Der Zustand der frommen Vorfahren beim Ihrâm und der Talbiya – Teil 2

2371 1846

Vorsicht der Salaf vor Augendienerei und Stolz

 

Der Haddsch-Pilger muss jede Form der Augendienerei, des Stolzes, der Angeberei und des Wunsches nach Ruhm vermeiden und sich darauf ausrichten, dass er diesen Haddsch nur für Allâh den Makellosen und Erhabenen verrichtet, um Seine Zufriedenheit zu erlangen. Er soll diesen Haddsch in Demut, Ruhe und Ehrfurcht vor seinem Herrn vollziehen.

 

Die Salaf waren sehr darauf bedacht, dass sich in ihre Taten keine Augendienerei oder Eitelkeit einschleicht. Sie wussten, dass Allâh der Majestätische nur die Taten akzeptiert, die allein für Ihn und auf dem Weg der Sunna Seines Propheten verrichtet wurden. Der Makellose sagt in einem Qudsi-Hadîth: „Wer eine Tat verrichtet, bei der er Mir etwas anderes beigesellt, den und seine Beigesellung lasse Ich.“ Überliefert von Muslim.

 

Einmal sagte ein Mann zu Ibn Umar : „Wie viele Pilger es doch sind!“ Da entgegnete Ibn Umar: „Wie wenige es doch sind!“

 

Schuraih Al-Qâdî sagte: „Die Pilger sind wenige und das Gefolge ist zahlreich. Viele verrichten gute Taten, aber nur wenige begehren Sein Angesicht.“ Zitatende.

 

Umar ibn Al-Chattâb sagte eines Tages auf seinem Weg nach Makka: „Ihr seid ungepflegt, wetteifert, rezitiert und schlachtet Opfertiere und wollt damit nichts Weltliches. Wir kennen keine bessere Reise als diese (den Haddsch).“

 

Liebe Geschwister! Makellos ist Der, Der Sein sakrosanktes Haus zu einem Ort der Einkehr für die Menschen und zu einer Stätte der Sicherheit machte. Sie zögern auf ihrem Weg dahin und sehen nicht, dass sie dort ihren Wunsch erfüllt bekommen.

 

Allâh der Majestätische fügte dieses Haus mit folgendem Vers Sich Selbst hinzu: „...und reinige Mein Haus für die den Tawâf Vollziehenden...“ (Sûra 22:26).

 

Daraufhin schlossen diejenigen, die ihren Schöpfer lieben, Sein Haus in ihre Herzen ein. Jedes Mal, wenn dieses Haus erwähnt wird, sehnen sie sich nach ihm. Und jedes Mal, wenn sie sich an seine Ferne erinnern, seufzen sie.

 

Manche Frommen sahen die Pilger auf dem Weg zum Haddsch und begannen zu weinen. Sie sagten: „Ich werde schwach.“ Dann holten sie Luft und sagten: „Dies ist der Schmerz desjenigen, dem der Weg zum Haus verwehrt ist.“ Wie ist dann erst der Schmerz desjenigen, dem der Weg zum Herrn dieses Hauses verwehrt ist?

 

Wer die Pilger sieht und selbst nicht den Haddsch verrichten kann, der soll sich sorgen. Wer die Besucher dieses Hauses sieht und selbst sitzen bleibt, der soll trauern.

 

Zustand der Salaf in der Arafât-Ebene

 

Liebe Geschwister! Der Zustand der Salaf in der Arafât-Ebene war unterschiedlich. Manche waren vor Angst und Scham benommen, manche klammerten sich an die Seile der Hoffnung und bei anderen überwogen Sehnsucht und Unruhe. Aber sie alle glichen sich im Dhikr, Du'â und der Hingabe zu Allâh. Sie wandten sich Ihm vertraulich zu und begaben sich in Seine Obhut.

 

Mitraf und Bakr, die beiden Söhne von Abdullâh ibn As-Schichîr standen in der Arafa-Ebene, als Mitraf sagte: „O Allâh, weise die Leute dieses Stehens nicht wegen mir zurück!“ Bakr sagte: „Wie ehrenvoll wäre doch dieser Platz und hoffnungsvoll für seine Anwesenden, wenn ich nicht hier wäre!“

 

Al-Fudail sagte zu Schu'aib ibn Harb in der Haddsch-Zeit: „Wenn du denkst, dass es jemand Schlechteren als dich und mich gibt, der diese Haddsch-Zeit erlebt hat, dann denkst du schlecht.“

 

Abû Ubaida Al-Chauwwâs sagte in der Arafa-Ebene stehend: „Ich sehne mich nach Dem, Der mich sieht und Den ich nicht sehe.“ Als er älter wurde, ergriff er seinen Bart und sagte: „O Herr, ich bin alt geworden, so befreie mich!“ Er sprach Anaschîd, während er in der Arafa-Ebene stand.

