Michelle Hutchins (USA) - Warum ich Muslima wurde? Hintergrund

4976 2359

Ich wurde bei wunderbaren Eltern geboren, die jedoch nicht immer so wunderbar waren. Aber als Kind sind die Eltern alles, was man hat und egal, was sie machen, man denkt, sie sind wunderbar. Meine Eltern, besonders mein Vater, tranken, nahmen Drogen und manchmal schlug mein Vater meine Mutter. Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich sechs Jahre alt war und mein Bruder nicht einmal ein Jahr. Später heirateten sie wieder.

Im Alter von sechs Jahren war ich die, die auf meinen Bruder aufpasste und sich um ihn kümmerte, während meine Mutter arbeitete. Wir besuchten meinen Vater und meine Stiefmutter am Wochenende und da begann ich, mit ihnen zur Kirche zu gehen. In der Junior High School entschied ich mich, ich würde Jesus von Herzen annehmen und mein Leben als engagierte Christin verbringen, obwohl ich so meine Schwierigkeiten hatte, richtig zu leben. Es schien mir, dass alles, was ich tat, mich in die Hölle führte und deshalb bemühte ich mich, perfekt zu sein, damit ich nicht zur Hölle gehen würde.

Als meine geistige Verbindung zu Gott wuchs, fing ich an, in der Kirche Aufgaben zu übernehmen. Ich sang im Chor und unterrichtete in der Sonntagsschule und der Kinderkirche. Ich wurde Stellvertreterin des Frauengesandten und arbeitete als ``Kirchenclown´´. 1999 entschied ich mich, meine Ergebenheit zu Gott auf eine höhere Ebene zu bringen, indem ich einen Kurs belegte, der sich M.A.P. (Ministerial Affirmation Program, Bekräftigungsprogramm für das geistliche Amt) nannte und von der Church of God durchgeführt wurde. Das Programm sollte bekräftigen, dass ich wirklich ins geistliche Amt in der Church of God wollte. Im Jahr 2000 beendete ich den Kurs und begann den Kurs M.I.P (Ministerial Internship Program, Praktikumsprogramm fürs geistliche Amt), welcher hauptsächlich notwendig ist, um das Praktikum zu absolvieren.

Ich begann mein Praktikum unter einem männlichen Pastor der Church of God. Dieser Pastor wollte nicht, dass eine Frau überhaupt irgendeine Autorität hat. Während dieses Praktikums sind einige Dinge vorgefallen, die mir in der Seele wehtaten. Ich fing an, mich selbst und meine Beziehung zu Gott infrage zu stellen. Ich wusste nicht, ob ich diesem Pastor gehorchen sollte oder nicht. Ich dachte, ich müsste ihm gehorchen, weil er mich in dem Programm beurteilte. Ich machte weiter und machte meinen Abschluss des M.I.P.s im Mai 2001.

Ich blieb in dieser Kirche und setzte meine Arbeit dort fort. Aber ich machte nie meinen Zulassungstest, um in der Church of God eine ordinierte Pfarrerin zu werden wegen der Verletzungen, die dieser Mann mir zugefügt hatte. Aber mir wurde klar, dass Gott mich wegen dieser Verletzungen gesegnet hatte und hier begann mein Weg zum Islâm.

Zum ersten Mal einen Muslim treffen

Im September 2001 geschah die Tragödie, die wir alle kennen, aber für mich nahm im September 2001 mein Leben Formen an. Am 14. September 2001 ging ich zu einer Frauenkonferenz, um einen weiblichen Pastor sprechen zu hören. Dieser Abend war für mich wirklich der Beginn einer lebenslangen Reise, um Gott und nur Gott allein zu dienen. Die Rednerin war Janice Jostrand und sie sprach über das Buch Hosea, Kapitel 2. Sie sprach darüber, wie Gott uns zu einer persönlichen Einzelbeziehung mit Ihm bringen will. Ich hatte immer angenommen, dass ich so eine Beziehung zu Gott hatte, aber wegen der Dinge, die mir im Praktikumsprogramm passiert waren, hatte ich das Gefühl, ich würde mich mehr um die Leute sorgen, weniger um Ihn. An diesem Abend betete ich zu Gott und bat ihn, mir diese Art von Beziehung zum Ihm zu geben. Janice Jostrand sagte, dass, wenn wir dafür beteten, dann langsam alle Menschen und Dinge, die uns von Gott abwenden, wegfallen würden. Sie hatte Recht. Die Wahl, die ich in dieser Nacht traf, veränderte mein Leben und mein Weg zum Islam begann bald.

