Unsere Kinder zwischen Spielen und Lernen

  • Veröffentlicht:11.03.2012
  • Kategorie:Kinder
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Ein Freund, dessen Kinder ein schlechtes Ganzjahreszeugnis erhalten haben, sagte mir einmal: "Was kann ich sonst für sie tun? Ich habe mich immer sehr um sie bemüht. Stundenlang habe ich sie lernen lassen und ihnen das Spielen verboten. Sie haben wirklich die meiste Zeit zwischen den Büchern verbracht. Sie haben gelernt und sich angestrengt. Bei Allâh, zum Spielen hatten sie keine Zeit. Was ist passiert? Ich habe mich wirklich bemüht - was soll ich denn tun?"

 
Ich entgegnete ihm bestürzt: "Möge Allâh dir deine Mühe mit dem Besten vergelten! Aber, erlaube mir dir zu sagen, dass du der Hauptgrund für ihr schulisches Versagen und ihre schlechten Noten bist." Überrascht entgegnete er: "Was sagst du? Gibt es einen Vater, der seinen Kindern schadet, wo sie doch das Teuerste in seinem Leben sind? Du weisst nicht, was du sagst!" Ich sagte ihm: "Rege dich nicht auf, mein Freund. Lass uns die Sache in Ruhe diskutieren:
 
Das Kind spielt von Geburt an gerne. Man kann das Spielen sogar zu den Grundbedürfnissen eines Kindes zählen. Wie kannst du sie daran hindern und später von ihnen verlangen, überragend zu sein? Mit diesem Verhalten bringst du sie ohne es zu merken dazu, das Lernen zu hassen. Du verwehrst ihnen nämlich etwas, was sie lieben, ja sogar brauchen. Du befiehlst ihnen zu lernen, anstatt zu spielen.
 
Lieber Freund! Spielen und Lernen sind unzertrennlich. Das eine kann nicht ohne das andere bestehen. Das Spiel eines Kindes und sein schulischer, ja sogar charakterlicher Erfolg sind eng miteinander verbunden. Das Spiel soll keine Zeitverschwendung sein, es soll einfach die durch das Lernen entstandene Müdigkeit und Trägheit zerstreuen. Es bereitet es auf eine neue Runde vor, in der es wieder neue Kraft und Konzentration aufbringen muss. Es wird wieder zufrieden und beruhigten Herzens sein, nachdem es sich ein wenig ausgelassen vergnügt hat. Dann kann es wieder angestrengt und munter lernen und arbeiten.
 
Dies sagte auch der Imâm Al-Ghazâlî : "Man sollte dem Kind gewähren zu spielen, nachdem es vom Lehrer nach Hause kommt. So erholt es sich von den Anstrengungen des Unterrichtes, weil ihn das Spielen nicht anstrengt. Wenn man dem Kind das Spielen verbietet und es ständig zum Lernen nötigt, stirbt sein Herz und es hasst das Leben, bis es schließlich die totale Aufgabe fordert."
 
Mein Freund sagte mir: "Deine Worte zeigen, dass das Spiel eine wichtige Rolle im Leben eines Kindes spielt. Es ist sein Weg, seine enorme Energie zu regenerieren, weil es ein Mittel darstellt, die tiefen Emotionen des Kindes auszudrücken. Gleichzeitig bahnt es den Weg zur Freude und Erholung. Es steigert die Fähigkeiten des Denkens, Lernens und Verstehens. Deine Worte erklären mir auch, dass wir dadurch, dass wir das Kind vom Spielen abhalten, um es zum Lernen und zur Leistung zu drängen, an seinem schulischen Versagen schuld sind und es in eine Art Verzweiflung und Unzufriedenheit versetzen."
 
Ich entgegnete: "Das ist genau das, was ich meinte. Diese Tatsache hat die heutigen Psychologen schlussfolgern lassen: Das Lernen im Kindesalter trägt nur Früchte und kann vom Kind nur bewältigt werden, wenn es zwischendurch spielen kann. Wir benötigen eine Lernmethode, die augenscheinlich aus Spiel und Spaß besteht und die Arbeit, den Eifer, das Lernen und die Erziehung verdeckt angeht. Möglicherweise ist der Grund für die Abscheu unserer Kinder dem Lernen gegenüber die Tatsache, dass die meisten heutigen Pädagogen bei der Aufstellung ihrer Lehrkonzepte diese Grundlage außer Acht gelassen haben. Somit haben sie ihr Haus am Rand eines gähnenden Abgrundes errichtet. Es sind falsche Ansätze, die der Natur des Kindes widersprechen und sie körperlich und geistig ermüden. Es verabscheut sie und betrachtet die darin verrichteten Arbeiten als Zwangsarbeit."
 
Mein Freund sagte: "Möge Allâh unseren Kindern beistehen! Ich habe nie über diese Leiden nachgedacht, die unsere Kinder ertragen müssen. Bei Allâh, ich wollte nur ihr Bestes. Was soll ich tun? Soll ich die Zügel komplett lockern und sie soviel spielen lassen, wie sie möchten?"
 
Ich sagte ihm: "Es geht nicht, dass die Kinder auf Kosten ihrer anderen Verpflichtungen spielen, wie ihrer Pflicht der Ibâda gegenüber Allâh, der Verpflichtung sich selbst gegenüber in Form von Lernen oder den Rechten ihrer Eltern. Das Spielen des Kindes muss in einem angemessen Rahmen stattfinden, damit es im Einklang mit seinen übrigen Verpflichtungen steht. Kein Recht und keine Pflicht dürfen in Konflikt geraten, damit man den Grundsätzen der Ausgeglichenheit folgt, die der Prophet des Islâm, Muhammad Abdullâh ibn Amr ibn Al-Âs in folgendem Hadîth näherbringt: "O Abdullâh ibn Amr, Allâh hat wahrlich ein Recht auf dich und dein Körper hat wahrlich ein Recht auf dich und deine Familie hat wahrlich ein Recht auf dich. Gib also jedem, der ein Recht hat, sein Recht!"
 

Da sagte mir mein Freund: "Möge Allâh es dir mit dem Besten vergelten! Du hast wirklich alles gesagt, was gesagt werden muss. Also los, lasst uns keine Zeit verschwenden! Meine Kinder warten auf die Umsetzung dieser Worte. Und Allâh ist unser Beschützer und Helfer!"

 

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