Wirkungsbereiche islâmischer Pädagogik

5517 2105

Mit dem Wirkungsbereich der islâmischen Pädagogik sind die Gebiete gemeint, mit deren Konzeptionen und Inhalten sich die islâmische Erziehung befasst, vergleichbar mit den Theorien der neuen und alten Erziehungsmethoden.

 
Jede Angelegenheit des Lebens, die mit kollektiver Produktivität zusammenhängt, muss in sich drei Schritte aufweisen.
 
1. Eine Vision respektive ein Ziel.
2. Einen Plan zur Erreichung dieses Zieles.
3. Die beispielhafte Durchführung mit dem Versuch zur Perfektion.
 
Die Wirkungsbereiche der islâmischen Pädagogik
 
Man kann sagen, dass es in der islâmischen Erziehungslehre fünf Oberbegriffe gibt. Es sind die Bereiche des Glaubens, der Humanität, der Ethik, der Bildung und der Gesellschaft.
 
Der Bereich des Glaubens
 
Der Bereich der Glaubenslehre, der sogenannten Aqîda, stellt die Basis dar, auf der sich die restlichen vier Bereiche aufbauen. Sie befasst sich mit der Erkenntnis, dass Allâh, der Erhabene, der einzige Anbetungswürdige und alleinige Herr ist. Diese Erkenntnis findet ihre Überzeugung im Herzen und äußert sich hinsichtlich der aus ihr resultierenden Notwendigkeiten in Taten. Erklärt wird sie in den folgenden Versen, „Wisse also, dass es keinen Gott außer Allâh gibt.“ (Sûra 47:19),und „Allâh bezeugt, dass es keinen Gott gibt außer Ihm; und (ebenso bezeugen) die Engel und diejenigen, die Wissen besitzen; der Wahrer der Gerechtigkeit. Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Allmächtigen, dem Allweisen.“ (Sûra 3:18). Aus diesen Versen lassen sich zwei Fakten erschließen. Erstens, dass Allâh, der Reine und Erhabene, ein Einziger ist, und zweitens, dass Allâh, der Reine und Erhabene, die Gerechtigkeit aufrechterhält. Der zweite Punkt ist mit dem ersten untrennbar verbunden. So ist es zum Beispiel unvorstellbar, in einer muslimischen, wahrhaft monotheistischen Gemeinschaft Ungerechtigkeit zu erfahren. Sollte dies jedoch der Fall sein, muss der Tauhîd (Monotheismus) in dieser Gesellschaft noch einmal hinterfragt werden. Ibn Qaijim Al- Dschauzî sagte: „Die Himmel und die Erde sind wahrlich auf Gerechtigkeit gegründet. An welchem Ort auch immer man also Gerechtigkeit findet, dort ist auch das Gesetz Allâhs und Seine Religion.“ Natürlich nur, wenn die Grundlagen des Glaubens vorhanden sind. Das Fundament unserer islâmischen Erziehungslehre ist also der Tauhîd Allâhs, des Reinen und Erhabenen. Aus ihm ergeben sich viele Unterpunkte, wie zum Beispiel:
 
- Das Eins-Sein des Schöpfers; „Wenn es in ihnen beiden (Himmel und Erde) andere Götter als Allâh gäbe, gerieten sie beide wahrlich ins Verderben.“ (Sûra 21:22)
 
- Die Perfektion der Schöpfung; „..Der keinen Teilhaber an der Herrschaft hat und alles erschaffen und ihm dabei sein rechtes Maß gegeben hat.“ (Sûra 25:02)
 
- Die Dienstbarmachung der Schöpfung für den Menschen; „Seht ihr nicht, dass Allâh euch das, was in den Himmeln und was auf Erden ist, dienstbar gemacht hat, und euch mit Seinen Gunsterweisen überhäuft hat - äußerlich und innerlich?“ (Sûra 31:20)
 
- Das Forschen und Lernen; „Er ist es, Der euch die Erde fügsam gemacht hat. So geht auf ihrem Rücken einher und esst von dem, womit Er versorgt. Und zu Ihm wird die Auferstehung sein“ (Sûra 67:15)
 
Das Wandeln auf den Wegen der Erde gehört zu den Bedingungen der Dienstbarkeit. Denn um Nutzen aus einer Sache ziehen zu können, muss man nachsinnen und sich eingehend mit der Schöpfung Allâhs befassen. Erst dann erzielt man aus ihr den effektiven Gewinn bei der Besiedelung der Erde, der Ausbreitung des Tauhîds und der Kontrolle über die Menschen auf ihr.
 
