Nützliches um über den Qurân nachzudenken

5590 2014

Allâh sagt: „Ein gesegnetes Offenbarungsbuch, das Wir zu dir hinabgesandt haben, damit sie über seine Zeichen nachsinnen und damit diejenigen sich ermahnen lassen, die Verstand besitzen. (Sûra 38:29)

 
Das Nachdenken über den Qurân ist einer der Gründe für dessen Offenbarung; es ist der Weg, seine Regelungen zu verstehen und seine Ziele und Bedeutungen herauszufinden. Der Qurân wird weder richtig verstanden noch werden seine Ziele wahrhaft realisiert, außer indem man an jedem Vers anhält und diesem sein Recht gibt, das ihm zusteht, indem man nachdenkt um die Bedeutungen und die Weisheit in ihm zu finden.
 
Aller vollkommene Lobpreis gebührt Allâh, dass wir immer noch viele Muslime den Qurân Tag und Nacht lesen sehen, was gut ist; viele von ihnen rezitieren ihn jedoch ohne die notwendige Aufmerksamkeit oder ohne Verständnis. Daher verpassen die Menschen den Hauptgrund, dessentwegen der Qurân geoffenbart wurde: Um seine Regeln anzuwenden, sich an seine Gebote zu halten und seine Verbote zu beachten.
 
In einem Versuch die Worte Allâhs in der Praxis anzuwenden Und ermahne, denn die Ermahnung nützt den Gläubigen (Sûra 51:55) verfassen wir diesen Artikel um einige wichtige Methoden anzusprechen, durch die jemand über den edlen Qurân nachdenken und ihn dadurch richtig verstehen kann.
 
Einer dieser Wege besteht darin, dass man sich mit der arabischen Sprache und deren Ausdrucksweise vertraut macht. Der Qurân wurde in Arabisch geoffenbart und kann nur anhand der Regeln dieser Sprache verstanden werden. Alle Gelehrten messen dem Lernen der arabischen Sprache große Wichtigkeit bei und ermutigen ihre Schüler sie zu lernen. Wer die Regeln der Sprache nicht kennt, kann leicht die folgende Aussage Allâhs missverstehen: „Frag die Stadt, in der wir waren, und die Karawane, mit der wir angekommen sind. Wir sagen gewiss die Wahrheit.“ (Sûra 12:82) und er kann nicht zwischen den Aussagen Allâhs unterscheiden: Dir allein dienen wir anbetend und Dich allein bitten wir um Hilfe. (Sûra 1:5) und der Aussage: „Wir dienen Dir.“ und Ähnliches.
 
Es muss hier erwähnt werden, dass nicht von jedem, der den Qurân rezitiert, verlangt wird, ein Grammatiker zu sein; vielmehr braucht er nur genug Wissen und Beherrschung der Sprache, mit der er das Offenbarungsbuch Allâhs verstehen und darüber nachdenken kann.
 
Eine wichtige Praxis, die einer Person helfen kann, über den Qurân nachzusinnen besteht im Studium der Biografie des Propheten . Wir müssen wissen, dass er , der wahre Übersetzer des Qurân war und dass all seine Verhaltensweisen aus dem Qurân stammen. Wir müssen auch wissen, dass er ein praktizierender, wandelnder Qurân auf Erden war, was bedeutet, dass er die Verse verdeutlichte, die mit allgemeinen Bedingungen geoffenbart wurden, und Verse, die vielleicht verwirrend schienen. Dieses Wissen bringt einen Muslim zur Realisierung, dass er, damit er ordnungsgemäß über den Qurân nachsinnen kann, auf die Biografie des Propheten und die authentische Sunna zurückkehren muss.
 
Die Kenntnis über den historischen Kontext, in dem bestimmte Verse des Qurân geoffenbart wurden, erhöht das Verständnis des Lesers, weil viele Verse im Zusammenhang mit einem bestimmten Vorfall geoffenbart wurden.
 
