Das Fest des Fastenbrechens und das Opferfest: Verhaltensregeln und Vorschriften - Teil 2

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Fünftens: Zum Festgebet wird weder der Adhân noch die Iqâma gerufen. Al-Buchârî und Muslim berichteten davon, dass ibn 'Abbâs und Dschâbir sagten: "Weder am Tage des Fastenbrechens noch am Opferfest rief man zum Festgebet." Dschâbir ibn Samurah sagte: "Ich verrichtete mit dem Propheten die zwei Festgebete mindestens ein oder zweimal, es gab keinen Adhân und keine Iqâma.“ (Muslim)

 
Vor dem Festgebet betet man keine Sunna-Gebete. Wer das Festgebet der Sunna gemäß auf dem Gebetsplatz (im Freien) verrichtet, soll davor nicht beten uns sich hinsetzen. Wer es aber in einer Moschee verrichtet, sollte zuvor zwei Rak'as zur Begrüßung der Moschee verrichten, auch wenn die Zeit dafür in der Regel nicht geeignet ist. Diese zwei Rak'as muss man zu jeder Zeit beten, wenn man eine Moschee betritt.
 
Sechstens: Man soll an den Feiertagen großzügig zur eigenen Familie sein, so gut man dies vermag. Somit bereitet man ihnen eine Freude und erlaubt dem Körper im islamischen Rahmen Entspannung, dies ist die Sunna des Propheten . Als Beweis dafür dient die Überlieferung 'Âischas , in der es heißt: "Eines Tages trat der Prophet bei mir ein, während bei mir zwei Mädchen waren, die die Lieder Bu'âths sangen. Er legte sich auf das Bett und wandte sein Gesicht ab. Als Abû Bakr eintrat, rügte er mich: "Die Pfeife des Satans im Hause des Propheten ?!“ Da wandte sich ihm der Prophet zu und sagte: "Lass sie!“ Als er einschlief, gab ich ihnen ein Zeichen, worauf hin sie weggingen.“ (Al-Buchârî und Muslim)
 
Laut einer anderen Ünerlieferung lautet die Aussage des Propheten : "Abû Bakr, jedes Volk hat ein Fest und dies ist unser Fest.“
 
Der Hadîth-Gelehrte Al-Baghawî meinte: "Der Tag Bu'âth ist ein berühmter Tag, an dem die Sippe Al-Aus die Sippe Al-Chazradsch definitiv besiegte. Dieser Kampf währte 120 Jahre, bis der Islâm aufkam. Die Lieder der zwei Mädchen gingen um die Beschreibung des Kampfes und der Tapferkeit. Lieder, die jedoch von Schändlichkeiten, Verbotenem und Verwerflichem handeln, sind verboten. Es geziemt sich für den Propheten nicht, etwas Verbotenes zu bemerken, ohne dies zu untersagen.“ (Scharh As-Sunna)
 
Es ist hier zu erwähnen, dass diese Musik nur jungen Mädchen erlaubt wurde, die Tamburine verwenden und keine Sängerinnen sind. Diese Voraussetzung brachte 'Âischa zum Ausdruck, da es in einer Überleiferung von Ibn Mâdscha heißt: "und sie sind keine Sängerinnen“. (Al-Albânî als sahîh eingestuft.)
 
Siebtens: Es ist schön, dass die Muslime einander zum Fest gratulieren, zumal die Prophetengefährten zum Fest einander gratuliereten: Dschubair ibn Nufair sagte: "Wenn die Prophetengefährten während dem Fest einander trafen, sagten sie einander: 'Möge Allâh eure und unsere guten Taten annehmen!'“ (Fath al-Bârî)
 
Achtens: Das Fest ist eine gute Gelegenheit, den inneren Schweinehund zu bekämpfen und die vernachlässigten Verwandtschafts- und Freundschaftsbanden zu pflegen. Es ist schön, dass man Zerwürfnisse überwindet und den Kontakt wieder aufnimmt, vor allem zu den Verwandten. Klug ist, wer die Beziehung zu seinen Verwandten pflegt und ihnen gegenüber immer treu ist. Laut eines Hadîthes sollte ein Mann den Gesandten gefragt haben, indem er sagte: "O Gesandter Allâhs, ich habe Verwandte. Obwohl ich meinerseits die Beziehung zu ihnen pflege, pflegen sie ihrerseits diese Beziehung nicht. Obwohl ich zu ihnen gütig bin, sind sie zu mir böse. Obwohl ich ihnen gegeüber tolerant bin, sind sie mir gegenüber intolerant. Er sagte: "Wenn es so ist, wie du sagst, ist es so, als ob du sie mit Feuer speisen würdest. Allâh steht dir bei, insofern du damit fortfährst.“ (Muslim)
 
So sei das Fest ein Wendepunkt zum Guten und zur Rechtschaffenheit, auf dass man sich von niedrigen Beweggründen und Geiz abhebt.
 
