Das Wort Haddsch bedeutet sprachlich: an einen Ort zu reisen, um diesen zu besuchen. In der islâmischen Terminologie bedeutet es nach Mekka zu gehen um die Pilgerrituale zu vollziehen. Der Haddsch ist von Allâh jedem Muslim, männlich oder weiblich, der körperlich und finanziell dazu in der Lage ist, als Pflicht auferlegt. Er ist nur einmal im Leben eines Muslims Pflicht. Allâh der Allerhabene sagt: "...Und der Menschen Pflicht gegenüber Allâh ist der Haddsch zum Hause, wer den Weg dorthin ermöglichen kann..." (Sûra 3:97)
Der Prophet sagte: "Der Islâm ist auf fünferlei gebaut: Das Bezeugen, dass niemand das Recht hat angebetet zu werden außer Allâh und dass Muhammad der Gesandte Allâhs ist, die Verrichtung des rituellen Gebets, die Entrichtung der Zakât, der Haddsch zum Haus und das Fasten im Ramadân." (Al-Buchâri und Muslim)
Der Prophet sagte auch: "Der Haddsch ist einmal vorgeschrieben, wer auch immer ihn öfter durchführt, so ist es übergebührlich." (Abû Dawûd und Ahmad)
Der Haddsch wurde im sechsten Jahr nach der Hidschra (Auswanderung) vorgeschrieben, und zwar nach der Offenbarung des folgenden Verses, in dem Allâh sagt: "Und vollzieht den Haddsch und die Umra für Allâh...!" (Sûra 2:196)
Der Haddsch ist keine neue Angelegenheit, die vom Islâm eingeführt wurde, vielmehr ist er so alt wie die Ka'ba selbst. Allâh der Allerhabene sagt :"Das erste Haus, das für die Menschen errichtet wurde, ist wahrhaftig dasjenige in Bakka, - gesegnet und eine Rechtleitung für die Geschöpfe." (Sûra 3:96)
Der eigentliche Ursprung des Haddsch wurzelt in den Andachtshandlungen des Propheten Ibrâhîm . Dies zeigt, dass nicht der Prophet Muhammad den Haddsch erfand. Alles, was er tat, war lediglich, ihn von all den schlimmen Praktiken, die sich in ihn eingeschlichen hatten, zu befreien. Einige Jahrhunderte nach dem Tod von Ibrâhîm und dessen Sohn Ismâ'îl Friede sei auf ihnen, wandten sich die Menschen von deren Lehren ab und gerieten allmählich auf Abwege, wie alle anderen Menschen um sie herum. Hunderte von Götzen wurden in der Ka'ba aufgestellt, die von Ibrâhîm und Ismâ'îl Friede sei auf ihnen als Zentrum zur Anbetung des Einen Wahren Gottes gebaut worden war. Pikanterweise wurden auch Götzen nach dem Abbild von Ibrâhîm und Ismâ'îl erstellt, die doch ihr ganzes Leben damit verbracht hatten, den Götzendienst auszumerzen. Die Nachkommen von Ibrâhîm Friede sei auf ihm, die selbst alle Götzen abgelehnt hatten, begannen damit Götzen anzubeten. Die Ka'ba wurde zu einer Art Tempel des Götzendienstes und des Aberglaubens. Dieser Missstand dauerte ungefähr zweitausend Jahre an, bis zur Ankunft des Propheten Muhammad .
Der Haddsch wird zu Recht als die Vollendung des Glaubens bezeichnet, weil er all die charakteristischen Eigenschaften verschiedener Pflichthandlungen des Gebets, der Geduld, der Entbehrung der Lebensfreuden, der Hingabe, der Zakât sowie die Opferschlachtung und die Bittgesuche in sich vereint. Eigentlich ist die körperliche Pilgerfahrt ein Vorgeschmack auf die geistige Pilgerfahrt zu Allâh, wenn man allem weltlichen Lebwohl sagt und sich vor Allâh als Sein demütiger Diener stellt und sagt: "Hier bin ich vor Dir, mein Herr, um Dir zu dienen!"
Es gibt drei Haddscharten:
1. Haddsch At-Tamattu': Der Pilger begibt sich in den Monaten des Haddsch nur für die 'Umra in den Ihrâm, also nach der Ankunft in Mekka den Tawâf und den Sa'î für die 'Umra macht. Dann rasiert er oder kürzt er seine Haare. Am achten Dhû Al-Hiddscha begibt sich der Pilger nur für den Haddsch nochmals in den Ihrâm und hält all dessen Regeln ein.
2. Haddsch Al-Ifrâd: Dieser sieht so aus, dass sich ein Pilger nur für den Haddsch in den Ihrâm begibt. Wenn er Mekka erreicht, vollzieht er den Ankunfts-Tawâf und den Sa'i für den Haddsch. Er rasiert oder kürzt seine Haare nicht, da er den Ihrâm nicht beendet. Stattdessen verweilt er bis nach der Steinigung der Dschamrat Al-'Aqaba am Tag des 'Îd im Ihrâm. Es ist ihm erlaubt seinen Sa'i für den Haddsch bis nach seinem Tawâf für den Haddsch (Tawâf Al-Ifâda) aufzuschieben.