 

Sufyân At-Thaurî gehörte zu den Hoffnungsvollen an diesem Tag. Ibn Al-Mubarak sagte: „Ich kam zu Sufyân At-Thaurî am Abend von Arafa. Er kniete mit Tränen vergießenden Augen. Ich wandte mich zu mir selbst und sagte zu ihm: „Wer ist der Schlimmste unter uns?“ Er sagte: „Wer denkt, dass Allâh ihm nicht vergibt.“

 

Von Al-Fudail ibn Iyâd ist überliefert, dass er auf die Wimmernden und Weinenden am Abend von Arafa blickte und fragte: „Was denkt ihr, wenn diese Leute zu einem Mann gehen und ihn um einen Dâniq (sechstel Dirham) bitten würden, würde er sie abweisen?“ Sie antworteten: „Nein!“ Er sagte: „Für Allâh ist es einfacher, Vergebung zu gewähren, als das Gewähren eines Dâniq für diesen Mann.“

 

Die früheren Gelehrten während des Tawâf:

 

Abdulmadschîd ibn Abû Rawwâd sagte: „Sie verrichteten den Tawâf um das Haus in Ehrfurcht und Allâh gedenkend, als ob auf ihren Köpfen Vögel säßen (d.h. in solcher Ruhe, dass sogar Vögel auf ihren Köpfen sitzen hätten können). Wenn man sie sah, wusste man, dass sie sich in rituellen Kulthandlungen und Ibâda (Anbetungshandlung) befinden.“

 

Tâwûs gehörte zu denen, an denen diese Eigenschaft zu sehen war.

 

Zu den Ibâdât während des Tawâf gehört das Senken des Blickes, wenn mit den Männern gleichzeitig Frauen den Tawâf verrichten. Ibn Al-Dschauzî sagte: „Wisse, dass es Pflicht ist, den Blick vom Verbotenem abzuwenden. Wer Allâh den Majestätischen fürchtet, muss seine Neigungen, in diesem Moment, diesem gewaltigen Ziel unterordnen. Der Charakter vieler Leute wurde dort verdorben, weil sie ihren Blick nicht abwandten.“ Zitatende.

 

Die Frauen sollten es vermeiden, sich mit Männern in die Menge des Tawâf zu begeben und vielmehr die Zeiten abwarten, in denen weniger Andrang herrscht. So tat es Âischa, die Mutter der Gläubigen . Sie verrichtete den Tawâf abseits der Männer. Auch küsste sie den Schwarzen Stein nicht und berührte weder ihn noch die jemenitische Ecke, wenn Andrang herrschte.

 

Einmal sagte ihr ihre Dienerin: „O Mutter der Gläubigen. Ich habe den Tawâf sieben Mal um das Haus vollzogen und die Ecke zwei oder drei Mal berührt.“ Âischa entgegnete ihr: „Möge Allâh dich nicht belohnen! Möge Allâh dich nicht belohnen! Drängst du dich mit den Männern? Hättest du doch den Takbîr gesprochen und wärst weitergelaufen!“

 

Ibn Al-Muhibb At-Tabarî sagte: „Es ist abscheulich, dass sich manche makkanischen Frauen an diesem Ort in den Nächten des Freitags und anderen Tagen unter die Männer mischen. Dabei schminken und parfümieren sie sich und ziehen somit die Blicke der Tawâf-Verrichtenden auf sich und lenken sie von ihrer Ibâda ab. Manche von ihnen bedecken nicht einmal ihre Füße. Außerdem fällt es den Männern schwer, dauernd darauf zu achten, sie nicht zu berühren. Dies ist eine Katastrophe, die die Menschen mittlerweile als normal ansehen.“ Zitatende.

 

Jeder anbetend Dienende muss darauf bedacht sein, seinen Tawâf von all diesen Dingen fernzuhalten. Er soll nicht denken, dass er dort vor der Bestrafung Allâhs wegen unislâmischer Handlungen sicher ist.

 

Möge Allâh Seinen Gesandten in Ehren halten und bewahren sowie dessen Familie und dessen Gefährten!

 

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