Und Wir lösten ihn mit einem großartigen Schlachtopfer aus.

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Die Gesandten und Propheten sind die Krönung der Schöpfung. Unser erhabener und majestätischer Herr erkor sie aus und machte sie zu Vorbildern. Ibrâhîm gehört zu den vielen Gesandten, die im Qurân oft erwähnt werden, denn er ist der Vater der Propheten, der Imâm der tief Gläubigen und der Allâh Nahestehende. Allâh berichtet uns über einige seiner Geschichten, vom Anfang seines Aufrufs zum rechten Glauben an Allâh über die Konfrontation mit seinem Volk sowie dem Ertragen von Mühe und Drangsal auf diesem Weg bis hin zur Lossagung von der Beigesellung Allâhs und den Götzendienern, selbst gegenüber den engsten Verwandten. All dies tat er, bis Allâh ihn folgendermaßen beschrieb: „und Ibrâhîms, der pflichterfüllt war“ (Sûra 53:37) sowie „Ibrâhîms war ein Vorbild.“ (Sûra 16:120)
 
Es gab viele Ereignisse im Leben des Propheten Ibrâhîm, die zur Ermahnung und Befolgung einladen. Wir widmen uns an dieser Stelle einem Ereignis, das seine Standhaftigkeit bei der Prüfung sowie seine vollkommene Unterwerfung und Demut gegenüber den Anordnungen Allâhs des Majestätischen und Erhabenen veranschaulicht.
 
Kaum hatten die Vorfälle mit seinem Vater und seinem Volk ein Ende gefunden, als sie ihn ins lodernde Feuer geworfen hatten und Allâh ihn davor errettet hatte, da brach eine neue Phase an und eine neue Art der Prüfung nahte: Er ließ alles aus seinem vergangenen Leben zurück – Vater, Familie, Haus und Heim – und wanderte zu seinem Herrn aus. Er unterwarf sich seinem Herrn und war voller Gewissheit, dass Allâh ihn leiten und seine Schritte lenken wird: „Er sagte: „Gewiss, ich gehe zu meinem Herrn; Er wird mich rechtleiten“ (Sûra 37:99)
 
Ibrâhîm war ohne Nachkommen. Er wandte sich an Allâh und bat Ihn um rechtschaffene Nachkommen: „Mein Herr, schenke mir einen von den Rechtschaffenen.“ (Sûra 37:100)
 
Allâh erhörte die Bitte Seines anbetenden Dieners und Nahestehenden und verkündete ihm frohe Botschaft von einem nachsichtigen Jungen: Ismâ’îl Friede sei auf ihm. Wir müssen uns an dieser Stelle vor Augen führen, wie sich dieser betagte einsame Mann, der ausgewandert war und seine Familie und Sippe hinter sich gelassen hatte, freuen musste, als er von dieser frohen Nachricht erfuhr. Ihm wurde Ismâ’îl trotz seines hohen Alters und der fern weilenden Familie und Sippe geschenkt.
 
Der Junge wuchs rasch heran und mit jedem Tag wuchs die Bindung zu seinem Sohn, bis dieser das Alter erreichte, in dem er mit seinem Vater hinausziehen und ihn bei seinen täglichen Angelegenheiten unterstützen konnte. Ibrâhîm sah eines Tages im Traum, dass er seinen Sohn als Opfer bringen werde. An dieser Stelle begann die Prüfung und der deutliche Test, wie Allâh es erwähnte: „Das ist wahrhaftig die deutliche Prüfung.“ (Sûra 37:106)
 
Wie gewaltig erschien ihm dies und wie schwer musste es dem Vater fallen! Denn er wurde nicht etwa aufgefordert, seinen einzigen Sohn in eine Schlacht hinauszuschicken oder ihn mit etwas zu beauftragen, das zum Tode führt. Nein, vielmehr wurde er angewiesen, seinen Sohn eigenhändig zu opfern. Nichtsdestoweniger zögerte er nicht und schob die Angelegenheit nicht hinaus, sondern nahm es voller Zufriedenheit und Hingabe hin. Er folgte der Anordnung ohne zu zögern und gab sich der Bestimmung ohne Zaudern hin.
 
