Ingrid Amal Lehnert (Deutschland)

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Meine Suche nach dem Weg zu Gott ist beendet

 
Al-Hamdu li-llâh. Ich bin Muslima! Am 2.2.1981 habe ich die rituelle Reinigung vorgenommen und mich so innerlich von meiner Vergangenheit gelöst. Danach praktizierte ich den Islâm so gut ich konnte, um endlich am 23.2.1981 mit einem sauberen und guten Gewissen und voller Überzeugung mein „neues“ Glaubensbekenntnis zu sprechen. („neues“ in Anführungszeichen, da es eigentlich kein neues Glaubenbekenntnis für mich war. Warum das so ist, wird aus meiner persönlichen Geschichte und meiner Glaubensentwicklung deutlich).

So weit ich mich zurückerinnern kann, habe ich zu Gott gebetet und Ihn gleichzeitig unbewusst gesucht.

Meine frühesten Erinnerungen gehen in die Zeit zurück, als ich etwa 5 Jahre alt war und am Grab meiner Mutter, deren Seele Gott am 7.4.1957 zu sich genommen hatte, betete.

Ich kann nicht sagen, dass ich in einem religiös orientierten Elternhaus aufgewachsen bin, und doch fühlte ich mich immer „gerufen“. Ich betete regelmäßig und ständig zu Gott, obwohl ich nie eine konkrete Vorstellung von Ihm hatte, aber mein Glaube an Ihn war da.

Während meiner Pubertät geriet ich in große Zweifel bezüglich meines Glaubens. Alles erschien mir unsicher, und ich konnte von keiner Seite Hilfe oder Unterstützung erwarten. Doch meine ständige Traurigkeit und innere Einsamkeit ließ mich immer wieder beten. Ich fühlte, dass ich das Gebet zu Gott brauchte, und dass es mir Kraft gab.

Meine weiteren Lebensjahre brachten sehr viel Abwechslung für mich. Ein innerer Drang ließ mich ruhelos suchen. Da ich damals noch nicht wusste, welches Ziel diese innere Unruhe und diese Suche hatte, musste ich selbst Ziele erfinden, die sich jedoch alle auf der irdischen-dialektischen Ebene befanden. (Als Beispiele seien hier genannt: in erster Linie die Suche nach einem Sinn für mein Leben, die Suche nach Geborgenheit und Wärme bei „Freunden“, die Suche nach Glück und Befriedigung in einem sozialen Beruf etc.).

Doch bei allem, was ich erlernte und erlebte, blieb eine ständige Unzufriedenheit. Immer wieder tauchten Fragen bei mir auf, die sich auf den Sinn dessen bezogen, was ich tat und erlebte. (Warum lebe ich? Warum erlerne ich einen Beruf, wenn ich doch nur so kurze Zeit hier auf der Erde verweilen werde? Kehrte ich von Vergnügungen nach Hause zurück, fühlte ich eine große innere Leere und Sinnlosigkeit! Immer wieder: Warum?) Das einzige, was mir damals ein Stück Zufriedenheit schenkte, war das Erleben von Natur, d. h. Wald, Luft, Berge, Meer, Gewitter etc.

Aber die große Unzufriedenheit kehrte nach diesen immer wieder zurück.

Diese innere Unruhe und stetige Suche war auch die Ursache für meine berufliche Entwicklung.

Nachdem ich meine Ausbildung als Erzieherin abgeschlossen hatte, war ich nur ein Jahr berufstätig. Ich konnte einfach keinen Sinn in der Arbeit finden und ging somit weiter zur Schule, um mein Fachabitur nachzuholen und schließlich Sozialpädagogik zu studieren. Mein Leben veränderte sich - meine Unruhe und Suche blieben!

An der Fachhochschule lernte ich meine liebste Freundin kennen. Eine überzeugte Christin, die in ihren Gebeten und in einem Bibelkreis Kraft und Hilfe für ihren Alltag schöpfte. Da ich schon zuvor oft Ansätze gemacht hatte, die Bibel zu lesen, was mir jedoch keinerlei Aufschluss über ihren Inhalt gab, entschloss ich mich an diesem Bibelkreis teilzunehmen.

