Ist der Qurân aus den früheren Offenbarungsschriften zusammengestellt?

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Dieser Verdacht drückt aus, dass der Qurân nichts anderes als eine Zusammenfassung und Verfälschung vorangegangener Offenbarungsbücher sei, also ein Auszug der Thora und des Evangeliums. Diesem Verdacht entgegenzutreten ist Kernstück des folgenden Textes.

 
Der Grund für diesen Verdacht geht darauf zurück, dass es Ähnlichkeiten zwischen dem Qurân und den früheren Offenbarungen gibt. Es ist bekannt, dass es menschliche Tugenden gibt, die die Menschen über die Zeiten hinweg schätzten und anerkannten, wie die Werte der Wahrheit, der Gerechtigkeit und des Guten. Ebenso gibt es Eigenschaften, die von den Menschen stets verworfen und bekämpft wurden, wie Lüge, Unterdrückung und das Schlechte an sich. Hat man dies erkannt, so weist keine der offenbarten Gesetzgebungen das zurück, womit die reine unverdorbene menschliche Natur an sich übereinstimmt und was diese hochachtet, und ebenso stimmen sie alle mit dem überein, was die menschliche Natur an sich ablehnt. Diese offenbarten Gesetzgebungen wurden in Übereinstimmung mit der menschlichen Natur herabgesandt. Sie bestätigten die Werte des Wahren, Gerechten und Guten und verwarfen Lüge, Tyrannei und Übles. Sie unterschieden zwischen dem, was gut und wahr ist, und dem, was Lüge und Verderben ist. Wenn wir darum Ähnlichkeiten zwischen dem Qurân und den anderen offenbarten Büchern finden, so bedeutet das keinesfalls, dass der Qurân eine Nachahmung vorangegangener Offenbarungen ist. Es ist darum nicht zulässig, Muhammad der Verdrehung früherer Offenbarungen zu bezichtigen, allein schon deswegen, weil seine Botschaft die gleichen Tugenden bestätigt und verächtliche und niedrige Eigenschaften verwirft.
 
Vor allem ist es völlig unzulässig zu behaupten, Muhammad hätte den Qurân selbst aus den früheren Offenbarungen zusammengestellt und diese verfälscht. Alle dem Islâm vorangegangenen Offenbarungen entsprachen einer bestimmten Entwicklungsstufe der Menschheit.
 
Außerdem waren sie an bestimmte Völker gerichtet. Es war der Wille Allâhs, des Majestätischen, den Islâm zum Siegel aller offenbarten Religionen zu machen, außer dem keine andere Religion von Ihm anerkannt wird, und Er machte diese Religion zum rechten Glauben, der für jede Zeit und jeden Ort anwendbar ist. Das machte es erforderlich, den Qurân zu jenem Buch zu machen, das Gewissheit gab über den Wahrheitsgehalt aller vorangegangenen Bücher, also das bestätigt, was in der vorigen Büchern wahr ist und berichtigt, was später verändert wurde. Wenn es also Übereinstimmungen oder Unterschiede gibt, so bedeutet das nicht, dass der Qurân diese Schriften verfälscht oder nachgeahmt hat, sondern es ist Ausdruck der Vervollständigung aller göttlichen Offenbarungen. So sagt Allâh, der Erhabene: ’’Und wir haben zu dir das Buch mit der Wahrheit hinabgesandt, das zu bestätigen, was von dem Buch vor ihm (offenbart) war, und als Wächter darüber.’’ (Sûra 5:48)
 
In zahlreichen Studien über die letzten Offenbarungen – Thora, Evangelium und Qurân – bestätigen deren Vertreter selbst, dass die Wahrheit in allen beständig ist und nicht erst durch den Qurân festgelegt wurde, sei es nun in Bezug auf das Göttliche an sich oder die Verantwortung des Einzelnen. In Bezug auf das Diesseits und das Jenseits gibt es in den beiden früheren Botschaften nichts, das Muhammad gleichsam übernommen hätte. Darum liegt die Größe des Qurân darin, dass er zum Ausdruck bringt, dass der Glaube eines Muslims nicht wahr ist und nicht angenommen wird, wenn er nicht an alle offenbarten Bücher glaubt.
 
Zuletzt muss hinsichtlich des Vorwurfs, Muhammad habe auf früher offenbarte Bücher zurückgegriffen, hinzugefügt werden, dass der Prophet weder lesen noch schreiben konnte. Wie sollte er jene Bücher zur Hilfe genommen haben? Selbst wenn er lesen und schreiben hätte können, so waren die Thora und das Evangelium in hebräischer Sprache geschrieben, wie hätte er auf sie zurückgreifen sollen? Nach all dem bisher Gesagten ist deutlich, dass die von Muhammad verbreitete Botschaft, der Qurân, eine neue Offenbarung darstellt, von einer unabhängigen Person, die sich an alle Menschen richtet, auch an die Juden und Christen.

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