Das Fasten im Ramadân: Zugestنndnisse – Teil 2

2869 1938

Fasten während der Schwangerschaft

 

In der Schwangerschaft betrachtet man immer „Zwei in Einem“ – die Mutter und den Fötus. In der ersten Zeit der Schwangerschaft ist der Bedarf des Fötus unbedeutend; trotzdem durchlebt die Mutter für gewöhnlich morgendliche Übelkeit und gelegentlich Gefühlsschwankungen. Abhängig vom Grad der Schwankungen benötigt man möglicherweise ärztliche Hilfe oder psychologische Beratung.
 
Bei fortschreitender Schwangerschaft durchlebt die Mutter verschiedene Phasen körperlicher Veränderungen und die Bedürfnisse des Fötus wachsen ebenfalls weiter. Der durchschnittliche Kalorienbedarf eines wachsenden Fötus beträgt 300 kcal, der von den Kalorien der Mutter leicht bereitgestellt werden kann. Deshalb sollte dies dem Bedarf des Fötus genügen, solange die Mutter eine angemessene Menge an Kalorien einnimmt.
 
Im Zustand des Fastens ist der Bedarf an Flüssigkeits- und Kalorienzufuhr im Falle einer normalen Schwangerschaft nicht anders als der vor der Schwangerschaft. Was jedoch wichtiger ist, sind die enormen körperlichen und seelischen Anpassungen, die notwendig sind, um ein normales Schwangerschaftsergebnis zu gewährleisten. Deshalb sollte jeglicher zusätzliche Einflussfaktor, der dieses empfindliche Gleichgewicht beeinflussen kann, vermieden werden. Da der Grad der körperlichen und seelischen Veränderungen und der Grad der Anpassungsfähigkeit an diese Veränderungen von Person zu Person erfahrungsgemäß unterschiedlich ist, muss eine Empfehlung bezüglich des Fastens während der Schwangerschaft im Einzelfall bestimmt werden. „Während der Schwangerschaft nicht zu fasten“, ist ein pauschales Zugeständnis, das folgenden Worten Allâhs entspricht (ungefähre Bedeutung): „…Allâh will für euch Erleichterung; Er will für euch nicht Erschwernis…“ (Sûra 2:185)
 
Es ist ratsam, dieses Zugeständnis bei Bedarf anzuwenden, wobei man bedenken sollte, dass dies nur ein Aufschub und keine Befreiung ist.
 
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und Fasten
 
Die Diabetes mellitus ist ein häufiges Problem. Sie ist ein ernsthafter, chronischer und kaum heilbarer Zustand; allerdings ist er mit einem bedachten Gesundheitsplan steuerbar.
 
Allâh berichtet uns, dass das Fasten ein Mittel ist, um Frömmigkeit zu erlangen. Da das Fasten soviele seelische Beihilfen mit sich bringt. Viele Muslime finden es schwer, solch eine Gelegenheit zu verpassen, ohne daraus jeglichen Nutzen zu ziehen. Deshalb werden sie fasten obwohl sie wissen, dass sie es verschieben könnten oder dass sie eine Sühnehandlung verrichten könnten.
 
Aus medizinischer Sicht hat das Fasten eine beruhigende Wirkung auf das Gehirn und hilft dabei, inneren Frieden und Selbstkontrolle zu erlangen. Es hilft auch dabei, den Blutzucker und den Blutdruck zu regulieren, indem man Essen, Aufregung und Ärger kontrolliert.
 
Andererseits leidet ein Diabetiker neben klinischen Symptomen wie Polyurie, Polydipsie und anderen Folgeschäden auch an psychischen Symptomen, die unmittelbar durch Blutwäsche und Rückenmarksflüssigkeitsosmolalität entstehen, an ständiger Erfordernis von Disziplin und Regelbefolgung, der Angst vor Langzeitfolgeschäden und der Bedrohung hypoglykemischer Anfälle und der Möglichkeit des Austrocknens und des Komas. (Diabetes Mellitus und Fasten“ Shahid Athar, M.D., Zeitschrift IMANA, März 2006.)
 
Aufgrund der seelischen und medizinschen Vorteile einerseits und der negativen Folgen des Fastens (in einigen Fällen) andererseits, sollten jegliche Empfehlungen für oder gegen das Fasten erst nach einer allgemeinen Untersuchung eines Patienten gemacht werden. Bei solch einer Untersuchung kann die Beantwortung folgender Fragen dabei helfen, eine angemessene Empfehlung zu erreichen:
 
1.Gibt es eine Diabetikergruppe, die gefahrlos fasten kann?
 