Er ging zu seinem Sohn um ihm diese bedeutsame Angelegenheit darzulegen, damit es diesem leichter falle und dessen Geduld und Ausdauer geprüft werde, Allâhs Anordnung zu gehorchen und die Belohnung und Vergeltung zu erhalten. Der Junge sagte nichts weiter als: „O mein lieber Vater, tu, was dir angeordnet wird. Du wirst mich, wenn Allâh will, als einen der Standhaften finden.“ (Sûra 37:102)
 
So nahte die Zeit der Ausführung und Ibrâhîm bereitete sich vor, indem er seinen Sohn bäuchlings neben sich legte. Der Junge gehorchte und rührte sich nicht, bereit der Anordnung Allâhs zu folgen. Beide überließen ihre Angelegenheit voller Zuversicht, Seelenruhe, Zufriedenheit und Hingabe Allâh: „Als sie sich beide ergeben gezeigt hatten und er ihn auf die Seite der Stirn niedergelegt hatte“ (Sûra 37:103)
 
Ibrâhîm musste also nur noch seinen Sohn opfern, und das Blut fließen lassen. Somit gehorchten beide – Vater und Sohn – der Anweisung Allâhs und trugen die schwere Bürde, doch Allâh will Seine anbetend Dienenden nicht durch ihrer eigenen Hände Werk so quälen, sondern ihre Geduld, Überzeugung und ihren Glauben prüfen. Da die Prüfung schon stattgefunden hatte und deren Ziel verwirklicht wurde, ertönte der göttliche Ruf: „O Ibrâhîm, du hast das Traumgesicht bereits realisert." Gewiss, so vergelten Wir den Gutes Tuenden. Das ist wahrlich die deutliche Prüfung.“ (Sûra 37:104-106)
 
Da Ibrâhîms sich bereit gezeigt hatte, das ihm Wertvollste für Allâh zu opfern, ließ Allâh ihm an dessen Stelle ein ungewöhnlich großes Opfertier zukommen, gewährte ihm, in der Erinnerung der Menschen zu bleiben und verkündete ihm frohe Botschaft von Ishâq, der ebenfalls ein Prophet wurde: „Und Wir lösten ihn mit einem großartigen Schlachtopfer aus. Und Wir hinterließen für ihn unter den Späteren: „Friede sei auf Abraham!"“ (Sûra 37:107-108)
 
So blieb dieses Schlachtopfer erhalten, eine unter den Geschöpfen andauernde rituelle Handlung als Zeichen, Ibrâhîms Beispiel zu folgen. Allâh bewahrte dieses große Ereignis in Seinem Buch auf, um den wahren Glauben und die Wirkung des Gehorsams und der vollkommenen Unterwerfung zu verdeutlichen, damit die islâmische Gemeinschaft ihren Vater Ibrâhîm auf richtige Weise kennenlernt, dessen Glauben sie folgt und dessen Abstammung und Glaubensinhalte sie erbte. Die Muslime sollen ebenfalls wissen, dass der Islam die Lebensweise aller Propheten war: Die volle Hingabe für Allâh, ohne zu zögern oder zu zweifeln, selbst wenn dies dem eigenen Ego zuwiderläuft.
 
Der anbetend Dienende soll die Erkenntnis erlangen, dass Allâh ihn mit der Prüfung nicht bestrafen oder ihm schaden will; vielmehr will Er, dass dieser sich gehorsam und Folge leistend Allâh nähert und nichts hinauszögert oder hochmütig vor Ihm handelt. Wenn Allâh die Aufrichtigkeit Seines anbetend Dienenden erkennt, befreit Er ihn von den Schmerzen und Aufopferungen und rechnet ihm dies an, als hätte er all dies erlitten und ehrt ihn, wie Er auch seinen Vater Ibrâhîm zuvor ehrte.  

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