Das Kalifat von Uthmân – Teil 3

3166 1300
Abdullâh ibn Saba
 
Abdullâh ibn Saba, bekannt als Ibn Sauda, war ein Jude aus Sana (Jemen). Er gab seine Annahme des Islâm während des Kalifats von Uthmân ibn Affân bekannt, mit der Absicht, aus dem Fortschritt und Wohlstand der Muslime seinen Vorteil zu ziehen. Er siedelte sich in Madîna an, um einen tiefen Einblick in die inneren Angelegenheiten und Schwächen der Muslime zu erlangen und für sich daraus einen Vorteil zu ziehen. Er brach von Madîna auf, erreichte Basra und verweilte dort mit Hâkim ibn Dschabala und dessen Freunden, die mit einer Bande von Kriminellen Straßenraub begingen. Dort baute er enge und herzliche Beziehungen mit Hâkim ibn Dschabala und dessen Freunden auf. Später, nachdem er sich klug als jemand präsentiert hatte, der den Muslimen und der Familie des Propheten Gutes wünscht, machte er es sich zur Aufgabe, in der Psyche der Leute um ihn herum Zweifel und boshafte Gedanken hervorzurufen. Nachdem er das Vertrauen vieler Muslime gewonnen hatte, begann er damit seinen schändlichen Plan auszuführen. Er warf zuerst die Frage auf: Wenn Jesus ins Diesseits zurückkommen kann, warum dann nicht auch Muhammad ?
 
Um seinen Appell zu bestärken, begann er damit, die Bedeutung des folgenden Verses falsch zu interpretieren: „Derjenige, Der dir den Qurân verpflichtend gemacht hat, wird dich sicher zu einem Ort der Wiederkehr zurückkehren lassen...“ (Sûra 28:85).
 
Er verlangte dadurch, dass der letzte Prophet zurück ins Diesseits kommen soll. Danach begann er damit, die Leute zu einem anderen Punkt zu überreden: Dass jeder Prophet einen Kalifen als Nachfolger und Vollstrecker hatte und dass der Nachfolger von Muhammad Alî war. Ermutigt von der positiven Rückmeldung leichtgläubiger Muslime, trat er an die Öffentlichkeit, um seine bösen Absichten, den Kalifen abzulösen und durch Alî zu ersetzen, offiziell zu verbreiten.
 
Abdullâh ibn Saba verließ Basra und kam zu einem anderen Militärstützpunkt in Kûfa, nachdem er geheime Anweisungen an seine Anhänger gegeben hatte. In Kûfa traf er eine Gruppe, die bereits gegen das Amt des Kalifats und dessen Statthalter arbeitete. Deshalb fand Abdullâh ibn Saba dieses Land fruchtbarer und die Atmosphäre günstiger und ermutigender für seine bösen Pläne.
 
Abdullâh ibn Saba war zum Einen feindselig gegenüber dem Islâm und zum Anderen feindselig gegenüber Uthmân ibn Affân. Er konnte es daher nicht abwarten, am Kalifen Rache zu nehmen. In Kûfa etablierte er sich zunächst als frommer und gottesfürchtiger Mann und genoss bald hohes Ansehen. Als dem Statthalter, Sa`îd ibn Al-Âs , Abdullâhs boshafte Tätigkeiten bekannt wurden, rief er ihn zu sich und tadelte ihn. Dadurch wurde Abdullâh ibn Saba in den Augen aller verdächtig. Da er die Atmosphäre ungünstig fand, verließ er Kûfa und reiste nach Syrien.
 
Wie in Basra, ließ er in Kûfa eine starke Interessengruppe zurück, die bereit war, sein schmutziges Geschäft weiterzuführen. Mâlik Al-Aschtar und seine Freunde und Verwandten waren die Hauptfiguren bei der Unterstützung seines Plans. In Damaskus (Syrien) konnten seine schändlichen Pläne keine Früchte tragen und er musste die Stadt bereits nach kurzer Zeit verlassen. Sein nächstes Ziel war Ägypten, wo er sich angesichts seiner vergangenen Erfahrungen sehr vorsichtig bewegte. Er zeigte Liebe für die Familie des Propheten und Unterstützung für Alî , der Hauptpfad seiner Meinungsmache. Um seinen Plan auf organisierte Weise auszuführen, errichtete er einen Geheimbund. In Ägypten gewann er leicht an Boden, weil die Ägypter und die Araber, die dort lebten, bereits Beschwerden gegen Abdullâh ibn Sa`d, den Statthalter Ägyptens hatten. Abdullâh ibn Sa`d war mit den Problemen, die die afrikanischen Berber und der Cäsar von Konstantinopel machten zu beschäftigt, um auf diese internen Angelegenheiten zu achten.
 
