Der muslimische Held Salâhuddîn Al-Aiyûbi

10792 1876

Salâhuddîns vollständiger Name auf Arabisch war Salâhuddîn Yûsuf ibn Aiyûb, auch genannt Al-Malik An-Nâsir Salâhûddîn Yûsuf I. Er wurde 1137 oder 1138 n. Chr. in Tigrit, Mesopotamien geboren und starb am 4. März 1193 in Damaskus. Er wurde der Sultan der Muslime von Ägypten, Syrien, Jemen und Palästina, Gründer der aiyyubischen Dynastie und einer der berühmtesten muslimischen Helden. In Kriegen gegen die christlichen Kreuzritter erlangte er den endgültigen Sieg durch die disziplinierte Eroberung Jerusalems (2.Okt. 1187) und beendete deren 88-jährige Besetzung durch die Franken. Der große Gegenangriff der Christen mit dem dritten Kreuzzug, wurde dann durch seine militärische Begabung in die Enge getrieben.

 
Salâhuddîn wurde in einer berühmten kurdischen Familie geboren. In seiner Geburtsnacht versammelte sein Vater Nadschmuddîn Aiyûb seine Familie und zog nach Aleppo um und trat dort bei ‘Imâduddîn Zanqî ibn As-Sunqur, dem mächtigen türkischen Statthalter in Nordsyrien, in den Dienst. In Balbek und Damaskus aufgewachsen, war Salâhuddîn scheinbar ein gewöhnlicher Jugendlicher mit einer großen Vorliebe für religiöse Studien über militärische Schulung. Seine offizielle Karriere begann, als er sich dem Stab seines Onkels Asaduddîn Schîrkuh, einem wichtigen militärischen Kommandeur unter Emir Nûruddîn anschloss, der der Sohn und Nachfolger von Zanqî war. Im Laufe von drei Feldzügen nach Ägypten, die von Schirkuh angeführt wurden, um dessen Verlust an die römischen Christen (fränkische Herrscher der Staaten, die durch die ersten Kreuzzüge errichtet wurden) zu vermeiden, entwickelte sich ein Drei-Parteien-Kampf zwischen Amalric I, dem römischen König von Jerusalem, Schawar, dem mächtigen Staatsminister des ägyptischen Fatimiden-Kalifen und Schirkuh. Nach Schirkuhs Tod und dem Befehl zu Schawars Tötung wurde Salâhuddîn im Jahre 1169 im Alter von 31 Jahren zum Kommandeur der syrischen Truppen in Ägypten und zum Staatsminister des fatimidischen Kalifats ernannt. Sein relativ schneller Aufstieg zur Macht muss seinen neu entstandenen Begabungen zugeschrieben werden. Als Staatsminister von Ägypten bekam er den Titel König, obwohl er allgemein als Sultan bekannt war.
 
Salâhuddîns Rang wurde noch höher, als er im Jahre 1171 das schwache und unbeliebte schiitische Fatimiden-Kalifat abschaffte, eine Rückkehr zum sunnitischen Islâm in Ägypten ausrief und der einzige Herrscher des Landes wurde. Obwohl er für eine Weile theoretisch ein Statthalter für Nûruddîn blieb, endete diese Beziehung mit dem Tod des Emirs im Jahre 1174. Die reichen Agrarbesitztümer in Ägypten als finanzielle Grundlage nutzend zog Salâhuddîn bald darauf mit einer kleinen, aber streng disziplinierten Armee in Syrien ein, um die Regentschaft des jungen Sohnes seines ehemaligen Befehlshabers für sich zu beanspruchen.
 
Bald jedoch gab er diesen Anspruch auf und von 1174 bis 1186 verfolgte er eifrig das Ziel, alle muslimischen Gebiete Syriens, Nordmesopotamiens, Palästinas und Ägyptens unter seiner eigenen Standarte zu vereinigen. Dies wurde durch geschickte Diplomatie, wenn nötig unterstützt durch schnelle und entschlossene Anwendung von Militärgewalt, erreicht. Sein Ansehen als großzügiger und tugendhafter, jedoch bestimmter Herrscher wuchs allmählich. Er war frei von Betrug, Verschwendung und Grausamkeiten. Im Gegensatz zum bitteren Streit und zur starken Konkurrenz, die die Muslime in ihrem Widerstand gegen die Kreuzritter hemmten, veranlasste sie Salâhuddîns Zielstrebigkeit dazu, sich körperlich und geistig wieder aufzurüsten.
 
Jede Tat von Salâhuddîn war inspiriert von einer starken und unerschütterlichen Aufopferung für die Idee des bewaffneten Kampfes gegen die christlichen Kreuzritter. Es war ein grundlegender Teil seiner Strategie, das Wachsen und die Verbreitung von muslimischen religiösen Institutionen zu fördern. Er umwarb Gelehrte und Prediger, gründete Hochschulen und Moscheen und beauftragte sie damit, belehrende Arbeiten, speziell über den bewaffneten Kampf, zu schreiben.
 
