Die Geschlechtertrennung in den Schulen als dringender Aufruf an Europa

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Anscheinend ist die im Westen seit Jahrzehnten vorherrschende Meinung, dass geschlechtertrennende Schulen nicht in dieses Zeitalter passen, ins Wanken geraten. Denn das System der Geschlechtertrennung wird mittlerweile bei einigen nicht nur als besser betrachtet, sondern es werden dadurch auch bessere schulische Ergebnisse verzeichnet.

 

Im neu erschienen Buch Pièges de la mixité scolaire (Fallen der gemischten Schule, Paris 2003), des französischen Gesellschaftswissenschaftlers Michel Fize, Forscher an der Volkseinrichtung für Gesellschaftsstudien in Frankreich, das in der französischen Zeitschrift L'express magazine vorgestellt wurde, heißt es, dass der Unterricht in den gemischten Schulen Europas weder die Geschlechter- noch die Chancengleichheit fördert.

 

Auch eine 45 Jahre andauernde französische Studie über gemischten Schulunterricht hat nun die dadurch entstandenen schädlichen Missstände im Westen, und vor allem in Frankreich, offengelegt. Sie zeigt unter anderem, dass die Rate der sexuellen Übergriffe gegen Jugendliche im Pubertätsalter innerhalb der Lehranstalten sowie die Durchfallrate bei Jungen anstieg, obwohl sie, allgemein betrachtet, den Mädchen, die immensen Diskriminierungen seitens der Lehrer ausgesetzt sind, vorgezogen werden.

 

Gemischte Schulen und das Recht auf Bildung

 

Des Weiteren zeigen uns die angeführten Ereignisse und deren Entwicklungen in Frankreich genau das Gegenteil dessen, von dem immer ausgegangen wurde: dass nämlich, wenn eine Gesellschaft gemischt und demokratisch ist, sich dies auch in den Schulen widerspiegeln müsse.

 

Weiter führt Michel Fize an, dass der Ausgangspunkt gemischter Schulen nicht auf das Recht auf Bildung zurückzuführen ist, vielmehr galten sie als Antwort auf die Frage nach Chancengleichheit und Ehrung der Rechte der weiblichen Bevölkerung. Warum veranlassen sie ihre Töchter dann nicht auch dazu, Automechaniker zu werden, wenn sie diesen Grundsatz wahrhaft vertreten?

 

Angesichts der vorliegenden Ergebnisse, wie sinkendes Lernniveau, Schwierigkeiten der Mädchen, ihre Persönlichkeit in gemischten Klassen aufzubauen und Schwierigkeiten bei der Spracherlangung bei Jungen, spricht sich der Autor dafür aus, eine Trennungspolitik zur Verbesserung der Gesellschaft einzuschlagen.

 

Doch soll dies laut Fize nicht heißen, dass eine derartige Trennung weder Ausdruck einer religiösen Richtung oder persönlichen Anschauung der Schüler oder Schülerinnen noch eine Einladung dazu sei, die Mädchen in den Schulen zu vermummen.

 

Dieses Thema, das in der westlichen Welt noch bis vor Kurzem als Tabuthema galt, verursacht jetzt viel Aufregung und legte den Grundstein für viele erregte Gespräche über die Gefahren gemischter Schulen, vor allem der Mittel- und Oberstufe in Europa und Amerika.

 

Probleme der Schüler

 

Die oben erwähnte Zeitschrift hat Licht auf eine Vielzahl von Problemen geworfen, die Jugendliche in den Schulen haben. Von knapp 110.000 Informationen, die im Jahre 2000 bei der Sorgen-Hotline für Schüler eingingen, berichteten knapp 4.000 über sexuelle Belästigung in der Schule. Im darauffolgenden Schuljahr stellte diese Art der Übergriffe ca. 13,1 % der allgemeinen Gewaltausbrüche dar. Ganz zu schweigen von den vielen vor allem aus Armenvierteln und sozialen Randgebieten stammenden Mädchen, die der Beleidigung und ständiger Anpöbelung ausgesetzt sind.

 

Schulen nur für Mädchen

 

„Da die Vorstellung der Geschlechtertrennung den islâmischen Vorstellungen entspricht, sollen wir dann als laizistischer Staat solange abwarten, bis der Islâm über uns herfällt?“, so fragte die Zeitschrift L'express magazine den Autor des Buches hinsichtlich der stetig steigenden Islâmisierung in der westlichen Welt. Dieser erwiderte: „Die Idee der Einführung geschlechtertrennender Schulen findet schon seit dem Jahr 2000 unter der Regierung des “gläubigen“ Präsidenten George Bush sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in England, Schweden, Finnland und Deutschland Akzeptanz – insofern als eine Trennung speziell in den wissenschaftlichen Fächern durchgeführt werden sollte. In Frankreich hingegen war es die katholische Bildungsstätte, die als erste zur Trennung aufgerufen hatte, nur fand diese in privaten Schulen, fern vom offiziellen laizistischen Bildungswesen, statt.

