Diese Kategorie beruht auf dem Verständnis der grundlegenden Tatsache, dass Allâh alleine alles entstehen ließ und nichts zuvor existierte. Er erhält Seine Schöpfung aufrecht und stützt sie, ohne dafür irgendeine Hilfe zu benötigen. Er ist der alleinige Herrscher des Universums und seiner Bewohner, ohne dass es eine reale Herausforderung Seiner Souveränität gäbe. Die Eigenschaft Allâhs, allein in der Schöpfung zu walten, wird im Arabischen durch das Wort Rubûbiya ausgedrückt. Der Stamm dieses Wortes ist Rabb (Herr). Demnach ist Allâh die einzige wirklich existierende Macht. Er ist es, der allen Dingen die Kraft gibt, sich zu bewegen und sich zu ändern. In der Schöpfung geschieht nichts ohne Seine Erlaubnis.
Im Bewusstsein dieser Tatsache wiederholte der Prophet Muhammad oft diesen kurzen Satz:
Lâ haula wa lâ quwwata illâ billâh (Es gibt keine Kraft noch Macht außer durch Allâh).
Die Grundlage für das Rubûbiya-Konzept kann man in vielen Qurân-Versen finden. Beispielsweise sagt Allâh:
„...Sicherlich, Sein ist die Schöpfung und der Befehl. Segensreich ist Allâh, der Herr der Weltenbewohner.“ (Sûra 7:54)
„Allâh ist der Schöpfer von allem, und Er ist Sachwalter über alles.“ (Sûra 39:62)
„Und wenn du sie fragst, wer vom Himmel Wasser herabkommen läßt und dann damit die Erde nach ihrem Tod wieder lebendig macht, sagen sie ganz gewiß: "Allâh." Sag: (Alles) Lob gehört Allah! Aber nein! Die meisten von ihnen be greifen nicht.“ (Sûra 29:63)
„Kein Unglück trifft (jemanden), außer mit Allâhs Erlaubnis…“ (Sûra 64:11)
„...Und wenn du sie fragst, wer die Himmel und die Erde erschaffen hat, sagen sie ganz gewiß: "Erschaffen hat sie der Allmächtige und Allwissende,"
Der Prophet erläuterte dieses Konzept ausführlich in folgender Überlieferung: „Und wisse, dass wenn sich die Menschheit versammelte, um dir in einer Sache zu nutzen, so nützte sie dir nur in dem, was Allâh schon für dich niedergeschrieben hat, und dass wenn sie sich versammelte, um dir in einer Sache zu schaden, so schadete sie dir nur in dem, was Allâh schon für dich niedergeschrieben hat. Die Schreibrohre sind hochgehoben und die Blätter getrocknet.“(At-Tirmidhî; ein authentischer Hadîth)
Daher ist das, was der Mensch als Glück oder Unglück empfinden mag, tatsächlich ein von Allâh vorherbestimmtes Ereignis und ein Teil der Prüfungen in seinem Leben. Diese Ereignisse folgen einem Muster, das einzig und allein von Allâh bestimmt wird.
Allâh sagt im Qurân:
„O die ihr glaubt, unter euren Gattinnen und euren Kindern gibt es welche, die euch feind sind; so seht euch vor ihnen vor. Wenn ihr aber verzeiht, nachsichtig seid und vergebt - gewiss, so ist Allâh Allvergebend und Barmherzig.“ (Sûra 64:14)
Das bedeutet, dass es auch in den guten Dingen des Lebens ernste Prüfungen gibt, wodurch der Glauben einer Person an Allâh getestet wird. Genauso sind aber auch in den schrecklichen Ereignissen des Lebens Prüfungen, so wie im folgenden Vers beschrieben:
„Und Wir werden euch ganz gewiss mit ein wenig Furcht und Hunger und Mangelan Besitz, Seelen und Früchten prüfen. Doch verkünde frohe Botschaft den Standhaften.“ (Sûra 2:155)
Manchmal sind die Muster erkennbar, so wie es der Fall ist, wenn die Dinge nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip zu einander in Beziehung stehen. Manchmal wiederum sind sie nicht erkennbar, wie wenn zum Beispiel mit schlechten Mitteln scheinbar Gutes oder mit guten Mitteln scheinbar Schlechtes erreicht wird. Allâh hat erklärt, dass die hinter diesen scheinbaren Unregelmäßigkeiten stehende Weisheit das Verständnis der Menschen aufgrund ihres begrenzten Wissens meist übersteigt.
