Der tiefere Sinn der ´Ibâda (Verehrung Allâhs) - ´Ibâda und Leben

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Der Gottesdienst deckt alle Lebensbereiche ab: Die Anbetung Allâhs, Allâh zu gehorchen und Seine Anordnungen durchzuführen erfordert gewiss den Einsatz aller Gliedmaßen. Man kann Allâh verehren, indem man seine Augen vor dem Anschauen verbotener Dinge bewahrt, und sie nutzt, um die Dinge anzuschauen, die Allâh liebt, wie eine Ausgabe des Qurâns, lehrreiche Bücher, etc.

 

 

Man kann Allâh auch verehren, indem man seine Ohren, Hände und Füße vor allen Dingen bewahrt, die Allâh verboten hat und sie stattdessen für Taten verwendet, die Er vorschreibt und liebt. Allâh sagt (in der ungefähren Bedeutung): „Sag: Gewiss, mein Gebet und mein (Schlacht)opfer (oder meine Kulthandlung), mein Leben und mein Sterben gehören Allâh, dem Herrn der Weltenbewohner (Menschheit, Dschinn und alle Lebewesen). Er hat keinen Teilhaber. Dies ist mir befohlen worden, und ich bin der erste der (Ihm) Ergebenen (der erste der Muslime).“ (Sûra 6:162-163)

 
Was den Propheten anbetrifft, war die Liebe zum Gottesdienst tief in sein Herzen eingedrungen. Die großartigste Darlegung seines Gottesdiensts ist, dass er sich in jedem Zustand seines gesamten Lebens Allâh ergab. Allâh sagt (in der ungefähren Bedeutung): „Wer hätte eine bessere Religion, als wer sein Gesicht Allâh hingibt (d.h. sich Allâh ergibt) und dabei Gutes tut (Muhsin ist) …“ (Sûra 4:125)
 
Der Prophet pflegte Allâh zu fürchten und Seine Vergebung zu erbitten. Er sagte: „Bei Allâh! Ich flehe Allâh um Vergebung und wende mich Ihm über siebzig Mal am Tag reuevoll zu.“ (Al-Buchârî) Er pflegte Allâh in der Nacht anzubeten und blieb solange stehend im Gebet bis seine Beine anschwollen, und wenn er gefragt wurde: „Du tust das, obwohl dir deine vergangenen und zukünftigen Sünden bereits vergeben worden sind?“, so antwortete er, darauf: „Soll ich etwa kein dankbarer Diener sein?“ (Al-Buchârî und Muslim)
 
Der wundervollste Aspekt des Gottesdienstes vom Propheten ist die erstaunliche Kombination des höchsten Niveaus der Anbetung und der Ausübung seiner Rolle als Haupt seiner Gemeinde. Er sagte: „Bei Allâh! Ich bin unter euch derjenige, der Allâh am meisten fürchtet, aber ich faste und esse, ich bete und ich schlafe und ich heirate Frauen. Wer von meinem Weg abweicht, ist nicht von mir.“ (Al-Buchârî)
 
Ibn Taimiyya (möge Allah sich seiner erbarmen) sagte: „Das Herz kann nicht gut sein, aufblühen, glückselig und unbeschwert sein, sich erfreuen und Ruhe empfinden außer einzig und allein durch den Gottesdienst gegenüber seinem Herrn. Auch wenn es alle Freuden dieser Welt hat, wird es zu keinem Frieden und keiner Ruhe kommen, weil es ein natürliches und willkürliches Bedürfnis nach seinem Herrn hat, und Er der Herr des Herzens ist …“
 
Dinge, die den Gottesdienst nichtig machen und Gründe dafür, dass er nicht akzeptiert wird: Das Nicht-Erfüllen der zwei Bedingungen, die wir zuvor erwähnt haben, damit eine Tat angenommen wird (und zwar ein Mangel an Aufrichtigkeit und die Nicht-Übereinstimmung mit der Sunna des Propheten, ) sind die Hauptgründe, warum Taten abgelehnt werden. Einer der frühen Gelehrten (möge Allah sich seiner erbarmen) sagte: „Allâh hat Seine Diener wahrlich mit Seiner Gunst beschenkt und ihnen befohlen, so dankbar wie möglich zu sein. Dankbarkeit, sei sie noch so gering, ist ein Preis für die Gunst, so groß sie auch sein mag. Wenn jemand nicht dankbar ist, hat er die Gunst zur Tilgung ausgesetzt…“
 