Danach traf ich einen jungen Mann, der nicht amerikanisch war und ich war nicht sicher, welche seine Religion war. Als ich herausfand, dass er Muslim ist, redeten wir über seine Gefühle über den 11. September und über Politik. Er wusste viel über seine Religion und zu meiner Überraschung war seine Religion gut. Ohne dass ich es merkte, hatte Gott grade meinen ersten Schritt in Richtung Islam gelenkt.

Wir fingen an, öfter über seine Religion zu sprechen. Ich versuchte nie, ihn zum Konvertieren zu bringen, noch versuchte er je, mich zu konvertieren. Er stellte mir Fragen über meine Religion. Ich dachte, ich würde die Antworten kennen, aber als ich gebeten wurde, meine Antworten mit Bibelstellen zu untermauern, konnte ich es nicht. Dies wurde wirklich frustrierend für mich, denn trotz all der Bibelkurse und Examen, die ich gemacht hatte, hatte ich nicht einen Beweis für meine Antworten.

Ich fing ein intensives Studium von Christentum und Islam an. Ich fand eine Menge Ähnlichkeiten in den beiden Religionen, aber auch Unterschiede. Ich fand heraus, dass Muslime an die Propheten glaubten, an die ich auch glaubte, an die Wunder, an die Jungfrau Maria, den Jüngsten Tag und die Hölle und dass Jesus in den letzten Tagen auf die Erde zurückkehren wird. Der Hauptunterschied, den ich fand, war, dass der Islam den Glauben an Jesus als den Sohn Gottes ablehnte.


Studien über das Christentum

Ich unterscheide mich dadurch etwas von den meisten Konvertierten, dass ich mit ganzem Herzen an die Trinität geglaubt hatte. Ich konnte nicht verstehen, was passiert, wenn ich Jesus denunzierte, nicht der Sohn Gottes zu sein. Hier fingen meine Kämpfe an. Ich musste für mich selbst herausfinden, was die Bibel über Jesus sagt. Das erste, was ich untersuchte, war die Authentizität der Bibel, was sich als beunruhigend herausstellte. Ich fand heraus, dass die Originalmanuskripte der Bibel nicht verfügbar waren. Ich wusste, dass es viele Versionen der Bibel gibt, aber das hat mich nie gekümmert, bis mir klar wurde, dass die Leute aus eigenem Gutdünken die Bibel verändert haben, beginnend beim Konzil von Nicäa im Jahr 325 AD.

Ich machte weiter, indem ich die Unterschiede im Alten und Neuen Testament untersuchte. Ich hatte immer gehört, wir müssten nach dem Neuen Testament leben, da Jesus die Vollendung des Alten Testaments durch den fleischgewordenen Gott bedeutet, der für die Rettung der Menschheit vor ihren Sünden am Kreuz gestorben ist, vorausgesetzt, sie glauben nur an Ihn. Ich fand Bibelstellen, die diese Theorie widerlegen:

Micha 7:18, Psalme 78:38-39, Jesaja 43:25, Jeremia 36:3, Jesaja 55:7, Psalme 32:5, Sprüche Salomonis 16:6, 2. Buch der Chronik 7:14, Ezechiel 18:21-30, Sprüche Salomonis 21:3, Hosea 6:6, Micha 6:6-8, Jesaja 1:11-18, und an vielen anderen Stellen.

Ich fand auch heraus, dass Paulus, der ein jüdischer Pharisäer war, der eigentliche Gründer des Christentums ist.

In Matthäus 23:15 sagt Jesus etwas über die Sekte Paulus':

„Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Land und Meer, um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen und wenn er gewonnen ist, dann macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, der doppelt so schlimm ist wie ihr selbst.“ (Nach der Einheitsübersetzung der Katholischen Bibelanstalt GmbH, 1980)

Paulus ist ein großer Verfolger der Jünger Jesu' und hier sind einige Stellen, die sich darauf beziehen: Galater 1:13-15, Apostelgeschichte 8:1-3, 9:1-2, 9:41, und 6:5. Paul verwendete alles, was Jesus sagte und arbeitete dagegen. Jesus sagt in Matthäus 5:18-19:

„Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.“

Außerdem brach Paulus viele der Gesetze, an die Jesus sich hielt. Hier sind einige Aussprüche Paulus': „Den Juden bin ich ein Jude geworden, um die Juden zu gewinnen; denen die unter dem Gesetz stehen, bin ich, obgleich ich nicht unter dem Gesetz, einer unter dem Gesetz geworden, um die zu gewinnen, die unter dem Gesetz stehen.“ (1 Kor, 9: 20)

„…Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten.“ (1 Kor 9: 22)

„...Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.“ (1 Kor, 6:12)

Paulus war eine Hauptfigur im Christentum und ich folgte ihm, weil ich all diese Details nicht kannte. Ich fuhr fort, herauszufinden, dass Jesus nie gesagt hatte, er sei Gott. Er sprach immer von Gott als größer als er und betete zu Gott, genau wie wir es tun. Es macht keinen Sinn für mich, dass, wenn er Gott wäre, er zu sich selbst gebetet hätte.