Was jedoch dabei blieb, war meine innere Unruhe und Unzufriedenheit. Es gab mir keine Kraft, und somit distanzierte ich mich bald wieder davon. Dazu sei gesagt, dass ich beim Lesen der Bibel immer das Gefühl hatte, dass mehr darin stand, als ich sehen und verstehen konnte. Aber ich konnte den Schlüssel nicht finden. Aus diesem Grund las ich dann vor eineinhalb bis zwei Jahren mit einer anderen aktiven Christin zusammen die Bibel, um eben diesen Schlüssel zum Verstehen zu finden. Erfolglos - die innere Unruhe und Suche blieben. Und bald brach ich auch diesen Versuch ab. Aber etwas änderte sich: meine Unruhe wurde zur konkreten Suche nach Gott! Im Hebst 1979 hatte ich dann mehrer Gespräche mit einem nach Gott suchenden und Ihn gleichzeitig verneinenden Menschen. Diese Gespräche führten mich in eine große Unsicherheit und brachten mir große Zweifel. Obwohl ich weiterhin zu Gott betete, so war ich doch nicht sicher, ob Er wirklich existierte. Ich zweifelte an allem, was zuvor für mich das Wesentlichste war: die Existenz der Seele, die Realität des Lebens nach dem Tod, das Leben auf der Erde als große Prüfung etc.

Meine ganze Hoffnung, mein ganzes Welt- und Lebensbild brach zusammen, und ich fühlte mich wie in einem riesigen Vakuum. Völlig verzweifelt und haltlos versuchte ich mir Klarheit zu schaffen, indem ich wissenschaftliche Bücher las und mit Atheisten und „Gläubigen“ stundenlange Gespräche führte. Diese Phase der völligen Zerrissenheit dauerte etwa zwei Monate. Bis ich in einem Gespräch mit einem glaubenden Menschen plötzlich so etwas wie einen Lichtblick hatte.

Mir wurde auf einmal klar, dass alle meine Zweifel, Bedenken, Unsicherheiten unsinnig und überflüssig waren. In diesem kurzen Moment bin ich von einem allumfassenden Zweifeln zu einem „Glaubensgrad“ gelangt, den man Überzeugung bezeichnen könnte.

Insgesamt gesehen kann man eine kontinuierliche Entwicklung in meinem Glauben an Gott feststellen, in der dieses Erlebnis das Größte war. Seit diesem Zeitpunkt gab es für mich nur noch eines, was mich interessierte und beschäftigte: die Suche nach einem konkreten Gottesbild und nach einem konkreten Weg, der mich zu Gott führen konnte.

In einem Zeitraum von ca. neun Monaten beschäftigte ich mich ausschließlich mit verschieden Religionsformen. Ich suchte Parallelen zwischen ihnen. Besonders Bhagwan, ein erleuchteter Meister in Indien, der die Suche nach Gott auf einer „psychotherapeutischen“ Ebene anbietet und dessen Theorien auf allen „Religionen“ basieren, beschäftigte mich sehr. Weiterhin informierte ich mich über die Internationale Schule des Rosenkreuzes, dich sich zwar auf die christliche Lehre beruft, jedoch unabhängig von der Kirche als Institution arbeitet. (Denn die Kirche und ihre Verkündigungen brachten mir nie Aufschluss über Glaube und Gott!).

So wie ich mich mit Bhagwan, Buddhismus, Rosenkreuzerschule etc. beschäftigt hatte, wollte ich auch den Islâm kennen lernen.

Im Oktober/November 1980 begann ich damit, eine deutsche Übersetzung des Qurân zu lesen. Gleich am Anfang, nach wenigen Suren bemerkte ich, dass mir das, was ich las, innerlich ungeheuer nahe war. Ich hatte das Gefühl, dass ich das las, was ich schon immer gefühlt, gesucht und nie gefunden hatte.