Ohne den Grund für seine Offenbarung zu kennen, und ohne zu wissen, weshalb er herabgesandt wurde um ihn anzusprechen, könnte jemand einen Vers zwar lesen, aber trotzdem nicht verstehen. Zum Beispiel die folgende Aussage Allâhs: Und verliert nicht den Mut und seid nicht traurig! Und ihr seid die Obsiegenden, so ihr denn den Glauben Verinnerlichende seid. Wenn euch eine Wunde trifft, so hat ein Volk eine Wunde gleich ihr bereits getroffen. (Sûra 3:139-140)
 
Diese Aussage wurde an die Gefährten während der Schlacht von Uhud gerichtet, in der sie im Kampf gegen die nicht-muslimischen Feinde Verluste erlitten. Sie werden durch Allâhs Erinnerung, dass sie schon diesen Feinden ähnliche Leiden in ihrer vorangegangenen Schlacht von Badr zugefügt haben, dazu ermutigt härter zu kämpfen.
 
Ein anderer nützlicher Faktor im Nachsinnen über das Offenbarungsbuch Allâhs und dessen Verstehen ist durch das Zurückgreifen auf vertrauenswürdige Bücher der Qurân-Exegese und das Lesen dessen, was die Gelehrten gesagt haben. Diese Bücher beinhalten viele der Interpretationen der frühen Gelehrten, ob es Aussagen der Gefährten oder derjenigen sind, die nach ihnen kamen . Einige dieser Exegese-Bücher sind etwa die Bücher von At-Tabarî, Al-Qurtubî, Ibn Kathîr und Anderen . Diese Quellen zu lesen hilft dem Qurânleser, über diese Verse nachzudenken und sie besser zu verstehen.
 
Den Qurân aufmerksam zu rezitieren, wobei man über das nachdenkt, was man liest, ist eine Angelegenheit, die im Qurân betont wird, und es hilft beim Nachsinnen. Allâh sagt: „Sprich: Ich ermahne euch nur zu einem: Dass ihr euch zu zweit und einzeln um Allâhs willen hinstellt und hierauf nachdenkt!“ (Sûra 34:46)
Dies hilft dem Leser beim Verstehen des Qurân.
 
Eine andere wichtige Regel hinsichtlich des Nachdenkens über den Qurân besteht darin, ihn in der Praxis anzuwenden. Dies bedeutet kurz gesagt, dass der Qurân nicht nur für eine bestimmte Epoche oder für einen bestimmten Ort geoffenbart wurde; er ist vielmehr zu allen Zeiten und an allen Orten anwendbar. Jemand kann den Qurân am besten verstehen und ihn lebend fühlen, wenn er in der Praxis und auf die Angelegenheiten der muslimischen Nation angewandt wird. Zum Beispiel hat jede Ära ihre eigenen Nicht-Muslime und Heuchler, und jede Ära hat ihre eigenen "Pharaonen" und Tyrannen.
 
Ein gravierender Fehler in diesem Zusammenhang besteht darin, die Verse auf diejenigen anzuwenden, für die sie nicht beabsichtigt waren, wie etwa die Verse über die Heuchler auf die Gläubigen anzuwenden oder die Verse über rechtschaffene Menschen auf die Nicht-Muslime, da dies zu deutlicher und gravierender Irreleitung führt.
 
Abschließend möchten wir den Leser mit der folgenden Überlieferung des Propheten nach einer Aussage von Abû Huraira daran erinnern, dass der Prophet sagte: „Auf jede Gruppe, die sich in einem der Häuser Allâhs versammelt, um den Qurân zu studieren, wird Frieden hernieder kommen, Barmherzigkeit wird sie einhüllen, Engel werden sie umringen und Allâh wird sie unter denen erwähnen, die in Seiner Nähe sind.“ (Muslim.)
Beachte, wie die Überlieferung das Rezitieren mit dem Studieren verbindet und dies zu einer Voraussetzung für das Erlangen der vier großartigen Tugenden macht!
 
Vielleicht liegt der Grund für die derzeitige Situation der Muslime darin, dass wir das Offenbarungsbuch Allâhs lesen, aber nicht darüber nachsinnen, und unsere Anwendung mit dem geringen Grad unseres Nachsinnens übereinstimmt, was letztendlich unsere derzeitige Situation zur Folge hat.

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