Durch moralische Regeneration, die ein echter Teil seiner eigenen Lebensweise war, versuchte er in seinem eigenen Reich, gleichartigen Eifer und Enthusiasmus wiederherzustellen, was sich als sehr wertvoll für die ersten Generationen der Muslime erwiesen hatte, als sie fünf Jahrhunderte zuvor die Hälfte der bekannten Welt erobert hatten.
 
Salâhuddîn war auch erfolgreich darin, das militärische Machtgleichgewicht zu seinen Gunsten zu verändern, indem er eine große Anzahl an widerspenstigen Truppen vereinte und disziplinierte anstatt neue oder verbesserte Militär-Techniken anzuwenden. Schließlich war er im Jahre 1187 in der Lage, mit gleichwertigen Armeen seine ganze Kraft in den Kampf gegen die Armeen des römischen Kreuzritter-Königtums zu investieren. Am 4. Juli 1187, mit der Erlaubnis Allâhs und danach durch die Anwendung seines guten militärischen Geschicks und durch einen gewaltigen Mangel dessen auf Seiten seines Feindes, lockte Salâhuddîn eine erschöpfte und äußerst durstige Armee von Kreuzrittern in Hittîn nahe Tiberia in Nordpalästina in eine Falle und vernichtete sie auf einen Schlag.
 
Die Verluste in den Reihen der Kreuzritter in dieser einen Schlacht waren so groß, dass die Muslime schnell dazu fähig waren, fast das ganze Königreich von Jerusalem zu überrennen. Acre, Toron, Sidon, Nazareth, Caesarea, Nablus, Dschaffa (Jafo) und Askalon (Aschqelon) fielen innerhalb von drei Monaten. Doch Salâhuddîns krönende Errungenschaft und der zerstörerischste Schlag gegen die gesamte Kreuzritterbewegung kam am 2.Okt. 1187, als Jerusalem, sowohl für Muslime als auch für Christen gleichermaßen heilig, sich Salâhuddîns Armee unterwarf, nachdem es sich 88 Jahre lang in den Händen der Franken befunden hatte. Im krassen Gegensatz zur Eroberung der Stadt durch die Christen, als beim barbarischen Schlachten deren Einwohner das Blut ungehindert floss, war die muslimische Rückeroberung gezeichnet durch zivilisiertes und höfliches Verhalten von Salâhuddîn und dessen Truppen.
 
Sein plötzlicher Erfolg, der im Jahre 1189 die Kreuzritter auf die Besetzung von nur drei Städten beschränkte, war jedoch durch das Unterlassen getrübt, Tyre, eine fast uneinnehmbare Küstenfestung, zu erobern, in der sich die verstreuten christlichen Überlebenden der letzten Schlachten sammelten. Sie sollte der Sammelplatz des römischen Gegenangriffs werden. Höchstwahrscheinlich hatte Salâhuddîn die europäische Reaktion auf seine Eroberung Jerusalems nicht erwartet – auf ein Ereignis, das den Westen schwer getroffen hatte und auf das er mit einem neuen Aufruf zu Kreuzzügen reagierte. Zusätzlich zu vielen großen Adligen und berühmten Rittern, brachte dieser dritte Kreuzzug die Könige von drei Ländern in den Kampf. Das Ausmaß der Anstrengungen, die die Christen aufbringen mussten, und der bleibende Eindruck, den er bei Zeitgenossen hinterließ, gaben Salâhuddîn den Namen eines edlen und ritterlichen Feindes; ein zusätzlicher Ruhm, den ihm seine militärischen Erfolge alleine niemals hätten verleihen können.
 
Der Kreuzzug selbst war lang und anstrengend und trotz der offensichtlichen und manchmal gar impulsiven militärischen Begabung von Richard I. –Löwenherz – erreichte er fast nichts. Darin liegt der größte – doch oft nicht wahrgenommene – Erfolg von Salâhuddîn. Gegen müde und unwillige Berufssoldaten, verpflichtet, in jedem Jahr nur eine bestimmte Zeit zu kämpfen, hatte sein entschlossener Wille ihn dazu in die Lage gebracht, gegen die größten Meister des Christentums ein Unentschieden zu erkämpfen. Die Kreuzritter bewahrten ein wenig mehr als einen unsicheren Halt an der levantinischen Küste und als König Richard den Nahen Osten im Oktober 1192 verließ, war die Schlacht vorbei. Salâhuddîn zog sich in seine Hauptstadt Damaskus zurück.
 
Bald holten ihn die langen Kampfperioden und die unendlichen Stunden im Sattel ein und er starb. Während sich seine Verwandten schon um Teile des Reiches rangelten, bemerkten seine Freunde, dass der mächtigste und großzügigste Herrscher in der muslimischen Welt nicht genug Geld hinterlassen hatte, um seine eigene Beerdigung zu bezahlen. Salâhuddîns Familie herrschte weiter über Ägypten und benachbarte Länder als Aiyûbiden-Dynastie, die im Jahre 1250 den Mamluken unterlag.

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