Abdullâh ibn Saba kommunizierte per Briefe mit seinen Freunden in Basra und Kûfa. Seine Gruppe setzte eine Briefaktion mit dem Ergebnis in Gang, dass Briefe, die Beschwerden über die Statthalter mit Klagen über Gräueltaten und Amtsmissbrauch, die gegen sie erhoben wurden, enthielten, ständig von Ägypten, Kûfa und Basra aus an die Menschen von Madîna geschickt wurden. Ähnliche Briefe wurden von Basra und Kûfa aus nach Ägypten und von Basra, Ägypten und Damaskus aus nach Kûfa geschickt. Weil niemand zum Opfer von Gräueltaten wurde, dachte man in jeder Stadt, dass sich diese Nachrichten auf andere Provinzen beziehen, die möglicherweise Opfer dieses Amtsmissbrauchs hatten. All diese beschuldigenden Briefe waren gegen Uthmân ibn Affân gerichtet; den Kalifen, der beschuldigt wurde, unterdrückende Statthalter zu begünstigen und deren Entlassung abzulehnen. Angesichts der Beschwerdebriefe, die sintflutartig eintrafen, schickte Uthmân ibn Affân sowohl Ammâr ibn Yâsir als auch Muhammad ibn Maslama nach Ägypten und Kûfa damit die beiden Recherchen über die Angelegenheiten anstellen und den Kalifen über die Tatsachen zu informieren.
 
Als Ammâr ibn Yâsir Ägypten erreichte, brachten der wachsende Ärger über den Statthalter und die Anhänger von Abdullâh ibn Saba den Ammâr dazu, so zu denken wie sie. Sie hielten ihn davon ab nach Madîna zurückzukehren, angeblich um die Unterstützung „der entsetzlichen Gepflogenheiten“ von Uthmân ibn Affân zu verhindern. Muhammad ibn Maslama schrieb von Kûfa aus an den Kalifen, dass sowohl die gewöhnlichen Leute als auch die Adligen offen gegen das Kalifat sprachen und Zeichen der Unzufriedenheit zeigten. Ungefähr zur gleichen Zeit verließen Al-Asch`ath ibn Qais, Sa`îd ibn Qais, Sâib ibn Al-Aqra, Mâlik ibn Habîb, Hâkim ibn Salama, Dscharîr ibn Abdullâh und Salmân ibn Rabî`a, die wohlhabende, einflussreiche und mutige Unterstützer des islâmischen Kalifats waren, Kûfa, um in andere Orte zu ziehen. Angesichts des öffentlichen Protests und des Aufruhrs, die in weiten Gebieten vorherrschten, bestimmte Sa`îd ibn Al-Âs den Al-Qa`qâ ibn Amr zu seinem Stellvertreter und reiste nach Madîna, um den Kalifen persönlich zu treffen und einen Bericht über die neuen Entwicklungen in Kûfa vorzulegen. Bei seinem Aufbruch schrieben die Leute von Kûfa an Mâlik Al-Aschtar, der zu dieser Zeit in Hims war, dass in Kûfa ein völliges Vakuum herrsche und er unverzüglich zurückkommen solle. In der Abwesenheit eines strengen Statthalters traten die feindseligen Elemente mit offener Kritik an die Öffentlichkeit und fochten die Kompetenz des Kalifen an. Allmählich brachten sie genügend Mut auf, um eine Gruppe der verärgerten Elemente unter der Führung von Yazîd ibn Qais nach Madîna zu schicken, um Uthmân ibn Affân gewaltsam zu entmachten. Al-Qa`qâ ibn Amr stand jedoch im Weg und hielt Yazîd auf.
 
Yazîd flehte Al-Qa`qâ an ihm zu vergeben, weil er nichts weiter als ein paar Beschwerden gegen Sa`îd ibn Al-`Âs und seinen Auftrag hatte und seine Aufgabe lediglich darin bestand, die Amtsenthebung des Statthalters zu ersuchen. Al-Qa`qâ ließ Yazîd frei. Kurz danach jedoch erreichte Mâlik Al-Aschtar mit seiner Gruppe aus Hims Kûfa. Seine Ankunft erzeugte neuen Eifer bei den staatsfeindlichen Leuten und er verkündete seine Unterstützung für Yazîd ibn Qais und seine Entscheidung, sich den Streitmächten von Yazîd anzuschließen. Al-Qa`qâ konnte die vereinten Streitmächte von Yazîd und Mâlik nicht aufhalten. Sie rückten aus Kûfa aus und erreichten Dschara`a nahe Qâdisiyya.
 
 
Die Ereignisse des Jahres 34 n. H.
 