2. Sollte jedem Diabetiker, der fasten möchte, erlaubt werden dies zu tun?
 
3. Gibt es eine Diabetikergruppe, der das Fasten abgeraten werden sollte?
 
4. Können einige Diabetiker vom Fasten profitieren?
 
5. Wie zuverlässig ist der Patient?
 
6.Gibt es irgendwelche begleitende sich verschlimmernde gesundheitliche oder psychologische Zustände?
 
 Die obenstehenden Fragen können kurz wie folgt beantwortet werden:
 
1.Fasten wird empfohlen: Patienten mit unkompliziertem metabolischem Syndrom, einschließlich Fettleibigkeit, Diabetes Mellitus Typ 2, Bluthochdruck und/oder Hyperlipidämie. Das Fasten hat für diese Patientengruppe eine wohltuende Wirkung.
 
2.Entsprechende Richtwerte: Patienten mit den folgenden Kriterien können relativ gefahrlos dazu angeleitet werden, im Ramadân zu fasten:
 
a)  Alter über 20 Jahre, optimales oder oberhalb des optimalen Körpergewichts, stabile Diabetes auf Basis der Einnahme oraler Antidiabetika.
 
b)Frei von jeglichen Komplikationen oder jeglichem sich verschlimmernden medizinischen Problem (Infektion oder Nieren-, Herz-, Lungen-, Gefäß- und/oder neurologischem Leiden)
 
c)  Sollte folgende biochemische Kenngrößen haben: Nüchternblutzucker zwischen 110 und 120 mg/dl; Blutzuckerspiegel, der 2 Stunden vor dem Essen 160 mg/dl nicht übersteigt; HbA 1c Wert (Der HbA 1c-Wert ist ein Langzeit-Blutzuckerwert, mit dem der durchschnittliche Blutzuckerspiegel der letzten sechs bis zehn Wochen ermittelt werden kann) geringer als 7%.
 
3.Entsprechende Gegenanzeigen: Diabetikerinnen, die schwanger sind oder Kinder stillen.
 
4.Patienten, die nicht fasten sollten:
 
a) Typ 1 und labile Diabetiker.
b) Das Vorhandensein einer Infektion und anderer Lebensbedrohlicher Körperkrankheiten.
c)HbA 1c-Wert über 12% oder Werdegang mit häufigem Unterzucker.
 
Bildungs- und Informationsplan für Diabetiker im Ramadân:
 
Patienten sollten fähig sein:
 
1.  Die Anzeichen des Überzuckers, des Unterzuckers, der Austrocknung und die Wichtigkeit, das Fasten zu brechen, sobald jegliche Komplikation auftritt, zu erkennen.
 
2. Den Blutzuckerspiegel zu überwachen, den Harnzuckergehalt, Urin-Azetone, das Tagesgewicht und eine kalorienüberwachende Diabetesdiät zu kontrollieren und normale körperliche Tätigkeiten weiterhin zu verrichten.
 
3. Vitalparameter zu überwachen, Anzeichen für Infektionen und jegliche Veränderung am seelischen Zustand zu erkennen.
 
4. Die Ernährungsempfehlung und Medikamentenkuranordnung zu befolgen und Hilfe zu ersuchen, wenn ein Problem auftritt.
 
Ernährungsrichtlinien und Regulierung der medikamentösen Behandlung
 
Alle Diabetespatienten, die fasten wollen, sollten unter strenger Beaufsichtigung ihres Arztes sein. Die Patienten sollten sich zwei bis drei Monate vor dem Beginn des Ramadân vorbereiten und die vom Arzt verordneten Richtlinien streng befolgen. Diese können unter anderem eine körperliche Untersuchung, Blut- und Urintests und eine CMP umfassen. Besondere Aufmerksamkeit muss jeglicher Änderung beim Plan für Medikamente zum Einnehmen und beim Spritzen von Insulin gewidmet werden.
 
Schlussendlich sind Zugeständnisse eine Barmherzigkeit von Allâh. Man soll die Erleichterungen Allâhs in Anspruch nehmen, wenn die Gründe islamisch rechtmäßig sind; allerdings sollten sie nicht aus Unaufrichtigkeit heraus missbraucht werden - ein Zustand, der zum Ungehorsam gegenüber Allâh werden kann.
 
Die Gelehrten und Ärzte können Normgrößen für verschiedene Kategorien aufstellen, doch die eigentlichen Grenzen sollten von der Aufrichtigkeit des Einzelnen gesetzt werden. Denn einige von uns sollten wissen, dass wo ein Wille ist, auch ein Weg ist, wie Allâh sagt (ungefähre Bedeutung): „…Und wer Allâh fürchtet, dem schafft Er einen Ausweg“ (Sûra 65:2)
 

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