Neuntens: Zu den Wohltätigkeiten, denen die Großzügigen vor allem an Festtagen Beachtung schenken, gehört die Suche nach den Bedürftigen und die Erfüllung ihrer Bedürfnisse. Da du dich ja für das Fest vorbereitest, kannst du diesen Besorgungen noch eine Wohltat hinzufügen: Bemühe dich daraum, die Bedürfnissen der Armen und Mittellosen in deiner Umgebung zu erfüllen. Suche in deiner Umgebung nach Bedürftigen, vor allem im Kreise deiner Verwandten und Nachbarn und muslimischen Brüder! Erkundige dich nach ihren Bedürfnissen! Beglücke sie, ihre Frauen und Kinder! Erinnere dich daran, dass jetzt, wo Kinder geküsst werden und allgemeine Freude unter Eltern und Kindern herrscht, dass es Waisenkinder gibt, die in dieser fröhlichen Stimmung weder einen Vater finden, der sie anlächelt, noch eine Mutter, die sie liebt oder sie auf das Fest vorbereitet! Erinnere dich an die Witwen, denen die Unterstützung ihrer verstorbenen Männer fehlt, die ihnen das Bitten ersparten! Erinnere dich der Obdachlosen Brüder, die sich überall auf der Welt vor den Händen der Tyrannen fürchten! Erinnere dich an all jene und bemühe dich um diese Menschen, um Allâhs Wohlwollen und Zufriedenheit zu erlangen.
 
Zehntens: Im Fest verstoßen einige Menschen gegen die islamischen Verhaltensregeln, wie beispielsweise Frauen, die sich entblößen und denjenigen Männern ihre Reize zeigen, die sie heiraten dürfen. Männer und Frauen geben sich unter dem Vorwand der Verwandtschaftsbesuche die Hand, obwohl sie nicht eng verwandt und somit einander zur Heirat erlaubt sind. All diese Erscheinungen sind im Islâm durch klare Beweise ausdrücklich unzulässig.
 
Das Fest darf keineswegs dazu führen, unislamisch zu handeln. Vielmehr soll man Allâh danken, indem man diese Unzulässigkeiten meidet. Andere wiederum denken, die Nacht vor dem Fest sollte man im Gebet verbringen. Doch ist diese Annahme nicht auf religiöse Quellen zurückzuführen, es gibt lediglich einen erfundenen Hadîth, dem man keine Achtung schenken darf. Gleiches gilt auch für Grabbesuche am Festtag, dies entspricht nicht der Sunna. Der Mensch ist auf jeden Fall dazu verpflichtet, die Gefühle der Anderen zu beachten, sowie auch alle allgemeinen Verhaltensregeln, wenn man mit seiner Familie feiert.
 
Das Fest - für wen ist es bestimmt?
Das Fest - wie schön ist das Fest! Doch für wen ist dieses Fest bestimmt?
Ist das Fest für jene bestimmt, die nichts Gutes taten und die Anbetungshandlungen versäumten?
Ist das Fest für jene bestimmt, die Tag und Nacht sündigten und frevelten?
Ist das Fest für jene bestimmt, die diese Gelegenheit zur Befriedigung ihrer Lüsternheit nutzen?
Zum Fest gratuliert man einander, indem man sagt "gesegnetes Fest!" – doch wer verdient diese Segenswünsche?
Zum Fest verbreitet sich Freude und Glückseligkeit, das ist an sich gut, aber wer verdient diese Freude und Glückseligkeit? "Sag: Über die Huld Allâhs und über Seine Barmherzigkeit, ja darüber sollen sie froh sein..“ (Sûra 10:58)
Für wen ist also das Fest bestimmt?
 
Tatsächlich ist es für denjenigen bestimmt, der sich um die Anbetung seines Herrn bemühte, der darauf bedacht war, Seine Nähe durch alles zu suchen, was Er liebt und was Ihn zufrieden stellt, sei es im Ramadân oder auch nach dem Ramadân. Es ist der Tag, an dem die Fastenden ihr Fastenbrechen feiern, nachdem sie der Aufforderung ihres Herrn nachkamen und im Ramadân fasteten.
 
Das Opferfest ist für diejenigen bestimmt, die Allâhs Riten ehren, wie es sich geziemt, vor allem während der zehn ersten Tage von Dhû Al-Hiddscha, indem sie gute Handlungen taten, denn Allâh liebt gute Taten besonders an diesen Tagen.
 
Das Fest ist für denjenigen bestimmt, der seinen Rang im Jenseits erhöhte, seinen jenseitigen Lohn vervielfachte und sich seinem Herrn näherte.
 

Möge Allâh alle Menschen rechtleiten! Möge er all unsere Anbetungshandlungen annehmen! Möge er die Angelegenheiten der Muslime erleichtern, wo auch immer sie seien! Möge Allâh den Propheten segnen!

 

Das Fest des Fastenbrechens und das Opferfest: Verhaltensregeln und Vorschriften - Teil 1

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