Der Haddsch ist eine Säule des Islâm und einer seiner gewaltigen Grundpfeiler. Viele authentische Hadîthe überliefern uns seinen Vorzug und seine Bedeutung. Einige von ihnen haben wir schon im Artikel „authentische Hadîthe über den Haddsch“ erwähnt. In diesem Artikel versuchen wir diejenigen Hadîthe aufzuzeigen, die die Gelehrten als schwach eingestuft haben, damit sie nicht als feste Sunna auf den Propheten zurückgeführt werden:
1. „Allâh, der Erhabene, lässt drei Personen mit einem Haddsch in das Paradies eintreten: Den Toten, sowie den, der für ihn den Haddsch vollzieht und den Fürsorger dafür.“ Überliefert von Al-Baihaqî, der einen der Überlieferer, nämlich Abû Ma´schar, als schwach einstuft. Außerdem stufte Al-Hâfidh Al-`Irâqî diesen Hadîth in seinem Buch „Tachrîdsch Ahâdîth Al-Ihyâ“ als schwach ein.
2. „Die Engel schütteln den reitenden Pilgern die Hand und umarmen die zu Fuß Gehenden.“ Überliefert von Al-Baihaqî in seinem Buch Schu’ab Al-Îmân, der in seiner Überlieferungskette eine Schwachstelle festgestellt hat. Als schwach hat ihn ebenfalls der Gelehrte Al-Minâwî in seinem Buch Faid Al-Qadîr bezeichnet. Al-Albânî bezeichnete diesen Hadîth als maudû´ (erfunden).
3. „Eine Schlacht für den, der bereits den Haddsch vollzogen hat, ist besser als 40 Mal den Haddsch zu vollziehen.“ Überliefert von Sa´îd ibn Mansûr in seinem Werk As-Sunan. Al-Albânî hat ihn in seinem Kommentar zum Buch At-Targhîb wa At-Tarhîb als schwach beurteilt.
4. „Iblîs sagt zu den schlimmsten seiner Teufel: Kümmert euch um die Pilger und die Kämpfer im Dschihâd! Bringt sie vom Weg ab!“ Überliefert von At-Tabarânî. Al-Haithâmî erklärt ihn in seinem Buch Madschma´ Az-Zawâ`id einen der Überlieferer als schwach.
5. „Zu einem vollständigen Haddsch gehört, den Ihrâm im Häuslein deiner Familie anzulegen.“ Überliefert von Al-Baihaqî in As-Sunan Al-Kubrâ. Ibn Hadschar Al-Asqalânî schreibt in seinem Buch Talchîs Al-Habîr: „In seiner Überlieferungskette befindet sich Dschâbir ibn Nûh, über den Al-Baihaqî verlauten ließ, dass es bedenklich sei, ihn auf den Propheten zurückzuführen.“ Zitatende.Ad-Dhahabî sagte: „Seine Überlieferungskette ist schwach. Allerdings hielten ihn manche Gelehrte als Aussage Alîs für authentisch.
6. „Häufiger Haddsch und häufige Umra verhindern die Armut.“ Ad-Dailamî erwähnt ihn in seinem Buch Musnad Al-Firdaus und der Autor von Kanz Al-Ummâl zitierte ihn aus dem Buch Al-Amâlî von Al-Muhâmilî. Der Gelehrte Al-Albânî wiederum bezeichnet ihn in seinem Werk Tachrîdsch Ahâdîth Al-Dschâmi´ As-Saghîr als maudû´(erfunden).
7. „Die Haddsch- und die Umra-Pilgerer sind eine Gesandtschaft Allâhs des Majestätischen. Er gibt ihnen, um was sie Ihn bitten, erhört, was sie an Bittgebeten sprechen und ersetzt ihnen, was sie ausgaben: für einen Dirham eine Million Dirham.“ Überliefert von Al-Baihaqî. Al-Albânî erklärt ihn in seinem Buch Da´îf At-Targhîb wa At-Tarhîb für schwach.
Die authentische Version der Überlieferung lautet: „Wenn Er sie ruft, antworten sie Ihm und wenn sie Ihn um Vergebung bitten, vergibt Er ihnen.“ Überliefert von An-Nisâ`î, Ibn Mâdscha, Ibn Chuzaima und Ibn Hibbân. Al-Albânî erklärt ihn in seinem Buch Sahîh At-Targhîb wa At-Tarhîb für authentisch.
8. „Vollzieht den Haddsch, denn der Haddsch wäscht die Sünden ab, wie das Wasser den Schmutz abwäscht!“ Al-Haithamî schreibt in seinem Buch Madschma´ Az-Zawâ`id: „Er wurde von At-Tabarânî in seinem Buch Al-Mu’dscham Al-Ausat überliefert, in seiner Überlieferungskette befindet sich Ya´lâ ibn Al-Aschdaq und dieser ist ein Lügner.“
9. „Vollzieht den Haddsch, bevor ihr keinen Haddsch mehr vollzieht! Die Beduinen werden die letzten Winkel der Täler (nach Makka) besetzen und so wird niemand mehr zum Haddsch gelangen.“ Überliefert von Al-Baihaqî und von Ibn Al-Dschauzî in seinem Buch Al-´Ilal Al-Mutanâhija als schwach erklärt. Ad-Dhahabî erklärt ihn in seinem Buch Mîzân Al-I´tidâl für munkar (den authentischen Überlieferungen zuwider) und schreibt: „Dies ist eine düstere Überlieferungskette.“ Der Gelehrte Al-Albânî bezeichnet ihn in seinem Buch As-Silsila Ad-Da´îfa als falsch.