Man sollte verstehen, dass diese Schlussfolgerungen nur nach intensiven Studien kamen. Ich glaubte wahrhaftig an Jesus als Gott, bevor ich anfing, nachzuforschen. Nun sehe ich viele Hinweise, die uns sagen, dass wir Gott dienen sollen wie z.B. Johannes 4:2, Johannes 4:23, Matthäus 7:21, Matthäus 22:37, und dass Jesus zu Gott betet, wie Matthäus 26:39, Matthäus 26:42,44, Markus 1:35, Markus 14:35,39 Lukas 5:16, und Lukas 22:41.

Je mehr ich die Bibel las, desto mehr fand ich, dass es nur einen Gott gab und ich nur Ihm allein dienen sollte und das war genau das, wofür ich am 14. September gebetet hatte. Die Bibel sagt: Heute sollst du erkennen und dir zu Herzen nehmen: „Jahwe ist der Gott im Himmel droben und auf Erden unten, keiner sonst.“ (Dtn, 4:39)

„Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.“ (Ex 20:3)

„Du darfst dich nicht vor einem anderen Gott niederwerfen. Denn Jahwe trägt den Namen ‚der Eifersüchtige‘; ein eifersüchtiger Gott ist er.“ (Exodus 34:14)

„Ihr seid meine Zeugen - Spruch des Herrn - und auch mein Knecht, den ich erwählte, damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, dass ich es bin. Vor mir wurde kein Gott erschaffen und auch nach mir wird es keine geben.“ (Jesaja 43:10-11)

„So spricht der Herr, Israels König, sein Erlöser, der Herr der Heere: Ich bin der Erste, ich bin der Letzte, außer mir gibt es keinen Gott.“ (Jesaja 44:6)

„Denn so spricht der Herr, der den Himmel erschuf, er ist der Gott, der die Erde geformt und gemacht hat - er ist es, der sie erhält, er hat sie nicht als Wüste geschaffen, er hat sie zum Wohnen gemacht -: Ich bin der Herr und sonst niemand.“ (Jesaja 45:18)

„Wendet euch mir zu, und lasst euch erretten, ihr Menschen aus den fernsten Ländern der Erde, denn ich bin Gott und sonst niemand.“ (Jesaja 45:22).

Danach fing ich an, den Islam zu erforschen und ich fand, dass der Islam anders als viele Religionen war. Er war die einzige Religion, die nicht nach einer Person benannt war. Es bedeutet einfach "Hingabe an den Willen Gottes", was wieder dem entsprach, wofür ich am 14. September gebetet hatte. Ich fing an, den Islam und die Muslime als das zu sehen, was sie waren und nicht wie die Medien sie zeichneten. Im November 2004 fand ich eine örtliche Moschee hier in Greenville, SC und das war mein zweiter Schritt zum Islam. Es brauchte mehrere Besuche in der Moschee, um schließlich eine der Schwestern zu treffen. Ich war sehr beharrlich und stellte viele Fragen. Al-Hamdu li-llah, die Schwester, die ich traf, wusste sehr viel über den Islam. Sie hatte ein wenig Wissen über Christentum, aber nicht viel. Ich fing an, die Moschee regelmäßig zu besuchen und am 19. Januar 2003 konvertierte ich zum Islam.


Herausforderungen für den Muslim

Wenn ich euch sagen würde, mein Leben als Muslimin wäre einfach, so würde ich lügen und ich will diese Sünde nicht begehen. Nachdem ich mich dem Willen Allahs hingegeben habe, begannen die Herausforderungen für mich als Muslimin. Meine erste war, zu beten. Ich konnte nicht wie die Christen beten und ich konnte nicht wissen, wie man als Muslim betet. Ich ging zurück zu der Schwester, die ich zuerst getroffen hatte und sie lehrte mich, zusammen mit anderen Schwestern, wie man betet. Ich hatte einen Vorteil: der wunderbare muslimische Mann vom Anfang der Geschichte unterrichtete mich in Arabisch und in Qurân-Versen, um mir zu helfen, meine Gebete im Original zu sprechen, statt in meiner Muttersprache.