Manchmal wandeln sich scheinbar schlechte Ereignisse im Leben eines Menschen zum Besten und scheinbar gute Dinge, die von den Leuten begehrt werden, stellen sich letztendlich als schädlich heraus. Der Einfluss des Menschen auf die Ereignisse, die ihm im Laufe seines Lebens begegnen mögen, ist demnach auf die Wahl der geistigen Entscheidungsmöglichkeiten, die ihm zur Verfügung gestellt wurden, begrenzt. Der Ausgang seiner Entscheidungen ist nicht wirklich das Ergebnis seiner Wahl. Mit anderen Worten „der Mensch denkt und Gott lenkt“. Daher sind vermeintliches Glück und Unglück gleichermaßen von Allâh (göttliche Bestimmung).
Sie können nicht mit Glücksbringern wie Hasenfüßen, vierblättrigen Kleeblättern, Brustgabelbeinen, Glücksnummern, Tierkreiszeichen etc. herbeigeführt werden. Sie können auch nicht durch schlechte Omen wie Freitag den Dreizehnten, zerbrochene Spiegel, schwarze Katzen u. a. verursacht werden. Tatsächlich ist der Glaube an Glücksbringer und Omen eine schwerwiegende Sünde; man begeht damit Schirk (Beigesellung neben Allâh) in dieser Kategorie des Tauhîd. ‘Uqba, einer der Gefährten des Propheten, überliefert uns, dass sich einst eine Gruppe von zehn Männern dem Gesandten Allâhs näherte, um ihren Treueschwur abzulegen. Der Gesandte Allâhs nahm von neun Leuten den Schwur an, lehnte jedoch den Schwur von einem ab. Als er gefragt wurde, warum er von einem den Schwur ablehnte, antwortete er: „Wahrlich, er trägt ein Amulett.“ Der Mann, der das Amulett trug, griff mit seiner Hand in seinen Mantel, nahm das Amulett ab und zerbrach es. Anschließend legte er seinen Treueschwur ab. Der Prophet sagte danach: „Wer auch immer ein Amulett trägt, begeht Schirk.“ (Überliefert von Ahmad; ein authentischer Hadîth)
Benutzt man den Qurân als Glücksbringer oder als Amulett, indem man Qurân-Verse an einer Kette befestigt oder sie in einen Beutel steckt und bei sich trägt, um das Böse abzuwenden oder Gutes herbeizuführen, so ist der Unterschied zwischen solchen Praktiken und denen der Heiden sehr gering. Weder der Prophet noch die Gefährten benutzten den Qurân auf diese Weise. Der Prophet sagte: „Wer auch immer in dieser unserer Angelegenheit (im Islâm) etwas Neues einführt, was nicht dazu gehört, so ist dies abzulehnen.“ (Al-Buchârî)
Es ist wahr, dass die Qurân-Sûren (Al-Falaq/113) und (An-Nâs/114) speziell zu Schutz- und Heilzwecken offenbart wurden, aber der Prophet zeigte uns auch, wie wir diese richtig anwenden. Als einmal ein Zauber an ihm verübt worden war, sagte er zu Alî ibn Abû Tâlib, dass er eben diese beiden Sûren Vers für Vers lesen solle und als er krank wurde, rezitierte er diese Kapitel für sich selbst. Weder schrieb er sie nieder, noch trug er sie um seinen Hals. Er band sie nicht um seinen Arm oder um seine Taille und befahl auch niemandem derartiges zu tun.
Tauhîd Al-Asmâ wa As-Sifât
Tauhîd Al-Ibâda