Es ist enorm wichtig, dass die muslimischen Erzieher die Bedeutung des Tauhîds und der Gerechtigkeit in ihren Herzen und in den Herzen der Jugend etablieren, und sich dafür einsetzen, die Gesellschaft von der Rückständigkeit und Leere zu befreien, in der sie sich befindet.
 
Der Bereich der Ethik
 
Im Bereich der Ethik und Moral geht es darum, bestimmte Werte und Verhaltensregeln, die der Qurân uns vorschreibt, einzuhalten. Kurzgefasst im Hadîth: „Ich bin wahrlich nur gesandt worden, um die edlen Eigenschaften zu vervollständigen.“ Oder wie es in einer anderen Überlieferung von Imâm Ahmad nach einer Aussage von Abû Huraira heißt: „Ich bin wahrlich nur gesandt worden, um die guten Eigenschaften zu vervollständigen.“ Diese edlen Eigenschaften sind die in Taten umgesetzten Erkenntnisse des ersten Wirkungsbereiches, dem Bereich der Glaubenslehre.
 
Es waren drei muslimische Händler, die die Leistung vollbracht haben, ganz Indonesien dazu zu bewegen, den Islâm, den Tauhîd Allâhs, des Reinen und Erhabenen, anzunehmen. Ohne Gewalt oder Schwert, nur durch edles Benehmen und gute Taten. Aus diesem Grund ist es wichtig, unsere Jugend zu diesen Werten zu erziehen und dazu wahrhaft in Wort und Tat zu sein. Auch muss sie lernen, dass das Ziel nicht die Mittel heiligt, damit sie sich nicht, wie viele vor ihnen, im Namen der guten Absicht und des Nutzens schlechtes Benehmen aneignet.
 
Doch müssen die Erzieher und Lehrer, bevor sie Andere dazu aufrufen, erst einmal selbst diese edlen Züge aufweisen. Und wie bekannt ist, gibt es verschiedene Erziehungsmethoden.
 
- Theoretische, schriftliche, sprachliche Erziehungsmethode wie Vorträge, Schreiben und Lesen.
 
- Theoretische, exemplarische Erziehungsmethode durch passive Vorbildfunktion und das Lernen am aufschlussreichen Beispiel.
 
- Praktische Erziehungsmethode durch aktive Vorbildfunktion. Die praktische Erziehungsmethode stellt natürlich die stärkste dieser Methoden dar.
 
Der Bereich der Gesellschaft
 
Der Bereich der Gesellschaftslehre ist, so wie ich ihn nenne, der Bereich der Lehre der spezifischen Verhaltensweisen und des Umgangs mit den Mitmenschen.
 
In Bezug auf das Indviduum ist das die Frage nach dessen allgemeinen Verhaltensweisen. Wie verhält es sich? Wie trinkt es? Wie isst und schläft es und wie steht es auf? Alle Aspekte unseres Lebens sind durch unseren Gesandten abgedeckt worden. So gibt es im Leben des Menschen keine einzige Situation, über die der Gesandte nicht gesprochen hat. Die zahlreichen Hadîthe über Verhaltensweisen genügen als Beweis für unsere Aussage.
 
Ebenso finden wir in Qurân und Sunna eine Reihe von Anstands- und Verhaltensregeln, die unseren sozialen Umgang festlegen, sei es in Bezug auf gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Beziehungen.
 
