Unselbstständigkeit bei Kindern - ein ernst zu nehmendes Problem - Teil 3

  • Veröffentlicht:17.03.2011
  • Kategorie:Kinder
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Lehre sie Verantwortung!

 
Eine Mutter sagt: „Ich strebe danach, dass meine Kinder ihre Pflichten erfüllen. Ohne Aufforderung! Ohne Beschwerde! Wie schaffe ich das?“
 
O Mutter! Es ist in der Tat eine Frage, die dir zweifellos den Kopf zerbricht! Daher möchten wir dir die Antwort in Form folgender Bausteine darlegen, mithilfe derer du diese gewünschte Persönlichkeit baust.
 
1. Erlerne die Kunst des Ermächtigens!
 
Dadurch, dass wir unsere Kinder dazu ermächtigen, ihre Angelegenheiten selbst zu erledigen, übertragen wir ihnen Verantwortung. Wir trainieren sie somit darauf und konzentrieren ihr Können auf diese Taten und Aufgaben. Ermächtigung bedeutet Entwicklung und Entfaltung. Es entwickelt ihre Persönlichkeit und entfaltet ihre Fähigkeiten.
 
Wenn es beispielsweise einen Supermarkt gibt, der nur wenige Meter vom Haus entfernt ist, spricht nichts dagegen, dass die Mutter ihr siebenjähriges Kind schickt, um etwas von diesem Superarkt zu kaufen und bei dem Verkäufer zu bezahlen. Manche Aufgaben den Kindern zu übertragen, lässt diese Kleinen von den Großen lernen und deren Verhaltensweisen aufgreifen. Die Übertragung einiger kleiner Aufgaben auf die Kinder lässt im Innern eines Kindes Stolz aufkeimen und die Sprache der Erwachsenen beim Ausdrücken dessen, was sich im Innern befindet, erwerben.
 
Denke bloß nicht, lieber Erziehender, dass das Kind Selbstvertrauen und Selbstschätzung allein durch Reden und Ermahnung gewinnt! Die Praxis muss folgen. Das Kind muss auf die Verrichtung von Taten, die seinem Alter und seinen Fähigkeiten entsprechen, trainiert werden. Es an Aufgaben zu beteiligen und an das Tragen von Verantwortung zu gewöhnen, integriert es in die Gemeinschaft und lässt es seine Begabungen präsentieren. Es zieht sich also nicht zurück. Es bilden sich bei ihm somit Führungsfähigkeiten und Verantwortungsbewusstsein innerhalb der Familie und der Gesellschaft. Dies schenkt ihm natürlich eine gewisse Selbstachtung, die wiederum in Leistung endet.
 
2. Kröne den Erfolg mit Lob!
 
Wenn das Kind beim Verrichten seiner Arbeit erfolgreich ist, musst du, lieber Elternteil, einen lobenden Kommentar – selbst mit wenigen Worten - über sein gutes Verhalten abgeben. Das Kind mag es zu sehen, dass du seine Bemühungen und Versuche schätzt. Wenn seine Versuche ohne oder mit negativem Ergebnis enden, dann zeige ihm dein Mitgefühl und werde nicht wütend! Dies lässt das Kind den Konflikt mit sich selbst und nicht mit dir austragen. Es lässt ihn über die Lösung des Problems und nicht über deine Wut nachdenken.
 
3. Achtung!
 
Wenn wir unseren Kindern Verantwortung übertragen, müssen wir darauf achten, dass sie nicht allzu häufig fehlschlagen. Sonst könnten sie sich dauerhaft vor einem Fehltritt fürchten und vor der Lösung ihrer Probleme im Leben zurückschrecken. Dies heißt indes nicht, dass wir ihnen sofort zu Hilfe eilen, sobald sich vor ihnen eine Schwierigkeit auftut. Das Schönste, was einem Kind geschehen kann, besteht darin dass es zu seinen Eltern sagen kann: Seht, das habe ich selbst gemacht!
 
4. Ein prophetisches Heilmittel
 
Muhammad war derjenige, der ´Alî erzog. Durch seine Hand entsprang eine ganze Generation von ausgezeichneten Prophetengefährten. Der Gesandte Allâhs schenkte dem Kind auf unterschiedliche Weise Selbstvertrauen, um es stark werden zu lassen.
 
Zu diesen Methoden gehört:
 
Erstens: Stärkung des Willens: Dies geschieht durch zwei Dinge:
 
- Man lehrt das Kind, Geheimnisse zu wahren. Dies tat ´Alî mit Anas , als er diesen mit einer persönlichen Angelegenheit sandte. Als Anas dann zu seiner Mutter zurückkehrte, fragte sie: „Was hat dich aufgehalten?“ Er sagte: „Der Gesandte Allâhs hat mich mit einer persönlichen Angelegenheit gesandt.“ Sie sagte: „Und welche ist diese?“ Er entgegnete: „Das ist ein Geheimnis des Gesandten Allâhs !“ Sie erwiderte: „Dann bewahre das Geheimnis des Gesandten Allâhs !“
 
- Das Fasten: Denn die Geduld des Kindes Hunger und Durst gegenüber lässt es Entzückung und Sieg über das Ich verspüren. Dies stärkt seinen Willen.
 
