Der Gläubige in Krisenzeiten

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Um herauszufinden, wieein Muslim sich in Krisenzeiten verhalten soll, ist es wichtig zu analysieren, was im Wesentlichen genau eine Krise im islâmischen Verständnis ist; vor allem, weil dies zum Qadar (Vorherbestimmung) Allâhs gehört.

 
Eine Krise wird definiert als eine entscheidende Zeitperiode, in der eine Situation oder ein Umstand als unstabil, chaotisch und verantwortlich für plötzliche, drastische und meistens gefährliche Veränderungen gilt. Dies beinhaltet den zur Katastrophe führenden Abgrund. Man spricht von einer Katastrophe, wenn jeder Zug entscheidend ist, weil er entweder eine gute und fortschrittliche Lösung bringt oder das Abgleiten in eine Katastrophe einleitet.
 
Islamisch gesehen besteht so eine Situation nicht. Das Leben läuft nicht so zufällig ab, vielmehr geschieht alles gemäß der Vorherbestimmung Allâhs. Wir verstehen daher, dass eine „Krise“ grundsätzlich bedeutet, dass Umstände anders zu sein scheinen, als wir sie möchten. Das heißt, unsere eigene persönliche Vorstellung über unser Leben widerspricht dem, was Allâh für uns vorherbestimmt hat.
 
Wir lehnen daher die Gültigkeit einer Krise in diesem weltlichen Sinne ab, solange sie als das zufällige und unbeständige Entfalten von Ereignissen verstanden wird, und verstehen vielmehr den Konflikt zwischen unserem eigenen Willen und dem Willen Allâhs als innerliche Glaubenskrise.
 
Allâh sagt: „Kein Unglück tritt ein, außer mit Allâhs Erlaubnis. Und wer an Allâh glaubt, dessen Herz leitet Er recht. Und Allâh weiß um alles.“ (Sûra 64:11).
 
Muhammad ibn Abdul-Wahhâb (Allah erbarme Sich seiner) zitiert in seinem Kitâbu-t-Tauhîd (dem Buch über das Eins-Sein Allâhs), dass Alqama sagte: „Er [die Person im obigen Vers] weiß, wenn ihn ein Unheil trifft, dass es von seinem Herrn ist. Er nimmt es gleichmütig an und gibt sich selbst Allâhs Willen hin.“
 
In anderen Worten, der Widerspruch zwischen dem, was wir für uns selbst möchten, und dem, was Allâh - der Allmächtige - für uns will, ruft eine innere Krise hervor, einen kritischen Moment in unseren Herzen; wenn wir uns entweder entscheiden können unsere Situation zu beklagen und der Furcht und Unzufriedenheit zu erliegen, oder wenn wir anerkennen können, dass Allâhs Wille überlegen ist und wir somit geduldig und in Frieden unser Los ertragen können.
 
Allâh hat uns nicht nur darüber informiert, dass wir Umständen begegnen werden, die wir als Drangsal betrachten, sondern der Allmächtige zeigt uns, wie wir uns in solchen Situationen verhalten sollen. Der Allmächtige, sagt: „O ihr, die ihr den Glauben verinnerlicht, sucht Hilfe in der Standhaftigkeit und im Gebet! Allâh ist mit den Standhaften.“ (Sûra 2:153).
 
Und Allâh teilt uns mit: „Sei standhaft; deine Standhaftigkeit ist nur durch Allâh ! Sei nicht traurig über sie, und sei nicht in Beklommenheit wegen der Ränke, die sie schmieden! Allah ist wahrhaftig mit denen, die in Ehrfurcht gegenüber Allah demütig sind, und denen, die rechtschaffen sind.“ (Sûra16:127-128).
 
Außerdem versteht der Gläubige, dass das Durchlaufen von äußeren Krisen, indem man oft den starken Kontrast zwischen unseren Erwartungen und der Art, in der unsere Umstände sich eigentlich entwickelten, erfährt oder wenn unsere Umstände unheilvoll über jede vorstellbare Lösung erscheinen, in Wirklichkeit ein Hinweis auf Allâhs Gunst darstellt. Abû Huraira berichtet, dass der Prophet sagte: „Wenn immer Allâh Gutes für eine Person will, unterwirft Er  sie Ungemach.“ (Al-Buchârî).
 
In der Tat gibt es für denjenigen, der dies akzeptiert, was Allâh für ihn geschrieben hat, und seine Prüfungen geduldig aushält, nur Gutes von den äußeren Krisen; umso größer die Krise, desto größer ist das Gute, wenn der Gläubige seinen Umständen mit verinnerlichtem Glauben begegnet.
 
Imâm At-Tirmidhî berichtete, dass der Prophet sagte: „Wahrhaftig! Der Umfang der Belohnung ist verbunden mit dem Umfang der Prüfung: Wenn Allâh ein Volk liebt, prüft Er es. Wer immer sie akzeptiert, wird Allâhs Zufriedenheit genießen, und wer immer unzufrieden damit ist, wird Allâhs Unzufriedenheit auf sich ziehen.“ (At-Tirmidhî).
 
Krisen geben dem Gläubigen daher eine Möglichkeit seine Ergebung in Allâh vollkommener zu realisieren; im Wesentlichen um sich zu beweisen und dadurch Allâhs Belohnung zu verdienensowie einige Sünden vergeben zu bekommen. Der Prophet sagte: „Kein Unglück befällt einen Muslim noch Müdigkeit, Krankheit, Furcht, Kummer, Schaden oder Schikane – selbst ein Dorn, der ihn sticht -, außer dass Allâh ihm dadurch manche seiner Sünden vergibt.“  (Al-Buchârî und Muslim).
 
Daher sehen wir, dass ein verinnerlichter Glaube der entscheidende Ausgleichsfaktor in allen Umständen ist, der alle äußeren Situationen letztendlich nützlich für den Gläubigen macht, der sich Allâhs Vorherbestimmung ergibt. Wie der Prophet  sagte: „In der Tat sind die Angelegenheiten eines Gläubigen erstaunlich! Sie sind alle zu seinem Nutzen, und das gilt ausschließlich für einen Gläubigen; wenn ihm etwas Erfreuliches widerfährt, dann dankt er und das ist das Beste für ihn. Und wenn ihn eine Drangsal heimsucht, dann  geduldet er sich und das ist das Beste für ihn.“ (Muslim).

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