10. „Der Haddsch ist Dschihâd und die Umra ist eine freiwillige Tat.“ Er wurde von Ibn Mâdscha überliefert und von Al-Hâfidh Ibn Hadschar in At-Tachlîs Al-Habîr sowie von Al-´Ainî in seinem Kommentar zu Al-Buchârî und von As-Schaukânî in Nail Al-Autâr für schwach befunden.
11. „Der Haddsch ist der Dschihâd jedes Schwachen.“ Überliefert von Ibn Mâdscha. Al-Munâwî zitiert in seinem Buch Faid Al-Qadîr von At-Tirmidhî, dass Al-Buchârî über diesen Hadîth sagte, dass er auf einen Schüler der Prophetengefährten zurückgehe, genauso Al-´Ainî. As-Schaukânî erwähnt ihn in Al-Fawâ´id Al-Madschmû´a. Al-Arnâ´ût beschreibt ihn in seiner Korrektur des Musnad von Ahmad ibn Hanbal als schwach. Zudem wird er im Werk Al-Asrâr Al-Marfû´a erwähnt. Al-Albânî hingegen beschreibt ihn als hasan (akzeptabel).
12. „Die Umra ist gegenüber dem Haddsch wie der Kopf gegenüber dem Körper und die Zakâ gegenüber dem Fasten.“ Ad-Dailamî erwähnt ihn in Musnad Al-Firdaus. Al-Albânî bezeichnet ihn in Da´îf Al-Dschâmi´ als sehr schwach.
13. „Der Haddsch kommt vor der Heirat.“ Ad-Dailamî erwähnt ihn in Musnad Al-Firdaus. Al-Munâwî schreibt in Faid Al-Qadîr: „In seiner Überlieferungskette befinden sich Riyâsch ibn Ibrâhîm, über den Ad-Dhahabî sagt, dass sie von ihm abgelassen haben, und Maisara ibn ´Abdi Rabbihî, den Ad-Dhahabî als bekannten Lügner bezeichnet. Al-Albânî stuft ihn in seinem Werk als erfunden ein.
14. „Der Haddsch und die Umra sind zwei Pflichten. Es macht für dich keinen Unterschied, mit welcher du beginnst.“ Überliefert von Ad-Dâraqutnî. Ibn Al-Dschauzî und Ibn Taimîja haben ihn als schwach eingestuft. Ibn Hadschar sagt: Seine Überlieferungskette ist schwach. Die authentische Version ist als Aussage Zaids ibn Thâbit überliefert, wie dies Al-Baihaqî mit einer authentischen Kette überlieferte.
15. Jeder anbetend Dienende und jede anbetend Dienende, die damit geizt, etwas zum Wohlgefallen Allâhs auszugeben, wird ein Vielfaches mehr zum Missfallen Allâhs ausgeben. Und jeder anbetend Dienende, der den Haddsch auf Grund einer weltlichen Beschäftigung unterlässt, wird seine Vernichtung sehen, noch bevor er den Pflicht-Haddsch durchgeführt hat. Und jeder anbetend Dienende, der sich nicht um die Angelegenheit seines Bruders im Islâm bemüht, egal ob sie erledigt wurde oder nicht, wird durch eine Heimsuchung geprüft, bei der er sündigt und nicht belohnt wird.“ Ad-Dailamî erwähnt ihn in Musnad Al-Firdaus. Al-Albânî hat ihn in Da’îf At-Targhîb wa At-Tarhîb als schwach eingestuft und ihn in As-Silsila Ad-Da´îfa als munkar bezeichnet.
16. „Wer eines dieser sechs Dinge tut, erscheint am Jüngsten Tag mit einem Versprechen. Jede Sache von diesen sagt: Er hat mit mir zusammen das Gebet, die Zakâ, den Haddsch, das Fasten, die Rückgabe des anvertrauten Gutes und die Pflege der Verwandtschaftsbande verrichtet.“ Al-Haithamî schreibt in Al-Madschma´Az-Zawâ`id: „Überliefert von At-Tabarânî in Al-Mu’dscham Al-Kabîr. In seiner Überlieferungskette befindet sich Jûnus ibn Abû Hathama, über den ich noch niemals etwas gehört habe.“
17. Zwei Umras tilgen das, was zwischen beiden war. Für den fromm verrichteten Haddsch gibt es keine andere Belohnung als das Paradies. Für jedes “Subhâna Allâh“, „Lâ ilâha illâ Allâh“ oder “Allâhu akbar“, wird ihm eine frohe Botschaft verkündet.“ Überliefert von Al-Baihaqî. Al-Munâwî schreibt: „In seiner Überlieferungskette befinden sich Leute, die ich nicht kenne und nicht in den Büchern über die Überlieferer gefunden habe.“ Al-Albânî hat diesen Hadîth für schwach erklärt.
Das Authentische an diesem Hadîth ist die Aussage: „Für den angenommenen Haddsch gibt es keine andere Belohnung als das Paradies und zwei Umras tilgen das an Sünden, was zwischen beiden war.“ Überliefert von dem Imâm Ahmad und von Al-Arna´ût für authentisch befunden.
18. „Er verbat die Umra vor dem Haddsch.“ Überliefert von Abû Dâwûd. Al-Chattâbî sagte: „Über seine Überlieferungskette gibt es einiges zu sagen (das heißt, sie ist schwach).“
Dies sind einige Hadîthe, die mit dem Haddsch zusammenhängen, die nicht auf den Propheten zurückgeführt werden. Darauf wollten wir hinweisen, und Allâh leitet auf den geraden Weg.