Ramadân und die Regeln des Fastens

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Lang genug zu leben, um den Monat Ramadân zu erleben und in ihm fasten zu können, ist in der Tat eine große Gabe von Allâh dem Allmächtigen. Unsere rechtschaffenen Vorfahren pflegten Allâh während der sechs Monate vor dem Ramadân zu bitten, ihnen zu erlauben lange genug zu leben, um ihn zu erleben – und sechs Monate danach, dass Allâh ihre guten Taten in ihm annehme. Eines ihrer Bittgebete zum Eintreffen des Monats Radschab lautete: „O unser Herr, segne den Monat Radschab und Scha´bân für uns und erlaube uns lange genug zu leben, um den Ramadân zu erleben!“ Sie pflegten auch zu sagen: „O mein Herr, erlaube mir lange genug zu leben, um den Ramadân zu erleben, und nimm (meine guten Taten in ihm) von mir an!“


Der Prophet
pflegte bei Anbruch des Ramadân seinen Gefährten frohe Kunde zu übermitteln – und warum auch nicht? Dies ist der Monat, in dem Allâh die Tore des Paradieses öffnet und die Tore des Höllenfeuers versiegelt. Dies ist der Monat, in dem Allâh den Muslimen das Fasten vorschreibt, so wie Er es für den Nationen vor ihnen vorgeschrieben hat.
 
Fasten leicht gemacht
 
Auf Grund Seiner Gnade und Güte hat Allâh das Fasten für die muslimische Gemeinschaft in vieler Hinsicht einfacher gemacht als für die Gemeinschaften vor ihr. Dazu gehört, dass das Fasten im Monat Ramadân nur tagsüber verrichtet werden muss.
 
Allâh sagt: „ ... und esst und trinkt, bis sich für euch der weiße vom schwarzen Faden der Morgendämmerung klar unterscheidet!...” (Sûra 2:187).
 
Die Sunna (Lebensweise) des Propheten verlangt das Fasten zu brechen, sobald die Sonne untergeht, und den Suhûr (Mahlzeit vor der Morgendämmerung) bis zum letzten Moment vor der Morgendämmerung hinauszuzögern. Die Gefährten pflegten ihr Fasten sofort bei Sonnenuntergang zu brechen und ihren Suhûr bis zum letztmöglichen erlaubten Moment hinauszuzögern.
 
Wenn man die Regeln des Fastens betrachtet, wird es sehr deutlich, wie Allâh es uns leicht macht. Das Abbrechen des Fastens oder davon befreit zu sein, ist für sieben Gruppen von Menschen erlaubt: Dem Reisenden, dem Kranken, der schwangeren Frau, der stillenden Mutter, den Alten, denjenigen, die auf Grund heftigen Hungers oder Durstes nicht weiterfasten können, und denjenigen, die dazu gezwungen werden nicht zu fasten.
 
Wenn die schwangere Frau fürchtet, sich selbst oder ihrem Baby zu schaden, dann ist es ihr erlaubt, ihr Fasten abzubrechen und es zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Dies gilt auch für die stillende Mutter. Die Älteren und diejenigen, die an chronischen Krankheiten leiden, sind vom Fasten befreit, sollten jedoch die Hungernden mit einer festgesetzten Menge an Essen speisen. Wenn sie sich dies nicht leisten können oder nicht dazu in der Lage sind dies zu tun, dann müssen sie soviel Essen wie sie können an die Hungernden geben. Wenn sie es nicht vermögen dies zu tun, dann sind sie davon befreit etwas zu geben.
 
Zu weiteren Dingen, die das Fasten erleichtern, gehört die Zulässigkeit, Augen- oder Ohrentropfen sowie Maskara und Parfüm zu benutzen.
 
Auch die Abnahme kleiner Mengen von Blut aus den Venen, Nasenbluten zu haben und Impfungen, Zäpfchen, Spritzen oder Tropfen, die nicht als Nahrungsmittel gelten, zu verwenden, beeinflussen keinesfalls das Fasten.
 
Außerdem das Abschmecken von Essen während des Kochens – unter der Bedingung, dass es nicht in den Magen gelangt, das Inhalieren von Medikamenten durch die Nase bei Asthma oder jeglicher anderer Krankheit und das Zähneputzen mit Zahnpasta – all dies ist der fastenden Person erlaubt.
 
Kinder
 
Zu den Regeln hinsichtlich des Fastens, die man kennen muss, gehört, wann ein Kind dazu aufgefordert werden sollte zu fasten. Den Eltern oder Vormunden wurden von Allâh Kinder anvertraut. Der Prophet sagte: „Ihr seid alle Hirten, und ihr werdet alle über euren Haushalt befragt werden.“ (Al-Buchârî).
 
Aus diesem Grund ist es für die Eltern oder Vormunde erforderlich, das Kind anzuhalten und Glauben in dessen Herz sowie Verantwortungsbewusstsein gegenüber dessen Herrn einzuflößen. Der Prophet leitete uns dazu an, unseren Kindern im Alter von sieben Jahren anzuordnen, das rituelle Gebet zu verrichten, um sie zu erziehen, die Verantwortung der Anbetungshandlung zu ertragen.
 
