Haddsch ... zwischen Nutzen und Sinn – Teil 1

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Der Haddsch ist eine Elementarpflicht des Islâm. Sie wurde im neunten Jahr nach der Hidschra zur Pflicht erklärt. Es ist eine Barmherzigkeit Allâhs den anbetend Dienenden gegenüber, dass ihnen die Verrichtung des Haddsch nur einmal in ihrem Leben zur Pflicht gemacht ist. Allâh der Erhabene sagt: „... Und der Menschen Pflicht gegenüber Allâh ist der Haddsch zum Hause, wer den Weg dorthin ermöglichen kann ...“ (Sûra 3:97).

 
In der Sammlung authentischer Hadîthe von Muslim und in anderen Werken ist von Abû Huraira überliefert, dass dieser sagte: „Der Gesandte Allâhs sprach zu uns und sagte: O ihr Menschen, Allâh hat euch den Haddsch zur Pflicht gemacht, so verrichtet den Haddsch! Al-Aqra ibn Hâbis fragte: Jedes Jahr, o Gesandter Allâhs? Er schwieg, bis der Mann die Frage drei Mal gestellt hatte. Dann sagte der Gesandte Allâhs : Wenn ich ja sagen würde, würde es zur Pflicht gemacht und ihr wäret nicht dazu in der Lage. Lasst mich, solange ich euch lasse! Diejenigen vor euch wurden nur durch ihre häufige Fragerei und ihre Meinungsverschiedenheiten über ihre Propheten vernichtet.“
 
Zwischen Nutzen und Sinn:
 
Der Haddsch ist voller Nutzen und Sinn. Er birgt dogmatische, persönliche, gesellschaftliche, charakterliche und erzieherische Dimensionen, wie zum Beispiel:
 
1. Vertiefung des Glaubens und Festsetzen der demütigen Ehrfurcht gegenüber Allâh:
 
Ein nach Vorschrift verrichteter Haddsch stärkt zweifellos den Glauben, befreit die Seele von deren Schmutz und weckt deren islâmischen Gefühle danach, sich die Gewaltigkeit Allâhs des Erhabenen verstärkt vor Augen zu führen und Ihn mehr zu fürchten. Dort leben die Pilger tatsächlich eine bestimmte Anzahl an Tagen mit dem Wohlgeruch der göttlichen Offenbarung an den Orten, an die der edle Qurân hinabgesandt wurde. Die Seelen streben geistig nach mehr wirklich spürbarer Religiosität, vollkommener Unterwerfung gegenüber Allâh dem Erhabenen und der wahren Bindung an Seine Gebote und Verbote.
 
Allâh der Erhabene weist auf diesen gewaltigen Sinn und dessen positive Bedeutungen in der Sûra Al-Haddsch in Seinem Wort über einige Seiner rituellen Riten hin: „Es werden Allâh niemals ihre Fleischstücke und auch nicht ihr Blut erreichen, sondern es erreicht Ihn die Demut ihn Ehrfurcht von euch Ihm gegenüber ...“ (Sûra 22:37).
 
2. Nachempfinden der Aufopferung der früheren Muslime:
 
Das Erleben der Tage des Haddsch lässt den Muslim in seelisch intensiver Weise die Tage des Prophetentums sich vor Augen führen. Er empfindet realiter die Aufopferung der Prophetengefährten nach und fühlt die Anstrengungen der früheren Muslime, die die Grundlagen dieser Religion verankerten, sich zu deren Lehren verpflichteten und deren Vorzüge und schönen Eigenschaften verbreiteten und dabei die Widerwärtigkeiten ihrer Gegner in Geduld, Not, Unheil, Mühe und Aufopferung ertrugen. Dies erbrachten sie durch sich selbst, ihr Vermögen, ihre Familien, ihre Zeit und ihr Wohl. Auf Grund dieser Unbill und dieser Aufopferung warnte der Prophet davor, die Prophetengefährten herabzuwürdigen oder ihnen zu schaden, indem er sagte: „[Fürchtet] Allâh, [fürchtet] Allâh hinsichtlich meiner Gefährten! Nehmt sie nicht nach mir zum Angriffsziel! Wer sie liebt, der liebt sie mit meiner Liebe.“ Und in einer anderen Überlieferung: „Wenn einer von euch im Ausmaß des Berges Uhud an Gold spenden würde, würde er doch nicht an einen von ihnen heranreichen, auch nicht an seine Hälfte.“ Überliefert von Al-Buchârî und Imâm Muslim.
 
3. Der absolute Gehorsam gegenüber Allâh dem Erhabenen:
 
Die Verrichtung der rituellen Kulthandlungen des Haddsch in der Verschiedenheit dessen Formen, Zeiten und Orte und unterschiedlichen Einzelheiten, Anzahl und Inhalte setzt in die Seelen der Pilger den Wert des Gehorsams gegenüber Allâh dem Einen dem Einzigen. Sie erleben den absoluten Gehorsam gegenüber Seinen Anordnungen, Regeln und Hinweisen, selbst wenn ihnen die Weisheit dahinter nicht direkt auffällt oder es nicht direkt greifbar ist.
 
Zu den Erscheinungen, die auf die vollständige Unterwerfung gegenüber Allâh dem Erhabenen, hindeuten, gehören der siebenfache Tawâf (das Umschreiten) um die edle Ka'ba, das Küssen des Schwarzen Steines, das Werfen der Kieselsteine zu bekannter Zeit und in festgelegter Anzahl, das Verweilen in der Arafât-Ebene und schließlich das nächtliche Aufbrechen nach Muzdalifa, um dort die Nacht zu verbringen.
 
Auf diese Weise verschmelzen die körperlichen, geistigen und seelischen Energien des Menschen und steigern sich zu Verherrlichung und Ehrenbezeigung. So gewöhnen sie sich an die sofortige, kompromisslose Ausführung der Anweisungen Allâhs des Erhabenen und die Befolgung Seiner Hinweise in Aufrichtigkeit und Unterwerfung, selbst wenn der Sinn nicht direkt zu begreifen ist.
 
Al-Buchârî und Imâm Muslim überlieferten von Umar ibn Al-Chattâb , dass er den Schwarzen Stein küsste und sagte: „Ich weiß wahrhaftig, dass du nur ein Stein bist, der nicht schadet und nicht nutzt. Und wenn ich nicht den Gesandten Allâhs dich hätte küssen sehen, hätte ich dich nicht geküsst!“
 
 
 

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