Uthmân ibn Affân, der Kalif des Islâm erteilte allen Statthaltern den Befehl, ihn nach dem Haddsch in Madîna zu wichtigen Beratungen zu treffen. Zusätzlich zu diesen Statthaltern lud der Kalif einige Männer mit gutem Urteilsvermögen aus Madîna ein. Der Kalif konfrontierte sie mit dem Problem des anhaltenden Ärgers und der Unzufriedenheit mit ihm und ersuchte ihren Rat. Abdullâh ibn Amr schlug vor, dass die widerspenstigen Elemente bekämpft werden sollten, um sie zu beschäftigen und sie mit störenden Handlungen und Unruhe zu belasten. Sa`îd ibn Al-Âs schlug vor, dass die Führer der Unruhestifter hart behandelt werden sollten, damit ihre Bestrafung deren Anhänger abschrecke. Obwohl der Kalif Einverständnis mit dem Vorschlag zeigte, dachte er, dass dies eine schwierige Aufgabe sei. Mu`âwiya machte den Vorschlag, dass die Statthalter jeder Provinz ihre Verantwortlichkeiten aufrechterhalten und die Provinz vom Vorhandensein dieser Unruhestifter säubern. Abdullâh ibn Sa`d deutete an, dass sie alle gierig seien und deshalb von der Macht des Geldes übermannt werden könnten.
Als die wahren Gründe, die zu den Unruhen und Störungen führten, recherchiert wurden, kam ans Licht, dass sie alle weither geholt und unbegründet waren. Einige von ihnen machten den Vorschlag, dass alle Unheilstifter und Aufrührer hemmungslos getötet werden sollten. Uthmân ibn Affân widersprach und sagte, dass er Menschen nur gemäß der Grenzen, die vom Qurân gesetzt wurden, bestrafen könne. So kam die Beratung zu einem Ende, ohne dass etwas Konkretes entschieden wurde. Die Leute, die Abdullâh ibn Saba nahe standen, und diejenigen, die in sich feindselige Gefühle gegen Uthmân ibn Affân bargen, begannen damit, sich über die Statthalter und die Beamten zu beschweren, die vom Kalifen bestimmt worden waren. Sie fingen an, Briefe an die einflussreichen Leute von Madîna zu schreiben, um in ihren Gedanken Zweifel an Uthmân ibn Affân zu erzeugen. Als Reaktion auf die Beschwerden wurden die Menschen von Madîna auf die Statthalter und Beamten wütend und drängten den Kalifen zu deren Entlassung. Als jedoch nach den Recherchen herauskam, dass sie fehlerfrei waren, unterließ es der Kalif, irgendetwas gegen sie zu unternehmen. Man zweifelte zunehmend an der gerechten Handlungsweise des Kalifen. Männer wie Abu Usaid Sa`îdi, Kâ`b ibn Mâlik und Hassân ibn Thâbit standen auf, um die verärgerte Gruppe am Sprechen gegen den Kalifen zu hindern, jedoch ohne Erfolg.
 
Als die Beschwerdebriefe aus nahezu allen Provinzen und Städten unter muslimischer Regierung in Madîna einströmten, wendeten sich einige angesehene Personen von Madîna an den Kalifen und machten ihn auf den anhaltenden Ärger und die Unzufriedenheit mit den Statthaltern, die von ihm bestimmt wurden, aufmerksam. Uthmân ibn Affân wählte dann einige zuverlässige Personen aus und schickte sie in alle Provinzen, um die Lage zu beobachten und mit einem vollständigen Bericht zurückzukommen. Deshalb wurden Muhammad ibn Maslama nach Kûfa und Usâma ibn Zaid und Abdullâh ibn Umar nach Basra beziehungsweise Syrien geschickt. Auf diese Weise wurde jeder großen und kleinen Provinz und jedem Gebiet ein Beamter zugeteilt, um dem Kalifen die Sachlage zu berichten.
 
Alle Ermittler kamen mit Berichten zurück, dass keiner der Statthalter für schuldig befunden wird, irgendeine böse Tat oder Ausschweifungen begangen zu haben, und dass alle ihren Pflichten innerhalb der Grenzen der Scharî`a nachkommen würden. Außerdem wurde kein verständnisvoller und weiser Mensch gefunden, der gegen irgendeinen Statthalter oder den Kalifen war. Die Menschen von Madîna nahmen die Berichte zufrieden auf. Sehr bald jedoch nahm die Lage eine beunruhigende Wende. Die Haddsch-Zeit stand bevor und diese Gelegenheit nutzend verkündete der Kalif den Einwohnern jeder Stadt und jedes Dorfes: „Es strömen Berichte nach Madîna, die Ausschweifungen von Statthaltern verschiedener Provinzen aufzeigen. Deshalb habe ich allen Statthaltern den Befehl erteilt, beim Haddsch anwesend zu sein. Jeder, der Beschwerden gegen irgendjemandes Führung hat, soll kommen und dies in meiner Anwesenheit einreichen und nach Überprüfung der Tatsachen seine Rechte entweder von mir oder vom Statthalter bekommen.“ 

Das Kalifat von Uthmân – Teil 1

Das Kalifat von Uthmân – Teil 2

Das Kalifat von Uthmân – Teil 4

Das Kalifat von Uthmân – Teil 5

 

Verwandte Artikel