Muslimische Gelehrte erwähnten, dass ein Kind, wenn es das Alter von 10 Jahren erreicht und seine Gesundheit es ihm erlaubt, fasten sollte. Sie erachten das Fasten und das Gebet als ähnliche oder sogar gleiche Anbetungshandlungen hinsichtlich ihres Wertes  und ihrer Wichtigkeit wie das rituelle Gebet. Die Gefährten pflegten ihren Kindern das Fasten anzuordnen. Wenn diese vor Durst oder Hunger weinten, dann lenkten sie sie ab, indem sie mit ihnen spielten. Dies sollte die Wichtigkeit des Fastens in ihre Herzen einflößen und sie auch darauf für das spätere Leben vorbereiten.
 
Frauen
 
Zu den Fastenregeln für Frauen gehört, dass sie mit dem Fasten beginnen müssen, sobald das Blut ihrer Menstruationsperiode aufhört. Wenn die Periode am Abend aufhört, dann haben sie den folgenden Tag zu fasten. Sie müssen sowohl die Absicht zum Fasten haben als auch tatsächlich am nächsten Tag fasten – selbst wenn sie ihren Körper durch das Verrichten des Ghusl (rituelle Ganzkörperwaschung) erst nach der Zeit der Morgendämmerung reinigen. Das Gleiche gilt für Frauen mit Nachgeburtsblutungen. Sobald die Nachgeburtsblutung aufhört, sollen die Frauen sich umgehend reinigen und das Verrichten des rituellen Gebets und das Fasten wieder aufnehmen. Wenn die Nachgeburts- oder Menstruationsblutungen einer Frau geendet haben, sie sich gereinigt hat und später einen gelbflüssigen Ausfluss bemerkt, dann sollte sie das nicht beunruhigen; vielmehr sollte sie fortfahren zu beten und zu fasten. Wenn gleichermaßen eine seit Kurzem schwanger gewordene Frau einen Blutausfluss bemerkt, nachdem sie sich gereinigt hat, dann sollte sie wissen, dass dies keine Menstruationsperiode ist; vielmehr handelt es sich hierbei um Nidationsblutung. Daher sollte sie weiterfasten und beten und Allâh darum bitten, sie zu beschützen, sie zu heilen und ihr zu helfen sowie ihr aus Seiner Gnade und Großzügigkeit rechtschaffene Kinder zu gewähren.
 
Der Prophet schwor, dass kein Monat zu den Gläubigen kommt, der besser ist, als der Monat Ramadân. Dies ist der Grund für den heftigen Wettstreit unter den Leuten in der Verrichtung von Anbetungshandlungen, wie rituelles Gebet, Geben von Almosen, Lesen des Qurân, Anflehen Allâhs (in Bittgebeten) sowie Verrichten von Dhikr (Allâhs Gedenken).
 
Der Prophet sagte: „…Das Fasten ist ein Schutz“ (Al-Buchârî). Dies bedeutet, dass es einen davon abhält, Sünden und Übertretungen zu begehen, wie beispielsweise Schimpfen, üble Nachrede und Lügen; denn wenn die Gläubigen fasten, fasten ihre Ohren, Augen und Zungen sowie ihre Mägen ebenfalls.
 
Fallen des Satans

Leider wirkt der Satan auf die Menschen ein, um die Abende derjenigen zu verderben, die ihm gehorchen, indem er sie dazu verlockt ihre Abende und Nächte aus nutzlosen Spielen und sinnlosen Beschäftigungen bestehen zu lassen. Er überlistet die Leute, indem er sie die Suhûr-Mahlzeit früh einnehmen lässt – was in direktem Widerspruch zur Sunna steht. Er verschönert auch die Gepflogenheit das Morgengebet nicht zu seiner rechtmäßigen Zeit zu beten, und die Menschen tappen in diese Falle. All dies geschieht ob der Unwissenheit über die Herrlichkeit und Vorteile dieses Monats und der Gleichgültigkeit gegenüber der Tatsache, dass dies ein Monat der Anbetung und des Gehorsams gegenüber Allâh ist. Die toten Menschen in ihren Gräbern wünschen, dass Allâh ihr Leben verlängert hätte, damit sie ihre Stunden und ihre freie Zeit mit dem füllen können, was Allâh zufrieden stellt – Dinge, die Er großzügig belohnt.
 
Eine Gruppe von Leuten verleidet sich diesen Monat Ramadân selbst, indem sie wählt, ihn zu einem Monat des Schlafens, Kochens und Verzehrens der allerbesten Arten von Essen und Trinken zu machen. Sie lässt die Ramadân-Nächte aus nutzlosen Spielen und Nichtigkeiten bestehen. Verderbtheit verbreitet sich und die Menschen vertiefen sich in alle Dinge, die einen weit davon entfernt halten, Allâhs zu gedenken.
 
Der Ramadân ist ein Monat der Anbetung, also müssen wir ihn reumütig gegenüber Allâh empfangen. Wir müssen in ihm mehr rechtschaffene Taten verrichten, wie etwa Rezitieren des Qurân, Verrichten freiwilliger ritueller Gebete, reichliches Gedenken Allâhs, Geben von Almosen, Besuchen von Verwandten und gute Kontaktpflege mit diesen, damit man die Vergebung und Gnade Allâhs erlangt.

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