Das Sich-Zurückziehen und der Genuss des Alleinseins

  • Veröffentlicht:17.07.2011
  • Kategorie:Itikâf
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Das Sich-Zurückziehen (von weltlichen Angelegenheiten) ist eine definitive Sunna und eine der vorzüglichen Anweisungen des Gesandten. Der Prophet pflegte diese Handlung bis zu seinem Ableben regelmäßig durchzuführen, wie es uns seine Frau Âischa berichtet. Aus dem Sahîhu Muslim und anderen Werken ist zu entnehmen, dass seine Frauen sich auch zurückzuziehen pflegten, nachdem er verstorben war.

 
Die Prophetengefährten zogen sich zu Lebzeiten des Propheten zusammen mit diesem zurück und führten diese Sunna auch nach dessen Ableben weiterhin aus. Genauso wie es gleichermaßen die Gelehrten, anbetend Dienenden, Asketen und jeder, der sich nach dem Jenseits sehnte, taten.
 
Das der Sunna entsprechende Sich-Zurückziehen besteht darin, dass sich Geist und Körper in die Nähe des Herrn, des Großzügigen, des Wohltätigen, ins erlaubte Alleinsein zurückziehen, um sich vom Schmutz vergänglicher Genüsse und begrenzter Wonne zu reinigen, während die Seele in das reine Reich eindringt – im Verlangen nach der Nähe zu seinem Geliebten, dem Besitzer allen Vermögens, um Ihn um Seine segensreichen Gaben zu bitten.
 
Das der Sunna entsprechende Sich-Zurückziehen ist das aufrichtige Alleinsein mit Allâh, nachsinnend über Seine Gaben, Wohltaten und Vorzüglichkeiten, in Anerkennung Seiner absoluten Herrschaft und Seinem alleinigen Recht, angebetet zu werden, Seiner Erhabenheit und all Seiner Rechte, Ihn lobpreisend mit jeder Schönheit und Lobpreisung.
 
Das der Sunna entsprechende Sich-Zurückziehen ist das nächtliche rituelle Gebet, das Gedenken Allâhs und die Qurân-Rezitation, indem man die Stunden der Nacht mit guten und frommen Worten sowie Taten belebt.
 
So erlangt das Sich-Zurückziehen Segen durch das Wachsein und das Wachsein erlangt Segen durch das Sich-Zurückziehen.
 
Auserwählte belebten die Sunna des Sich-Zurückziehens wieder, nachdem sie für lange Zeit in Vergessenheit geraten war. Allerdings hätte die Angelegenheit des Sich-Zurückziehens bei manchen fast den Rahmen des Erlaubten gesprengt und sein hohes Ziel verfehlt, wodurch sich sein Nutzen und seine Vorteile verringern. Hierzu zählen:
 
1. Augendienerei und das Trachten nach Ansehen: Jeder von uns weiß, dass Augendienerei und das Trachten nach Ansehen die guten Taten vernichten. Sie verkörpern eine Form des versteckten Polytheismus, wovor uns der Prophet gewarnt hat. Es gibt viele Menschen, die ohne Grund ihr Sich-Zurückziehen (in die Moschee) bekanntgeben. Dieser aufrichtigen und guten Handlungsweise steht es jedoch zu, sie bestmöglich verborgen zu lassen; zumindest vor denen, die nichts darüber wissen.
 
2. Vermehrtes unnützes Gerede: Es versammeln sich manchmal an dem Ort, an den man sich zurückzieht, viele Menschen und es mag auch sein, dass sich einige von ihnen gegenseitig kennen. Es kommt vor, dass sie miteinander plaudern, Gespräche führen und diskutieren, was ihnen nur Zeit stiehlt. Dadurch schließt sich jeder von ihnen vom Alleinsein, von der Nähe zu seinem Herrn und vom Widmen des anbetenden Dienens aus, wobei all dies doch die größten Ziele des Sich-Zurückziehen darstellt.
 
3. Die Beschäftigung mit dem Handy: Noch eigenartiger als der vorige Punkt sind die Anrufe per Handy. Derjenige, der sich zurückgezogen hat, ruft seine gesamten Bekannten und Freunde an, wobei er sie und sie ihn über große und kleine sowie über gewichtige und verachtenswerte Angelegenheiten befragen oder miteinander spaßen und scherzen. Wie entfernt sind diese Leute von den Worten Âischas – wie es im Sahîhu Muslim steht –, dass sie, wenn sie sich zurückgezogen hatte, nur bei Notwendigkeit eine Wohnung betrat und sich nach dem in ihr vorhandenen Kranken nur im Vorbeigehen erkundigte!
 
Liebe Leser, macht euch daran, das Sich-Zurückziehen gemäß der Sunna zu praktizieren und nicht in seiner veränderten Art; so werdet ihr zu den Gewinnern gehören! Und Allâh ist der Erfolg Verleihende.

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