Der Bereich der Humanität
 
Die Humanität ist für uns ein sehr grundlegender Bereich, denn der Islâm als Weltreligion richtet sich an alle Weltenbewohner unabhängig deren Rassenzugehörigkeit. Alle Menschen sind anbetend Dienende Allâhs, alle sind sie die Kinder Adams und Evas. Sie unterscheiden sich nur durch Gottesfurcht. Deshalb spricht Allâh, der Reine und Erhabene, die Allgemeinheit der Menschen an, wenn Er sagt: „O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und von einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennen lernt. Gewiss, der Geehrteste von euch bei Allâh ist der Gottesfürchtigste von euch. Gewiss, Allâh ist allwissend, allkundig.“ (Sûra 49:13). Zum Ausdruck gebracht wird dieser Grundsatz auch vom Propheten Muhammad durch folgende Aussage: „Ich bin der Repräsentant der Araber, Salmân ist der Repräsentant der Perser, Suhaib ist der Repräsentant der Römer und Bilâl ist der Repräsentant der Äthiopier.“ Er rief die Araber dazu auf, eine Einheit zu bilden und von der Spaltung, der abwertenden Haltung und des Prahlens über die Abstammung abzulassen. So hat er Salmân wie ein Mitglied seiner Familie betrachtet, als er sagte: „Salmân ist von Ahlu Al-Bait (Mitglied der Familie).“
 
In den nicht-islâmischen Systemen hat die Menschlichkeit jedoch nationalistische und patriotische Züge angenommen. Wer also die gleiche Nationalität und Religion hat, der wird die Menschenrechte genießen können. Wer jedoch demselben Land einer anderen Religion angehört, der wird im Umgang mit ihm keine Menschlichkeit erfahren.
 
Der Bereich der Bildungslehre
 
Als Allâh, der Reine, unter Seiner Schöpfung den auserwählte, der das anvertraute Gut des Wissens tragen wird, „Und Er lehrte Adam die Namen alle. Hierauf legte Er sie den Engeln vor und sagte: „Teilt Mir deren Namen mit, wenn ihr wahrhaft seid!“ (Sûra 2:31), da vergaß sich Iblîs, war überheblich und hochmütig und zog keinen Nutzen aus seinem Wissen. So nahm der Mensch das anvertraute Gut an und verpflichtete sich somit auch der Verkündung, mit der die Propheten und Gesandten und nach ihnen die Gelehrten und die zum Islâm einladend Aufrufenden beauftragt worden sind.
 
Was ist aber mit Wissen und Erkenntnis hier gemeint?
 
Mit dem Wissen meinen wir in erster Linie die Erkenntnis über Allâh, dem Reinen und Erhabenen. Alle anderen Wissenschaften und Erkenntnisse, die im Leben des Muslims eine Rolle spielen, fließen natürlich in diesen Bereich mit ein. Doch bleibt die Islâmwissenschaft die ehrenvollste.
 
Jeder Mensch muss sich vom islâmischen Wissen das aneignen, was ihn dazu befähigt, eine islâmische Lebensweise zu führen. Gebet, Fasten, Zakât, Pilgerfahrt und alle anderen, privaten, geschäftlichen und gesellschaftlichen Bereiche des Lebens müssen bewusst nach dem Islâm ausgerichtet sein. Aus dieser Sicht sind die tatkräftigen Gelehrten die Ehrfürchtigsten unter den Menschen. So sagt Allâh, der Erhabene: „…Allâh fürchten von Seinen anbetend Dienenden eben nur die Gelehrten.“ (Sûra 35:28). Allâh verknüpft also die Ehrfurcht mit den Gelehrten aller Wissenschaften wie Physik, Botanik, Meereskunde, Topografie, Anthropologie und Zoologie. Das zeigt uns, dass nicht nur der Lehrer der Islâmwissenschaft seinen Schülern im Laufe seines Lehrplanes den Tauhîd näherbringen soll, sondern vielmehr jeder einzelne Lehrer mit dessen Verkündung beauftragt ist, und zwar jeder in seinem speziellen Wirkungskreis.
 
Der Lobpreis ist Allâhs!

Verwandte Artikel