 

Ferner haben sich viele Pädagogen zu dieser Forschung und zu dem, was diese an Themen mit sich bringt, geäußert - zu einer Zeit, in der der Feldzug gegen den Islâm und die Muslime in der westlichen Welt wie auch in Amerika entfacht ist.

 

So heißt es zum Beispiel in einem Artikel der englischen Zeitschrift Economist mit dem Titel “Reine Mädchenschule... der letzte Schrei im Bildungswesen Englands“, dass die im Jahre 2004 nach der Trennung von Jungen und Mädchen in zahlreichen englischen Privatschulen erzielten Endergebnisse deutlich besser ausfielen als in den Jahren zuvor. So lag die Zahl der in den Prüfungen mit höheren Noten abschneiden Schüler im Jahr 2004 nach der Trennung bei 81% und die der Schülerinnen bei 82%, wohingegen die Zahl der mit höheren Noten abschneidenden Schüler 1997 bei knapp 68% lag.

 

Die Zeitschrift weist ebenso darauf hin, dass die Vereinigten Staaten im laufenden Schuljahr 2004 die Regeln, die hinsichtlich des getrennten Unterrichts in öffentlichen Schulen erlassen wurden, gelockert haben.

 

 

Die Idee der Gleichstellung

 

In einer Zeit, in der der Höhepunkt der Widersprüche zwischen dem laizistischen Staat und den Ergebnissen, auf die sich das Buch stützt, erreicht wurde, gesteht nun der französische Erziehungs- und Bildungsminister letztendlich ein, wie wichtig es ist, in den unterschiedlichen Bildungsstufen Rücksicht auf beide Geschlechter zu nehmen.

 

Isabelle Dehaie, Mitglied der Organisation Mix City für Erziehung, meint, dass der zu diskutierende Punkt die Idee der Gleichberechtigung ist, wie zum Beispiel das Recht der Frau zu wählen, das zwar 1848 per Gesetz festgeschrieben, aber erst 1945 in die Praxis umgesetzt wurde.

 

André Blandin, Sekretär des katholischen Bildungsverbandes, sagt: „Es muss dringend eine überzeugende Position in Bezug auf gemischte Schulen bezogen werden, um das Problem der sexuellen Belästigung zu lösen.“

 

Marie Duru-Bellat, Forscherin auf dem Gebiet der Erziehung, sagt hingegen: „Die Angst liegt nicht im Trennungsprozess, sondern in der Abänderung der Systeme, die adäquat mit den Problemen der Gesellschaft sind; dies stellt die wahre Gefahr dar.“

 

Im Hinblick auf die Idee der Geschlechtertrennung sagt Dominique Schnapper, Direktorin der Hochschule für Gesellschaftswissenschaften: „Ist es nun tatsächlich so, dass von uns verlangt wird dazu aufzurufen, Mädchen zusammen mit Jungen auf eine Schule zu schicken, damit das dem Normalfall entspricht? Denn die Frau steht ja auch in der Gesellschaft an der Seite des Mannes. Dann ist es unlogisch, nicht auf die Ungerechtigkeit hinzuweisen, der die Frau in dieser Gesellschaft ausgesetzt ist.“ Und das bringt sie zum Entschluss, dass die Schule ein Ort des Schutzes vor der Ungerechtigkeit für die Mädchen sein sollte, von der sie umgeben sind. Auch sollten die Lehrer ein System auswählen, das das Wohl aller Schüler einschließt. Und sie wies noch einmal auf die Einflüsse der islâmischen Ideen und deren möglichen Einfluss auf die französische Gesellschaft in Bezug auf dieses Thema hin. Das wiederum stellt für sie ein anderes Problem dar, das noch mal überdacht werden muss.

 

Warum haben die Schulinstanzen nun überhaupt so viel Angst vor einer islâmischen Intervention, wo sie doch zu Prinzipien und Grundlagen aufrufen, zu denen der Islâm noch vor der Existenz ihrer Kultur aufrief? Und nun suchen sie mit unnützen Konfrontationen einen Ausweg aus ihren Problemen und vergessen, dass der Islâm die perfekte Erziehungsmethode begründet hat, die sie heutzutage zum Teil schon selbst anwenden.

 

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