Die Verschwörung von Abdullâh ibn Saba
Abdullâh ibn Saba hatte während seines Aufenthalts in Ägypten bereits seinen schändlichen Plan vollendet. Er hatte Gefährten wie Ammâr ibn Yâsir und Warqa ibn Râfi auf seine Seite gebracht. Außer der kleinen Gruppe seiner Anhänger war sich niemand seines wahren Spiels bewusst. Seine Liebe für Alî und die Familie des Propheten war nicht mehr als ein Manöver um die Leute gegen das Kalifat aufzuhetzen. Eine beträchtliche Anzahl muslimischer Soldaten hatte sich seiner Partei angeschlossen. Abdullâh ibn Saba gewann die Herzen von genügend Menschen um die Kompetenz Uthmân ibn Affâns anzufechten und dessen Amtsenthebung zu bewirken oder ihn zu beseitigen. Jedoch war der Aspekt des Nachfolgers von Uthmân immer noch der Streitpunkt. Seine Partei wurde allmählich in drei Gruppen gespalten, von denen jede ihren eigenen Kandidaten (Alî, Talha und Az-Zubair) unterstützte. Da Abdullâh ibn Saba kein Interesse an der Einigkeit und Stärke des Islam hatte, hielt er seine Unterstützung für Alî zurück und überließ die Angelegenheit den Anwärtern. Sein Hauptanliegen war die Auflösung von Uthmâns Kalifat.
Die Abreise der Karawane der Unruhestifter
Zuerst wurde eine Gruppe von 1.000 Menschen vorausgeschickt, die vorgab eine Haddsch-Gruppe zu sein. Die Gruppe bestand aus Abdur-Rahmân ibn Udai, Kinâna ibn Bischr Al-Laithî und Sudan ibn Humrân und wurde von Al-Ghâfiqî ibn Harb angeführt. Es wurde entschieden, dass nicht die ganze Gruppe zur gleichen Zeit von Ägypten aus aufbrechen sollte. Die Gruppe wurde daher in vier Untergruppen geteilt um Ägypten getrennt zu verlassen und dann nach einigen Etappen wieder zusammenzutreffen. Eine andere Gruppe von 1.000 Mann verließ Kûfa und eine weitere mit der gleichen Anzahl marschierte von Basra ab. All diese Gruppen verließen ihre Städte im Monat Schawwâl des Jahres 35 n. H. unter dem Vorwand zum Haddsch aufzubrechen. Ihr Ziel war es jedoch sich des Kalifen zu entledigen, indem sie ihn entweder absetzten oder töteten. Zur vereinbarten Zeit schlossen sich die Gruppen, die aus verschiedenen Richtungen kamen, zusammen und zogen weiter nach Madîna. Drei Etappen von Madîna entfernt, teilte sich die Gruppe in drei getrennte Gruppen, von denen jede ihren eigenen Kandidaten für das Kalifat unterstützte.
Hier ist es erwähnenswert, dass die Anhänger von Abdullâh ibn Saba in Madîna im Namen von Alî, Talha, Az-Zubair und den Müttern der Gläubigen gefälschte Briefe an ihre Anhänger in Kûfa, Basra und Ägypten geschrieben hatten, die gegen Abdullâh ibn Saba und seine Gruppe waren. Die Briefe betonten, dass Uthmân ibn Affân nicht länger fähig war, die schwere Last des Kalifats zu tragen. Deshalb sollte die Angelegenheit im Monat Dhû-l-Hiddscha beendet werden. Ermutigt von diesen gefälschten Briefen fanden es die Aufrührer leicht, sich in Plünderung und Massakern zu ergehen, um das Kalifat abzuschaffen. Anders hätten sie nicht den Mut aufbringen können, einen Einmarsch nach Madîna, die Stadt des Propheten , zu planen, in der es sogar einer starken Armee der Islamleugnern misslungen war, bei der Grabenschlacht Erfolge zu erzielen.
