Wie unsere frommen Vorfahren den Ramadân verbrachten – Teil 2

2317 1807

Qurân-Rezitation:

Der Monat Ramadân ist der Monat des Qurân. Die ersten Muslime schenkten dem Buch Allâhs besondere Aufmerksamkeit und der Engel Dschibrîl rezitierte den Qurân im Ramadân mit dem Propheten . Uthmân ibn Affân las den Qurân jeden Tag einmal komplett durch. Einige frühe Gelehrte lasen den Qurân in ihren freiwilligen Gebeten innerhalb von drei Nächten durch. Andere lasen ihn in sieben Tagen, wohingegen andere ihn in zehn Nächten durchlasen.
 
Sie rezitierten den Qurân aber nicht nur im Gebet. Der Imâm As-Schâfi´î rezitierte den Qurân im Ramadân sechzig Mal außerhalb der Gebetszeiten. Al-Aswad rezitierte den kompletten Qurân in zwei Nächten. Qatâda las den Qurân regelmäßig in sieben Tagen durch, wohingegen er im Ramadân ihn in drei Tagen durchlas, doch in den letzten zehn Tagen des Ramadân las er ihn jede Nacht durch.
 
Mit dem Beginn des Ramadân unterließ Az-Zuhrî das Hadîth-Studium und die Lernzirkel der Gelehrten und konzentrierte sich auf die Qurân-Rezitation aus dem Buch (nicht aus dem Gedächtnis). Auch Sufyân At-Thaurî unterließ im Ramadân alle anderen Anbetungshandlungen und konzentrierte sich auf den Qurân. Ibn Radschab sagte, dass vom Propheten berichtet wurde, dass der Qurân von denen, die ihn regelmäßig rezitieren, nicht in weniger als drei Tagen durchgelesen werden soll. Doch in den gesegneten Zeiten, wie etwa im Ramadân, und besonders in den Nächten, in denen die Laila Al-Qadr (Nacht der Bestimmung) erwartet wird, oder an heiligen Orten wie Makka für diejenigen, die nicht dort wohnen, wird es empfohlen die Qurân-Rezitation zu steigern um von dem Segen der Zeit und des Ortes zu profitieren. Dies ist die Meinung von Ahmad, Ishâq und anderen bedeutenden Gelehrten. Wie wir bereits erwähnten, unterstützen die Handlungen anderer Gelehrter ebenfalls diese Ansicht.
 
Während der Qurân-Rezitation weinen:
 
Von den frühen Muslimen ist nicht bekannt, dass sie den Qurân wie Gedichte herunterleiern ohne dessen Bedeutung zu verstehen, vielmehr bewegten sie die Worte Allâhs und diese Menschen bewegten ihrerseits die Herzen anderer. Abdullâh ibn Mas'ûd sagte: „Der Gesandte Allâhs sagte: „Lies mir vor!“ Ich entgegnete: „Wie kann ich ihn dir vortragen, wenn er doch dir offenbart wurde?“ Der Prophet sagte: „Ich mag es, ihn von jemand anderem zu hören.“ Abdullâh ibn Mas'ûd sagte: „Ich rezitierte den Qurân ab der Sûra An-Nisâ, bis ich zu folgendem Vers gelangte: „Aber wie (wird es sein, wenn Wir von jeder Gemeinschaft einen Zeugen bringen und dich über diese da als Zeugen bringen?“ (Sûra 4:41) Der Prophet sagte: „Das ist genug.“ Ich wandte mich dem Propheten zu und sah, dass seine Augen von Tränen erfüllt waren.“
 
Es ist überliefert, dass Ibrâhîm Al-Asch'ath sagte: „Eines Nachts hörte ich Fudail ibn Iyâd mehrmals diesen Qurân-Vers weinend rezitieren: „Und Wir werden euch ganz gewiss prüfen, bis Wir feststellen, welche sich abmühen von euch und welche standhaft sind, und bis Wir eure Werke prüfen.“ (Sûra 47:31) und er fuhr fort die Worte Allâhs zu sagen: „...und bis Wir eure Werke prüfen.“, dannsagte er: „Und Du wirst unsere Werke prüfen? Wenn Du unsere Werke prüfst, wirst Du uns in Ungnade bringen und unsere Geheimnisse offenlegen. Wahrlich, wenn Du das tust, wirst Du uns zerstören und uns bestrafen!“ Dann weinte er weiter.
 
Die Nacht der Bestimmung erwarten:
 
Allâh, der Allerhabene sagt: „Wir haben ihn ja in der Nacht der Bestimmung hinabgesandt. Und was lässt dich wissen, was die Nacht der Bestimmung ist? Die Nacht der Bestimmung ist besser als tausend Monate.“ (Sûra 97:1-3) Der Prophet sagte: „Wer die Nacht der Bestimmung mit aufrichtigem Glauben und in der Hoffnung auf Allâhs Belohnung einhält, dem werden seine vergangenen Sünden vergeben werden.“ (Al-Buchârî und Muslim)
 
Der Prophet hielt Ausschau nach der Nacht der Bestimmung und befahl seinen Gefährten möge Allah mit ihnen zufrieden sein auch nach ihr Ausschau zu halten. Er weckte während den letzten zehn Nächten seine Familienmitglieder auf, weil er hoffte, es würde ihnen gelingen, die gesegnete Nacht in Anbetung zu verbringen. Es wurde berichtet, dass manche frühe Muslime unter den Gefährten und ihren Nachkommen während der letzten zehn Nächte (des Ramadân) den Ghusl vollzogen und sich parfümierten, wenn sie die Laila Al-Qadr erwarteten, die Allâh hoch in Ehren hält. Deshalb sollte man wiedergutmachen, was man verpasst hat, indem man die Laila Al-Qadr in Demut verbringt, da sie mit dem eigenen Alter verrechnet wird. Gute Taten, die in dieser Nacht verrichtet werden, sind besser als die Taten von eintausend Monaten! Wem deren Nutzen entgeht, dem ist gewiss viel entgangen!

Wie unsere Salaf (fromme Vorfahren) den Ramadân verbrachten – Teil 1

 

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