Besonders möchte ich auf das Stichwort der Trinitätslehre der christlichen Kirche hinweisen, mit der ich mich nie identifizieren konnte. Es war immer unverständlich für mich. Obwohl ich in früherer Zeit mehrfach darauf hingewiesen worden war, zu Jesus
als Vermittler zu beten. So merkte ich doch, dass dies mich innerlich unbefriedigt ließ. Ich habe immer direkt zu Gott gebetet. Alles andere war für mich völlig fremd. Für mich war Jesus Vorbild für Nächstenliebe und Vorbild dafür, wie ich den Willen Gottes ausüben konnte.

Auch habe ich immer gefühlt, dass mein Leben trotz gewisser Regelungen ungeordnet und unsicher war. Ich suchte immer nach einem Führer, der mir die Unsicherheiten nehmen, mich leiten und mir helfen konnte. Mein Erleben, währenddessen ich den Qurân, d. h. die Übersetzung las, kann ich gar nicht richtig in Worte fassen. Es war so, als hätte ich endlich ein Zuhause gefunden. Immer wenn ich in der Qurân Übersetzung las, gab es in mir ein Gefühl der inneren Ruhe und Geborgenheit. Schon sehr bald (nach wenigen Tagen) gehörte das Lesen in ihr zu meinem Alltag und meinem Leben.

Obwohl ich damals nicht im Entferntesten daran dachte, den Islâm anzunehmen, lebte ich doch schon mehr oder weniger nach den Regeln Gottes, denn das meiste war, wie schon zuvor gesagt, nicht neu für mich, sondern es war das, was bereits seit langem zu mir gehörte; und es anzunehmen war mehr als natürlich und selbstverständlich für mich. Im laufe der Zeit nun hörte ich automatisch auf, Alkohol zu trinken und Schweinefleisch zu essen. Ohne dass mir direkt bewusst war bzw. gewollt hätte. Es war eine Art Begleiterscheinung und keine Entscheidung!

Bewusst wurde es mir erst viel später! Im Januar 1981, während ich wieder die Qurân Übersetzung las, hatte ich wieder eine Art Lichtblick. Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich mich nicht mehr als Christ oder Protestant bezeichnen konnte. Ich war zwar kein Muslim, aber ich war auch kein Christ mehr!

Als ich das erkannte, nahm ich sofort telefonischen Kontakt mit der Moschee in Aachen auf, wo ich wenige Tage später ein Gespräch mit einem Bruder führen konnte, welcher mir einige Informationen und Bücher gab, die den Islâm als Glaube darstellen. Je mehr ich durch das Lesen von Literatur über den Islâm erfuhr, umso besser gefiel mir dieser Glaube. Parallel zu meinem Lesen über den Islâm versuchte ich den Glauben zu praktizieren, indem ich beispielsweise das Gebet lernte und mich noch mehr an den Regelungen und Gesetzen von Gott in meinem Alltagsleben orientierte.

Das Aussprechen des Glaubensbekenntnisses war demnach für mich nur noch eine Art Bestätigung. Heute weiß ich, dass meine Suche nach dem Weg zu Gott beendet ist. Ich habe ihn - den Weg - gefunden, und ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann. Jetzt gibt es für mich nur noch ein Ziel in meinem Leben: den Willen Gottes genau kennen zu lernen und nach Seinem Willen und zu Seinem Wohlgefallen zu leben. Heute sehe ich, wie ich in meiner Vergangenheit umhergeirrt bin. Wie sinnlos mein Leben trotz meines Glaubens war. Nur mit Gottes Hilfe konnte ich den Punkt erreichen, an dem ich heute stehe. Ich weiß, dass Er mir in seiner Gnade und Barmherzigkeit, trotz meinem sündigen Leben bisher dieses größte Geschenk gemacht hat, das ein Mensch auf dieser Erde erhalten kann.

Al-Hamdu li-llâh!


Quelle: „Deutsche von Allâh geleitet“
Islâmische Bibliothek Verlag
Muhammad Ibn Rassoul

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