3. Haddsch Al-Qirân: Der Pilger begibt sich für 'Umra und Haddsch in den Ihrâm oder zuerst für die 'Umra und dann vor seinem Tawâf für den Haddsch seine Absicht für den Haddsch fasst. Die Pflichten für den Ifrâd-Pilger sind die gleichen wie die für den Qirân-Pilger, außer dass der Letztere schlachten muss, während der Erstere nicht dazu verpflichtet ist.
Die beste der drei Arten ist der Tamattu'. Es ist die Art, die der Prophet seinen Gefährten zur Verrichtung empfohlen hat.
Der Haddsch wird in Begleitung aller anderen Pilger verrichtet. Die Monate des Haddsch sind: Schawwâl, Dhû al-Qi'da und Dhû Al-Hiddscha (die letzten drei Monate des islâmischen Kalenders). Man kann zu jeder Zeit innerhalb dieser drei Monate die 'Umra für den Haddsch At-Tamattu' verrichten (man kann 'Umra in der Haddsch-Saison verrichten und dann kurz entschlossen im selben Jahr den Haddsch zu seiner festgesetzten Zeit, beginnend am achten Dhû Al-Hiddscha, durchführen)
Das Gebiet von Mekka ist harâm (unantastbar). Der Pilger betritt dieses Gebiet im Ihrâm-Zustand (ein Zustand, in dem man bestimmte sonst erlaubte Dinge nicht tun darf)
Der Ihrâm beinhaltet für Männer, ein spezielles Gewand zu tragen. Einem männlichen Pilger ist es nicht gestattet genähte Kleidung zu tragen oder seinen Kopf, seine Hände (mit Handschuhen) oder seine Füße (mit Socken oder Schuhen) zu bedecken. Dies ist vorgesehen um ein Demutsempfinden und ein Gefühl der Brüderlichkeit unter den Muslimen zu fördern.
Die Bekleidung der männlichen Pilger besteht aus zwei Tüchern aus weißer Wolle oder Baumwolle, von denen eines um die Hüfte gewickelt wird und bis unter die Knie reicht und über den Fußknöcheln endet, während das andere um den Oberkörper gewickelt wird. Die rechte Schulter bleibt während der ersten Runden des Begrüßungs-Tawâfs unbedeckt. Diese Kleiderordnung gilt für Männer, wohingegen Frauen ihren ganzen Körper außer Gesicht und Hände bedecken müssen.
Die Vorzüglichkeit des Haddsch:
1. Er ist eine der besten Taten:
Abû Huraira berichtete, dass der Prophet einst gefragt wurde: "Was ist die beste Tat?" Er antwortete: "An Allâh und Seinen Gesandten zu glauben." Der Fragende fragte dann: "Welche danach?" Der Prophet antwortete: "Sich auf dem Wege Allâhs zu bemühen." Er fragte nochmals: "Was ist die nächstbeste Sache?" Er antwortete: "Ein fromm (mabrûr) verrichteter Haddsch." (Al-Buchârî)
2. Er ist eine Art Dschihâd:
Al-Hasan ibn 'Ali und sein Vater berichteten, dass ein Mann zum Propheten kam und sagte: "Ich bin ein Feigling und eine charakterschwache Person. Gibt es etwas, was ich dagegen tun kann?" Der Prophet antwortete: "Du kannst zu einem Dschihâd gehen, in dem nicht gekämpft wird, das ist der Haddsch." ('Abdurrazzâq und Tabarânî.). Der Prophet sagte auch: "Haddsch ist der Dschihâd für die Alten, die Schwachen und die Frauen." (An-Nasâ'î)
3. Er tilgt vergangene Sünden:
Abû Huraira berichtete, dass der Prophet sagte: "Wer den Haddsch verrichtet, dabei Allâhs Wohlgefallen ersucht und alle Unzüchtigkeiten und Sünden vermeidet, wird nach dem Haddsch frei von allen Sünden zurückkehren, genau wie er an dem Tag war, an dem ihn seine Mutter gebar." (Al-Buchâri und Muslim.)
4. Die Pilger sind die Gäste Allâhs:
Der Prophet sagte: "Pilger und diejenigen, die die 'Umra verrichten, sind Allâhs Gäste; ihre Gebete werden erhört und ihre Bittgesuche um Vergebung werden angenommen." (An-Nasâ'î und Ibn Mâdschah.)
5. Die Belohnung für den Haddsch ist das Paradies:
Der Prophet sagte: "Alle Sünden, die zwischen der Verrichtung einer 'Umra und der nächsten begangen wurden, werden abgebüßt und getilgt und die Belohnung für einen fromm verrichteten (mabrûr) Haddsch ist nichts Geringeres als das Paradies." (Al-Buchârî und Muslim.)