Auch aus Mitleid mit seiner Umma sowie aus Furcht um sie vor der Strafe Allâhs weinte der Prophet , wie es der Fall war, als er die Âya rezitierte: "Wenn Du sie bestrafst, sind sie Deine Diener, und wenn Du ihnen verzeihst, bist Du wahrlich der Allmächtige, der Allweise." (Sûra 5:118)
Er hob seine Hände und rief: "O Allâh! Meine Umma, meine Umma!", und brach in Tränen aus.
In der Schlacht von Badr weinte er aus Angst davor, dass diese Begegnung den Muslimen ein Ende bereiten könnte, falls sie von deren Gegnern besiegt würden. So berichtete Alî ibn Abû Tâlib : "Du sahst uns wahrlich alle schlafen, außer den Propheten , der unter einem Baum bis zum Morgen betete und weinte." (Ahmad)
Auch weinte er in dieser Schlacht, da ihm Allâh den milden Vorwurf erteilte: "Einem Propheten geziemt es nicht, Gefangene zu (be-)halten, sofern er nicht heftig auf dieser Erde gekämpft hat. Ihr wollt die Güter dieser Welt, Allâh aber will (für euch) das Jenseits. Und Allâh ist Erhaben, Allweise." (Sûra 8:67), da er von den Gefangenen das Lösegeld annahm. Er weinte so sehr, dass sich Umar um ihn sorgte.
Sein Leben lang musste er sich von nahen Verwandten und geliebten Menschen verabschieden, wie von seiner Mutter Âmina bint Wahb, seiner Frau Chadîdscha , seinem Onkel Hamza ibn Abdulmuttalib, seinem Sohn Ibrâhîm und vielen anderen Gefährten. Seine Tränen waren für seine tiefe Trauer und Trennungsschmerzen Zeugen.
Als sein Sohn Ibrâhîm verstarb, weinte er und sagte: "Die Augen weinen und das Herz trauert, doch wir sagen nur, was unserem Herrn wohlgefällt. Wir sind über deine Trennung, o Ibrâhîm, wahrlich sehr betrübt." (Al-Buchârî und Muslim)
Auch als der Prophet das Grab seiner Mutter besuchen ging, weinte er so sehr, dass die Leute, die ihn umgaben, auch in Tränen ausbrachen. Alsdann sagte er: "Besucht die Gräber, denn sie erinnern euch an den Tod." (Muslim)
An dem Tag, an dem eine seiner Töchter ihn berichten ließ, dass einer ihrer Söhne im Sterbebett lag, reagierte der Prophet nicht nur mit bloßen Worten, die zur Geduld anspornen oder Trost spenden. Seine Reaktion äußerte sich durch menschliche Gefühle, die die Herzen tief berührten und Verwunderung erregten, besonders in dem Augenblick, an dem er das Kind bei seinen letzten Atemzügen sah.
Als er über den Grund seines Weinens gefragt wurde, sagte er: "Es ist eine von Allâh gegebene Barmherzigkeit. Von Seinen Dienern erbarmt sich Allâh nur den Barmherzigen."(Muslim)
Anas berichtet, dass der Prophet die Todesnachricht von Zaid, Dscha'far, und Abdullâh Ibn Rawâha während des Feldzuges von Mu'ta überbrachte, indem er sagte: "Der Prophet sagte: Zaid nahm das Banner und erlag. Daraufhin nahm es Dscha'far und erlag. Daraufhin nahm es Ibn Rawâha und erlag. Dann fuhr er weinend fort: Alsdann nahm das Banner ein Schwert von den Schwertern Allâhs." (Al-Buchârî)
Aus diesen prophetischen Haltungen sollte uns klar geworden sein, dass Weinen nicht unbedingt ein Zeichen der Unvollkommenheit oder der Charakterschwäche ist. Es ist vielmehr ein Zeichen der wahrhaftigen Gefühle, der tiefen Wachsamkeit des Herzens, oder des liebevollen Gemütes, solange man sich in Geduld übt. Lautes Klagen und Schreien missfallen jedoch Allâh, dem Erhabenen.