Die Anstrengung der frühen Gelehrten im Gottesdienst: Unsere frühen Gelehrten (möge Allah sich ihrer erbarmen) waren Menschen, deren Herzen in jedem Zustand voller Liebe zu Allâh waren … Sie wurden dann zufrieden gestellt? Ihre Seelen wurden friedvoll … Frieden herrschte über ihre Glieder … Sodann wurden Gedanken, die Allâhs Missgefallen erregen würden durch Gedanken der Liebe ersetzt … Der Wille, Ihm näher zu kommen trat an die Stelle von Wünschen, die Ihm missfallen würden … Das Sprechen wurde zum Gehorsam oder zum Ungehorsam.?
 
Als Nâfi’ (möge Allah sich seiner erbarmen) nach den Handlungen, die Ibn ’Umar zu Hause verrichtete, gefragt wurde, antwortete er: „Er pflegte die rituelle Waschung vor jedem Gebet durchzuführen und dazwischen trug er den Qurân vor (d.h. zwischen der rituellen Waschung und dem Gebet).“ (Zitatende)
 
Al-Hasan Al-Basrî (möge Allah sich seiner erbarmen) sagte – während er die Anstrengungen der frühen Gelehrten im Gottesdienst beschrieb – „Ich habe Menschen kennengelernt und Gruppen begleitet. Sie (d.h. die Menschen, die ich kennengelernt und begleitet habe) pflegten weder sich an den Schönheiten dieser Welt zu erfreuen, die ihnen begegneten, noch wurden sie über irgendetwas traurig, das von dieser Welt verschied. Vielmehr war das Diesseits für sie weniger wichtig als der Boden, auf dem sie gingen. Sie handelten nach dem Buch ihres Herrn und der Sunnah des Propheten . In der Nacht standen sie für das Gebet auf, warfen ihre Gesichter nieder und weinten, aufgrund ihrer Gottesfurcht gegenüber Allâh.“ (Zitatende)
 
Wenn Ibn ’Umar ein Gemeinschaftsgebet verpasste, machte er es wieder gut, indem er einen Tag fastete, eine Nacht im Gebet verbrachte und einen Sklaven befreite.
 
Die Frau von ’Umar ibn ’Abdulazîz, sagte: „Ich sah niemanden mehr fasten und Allâh fürchten als ihn (ihren Ehemann). Er betete das ’Ischâ’- Gebet und saß solange im Gedenken Allâhs bis ihn die Müdigkeit übermannte. Er erinnerte sich an einige Angelegenheiten der letzten Stunde während er in seinem Bett lag und wie ein Spatz zitterte. Dann setzte er sich hin und weinte. Danach bedeckte ich ihn mit einer Decke.“ (Zitatende)
 
Wakî’ (möge Allah sich seiner erbarmen) sagte: „Al-A’masch (möge Allah sich seiner erbarmen) verpasste in fast siebzig Jahren nie die Eröffnung des Takbîrs (in einem Gemeinschaftsgebet). Ich besuchte ihn mehr als sechs Jahre, und ich habe nie gesehen, dass er eine verpasste Rak’a nachbetete.“ (Zitatende)
 
Sulaimân Ibn Hamza (möge Allâh sich seiner erbarmen) sagte auch: „Ich habe bis auf zwei Male nie ein Pflichtgebet alleine gebetet und selbst dann fühlte ich mich so als hätte ich es nicht gebetet.“ (Zitatende) Er war fast neunzig Jahre alt als er starb.
 
Durch den Gottesdienst wird die Seele eines Gläubigen friedvoll. Diese Ruhe gibt ihr Energie und sagt zu ihr: „O Seele! Sei glücklich, dein Zuhause ist nahe und das Wiedersehen (mit Deinem Herrn) steht unmittelbar bevor.“ Brich deinen Ausflug daher nicht ab und verweigere somit nicht das Erreichen des Heims des Geliebten.
 
So waren unsere Vorgänger (möge Allah sich ihrer erbarmen)… und so sollten wir auch sein.
 

… Fortsetzung folgt.

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