Al-Haddsch Al-Mabrûr – der fromm verrichtete Haddsch

11410 2454

Das Wort mabrûr leitet sich vom Begriff birr – Frömmigkeit und Güte - ab. Nach einer Aussage Abû Hurairas überlieferten Al-Buchârî und Muslim, dass der Prophet sagte: ,,Zwei aufeinanderfolgende ´Umras sind Buße für das, was zwischen ihnen an Sünden begangen wurde. Und für Al-Haddsch Al-Mabrûr gibt es keinen anderen Lohn außer das Paradies.“

 
Nach einer anderen Überlieferung von Abû Dawûd heißt es: ,,Zwei aufeinanderfolgende ´Umras tilgen das, was zwischen ihnen an Sünden begangen wurde. Und für Al-Haddsch al-Mabrûr gibt es keinen anderen Lohn außer das Paradies.“
 
Die Verfasser der Sunan-Werke, mit Ausnahme Abû Dawûd, berichteten davon, dass der Prophet sagte: ,,Vollzieht mehrere Haddsche und ´Umras nacheinander! Sie vernichten nämlich die Armut und die Sünden genauso wie der Blasebalg die Schlacke des Eisens und des Goldes vernichtet.“
 
Die Bedeutungen der Hadîthe:
 
Die Gelehrten meinen, dass mit der Aussage ,,Al-Haddsch al-Mabrûr“ derjenige Haddsch gemeint ist, der von jeglichen Sünden frei ist. Man sagt auch, dass es der von Allâh genädig angenommene Haddsch ist.
 
Dieser zweiten Bedeutung nach ist das Zeichen dafür, dass der Haddsch von Allâh angenommen wurde, das Zurückkehren in einem Zustand, der noch besser als zuvor ist, sodass keine Sünden mehr begangen werden.
 
Es könnte auch sein, dass der ausschließlich für Allâh vollzogene Haddsch gemeint ist. Al-Qurtubî meinte, dass all die Bedeutungen dieser Aussage ähnlich sind. Der Haddsch, wovon die Rede ist, ist derjenige Haddsch, der alle Gültigkeitsvoraussetzungen erfüllt und vollkommen vollzogen wird.
 
Ahmad und Andere überlieferten nach einer Aussage von Dschâbir , dass der Prophet sagte: ,,Für den Haddsch Al-Mabrûr gibt es keinen anderen Lohn außer das Paradies.“ Man fragte ihn dann: ,,O Gesandter Allâhs, wie erkennt man, dass der Haddsch Mabrûr ist?“ „Wenn er die Speise gibt und den Gruß erwidert“, antwortete der Prophet . (Marfû')
 
Dieser Hadîth erklärt, was ein Haddsch Mabrûr ist.
 
Die prophetische Aussage: ,,Zwei aufeinanderfolgende ´Umras sind Buße für das, was zwischen ihnen an Sünden begangen wurde.“, deutet auf die Vorzüglichkeit der ´Umra hin, sowie darauf, dass es empfohlen ist, mehrere ´Umras zu verrichten, weil dies die Sünden tilgt, die zwischen zwei ´Umras begangen wurden.
 
Die Mehrheit der Rechtsgelehrten ist der Meinung, dass das vermehrte Durchführen von ´Umras empfohlen ist, wobei sie sich auf diesen Hadîth stützen. Ferner meinen sie, dass man eine ´Umra irgendwann verrichten darf, außer in der Zeit, in der man mit dem Haddsch beschäftigt ist. Nur in diesem Fall darf man keine ´Umra verrichten.
 
Dies bleibt so, bis man mit dem Haddsch fertig ist. Manche Rechtsgelehrten sind der Meinung, dass jeder Muslim verpflichtet ist, mindestens eine ´Umra im Leben zu verrichten, solange er dazu in der Lage ist. Dementsprechend ist die ´Umra, hinsichtlich der Verbindlichkeit wie der Haddsch zu betrachten.
 
Diese Meinung stammt von ´Umar, Ibn ´Umar, Ibn ´Abbâs, Tâwûs, 'Atâ', Ibn al-Musayyab, Sa'îd ibn Dschubair, Ahmad, Dâwûd und Anderen. Mâlik und Abû Hânîfa sind hingegen der Ansicht, dass sie nur Sunna ist, aber keineswegs Pflicht.
 
Von der Aussage: ,,Zwei aufeinanderfolgende ´Umras sind Buße dafür, was zwischen ihnen an Sünden begangen wurde.“, sind die großen Sünden ausgeschlossen, genauso wie es der Fall in der prophetischen Aussage ist: ,,Zwei aufeinanderfolgende ´Umras sind Buße dafür, was zwischen ihnen an Sünden begangen wurde, insofern die großen Sünden vermieden werden.“ (Ibn Mâdscha)
 
In seinem Werk ,,Fath Al-Bârî“ meint Ibn Hadschar: ,,Es kommt manchen problematisch vor, wieso die ´Umra in diesem Sinne eine Buße ist, obwohl das Vermeiden der großen Sünden an sich eine Buße ist. Wozu nützt dann die ´Umra?
 
Dass die ´Umra eine Buße ist, ist mit deren Zeit verbunden, in der sie verrichtet wird. Dass das Vermeiden der großen Sünden eine Buße ist, ist hingegen allgemein gültig und bezieht sich auf alle Zeiten. Das ist der Unterschied zwischen diesen beiden Zusammenhängen.“
 
Die Aussage: ,,Sie vernichten nämlich die Armut und die Sünden.“, deutet darauf hin, dass das vermehrte Durchführen von Haddsch und ´Umra zum Reichtum führt, obwohl es viel Geld verlangt. Dies ist aber so, da Allâh es ist, Der das ersetzt und dafür belohnt. Er sagt: Und was immer ihr auch ausgebt, so wird Er es euch ersetzen, und Er ist der Beste der Versorger. (Sûra 34:39)
 
Diesen unseren Artikel beenden wir mit einer überlieferten Aussage von ´Umar ibn Al-Chattâb , der eines Tages eine Gruppe von Menschen sah, die vom Haddsch zurückkehrten, und daraufhin sagte: ,,Hätten die zurückkehrenden Pilger gewusst, womit sie an Verdienst heimkehren, besonders nachdem ihnen all ihre Sünden vergeben werden, hätten sie in Anlehnung daran auf die Anbetungshandlungen verzichtet. Sie sollen aber die Anbetungshandlungen wieder aufnehmen.“
 
Diese Aussage weist darauf hin, dass der Pilger nach Rückkehr von seiner Reise nicht mit den Anbetungshandlungen aufhören soll, und zwar unter dem Vorwand, dass ihm all seine Sünden vergeben worden sind. Er soll hingegen Allâh weiter dienen und Ihn anbeten, solange er am Leben ist, denn Er sagt: und diene deinem Herrn, bis die Gewissheit zu dir kommt! (Sûra 14:99)

 

Verwandte Artikel