- Stärkung des Vertrauens in die Gemeinschaft: Der Prophet war immer darauf bedacht, die Kleinen mit den Großen sitzen zu lassen und sie an den Gesprächen teilnehmen zu lassen sowie die Kinder mit dem islamischen Gruß zu grüßen.
 
5. Lasse ihm die Wahl und erteile ihm keine Befehle!
 
Wenn du - o Erzieher - deinem Kind zu Lernzwecken Verantwortung übergeben willst, dann befiehl ihm dies nicht, sondern lass ihm die Wahl!
 
Ein Beispiel:
Die Mutter möchte von ihrem zehnjährigen Jungen, dass er sich duscht. Sie befiehlt ihm nicht: Geh in das Bad und dusche! Vielmehr lässt sie ihm die Wahl zwischen zwei Dingen und sagt: „Du hast die Wahl: Möchtest du vor dem Nachtgebet duschen oder danach?“ Wenn er sagt: „Ich möchte nach dem Nachtgebet duschen.“, dann muss er dieses Versprechen auch einhalten. Die Mutter muss ihrem Kind die Wichtigkeit eines Versprechens sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft beibringen.
 
Wenn man dem Kind die Freiheit gewährt, die Arbeit, die es verrichten möchte, auszuwählen, wird es diese Arbeit mit Eifer erfüllen. Es verspürt nämlich, dass es nicht dazu gezwungen wird, sondern es freiwillig verrichtet. Somit gewöhnt es sich daran, Verantwortung zu tragen.
 
Der Gärtner und der Schmetterling
 
Die besten Worte sind die, die von Herz zu Herz wandern. Wie vorzüglich ist dabei doch die Geschichte, die durch jemanden, der viel Lebenserfahrung hat und die Geheimnisse des Lebens kennt, erzählt wird!
 
Daher schließen wir diesen Artikel über die Verantwortung mit folgender symbolhaften Geschichte ab:
 
Ein Gärtner ging an seinen Blumen vorbei und bemerkte eine hektische Bewegung in einem Kokon neben ihm. Nach genauer Beobachtung stellte er fest, dass ein Schmetterling versuchte, aus diesem engen, weißen Kokon zu schlüpfen. Da holte der Gärtner das Messer aus seiner Tasche und schnitt ein Loch in den Kokon, durch das der Schmetterling herauskommen sollte. Kurz danach flog der bunte Schmetterling in die Hand des Gärtners. Allerdings zerbrachen seine Flügel und er fiel tot auf die Seite.
 
So starb der Schmetterling, weil er diesen Kampf im Kokon gebraucht hätte, um seine Flügel zum Fliegen zu stärken. Ohne diese Anstrengung, die Allâh diesem Schmetterling vorgegeben hat, ist er nicht in der Lage, die von ihm geforderte Leistung zu erbringen oder an einem ruhigen Frühlingstag über den Garten zu fliegen. Die Barmherzigkeit des Gärtners hat diesen wohl daran gehindert, den Kampf des Schmetterlings von weitem zu beobachten ohne einzugreifen. Das Ergebnis dessen war, dass er ihn nun nicht mehr sehen konnte, wie er in seiner Schönheit über die Blumen flattert.
 
Genauso werden auch wir Eltern unsere Kinder nicht stark und fröhlich im Leben stehen sehen, wenn wir sie nicht den hölzernen Weg einschlagen lassen, umgeben vom Kokon dieses Lebens.
 
Abschließend ein paar praktische Vorschläge, mit denen dein Kind Verantwortung lernen kann:
 
- Leg mit deinem Ehepartner fest, welche Verantwortung ihr eurem Kind aufbürden könnt: Einkaufen, alleiniger Besuch von Verwandten, alleiniger Besuch des Sport- oder Spielplatzes, telefonische Bestellung beim Restaurant und Anderes.
Dabei muss man die Aufgabe seinem Alter entsprechend wählen, damit es nicht versagt.
 
- Wenn dein Kind eine ihm anvertraute Aufgabe erfolgreich verrichtet, dann lob es explizit und nutze die Gelegenheit von Familienfeiern und Ähnlichem um ihn vor der ganzen Familie dafür zu loben.
 
- Gewöhne dein Kind daran, seine Aufgaben selbstständig und ohne Hilfe seiner Eltern zu erfüllen!
 
- Lass es selbst seinen Zeitplan erstellen! Lehre es nach einer Zeit, selbst und ohne Hilfe seiner Mutter für die Schule aufzustehen!
 
- Achte darauf, dass das Kind seine rituellen Gebete ordnungsgemäß verrichtet! Wenn es ihm gelingt, diese Verantwortung zu tragen, ist es danach in der Lage, jede Verantwortung zu tragen.
 
- Liebe Mutter: Richte deiner Tochter einen Tag für den Hausputz ein und lass es diesen eigenständig organisieren und durchführen! Lass ihr dabei vollständigen Freiraum in allen Dingen, wobei sie die Stellen der Möbel und Teppiche ändern kann, damit sie das Gefühl hat, sie befinde sich in ihrem eigenen Haus!

Unselbstständigkeit bei Kindern - ein ernst zu nehmendes Problem - Teil 1

Unselbstständigkeit bei Kindern - ein ernst zu nehmendes Problem - Teil 2

 

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