Kinder auf Ramadân vorbereiten - Teil 1

2625 1852

Es gibt nichts wie jenes Gefühl der Vorfreude in den Wochen vor dem Ramadân. Mein Herz flattert unaufhörlich irgendwo zwischen Agonie und Ekstase über das, was ich zu tun hoffe und was dieser gesegnete Monat wohl bringen mag. Diese Aufregung vor dem Ramadân ist ein wesentlicher Bestandteil für einen Gewinn bringenden, bedeutungsvollen Ramadân und kann gar nicht früh genug beginnen. Sie muss sogar früh beginnen, wenn wir das Einflößen der Liebe zum Ramadân und dessen Wichtigkeit in unsere Kinder erhoffen.

 
Lasst das Fasten beginnen!
 
Das Fasten ist die ersichtliche Ramadân-Beschäftigung, an der wir unsere Kinder teilhaben lassen sollten. Es ist jedoch nicht verpflichtend für sie, bevor sie die Pubertät erreichen. Der Prophet sagte: „Die Schreibstifte wurden für Drei gehoben: Für denjenigen, der seinen Verstand verloren hat, bis er wieder zu Sinnen kommt, für denjenigen, der schläft, bis er aufwacht, und für ein Kind, bis es das Pubertätsalter erreicht.“ (Abû Dâwûd).
 
Die Gelehrten sind hinsichtlich des Alters, ab dem ein Kind beginnen sollte zu fasten, unterschiedlicher Meinung. Manche setzen das Fasten mit dem rituellen Gebet gleich und meinen, dass die Eltern beginnen müssen ihre Kinder das Fasten im Alter von sieben Jahren zu lehren und sie dann ab dem Alter von zehn Jahren zur Verantwortung ziehen. Ibn Qudâma sagte: „Dies bedeutet, dass es zum Fasten veranlasst werden sollte, und dass ihm dies angeordnet wird. Und es sollte ihm ein Klaps gegeben werden, wenn es dies nicht tut, um es zu erziehen und es daran zu gewöhnen, genauso wie man es dazu veranlassen sollte, das rituelle Gebet zu verrichten, und es ihm angeordnet werden sollte.“ Dies ist die Meinung weiterer herausragender Gelehrter, wie Imâm Asch-Schâfii, Atâ´ ibn Rabâh, Al-Hasan Al-Basri und Ibn Sirîn . 
 
Außerdem wissen wir von verschiedenen Hadîthen, dass die Kinder der Gefährten des Propheten fasteten.
 
Der Prophet entsandte am Morgen des Aschûrâ-Tages (der Zehnte des Monats Muharram) Boten zu den Dörfern der Ansâr mit der Nachricht: „Derjenige, der den Tag nicht fastend begann, der soll seinen Tag vollenden, und derjenige, der den Tag fastend begann, der soll weiterfasten.“ Ein Gefährte bemerkte: „Danach pflegten wir diesen Tag zu fasten und wir brachten auch unsere Kinder dazu zu fasten. Wir fertigten ihnen Spielzeuge aus Wolle an. Wenn eines von ihnen vor Hunger weinte, gaben wir ihm ein Spielzeug, um damit zu spielen, bis es Zeit war, das Fasten zu beenden.“ (Al-Buchârî).
 
Al-Buchârî weist darauf hin, dass es die Gepflogenheit der Leute von Madîna war, ihre Kinder zum Fasten zu ermutigen. Er berichtet, dass Umar, der zweite Kalif , eines Tages im Ramadân einen Mann sah, der betrunken war. Umar tadelte ihn, indem er sagte: „Du Verdammenswerter! Wie kannst du dies tun, wenn sogar unsere Kinder fasten?
 
Ar-Rubyi´, die Tochter von Mu´awwath, berichtete: „Wir pflegten zu fasten und unsere Kinder fasten zu lassen. Wenn wir zur Moschee gingen, gaben wir ihnen Stoffspielzeug zum Spielen. Wenn immer ein Kind nach Essen weinte, gaben wir diesem Kind die Spielzeuge. Wir taten dies, bis es Zeit zum Fastenbrechen war.“ (Al-Buchârî und Muslim).
 
Imâm Ibn Hanbal empfiehlt jedoch das Alter von zehn Jahren und diese Ansicht wird auch von Al-Charqi, dem bekannten hanbalitischen Rechtsgelehrten, vertreten, der sagte: „Wenn ein Kind zehn Jahre alt und fähig ist zu fasten, sollte es damit beginnen dies zu tun.“ Andere Gelehrte empfehlen sogar ein noch höheres Alter. Ishâq sagte: „Wenn ein Kind das Alter von 12 Jahren erreicht, sollte man es zum Fasten bringen, damit es sich daran gewöhnt.“ Aber gemäß Imâm Mâlik brauchen Kinder vor dem Erreichen des Pubertätsalters nicht zu fasten.
 
Wieder andere Gelehrte, wie Imâm Al-Awzâ´i empfehlen kein Alter, da jedes Kind unterschiedlich auf das Fasten reagiert. Er sagte: „Wenn ein Kind fähig ist, drei aufeinanderfolgende Tage zu fasten, ohne Unterbrechung und ohne schwach zu werden, dann sollte es dazu gebracht werden im Ramadân zu fasten.“ Aus diesen Aussagen wird klar, dass die Eltern von ihrer Urteilskraft Gebrauch machen müssen, um zu bestimmen, wann man mit jedem Kind damit beginnen muss, an dessen Fastenübung zu arbeiten.
 
Fasten – Biss für Biss
 
Der Prophet Muhammad sagte: „Kein Vater hat seinen Kindern ein großartigeres Geschenk gegeben als das Schulen guter Moral.“ (At-Tirmidhi).
 
Allgemein gesprochen: Je früher das Schulen desto besser. Wie auch beim Heranführen an das rituelle Gebet sollten wir die Kinder stufenweise an den Gedanken und an die Vorgehensweise des Fastens heranführen; wir sollten sie auch nicht zum Fasten zwingen, während sie noch jung sind.
 
Dr. Raschad Laschin rät: „Im Alter zwischen sieben und neun Jahren ist es möglich die Kinder stufenweise an das Fasten heranzuführen. Am Anfang können sie ermuntert werden, bis zehn Uhr morgens zu fasten. Dann kann die Zeit verlängert werden, erst bis zur Zeit des Mittagsgebets, dann bis zur Zeit des Nachmittagsgebets. Zu diesem Zeitpunkt können wir sie ermutigen, indem wir sagen: Los, sei tapfer! Faste bis zum Sonnenuntergang weiter und führe es ganz zu Ende!“
 
Unser Lehrer verbrachte die frühen Jahre der islâmischen Botschaft damit, das ständige Vergegenwärtigen Allâhs in den Herzen der Gläubigen zu entwickeln, wobei diese Seine Anordnungen aus eigenem Antrieb umsetzten, aus Liebe zu ihrem Herrn, aus Furcht vor Ihm und aus Hoffnung auf Ihn. Gleichermaßen sollten wir uns darauf konzentrieren unseren Kindern zu helfen, ihre eigene persönliche Beziehung zu Allah zu entwickeln, damit sie sich aus eigenem Antrieb der Anbetung zuneigen, wenn sie sich der Pubertät nähern.
 
 

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