Geschichte und Bedeutung des Zamzam-Wassers - Teil 1

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Einleitung

 
Allâh erschuf alle Lebewesen aus Wasser. Die Menschen benötigen für fast alles Wasser: Für Landwirtschaft, Bau, Transport und zum Kühlen und Erhitzen. Doch nicht jedes Wasser hat den gleichen Wert und die gleiche Bedeutung. Muslime betrachten das Zamzam-Wasser als etwas Geehrtes und Einzigartiges. Sie sehnen sich nach dieser geheimnisvollen Flüssigkeit und lieben es, sie bei jeder Gelegenheit zu trinken. Und diejenigen, die es geschafft haben sich zum Haddsch zu begeben, kommen nach Hause zurück, nachdem sie es als geschätzten Besitz Tausende von Kilometern getragen haben, um es ihren Freunden und Familien als besonderes Geschenk zu geben.
 
Was ist eigentlich so besonders am Zamzam-Wasser? Mit einem Wort: Alles!
 
Es gibt nichts Normales daran. Das Wunder, wie es dazu kam, dass es inmitten der Wüste ist, seine Beständigkeit über Tausende von Jahren, die nützlichen Eigenschaften, die es besitzt, die Tatsache, dass es niemals austrocknet. Dieses Wasser ist besonders.
 
Tatsache ist, dass dieser kleine, etwa eineinhalb Meter tiefe Brunnen sich weit entfernt von einer anderen Wasserquelle oder einem anderen Gewässer befindet. Er füllt sich selbst auf. Er füllt sich regelmäßig selbst auf, um Liter über Liter von Wasser für den Bedarf durstiger Pilger zu produzieren. Und die zusätzliche Menge, die abgefüllt wird. Und auch die Menge, die als Geschenk mitgenommen und weltweit an Millionen verteilt wird. Es wurde wissenschaftlich bewiesen, dass das Zamzam-Wasser auf Grund seines höheren Calcium-Anteils, seiner Magnesium-Salze und auch der natürlichen Fluoride, die eine keimtötende Wirkung besitzen, heilende Eigenschaften besitzt.
 
Es ist ferner eine bekannte wissenschaftliche Tatsache, dass Teiche oder Wasserbrunnen – besonders in warmen Klimata – dazu neigen, Pflanzenbewuchs, wie beispielsweise Algen zu kultivieren. Erstaunlicherweise ist dies beim Zamzam-Brunnen nicht der Fall. Er ist frei von biologischer Verschmutzung geblieben.
 
Seit der Zeit, in der Hâdschar auf der Suche nach Nahrung für ihren Sohn und ziellos durch die Wüste wanderte, bis zu dem Moment, in dem Ismâ'îl seinen kleinen Fuß auf den Sand schlug und der Zamzam-Brunnen auf Grund der großen Barmherzigkeit Allâhs geboren war, haben Muslime von ihm getrunken. Was noch faszinierender ist: Er trocknete nicht ein einziges Mal aus! Für Muslime ist dieses gesegnete Wasser in seiner Bedeutung und Geschichte etwas Besonderes.
 
Eine erhabene Geschichte
 
Ibn Abbâs berichtete, dass der Prophet sagte: “Als Abraham Meinungsverschiedenheiten mit seiner Frau hatte [auf Grund ihrer Eifersucht auf Ismâ'îls Mutter Hâdschar], nahm er Ismâ'îl und dessen Mutter und ging fort. Sie hatten einen Wasserbalg mit sich, der ein wenig Wasser beinhaltete. Ismâ'îls Mutter trank Wasser aus dem Wasserbalg, damit ihre Milch für ihr Kind zunahm. Als Abraham Makka erreicht hatte, ließ er sie unter einem Baum sitzen und kehrte dann nach Hause zurück. Ismâ'îls Mutter folgte ihm, und als sie Kada erreichten, rief sie ihn von hinten: O Abraham! Wohin verlässt du uns? Er antwortete: In Allâhs Obhut. Sie sagte:Ich bin damit zufrieden, mit Allâh zu sein. Sie kehrte zu ihrem Platz zurück und begann Wasser aus dem Wasserbalg zu trinken, und ihre Milch für ihr Kind nahm zu. Als das Wasser gänzlich aufgebraucht war, dachte sie sich: Ich gehe lieber und blicke umher, ob ich jemanden sehe. Sie stieg den Hügel Safâ hinauf und blickte umher, in der Hoffnung jemanden zu sehen, jedoch vergebens. Als sie ins Tal herunter gekommen war, rannte sie, bis sie den Hügel Marwa erreichte. Sie rannte mehrmals hin und her. Dann dachte sie: Ich gehe lieber zurück und sehe, wie es dem Kind geht. Doch plötzlich hörte sie eine Stimme. Und sie sagte zu dieser fremden Stimme: Hilf uns, wenn du irgendeine Hilfe leisten kannst! Es war der Engel Gabriel. Gabriel stieß so mit seiner Ferse auf die Erde [Ibn Abbâs stieß mit seiner Ferse auf die Erde, um es zu veranschaulichen] und als Folge strömte das Wasser heraus. Ismâ'îls Mutter war erstaunt und begann zu graben … Sie begann von dem Wasser zu trinken und ihre Milch für ihr Kind nahm zu …“ (Al-Buchârî).
 
