschdas Gutes und war stets darum bemüht, selbst alles auf die beste Weise zu tun. Dies zeigt sich auch in seiner Durchführung aller empfohlenen Haddsch-Riten. Er verrichtete Ghusl (die rituelle Ganzkörperwaschung) vor dem Beginn des Ihrâm-Zustandes, trug Parfüm beim Eintritt in den Ihrâm auf und auch nach dessen Beendigung (Al-Buchârî), kennzeichnete und bekränzte das Schlachtopfer und sprach häufig laut die Talbiyya, bis er die Dschamarat Al-’Aqaba (die ’Aqaba-Säule) bewarf. (Al-Buchârî). Er begann auch den Tawâf, sobald er das Haus betrat (Al-Buchârî), ging während des Tawâfs schnell, berührte zwei Ecken (den schwarzen Stein und die jemenitische Ecke) der Ka’ba, vollzog die zwei Rak’as des Tawâfs hinter dem Maqâm Ibrâhîm - Ibrahims Stelle - (Muslim), sprach auf den Hügeln Safâ und Marwa Bittgebete, eilte in der flachen Mitte zwischen Safâ und Marwa, sprach Bittgebete, während er die beiden Ecken (den schwarzen Stein und die jemenitische Ecke) berührte und als er die Dschamarât bewarf (Al-Buchârî). Es gibt noch viele andere Handlungen, die er vollzog.
 
7. Seine Bescheidenheit und seine Gelassenheit
 
Der Islâm ermutigt zur Demut und tadelt die Übertreibung. In der Tat war die Gelassenheit eine der bedeutendsten Eigenschaften des Propheten während der Haddsch. Er verabscheute die Übertreibung; weder tat er zuviel noch zu wenig. Zwei gottesdienstliche Handlungen können in dieser Hinsicht hervorgehoben werden:
 
Erstens: Er fand einen Weg, seine gottesdienstlichen Handlungen (Al-Buchârî) und seine Verantwortung als Führer der Muslime gleich zu gewichten. Jedoch vernachlässigte er seine Pflichten gegenüber seinen Frauen und seiner Familie nicht, die Fürsorge und Zuneigung benötigten.
 
Zweitens: Er kümmerte sich gleichermaßen sowohl um seinen Körper als auch um seinen Geist. Dies ist ein äußerst wichtiger Punkt, da das beeindruckende Umfeld der Haddsch viele dazu zwingen könnte, zwar den Geist zu stärken, aber gänzlich den Körper zu vergessen. Der Prophet sorgte jedoch sehr gut für seinen Körper. Beispielsweise am Tarwiyya-Tag näherte er sich Minâ, um näher bei ’Arafa zu sein (Muslim). Er schlief in den Nächten von ’Arafa und Muzdalifa (Al-Buchârî), frühstückte am Tag von ’Arafa (Al-Buchârî), verrichtete keine über das Pflichtmaß hinausgehende Gebete (Muslim). Er nahm Schutz unter einem Gewölbe aus Kamelhaaren, das speziell für ihn errichtet wurde. Er bewegte sich zwischen den geheiligten Plätzen (Al-Buchârî) und vollzog einige der Haddsch-Riten auf dem Kamel (Muslim). Ferner hatte er sogar einen Diener bei sich, der ihm half. (Ibn Mâdscha)
 
8. Der Verzicht auf das diesseitige Leben
 
Der Prophet verzichtete auf das diesseitige Leben und lehnte alles ab, was nicht wichtig für das nächste Leben war. Es gibt unzählige Beispiele seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Diesseits. Genannt werden nur einige:
 
Er benutzte ein altes Kamel mit einem Stück Samt, das kaum mehr wert war als vier Dirham (Silberwährung). Er erlaubte Usâma ibn Zaid hinter ihm auf seinem Kamel von ’Arafa nach Muzdalifa zu reiten, und er erlaubte Al-Fadl ibn ’Abbâs hinter ihm von Muzdalifa nach Minâ zu reiten. (Al-Buchârî)
 

 

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