Die Abbasiden

7794 1992

Im Nahen Osten überführten während dieser Jahrhunderte die Abbasiden nach ihrem Sieg über die Umayaden das umayadisch arabische Reich in ein multinationales muslimisches Reich. Sie verlegten die Hauptstadt des Reiches von Syrien in den Irak, wo sie mit Bagdad eine neue Hauptstadt gründeten und von wo aus sie in den folgenden fünf Jahrhunderten viele Ereignisse der Islamischen Geschichte beeinflussen sollten.

 
In der Anfangszeit der abbasidischen Herrschaft setzte Al-Mansûr, der zweite Kalif der Dynastie, die Umorganisierung der Verwaltung des Reiches anhand der Richtlinien fort, die von seinem umayadischen Vorgänger Abdul-Malik festgesetzt worden waren. Viele der Verwaltungspositionen der Abbasiden blieben zum Beispiel in den Händen von sehr gebildeten persischen Staatsbeamten, von denen viele aus Familien kamen, die ursprünglich den Sassaniden-Königen gedient hatten. Das wichtige Amt des Wesirs, des Chefberaters, hat sich wahrscheinlich aus dem sassanidischen Muster entwickelt. Der Wesir war viel mehr als ein Berater; wenn ein Kalif schwach war, wurde ein fähiger Wesir de facto der mächtigste Mann im Reich.
 
Die Erschaffung des Amtes des Wesirs war nur eine der Erneuerungen, die die Abbasiden in die Staatskunst einbrachten. Eine andere war die Entwicklung des umayadischen Postsystems in einen effizienten Nachrichtendienst; Postmeister in außenliegenden Provinzen waren die Augen und Ohren des Staates und bei der Reichsregierung wurden regelmäßig Berichte hinsichtlich allem – vom Status der Ernte bis zu den Machenschaften der Sekten der Dissidenten – eingereicht. Unter den Abbasiden wurde auch eine umfassende Literatur für den Einsatz und das Training der Verwaltungs- und Büroangestellten, die neu eingestellt wurden, geschaffen. Weil alle Staatsangelegenheiten schon in arabischer Sprache durchgeführt wurden, wurden Anleitungen für deren korrekten Gebrauch für die Ausbildung derer geschrieben, die nicht Arabisch sprachen, aber eine Regierungsdienststelle fanden. Es gab auch eine ausgedehnte Literatur über das korrekte Benehmen der Prinzen, so wie Gedichtsammlungen von geistreichen Aussagen und Anekdoten, mit denen man seinen Schreibstil belebte.
 
In gewisser Weise waren die Abbasiden glücklicher als die Umayaden. Als zum Beispiel Al-Mansûr im Jahre 775 nach einer zwanzigjährigen Regierungszeit starb, erbte sein Sohn Al-Mahdi eine volle Schatzkammer und ein Reich, das dem Handel mehr zugeneigt war als dem Krieg. Die Entwicklungen im Handel sind in der Tat eine der Errungenschaften der Abbasiden, die zu oft übersehen werden. Da die islamische Herrschaft den Großteil der östlichen Welt vereinte, wodurch viele Grenzen fielen, wurde der Handel freier, sicherer und ausgedehnter, als er je seit der Zeit von Alexander dem Großen war. Muslimische Händler errichteten infolgedessen Handelsposten, die Indien, die Philippinen, die Malaiischen Gebiete, Ostindien und China erreichten.
 
Vom achten bis zum elften Jahrhundert beschäftigte sich dieser Handel vorwiegend mit dem Auffinden und Import wichtigen lebensnotwendigen Bedarfs – Weizen, Metalle und Holz. Um diese zu bekommen, mussten die Muslime auch exportieren, oft benutzten sie dazu den Import von einer Region um in eine andere zu exportieren: Perlen aus dem Golf, Vieh von der Arabischen Halbinsel (vor allem arabische Pferde und Kamele) und – eines der Hauptprodukte – Stoffe. Die Muslime handelten auch mit Medikamenten, ein Ableger des abbasidischen Fortschritts in der Medizinwissenschaft, sowie Papier und Zucker.
 
Diese Ausweitung kommerzieller Aktivität führte auch zu anderen Entwicklungen. Eine war ein System für Bankwesen und Devisen, das so fortgeschritten war, dass ein Kreditbrief, der in Bagdad erstellt wurde, in Samarkand in Zentralasien oder in Kairouan in Nordafrika eingelöst werden konnte. Die Ansprüche des Handels erzeugten auch Entwicklungen in der Facharbeit. Aus Bagdads großer Stadtbevölkerung kamen zum Beispiel Facharbeiter von jeder vorstellbaren Sparte: Metallarbeiter, Riemenschneider, Buchbinder, Papiermacher, Juweliere, Weber, Apotheker, Bäcker und viele mehr. Als ihre Wichtigkeit für den Handel wuchs, organisierten sich diese Facharbeiter schließlich zu Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit, die in gewisser Weise den späteren westlichen Gilden ähnelte und die viele Sozialdienste anboten: Unterbringen von Reisenden, Tätigkeit in der Wohlfahrt, wie das Sorgen für Waisen, und das Ausstatten von Schulen. Wegen dieses Wachstums im Handelsverkehr entwickelten die Abbasiden auch ein System, mit dem ein Muhtasib, ein Inspektor, sicherstellte, dass richtige Gewichte und Maße verwandt und unehrliche Tätigkeiten aller Arten verhindert wurden.

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