Alle bedeutenden Personen lehnten ihren schändlichen Plan sofort ab, und sie fanden in Madîna keine Vorbereitungen jeglicher Art vor. Sie gingen zurück zu den Aufrührern und versammelten ihre Führer und Vertreter zu einer dringenden Beratung. Mit gelinderten Ängsten vor irgendwelchen Verteidigungsvorbereitungen in Madîna in ihren Köpfen schlugen sie vor, dass die Gruppen, die aus Ägypten, Basra und Kûfa kommen, Alî, Talha beziehungsweise Az-Zubair kontaktieren sollten. Sie sollten in verschiedenen Treffen versuchen, ihnen ihre Sichtweise darzustellen, indem sie sagen, dass sie das Kalifat von Uthmân ibn Affân um keinen Preis wollten.
Dementsprechend boten sie ihnen ihre Loyalität an. Doch jeder einzelne lehnte ihr Angebot ab. Daraufhin sagte die Gruppe aus Ägypten zu Alî: „Da Abdullâh ibn Sa`d, der Statthalter unserer Provinz grausam ist, können wir Madîna nicht verlassen, ohne ihn abzusetzen.“ So suchten Alî und einige andere Gefährten den Kalifen auf und rieten ihm an, ihre Forderung zu erfüllen, den Ärger zu beenden und Abdullâh ibn Sa`d als Statthalter von Ägypten abzusetzen. Uthmân ibn Affân fragte: „Wer wird dann zum Statthalter von Ägypten bestimmt?“
Alî vermittelt
Alî und weitere Gefährten wählten Muhammad ibn Abû Bakr, der ein Anhänger Alîs war. Deshalb stellte der Kalif einen Erlass aus, der Muhammad ibn Abû Bakr zum Statthalter Ägyptens erklärte. Danach schickte Alî die Aufrührer hinaus. Am dritten oder vierten Tag schlossen sich jedoch alle Gruppen zusammen und kamen nach Madîna, wobei sie mit allergrößtem Eifer den Takbîr (Allâhu akbar) ausriefen und das Haus des Kalifen abriegelten. Alî sah sie und sagte: „Ihr hattet diesen Ort schon verlassen. Was brachte euch dazu zurückzukommen?“ Sie sagten: „Der Kalif hat mittels seines Sklaven einen Brief an Abdullâh ibn Sa`d geschickt, dass er uns töten soll, sobald wir dort ankommen. Wir haben den Brief beschlagnahmt und sind gemeinsam mit den Gruppen aus Ägypten und Kûfa, die an unserem Problem teilhaben wollten, mit ihm hierher gekommen.“ Alî sagte: „Bei Allâh, dies ist eine Verschwörung und ihr habt schlechte Absichten!“ Sie antworteten: „Was auch immer es sein mag; wir haben entschieden den Kalifen zu töten und wir ersuchen deine Hilfe bei dieser Aufgabe.“ Alî sagte verärgert: „Wie könnte ich euch helfen?“ Dies vernehmend sagten sie: „Warum hast du dann darüber geschrieben?“ Alî antwortete bestimmt: „Ich habe euch nie etwas geschrieben.“ Dies hörend schauten sie sich gegenseitig verwundert an. Alî verließ daraufhin Madîna und blieb in Ahdschâr-zu-Zait und die Aufrührer umzingelten das Haus von Uthmân ibn Affân . Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie sich den Gebeten des Kalifen angeschlossen, doch nun hörten sie damit auf und begannen damit, andere davon abzuhalten, im Gebet hinter ihm zu stehen.
Die lauernde Gefahr um ihn herum bemerkend, schrieb der Kalif Briefe an verschiedene Provinzen und ersuchte ihre Hilfe. In einigen Fällen erreichten die Nachrichten diese Orte von selbst. Tugendhafte Männer und die Gefährten überzeugten die Menschen in Ägypten, Syrien, Kûfa und Basra davon, dem Kalifen zur Hilfe zu eilen. Die Moschee war besetzt und zudem hielten die Aufrührer Uthmân ibn Affân davon ab, aus seinem Haus herauszukommen und schnitten zudem die Wasserversorgung ab. Obwohl Uthmân ibn Affân beharrlich versuchte, die Aufrührer davon zu überzeugen, dass der Brief nicht von ihm geschrieben war und sie darum bat, irgendeinen Zeugen herbeizubringen, ignorierten sie seinen Appell.