In einer anderen Überlieferung von Ibn Abbâs sagte der Prophet : „Möge Allah mit der Mutter von Ismâ'îl barmherzig sein! Wenn sie das Zamzam-Wasser so gelassen hätte, wie es war, wäre es ein fließender Strom geworden. Dschurhum [ein alter arabischer Stamm] kam zu Hâdschar und fragte sie: Können wir uns an deiner Wohnstätte niederlassen? Sie sagte: Ja, doch ihr habt kein Anrecht darauf, das Wasser zu besitzen. Sie waren einverstanden.“ (Al-Buchârî). So wurde das trockene und karge Tal von Makka bewohnt.
 
Der Erzengel Gabriel grub das Zamzam-Wasser aus, damit das Leben Ismâ'îls, des Urgroßvaters des Propheten Muhammad gerettet wird. Hâdschar, die Frau Abrahams, des Stammvaters, bremste die Strömung und bewirkte, dass es ein Brunnen wurde. Er befindet sich neben dem heiligsten aller heiligen Orte: der Ka'ba. Sein Wasser war der unmittelbare Grund für Dschurhums Ansiedeln in Makka und damit der Beginn der makkanischen Ära in der Geschichte der Menschheit. Kein anderes Wasser kann diese Ehre für sich beanspruchen.
 
Die Wiedergeburt des Zamzam
 
Im Laufe der Zeit begannen die Einwohner Makkas auf die Gepflogenheiten der Frommen zu verzichten. Die Dschurhum, der Kern der makkanischen Bevölkerung, wurden aus Makka vertrieben, als sie ungerecht und tyrannisch wurden. Sie verstopften heimlich den Brunnen, um ihren Bezwingern dessen Segen zu verwehren, wobei ihnen die Wichtigkeit des Zamzam völlig bewusst war. Der Zamzam-Brunnen wurde nicht wieder geöffnet und daher vergessen. Viele Generationen gingen in Makka dahin, während derer das Zamzam in völlige Vergessenheit geriet, bis Abdulmuttalib, der Großvater des Propheten väterlicherseits, den still liegenden Brunnen wiedererweckte. Abdulmuttalib selbst hatte den Zamzam-Brunnen nicht wahrgenommen. Mit dem Herannahen der letzten göttlichen Botschaft war eine Abfolge bedeutungsvoller Ereignisse im Gange. Die Wiedergeburt des Zamzam war eines davon.
 
Es geschah, dass Abdulmuttalib in drei aufeinander folgenden Nächten einen klaren Traum darüber hatte, einen Brunnen zu graben. In jedem Traum war der Name des Brunnens unterschiedlich und es wurde kein Ort erwähnt. In der vierten Nacht jedoch, wurden Abdulmuttalib sowohl Zamzam als auch dessen Ort so klar genannt, dass er am Morgen nach derselben vierten Nacht die Aufgabe durchführte.
 
Zur größten Fassungslosigkeit der Makkaner, die sich über den scheinbar vergeblichen Versuch, an einem derart dürren Ort Wasser zu finden, lustig gemacht hatten, fand Abdulmuttalib in einem alten ausgegrabenen Brunnen ganz nah an der Ka'ba Wasser. Und es war nur selbstverständlich, dass die Makkaner einen Anteil an diesem offensichtlich besonderen Brunnen beanspruchten. Abdulmuttalib machte keine Zugeständnisse und lehnte jeden derartigen Anspruch ab.
 
Die Makkaner und Abdulmuttalib konnten keinen Mittelweg aushandeln, deshalb waren beide Parteien damit einverstanden, einen Schlichter zu suchen. Sie brachen zu einer Priesterin auf, deren Rechtsspruch von beiden Parteien akzeptiert werden sollte.
 
Die Karawane hatte, während sie die Wüste durchquerten, auf ihrem Weg kein Wasser mehr. Die Gefährten Abdulmuttalibs gaben allesamt die Hoffnung auf Rettung auf. Und als alles verloren schien, strömte aus der noch so kleinen Kerbe, die Abdulmuttalibs Kamel mit seinem Fußballen machte, Wasser heraus. Als die Makkaner dies sahen, wussten sie, dass Derjenige, der Abdulmuttalib vor diesem sicheren Tod auf genau dieser Reise rettete, eben jene Frage des Zamzam entschied. Er machte Abdulmuttalib zum einzigen Erben dieses besonderen Wassers. Die Frage war entschieden und die Familie des Propheten wurde mit einem klaren Unterscheidungsmerkmal geehrt. Es ist von größter Bedeutung zu erwähnen, dass Abdulmuttalibs Besitz des Zamzam kein Besitzanspruch war, mit dem er sein Wasser Anderen verwehrte. Der einzige Erbe zu sein bedeutete, dass Abdulmuttalib allein die Pilger mit Zamzam-Wasser versorgen würde. Niemand sonst (außer seiner Familie natürlich) konnte an diesem äußerst ehrenvollen Vorrecht teilhaben.

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