Wissen im Islâm und wie man danach strebt - Teil 1

27681 2886

In diesem Artikel versuchen wir etwas Licht in die Angelegenheit des Wissens aus islâmischer Perspektive zu bringen. Das allgemeine arabische Wort für Wissen ist „’ilm“, das in den meisten Fällen auch für das islâmische Wissen oder für scharî’a-bezogene Angelegenheiten benutzt wird. Obwohl manche der qurânischen Verse sich auf islâmisches Wissen beziehen, sind sie dennoch allgemein in ihrer Bedeutung. Somit können sie auch auf das allgemeine Lernen bezogen werden.

 
Die Wichtigkeit von Bildung steht außer Frage. Bildung ist das Wissen darüber, wie man sein eigenes Potential optimal nutzt. Man kann durchaus sagen, dass jemand sein eigentliches Menschsein nicht erlangt hat, solange er nicht gebildet ist. Die Wichtigkeit der Bildung hat zwei Gründe. Erstens: Das Training des menschlichen Geistes ist nicht vollkommen, solange es an Bildung mangelt. Die Bildung macht aus einem Menschen einen richtigen Denker. Sie zeigt einem Menschen, wie er zu denken und zu entscheiden hat.
 
Der zweite Grund, der für die Wichtigkeit der Bildung spricht, ist, dass man nur durch die Erlangung von Bildung in der Lage ist, Informationen über die Außenwelt zu bekommen, wodurch man sich mit der Vergangenheit vertraut macht und notwendige Informationen für die Gegenwart erhält. Ohne Bildung gleicht man einem Menschen, der in einem geschlossenen Raum gefangen ist. Mit Bildung hingegen findet er sich in einem Raum wieder, dessen Fenster zur Außenwelt hin offen sind.
 
Daher misst der Islâm dem Wissen und der Bildung große Bedeutung bei. Das erste im Qurân offenbarte Wort war „Iqra“ - im Deutschen mit „Lies“ zu übersetzen. Allâh sagt: „Lies im Namen deines Herrn, Der erschaffen hat, den Menschen erschaffen hat aus einem Anhängsel. Lies, und dein Herr ist der Edelste, Der (das Schreiben) mit dem Schreibrohr gelehrt hat, den Menschen gelehrt hat, was er nicht wusste.“ (Sûra 96:1-5)
 
Bildung ist somit der Ausgangspunkt jeglicher menschlichen Betätigung. Allâh erschuf den Menschen und versorgte ihn mit dem nötigen Werkzeug, um Wissen zu erlangen; dieses Werkzeug besteht aus Hören, Sehen und Weisheit. Allâh sagt: „Und Allâh hat euch aus den Leibern eurer Mütter hervorgebracht, während ihr nichts wusstet. Und Er hat euch Gehör, Augenlicht und Herzen gegeben, auf dass ihr dankbar sein möget.“ (Sûra 16:78)
 
Wissenden Menschen wird in vielen prophetischen Überlieferungen großer Respekt zuteil. Aufgrund der großen Bedeutung von Wissen hat Allâh Seinem Gesandten befohlen, nach mehr davon zu streben. Allâh sagt: „[…] Und sag: Mein Herr, lasse mich an Wissen zunehmen.“ (Sûra 20:114)
 
Der Prophet machte das Streben nach Wissen zur Pflicht für jeden Muslim. Er erklärte, dass die Überlegenheit eines Menschen mit Wissen über einen anderen, der nur Allâh anbetet ohne Wissen zu haben, wie die Überlegenheit des Mondes anderen Himmelskörpern gegenüber ist. Er sagte, dass die Gelehrten die Erben der Propheten sind und dass die Propheten kein Geld, sondern das Wissen hinterlassen haben. Wer auch immer dieses Wissen erlangt, hat viel gewonnen. Ferner sagte der Prophet , dass das Streben nach Wissen ein Weg ist, der zum Paradies führt. Er sagte: „Wer auch immer mit der Absicht, nach Wissen zu streben, einem Weg folgt, dem wird Allâh den Weg ins Paradies erleichtern.“ (Al-Buchârî)
 
Beispielsweise fordert der Qurân uns wiederholt auf, die Himmel und die Erde zu beobachten. Dies erregt in uns den Wunsch, mehr über die Naturwissenschaften zu lernen.
 
Alle Hadîthbücher enthalten ein Kapitel über das Wissen. Im Sahîh-Werk des Al-Buchârî gibt es ein Kapitel mit dem Titel: „Die Tugend desjenigen, der Wissen erlangt und dieses anderen weitergibt.“
 
Der Islâm ruft uns dazu auf, uns alle Arten von nützlichem Wissen anzueignen. Die Wissenszweige variieren dabei in ihrem Rang. Den höchsten Status genießt das Wissen über die islâmischen Regeln. Danach kommen andere Bereiche des Wissens, wie die Medizin usw.
 
 Es ist das Wissen über die Scharî’a, mit dem Allâh Seinen Gesandten geehrt hat. Er lehrte ihn , damit er es den Menschen beibringe: „Allâh hat den Gläubigen wirklich eine Wohltat erwiesen, als Er unter ihnen einen Gesandten von ihnen selbst geschickt hat, der ihnen Seine Zeichen verliest, und sie läutert und sie das Buch und die Weisheit lehrt, obgleich sie sich zuvor wahrlich in deutlichem Irrtum befanden.“ (Sûra 3:164)
 

Wissen im Islâm und wie man danach strebt - Teil 2

Verwandte Artikel