Warum wurde der Qurân herabgesandt?
Das Hauptziel der Herabsendung des Qurân ist das Verstehen dessen Bedeutungen, das Nachdenken über dessen Verse und das Handeln gemäß dem, was in ihm steht, und zwar gemäß den Worten Allâhs des Erhabenen: „Ein Offenbarungsbuch – Wir sandten es auf dich hinab, ein gesegnetes, damit sie über seine Verse tief nachdenken und damit die Leute von Verständnis nachsinnen.“ (Sûra 38:29). Und die Worte des Erhabenen: „Und Wir verteilen es ja unter ihnen auf verschiedene Weise, damit sie eingedenk sind ...“ (Sûra 25:50). Und die Worte des Gepriesenen: „Denken sie denn nicht sorgfältig über den Qurân nach? Wenn er von einem Anderen als Allâh wäre, fänden sie in ihm gewiss viel Widerspruch.“ (Sûra 4:82). Ferner sagt Allâh der Erhabene: „Denken sie denn nicht sorgfältig über den Qurân nach oder sind auf Herzen deren Schlösser?“ (Sûra 47:24). Je mehr der anbetend Dienende über die Qurân-Verse nachdenkt, desto größer sind der Nutzen aus ihm, die Demut und der Glaube des Menschen.
Daher war der Prophet unter den Menschen derjenige, der vor Allâh am besten demütig war und Ihn am meisten fürchtete, weil er unter ihnen derjenige war, der über die Worte Allâhs des Erhabenen am besten nachdachte. Ibn Mas´ûd überlieferte: „Der Gesandte Allâhs sagte zu mir: Rezitiere mir etwas vom Qurân! Ich fragte: O Gesandter Allâhs, soll ich dir von dem rezitieren, was dir selbst geoffenbart wurde? Er entgegnete: Ich möchte ihn von einem Anderen als von mir hören. Ibn Mas´ûd sagte weiter: „Ich las ihm die Sûra An-Nisâ [Sûra 4] vor, und als ich den Vers „Aber wie, wenn Wir von jeder Gemeinschaft einen Zeugen bringen und dich als Zeugen wider jene bringen?“ (Sûra 4:41) erreichte, erhob ich meinen Kopf, oder ein Mann an meiner Seite zwinkerte mir zu und ich erhob meinen Kopf und sah seine Tränen fließen.“ (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.)
Es besteht kein Zweifel daran, dass das Nachsinnen über den Quran und das Ziehen von Nutzen aus ihm zur Askese im Diesseits und zum Streben nach dem Jenseits führt. Al-Hasan sagte: „O Sohn Adams! Bei Allâh, wenn du den Qurân rezitierst und dann an ihn glaubst, dauert deine Trauer im Diesseits an, verstärkt sich im Diesseits deine Angst und vergrößert sich im Diesseits dein Weinen.“ (Nuzhatu-l-Fudalâ.)
Wie oft ließen sich viele elende Menschen durch diesen Qurân rechtleiten! Der Qurân brachte sie aus dem Elend hinaus in die Glückseligkeit, aus dem Irrtum in die Rechtleitung und aus dem Höllenfeuer hinaus in das Paradies.
Eine Gruppe von Leuten verhielt sich feindselig gegenüber dem Gesandten Allâhs und erklärte ihm den Krieg. Als die Leute dann den Qurân gehört hatten, hielten sie nur kurz inne, bis sie die Religion Allâhs in Scharen annahmen. Es gab auch unter denjenigen, die nach ihnen kamen, Leute wie sie, und es gibt diesbezüglich viele bekannte Informationen über sie.
Hervorstechend in diesem Zusammenhang ist wohl die Geschichte der Reue des vorbildichen Imâm Al-Fudail ibn ´Iyâd ). Er war Straßenräuber. Der Grund für seine Reue bestand darin, dass er eine Jungfrau leidenschaftlich liebte. Als er die Wand zu ihr hochkletterte, hörte er jemanden die folgenden Worte Allâhs des Erhabenen rezitieren: „Ist es denn nicht Zeit für diejenigen, die den Glauben verinnerlichen, dass ihre Herzen demütig werden vor Allâhs Ermahnung und vor dem, was von der Wahrheit herabgekommen ist ...“ (Sûra 57:16). Als er diese Worte hörte, sagte er: „Doch, o Herr! Die Zeit ist schon gekommen!“ Er kehrte zurück und zog sich in der Nacht an eine Trümmerstätte zurück. Dort fand er eine Karawane vor. Einige von ihnen sagten: „Wir brechen auf.“ Andere sagten: „Wir warten, bis es Morgen wird, denn Al-Fudail betreibt Straßenraub.“ Al-Fudail dachte darüber nach und sagte zu sich selbst: „Ich bemühe mich in der Nacht Sünden zu begehen, während es hier einige Muslime gibt, die mich fürchten. Nun meine ich, dass mich Allâh an diesen Ort kommen ließ, damit ich davon abstehe. O Allâh, ich wende mich Dir reuevoll zu und lasse meine Reue sich darin verkörpern, dass ich oft in der Nähe der Harâm-Moschee anwesend sein werde!“ (Nuzhatu-l-Fudalâ.)
Allâh erbarme Sich also des Al-Fudail ibn ´Iyâd, den ein Vers aus dem Offenbarungsbuch Allâhs des Erhabenen zum Weg der Rechtleitung führte! So gehörte er danach zu den besten anbetend Dienenden Allâhs und zu den Gelehrten, die ihr Wissen in die Praxis umsetzen. Werden wir also vom Qurân beeinflusst, während wir ihn viel an diesen Tagen rezitieren und hören?