Al-Hamdu li-llah, ich habe schnell gelernt, wie man betet und es ging weiter mit der nächsten Herausforderung: Meine Eltern. Wie konnte ich ihr Herz brechen? Sie kannten mich als gläubige Christin. Sie würden nicht glücklich darüber sein, dass ich nun Muslimin war. Ihre Auffassung von Muslimen war, dass sie den falschen Gott anbeteten, die falschen Propheten haben und, natürlich, als Terroristen ausgebildet wurden. Ich entschied mich, ihnen erstmal nicht von meiner Konvertierung zu erzählen, bis ich ihnen Stück für Stück etwas über Islam erzählt hatte. Ich begann, mit ihnen über das zu reden, was ich studiert hatte und ihnen Sachen zu zeigen, die ich in der Bibel gefunden hatte und fragwürdig fand und sie begannen, sich selbst Fragen zu stellen. Fast ein Jahr verging, bevor ich ihnen sagte, dass ich Muslimin war, aber da waren sie schon an meine Art zu denken gewöhnt und es war nicht zu schockierend für sie. Meine Eltern konnten mir nur erwidern: „Also, wir wissen, du bist jetzt viel glücklicher und du scheinst so mit dir im Frieden zu sein.“

Nun da meine Eltern meine Entscheidung akzeptiert hatten, kam meine größte Herausforderung. Und das war, Allah zu gehorchen und anzufangen, Hidschab zu tragen. Es war wirklich eine Herausforderung. Ich trug Hidschab in der Moschee und das war‘s. Ich entschied mich, ihn nicht in der Öffentlichkeit oder bei meiner Familie zu tragen aus Angst vor dem, was sie sagen würden. Ich trug Hidschab in der Öffentlichkeit, aber nur manchmal. Ich entschied mich im Mai 2004, die ganze Zeit Hidschab zu tragen, als ich heiratete. So konnte ich dem Qurân folgen und mich selbst schützen. Mit dem Hidschab kamen gelegentliche Bemerkungen wie „Du trägst jetzt aber keine Windeln auf dem Kopf, oder? Was soll das darstellen?“ Ein junger Mann zeigte einmal mit dem Finger auf mich und sagte „Bang! Bang!“. Aber meine Entscheidung war die beste meines Lebens. Ich entschied mich, nicht die Leute zu fürchten, sondern nur Gott und das hat mir viel geholfen. Ich beantworte solche Kommentare mit „Ich bin Muslima“ oder „Werd erwachsen!“.


Glaube und Vertrauen in Allah

Mein Leben als Muslim hat grade erst angefangen und es ist nicht einfach. Es gibt einen Vers aus dem Qurân, an den ich mich halte. Er besagt:

„Es gibt keinen Zwang im Glauben. (Der Weg der) Besonnenheit ist nunmehr klar unterschieden von (dem der) Verirrung. Wer also falsche Götter verleugnet, jedoch an Allah glaubt, der hält sich an der festesten Handhabe, bei der es kein Zerreißen gibt. Und Allah ist Allhörend und Allwissend.“ (Sûra 2:256)

Ich weiß, ich habe den wahrhaftigsten Halt ergriffen, der nie brechen wird. Ich fürchte Gott und nur Gott und ich weiß, seit ich zum ersten Mal mit dem Islam in Kontakt kam, dass er meine Gebete erhört.

Allah hat mich auf so viele Weisen gesegnet. Er hat mir eine wundervolle Familie gegeben, die mich ganz akzeptiert, er hat mir einen wundervollen Ehemann gegeben, zu dem ich mit all meinen Sorgen kommen kann, einen Ehemann, der Islam lebt und mir jeden Tag mehr über den Islam beibringt. Allah hat mir die Gelegenheit gegeben, den Islam mit anderen zu teilen und ich bin Ihm für immer dankbar für seine vielen Segnungen.

Wer auch immer diese Geschichte liest, ich bitte ihn oder sie, zu Gott zu beten, dass Er meine Familie zum Islam rechtleiten möge, damit wir am Tag des jüngsten Gerichts alle versammelt sein werden. Der Samen ist gepflanzt. Lasst uns hoffen, dass er wächst.


Aus dem Englischen übersetzt von way-to-Allah.com


Veröffentlicht am 25.07.2004. Exklusiv zur Verfügung gestellt für www.welcome-back.org von Michelle Hutchins.

Quelle: 4newmuslims.org
(The International Association for New Muslims. Muslim World League)

Verwandte Artikel