Ein neues Jahr im Hidschra-Kalender - Teil 1

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Wir sind gerade dabei ein Jahr zu verabschieden, das Zeuge für oder gegen uns sein wird. Wir werden bald ein neues Jahr empfangen. Ein Abschnitt im Leben eines jeden Menschen ging vorbei, je mehr Tage vergehen, desto näher kommen wir auch dem Jenseits.

 
Der Imâm Al-Hasan Al-Basrî sagte: „Oh Sohn Âdams! Du bestehst nur aus gezählten Tagen; durch jeden Tag, der vorbeigeht, endet ein Teil von dir mit ihm.“
 
Der Imâm Muhammad Ibn Wâsi‘ wurde gefragt: „Wie geht es dir heute Morgen?“ Er antwortete: „Wie kann es einem Mann gehen, der sich durch jeden vergangenen Tag dem Jenseits nähert?“
 
Ein anderer weiser Mann sagte einmal: „Wie kann ein Mann, dessen Tage seine Monate konsumieren und dessen Monate seine Jahre essen und dessen Jahre sein Leben verschlingen, sich freuen, wo er doch weiß, dass das Vergehen seines Lebens zu seinem Tod führt?“
 
Al-Fudail Ibn ´Iyâd Allah erbarme sich seiner fragte einst einen Mann in seiner Sitzung: „Wie viele Jahre sind in deinem Leben vergangen?“ Der Mann antwortete: „Sechzig.“ Al-Fudail sagte: „Dann bist du für die letzten sechzig Jahre auf der Reise zu deinem Herrn gewesen und hast dein Ziel schon fast erreicht.“ Der Mann rief: „Innâ lillâhi wa innâ ilaihi Râdschi´ûn“ (i.e. „Zu Allâh gehören wir, und zu Ihm kehren wir zurück.“)
 
 
Al-Fudail sagte: „Verstehst du die Konsequenzen der Aussage, die du gerade aussprachst? Wer weiß, dass er ein anbetend Dienender ist, der Allâh gehört, und erkennt, dass er zu Ihm zurückkehren wird, muss wissen, dass er vor Ihm stehen wird; wer weiß, dass er vor seinem Herrn stehen wird, muss erkennen, dass er befragt werden wird; und wenn er weiß, dass er befragt werden wird, dann muss er Antworten für diese Fragen vorbereiten.“ Der Mann fragte: „Wie kann man sich darauf vorbereiten?“ Al-Fudail antwortete: „Es ist einfach: Handle aufrichtig in dem, was dir vom Leben übrig bleibt, und dir wird das vergeben, was du in der Vergangenheit an Sünden begangen hast; wenn du es nicht tust, wirst du für das bestraft, was davon übrig bleibt, sowie für das, was schon von deinem Leben vergangen ist.“
 
Was haben wir in unsere Konten dieses Jahres eingezahlt? Was bereiten wir für das bevorstehende Jahr vor?
 
Die Tage werden Zeugnis gegen den Menschen ablegen bezüglich dessen, was er in sie einzahlte, sei es gut oder schlecht. Der Imâm Al-Hasan Al-Basrî sagte: „Jeder neue Tag ruft aus: O Sohn Âdams! Ich bin eine neue Schöpfung und ich werde aussagen über das, was du in mir tust, so nimm deine Provision (an guten Taten) von mir, denn wenn ich einmal abreise, werde ich nicht zurückkehren bis zum Tag der Auferstehung.“
 
Der Kluge ist derjenige, der sich selbst zur Rechenschaft zieht und sich selbst tadelt; er prüft seine Situation und bereut vor Allâh, falls er einige seiner Pflichten vernachlässigte; er kann sich dadurch auf diesem Weg aufrecht halten, bevor es zu spät ist. Falls er seiner Seele Unrecht tat, indem er sündigte und Verbotenes beging, muss er dies zukünftig unterlassen, bevor der Tod ihn erreicht und es zu spät ist. Wenn er zu jenen gehört, die Allâh mit Rechtschaffenheit gesegnet hat, dann muss er sich dankbar zeigen und Allâh bitten es ihn in dieser Rechtschaffenheit zu festigen.
 
Am Ende eines jeden Jahres überprüfen die Geschäftsleute ihre Unterlagen und Abrechnungen und erstellen Pläne für die Zukunft, um die Wiederholung vergangener Fehler zu vermeiden, zukünftige Verluste zu umgehen und die Gewinne zu maximieren. Wie kann es dann sein, dass Jahre an uns vorbeiziehen und wir nicht einmal daran denken unsere Akten und Rechnungen bei Allâh hinsichtlich unserer guten und schlechten Taten zu überprüfen?
 
 
Viele ziehen sich selbst zur Rechenschaft, aber nur in Bezug auf ihr weltliches Leben – um dann noch mehr von diesem schnell schwindenden Leben zu erbeuten. Sie scheinen das Wahre und wahrhaft Wichtige zu übersehen, das jäh Fassbare, dessen Abrechnung doch so genau ist: die Taten, die den Menschen in die Hölle führen können, und die Taten, durch die der Eintritt in das Paradies gewährt werden kann. Solche Leute verbringen viele Jahre ihres Lebens ohne jemals ernsthaft und sorgfältig in Anbetracht des Jenseits mit sich abgerechnet zu haben.
 
Verliert solch ein Mensch Geld, erzürnt er womöglich; verliert er eine ihm teure und geliebte Person, überkommt ihn Trauer. Wie ergeht es dann jenem, der einen Teil seines Lebens verliert, den er nicht zurückholen kann und von dem er nur hätte profitieren können, wenn er darin gute Taten eingezahlt hätte, die ihm an dem Tag zu gute hätten kommen können, an dem Reichtum und Nachkommenschaft dem Menschen nicht von Vorteil sein werden?
 
 Allâh, der über alles Erhabene, befiehlt uns, dass wir uns selbst zur Rechenschaft ziehen und uns für den Tag der Abrechnung vorbereiten sollen: Und seid nicht wie diejenigen, die Allâh vergessen haben und die Er dann sich selbst hat vergessen lassen. Das sind die Frevler. Nicht gleich sind die Insassen des (Höllen)feuers und die Insassen des (Paradies)gartens. Die Insassen des (Paradies)gartens sind die Erfolgreichen. (Sûra 59:19-20)
 
´Umar ibn Al-Chattâb möge Allah mit ihm zufrieden sein sagte: „Zieht euch selbst zur Rechenschaft, bevor ihr zur Rechenschaft gezogen werdet – und bereitet euch auf das Große Treffen vor. Die Ablegung der Rechenschaft am Tag der Auferstehung wird nur für denen leicht fallen, die sich bereits in diesem Leben selbst zur Rechenschaft gezogen hatten.“
 
Maimûn Ibn Mahrân sagte: „Man wird erst fromm, wenn man sich selbst sorgfältig hinterfragt als sei man ein Geizhals, die einen Geschäftspartner überprüfen würde.“
 

 

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